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Russland/Mongolei: Mit der Transmongolischen Eisenbahn nach Ulan Bator

Die Transmongolische Eisenbahn bringt den Reisenden von Irkutsk bis nach Beijing in China. Sie ist ein Ableger der der Transsibirischen Eisenbahn, deren klassische Strecke von Moskau nach Wladiwostok führt. Der Expresszug benötigt 22 Stunden bis nach Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei. Wir nehmen den Bummelzug in 30 Stunden bis Ulan Bator.

Wir stehen sehr früh auf um noch Tickets für den Zug um kurz vor 8 Uhr nach Ulan Bator kaufen zu können. Das stellt sich jedoch als nicht so einfach wie gedacht heraus. Die Ticketschalter im Bahnhof haben zwar 24 Stunden geöffnet, aber nicht der Schalter, der die Tickets nach Ulan Bator verkauft. Der macht erst um 8 Uhr auf, also zu spät. Nach Hin- und Herlaufen und -fragen geben wir uns geschlagen und warten darauf, dass der Schalter öffnet. Dann kaufen wir Tickets für den Zug am Abend, der jedoch im Vergleich zum Morgenzug ein Bummelzug ist. Der Expresszug benötigt 22 Stunden während der langsame Zug 30 Stunden braucht. Egal, so müssen wir nicht noch eine Nacht in Irkutsk verbringen.

Preislich liegen die Tickets alle gleich. Normalerweise gibt es in den inner-russischen Zügen noch eine 3. Klasse, die sogenannte Platskartny, aber die Züge nach Ulan Bator haben nur Kupe, also 2. Klasse. Der Kauf geht erstaunlich schnell von statten dank der effizienten Kühle der Dame am Schalter. Kurze Befehle (Dokumente! Karte! Unterschrift!) ohne viel Floskelei helfen dabei.

So sind wir innerhalb kurzer Zeit Besitzer unserer Tickets für den Zug um 22 Uhr und haben nun noch einen Haufen Zeit. Wir geben unser schweres Gepäck im Bahnhof ab um noch ein bisschen die Stadt erkunden zu können. Mit der Tram fahren wir erstmal in die falsche Richtung, aber sie dreht recht bald um und bringt uns in die Innenstadt. Heute ist es unglaublich heiß und ich habe mich völlig falsch angezogen. Ich habe eine lange Jeans und meine Wanderstiefel an. Ich merke schon früh, dass ich darüber hätte besser nachdenken sollen. Tatsächlich habe ich mich nur für den Weg zum Zug gekleidet. Wir fahren in die Innenstadt und gehen ins erstbeste Café um zu frühstücken. Ich buche das Hostel in Ulan Bator um und arrangiere unsere Abholung vom Bahnhof, die das Hostel kostenlos anbietet. Hugo, der Italienischer Londoner, hat uns das Hostel empfohlen.

Danach schauen wir in das Einkaufszentrum in der Fußgängerzone nach Kameras. Denn meine Kamera hat auf dem Track von einen Moment auf den anderen den Geist aufgegeben. Ich stelle fest, dass die Kameras hier deutlich günstiger als in Deutschland sind. Allerdings gibt es keine Bodys zu kaufen, sondern nur mit Kit-Objektiv, was ich nicht benötige.

Wir erkunden in der sommerlichen Hitze noch weiter die Stadt, immer von einem Schattenfleck zum anderen. In einem Restaurant gehen wir essen und suchen danach noch ein paar Elektronikmärkte auf. Wir finden auch einen Fotoladen, der einen gebrauchten Body des Vorgänger-Modells meiner Kamera anbietet. Der wird es dann schlussendlich, da es einfach am günstigen ist. Meine Kamera kann sicherlich noch repariert werden, es ist ein Problem mit dem Auslöser, aber ich weiß nicht für welchen Preis und wie ich sie wieder zurück bekommen kann. Mal sehen. Vorerst bin ich versorgt. Wir sind ganz schön erschöpft von der Herumrennerei in der Hitze. Wir essen erstmal ein Eis darauf und kehren zurück in die Innenstadt um den Aufenthalt in Sibirien so zu beenden wie wir es angefangen haben: In der Kamchatka Bar. Diesmal jedoch mit deutlich weniger Bier – Sie machen auch ziemlich gute Limonade ;)

Los geht’s – Die Transmongolische Eisenbahn

Dann fahren wir mit der Tram zum Bahnhof zurück, holen unsere Rucksäcke ab und kaufen noch ein paar Piroschkas und Getränke und warten darauf, dass unser Zug aufgerufen wird. Wir finden schnell unseren Waggon und unser Abteil, das aus vier Betten besteht. Neben uns wird unser Abteil von Ganaa, Kevin und der 9-Monate alten Amelie bewohnt. Kevin kommt aus Kanada und Ganaa aus der Mongolei. Sie fahren auf Familienbesuch nach Ulan Bator. Kevin hat ein paar Jahre in der Mongolei gearbeitet und dabei Ganaa kennengelernt, dann sind sie gemeinsam nach Kanada gegangen. Kevin backt sehr gerne Brot und ist begeistert von analogen Kameras.

Im Zug ist es unfassbar heiß. Es gibt zwar eine Klima-Anlage, die ist aber kaputt. Nach den ersten zwei Stunden legen wir uns zum Schlafen, was erstaunlich gut funktioniert. Kühler Nachtwind weht durch das Fenster hinein und macht das Schlafen angenehm. Selbst Amelie verhält sich relativ ruhig für ein Baby.

Zweiter Tag Transmongolische Eisenbahn

Wir wachen auf, essen ein paar Piroschki zum Frühstück und ich halte das erste Mal in meinem Leben ein Baby. Ja, tatsächlich, das erste Mal! Es ist ungaublich, wie schnell sie wachsen. Nach neun Monaten wiegt Amelie schon 12kg. Das ist sicher gutes Training beim Bergsteigen. Jede Woche lernt Amelie neue Dinge – lachen, stehen und wieder fallen, Laute und das Deuten auf Dinge. Auch unser Knutschekrokodil mag sie gerne, auch wenn sie nicht versteht, warum sie es nicht in den Mund stecken darf.

Wir kommen am frühen Nachmittag in Naushki an, der letzte russische Ort vor der Grenze. Hier werden Passkontrollen und Zoll auf der russischen Seite durchgeführt sowie die Räder getauscht, denn die Mongolischen Schienen haben andere Breiten als die Russischen. Das beansprucht mehrere Stunden. Erst müssen wir den Zug für zwei Stunden verlassen. Ganaa und Amelie dürfen bleiben, zumal Amelie gerade erst eingeschlafen ist.

Sibirisches Hinterland

Wir erkunden mit Kevin ein wenig die kleine Stadt, die aus nicht viel mehr als ein paar Holzhäusern mit Gärten, in denen die Einwohner verschiedenes anbauen, ein paar Fabrikhallen und dem Bahnhof besteht. Wir kaufen uns ein Eis und besteigen dann den kleinen Berg hinter der Stadt um sie überblicken zu könen. Es ist trocken und staubig, überall fliegen Schmetterlinge, springen Grashüpfer, wuseln Hunde. Es gibt große, rötliche Käfer, die beim Fliegen laute Klickgeräusche von sich geben. Wir geben unsere letzten Rubel für kühle Getränke aus und begeben uns zurück zum Bahnhof. Wir besteigen den Zug, zeigen zum x-ten Mal unsere Pässe und eine Stunde später kommt die richtige Kontrolle, die uns ausstempelt, sowie der Zoll, der vor allem nach illegalen Passagieren zu suchen scheint.

Dann geht’s weiter und wir kommen in die Mongolei. Der erste Halt in der Mongolei ist die Stadt Sukhbataar, wo das gleiche Prozedere nochmal mit den Mongolen beginnt. Eine Reihe mongolische Grenzbeamte stehen am Gleis und salutieren als unser Zug einfährt. Dann gehen sie in die Wagons und machen die Passkontrollen. Das geht aber deutlich schneller als in Russland. Wir können auch kurz raus und holen uns unser erstes mongolisches Eis – für nur umgerechnet 13 Cent. So lässt es sich gut leben.

Ankunft in Ulan Bator

Nach langer, heißer Zugfahrt, kommen wir um 6 Uhr morgens Ortszeit in Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei an. Erst am Bahnhof wachen wir auf und packen unsere Sachen. Das dauert so seine Zeit und als wir endlich den Zug verlassen, der schon wieder losfahren will, wartet unser Abholservice vom Hostel nicht mehr auf uns. Mit Hilfe von Ganas Telefon rufen wir beim Hostel an und klären die Situation. Sie kommen nochmal um Leute vom 7 Uhr Zug abzuholen und wir setzen uns an den Bahnhof und warten. Diverse Leute kommen auf uns zu und wollen uns in ihre Taxis locken. Teilweise sehr aufdringlich. Schließlich findet uns Bobby, die Leiterin des UB Guesthouse, und wir fahren mit zwei jungen deutschen Frauen zum Hostel.

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    Annika

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