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Argentinien: Zu Fuße des höchsten Bergs Südamerikas

Der Aconcagua ist mit 6.962m der höchste Berg außerhalb des Himalayas. Ein Schneegipfel, der sich in wüstengleicher Landschaft erhebt. Abseits der Saison für die Besteigungen hat man den Nationalpark und die sagenhaften Bergpanoramen fast für sich alleine. Vier Stunden von der Weinhauptstadt Mendoza entfernt bietet der Parque Provincial Aconcagua Wandermöglichkeiten abseits der Massen.

Die Fahrt von Mendoza zum Aconcagua Nationalpark dauert vier Stunden, die wir größtenteils verschlafen. Am Ende fahren wir zwischen rotbraunen Bergen aus bröseligem Gestein vorbei. Wir haben die vordersten Sitze oben im Bus und deshalb eine gute Aussicht. Um 11 Uhr kommen wir am Park an und registrieren uns im Parkbüro. Wir lassen uns eines der Trekkingpermits ausstellen, das uns erlaubt bis zum Camp Confluencia zu wandern, der ersten Station auf dem Weg auf den Aconcagua. Das Tagesticket kostet 200 Pesos (etwa 12 Euro), was schon recht happig ist. Es gibt auch ein Mehrtagesticket aber diese sind dann wirklich teuer, z.B. drei Tage für 130 USD. In drei Tagen könnte man bis zum Basecamp und zurück gehen.

Die Besteigungssaison reicht von November bis Februar und es bedarf 13 bis 15 Tage um den Gipfel zu erreichen – vor allem aufgrund der Akklimatisierung. Im Park ist es ganzjährig kalt und trocken mit Temperaturen von -15°C im Winter bis 30°C im Sommer. Es ist eigentlich immer windig und manchmal so böig, dass es zu eine Windgeschwindigkeit über 200 h/km kommt. Neben dem Aconcagua hat der Nationalpark mehrere Gipfel über 5.000m und zahlreiche Gletscher. „Aconcagua“ bedeutet auf Quechua soviel wie „Steinwächter“ oder in der Sprache der Aymara „Schneeberg“. Außerdem liefert die Region Wasserresourcen für die über eine Million Menschen, die in der Umgebung leben.

Auf dem Weg zum Aconcagua

Schon vom Parkbüro aus können wir durch das Tal den weißen Gipfel des Aconcagua sehen. Es ist ziemlich heiß und der Himmel ist frei von Wolken. Der Boden ist sehr staubig und nur ein paar Dornenstauden wachsen hier. Alles macht ein sehr wüstigen Eindruck. Auf der Straße gehen wir in das Tal Horcones hinein. Am Ende der Straße müssen wir unsere Permits herzeigen und folgen dann einem Rundweg auf einen Wanderpfad. Wir kommen an einem kleinen See vorbei vor dem grünes Gras wächst und einigen Infoschildern, die erklären wie alles hier entstanden ist. Die Anden sind ein Produkt der Plattentektonik zwischen der Nazca und der Südamerikanischen Platte. Der Untergrund auf dem wir laufen sind die Überreste einer gigantischen Eis- und Schlammlawine, die vor 13.000 Jahren an der Südwand des Aconcagua abging und ein U-Tal geformt hat. In einer Flussschneise liegen hausgroße Felsen, die vom Gletscher hierher transportiert wurden.

Wir gelangen zum Aconcagua Viewpoint mit einem großen Schild „Aconcagua 6.962m“. Seine Südwand ist mit 2.700m eine der höchsten der Welt. Ein Stück weiter befindet sich die „Laguna Horcones“, einem beliebten Aussichtspunkt für den Aconcagua. Um den See wachsen allerlei Gräser und Pflanzen. In seiner Mitte schwimmen zwei weiß-schwarze Gänse. Wir setzen uns auf eine Bank und machen Brotzeit. Dann folgen wir dem Weg weiter ins Tal hinein. Dabei haben wir den Aconcagua immer vor uns im Blick. Das Wetter ist super und die Berge um uns leuchten in roten, braunen und grünen Tönen. Der Weg ist nie wirklich steil, aber wir merken die Höhe.

Mendoza liegt nur auf etwas über 800 Meter und nun sind wir bei 2.800m gestartet und die dünne Luft macht sich bemerkbar. Der Weg führt an einem Hang über einen Fluss entlang. Alles wirkt sehr lose und bröselig und immer wieder queren wir die Reste von Schlammlawinen. Heute ist aber alles sehr trocken und ab und zu bläst uns der Wind den Staub ins Gesicht. An einer Brücke müssen wir nochmals unsere Permits herzeigen, dann sind wir alleine unterwegs. Nur ein paar kleine Vögel hüpfen am Boden zwischen Dornenbüschen herum. Die meisten Tagestouristen gehen nur bis zur Laguna Horcones und die Besteigungssaison ist seit Februar vorbei, was den Nationalpark ruhig hinterlässt.

Osternestsuche auf 3.200m

Nach etwa zwei Stunden erreichen wir das Camp Confluencia. Eigentlich hätte es vier Stunden dauern sollten, aber vielleicht ist das für schweres Gepäck von Gipfelaspiranten zu verstehen. Weiter dürfen wir mit unseren Permits nicht wandern. Am Camp stehen noch die Reste von Zelten, die während der Klettersaison genutzt werden und eine Rangerhütte. Wir steigen auf einen kleinen Aussichtshügel und da heute Ostersonntag ist verstecken wir uns gegenseitig unsere Osternester. Nachdem wir alle gefunden haben, machen wir Brotzeit und genießen die Aussicht. Der Aconcagua wird selbst zwar größtenteils von anderen Bergen verdeckt, doch auch so bietet sich ein schönes Panorama von hier. Vor allem ein Gipfel sticht hervor, da man an seiner steilen Felswand deutlich die verschiedenen querlaufenden Gesteinsarten sehen kann, der ganze Fels ist gestreift.

Durch den aufkommenden Wind wird es etwas ungemütlich und wir gehen wieder zum Camp hinunter das auf 3.200m liegt. Wir gehen weiter bis wir wieder den See Horcones erreichen. Auf dem Weg zum Parkeingang kommen wir noch an einem Stein vorbei in dem Fossilien zu sehen sind. Wir checken in der Rangerstation aus und auf einem Plakat identifizieren wir einen Hasen mit kurzen Ohren, den wir gesehen haben als eine Art wildes Chinchilla. Neben der Straße gehen wir die 3km nach Punta de Inca hinunter von wo unser Bus zurück nach Mendoza geht. Wir sehen uns die natürliche Brücke über einen Canyon an, die dem Dorf seinen Namen gibt. Sie entstand weil Kalziumablagerungen aus heißen Quellen das lose Gestein hier verfestigt haben und es dann vom Fluss unterspült wurde. Um 20 Uhr fahren wir nach Mendoza zurück wo wir um Mitternacht ankommen.

Stadtrundgang in Mendoza

Mendoza ist eigentlich eine Wüstenstadt, was man innerhalb der Stadt aber gar nicht merkt. Acequias verlaufen an jeder Straße, Springbrunnen und Bäume machen einen grünen Eindruck. Vor allem aber ist Mendoza für Wein bekannt, der in der Region angebaut wird. Eine Weintour im benachbarten Tal ist beliebt und in der Umgebung kann man reiten, raften, skifahren oder wandern. Für uns ist Mendoza nicht gerade der schönste Ort den wir je gesehen haben, die Stadt ist sehr neu, was einen gewissen Mangel an historischem Charme vereitelt. Dafür kann Mendoza allerdings nicht, denn Erdbeben suchen die Stadt häufig heim und zerstören alles was historisch werden könnte.

Wir wollen eigentlich gegen Mittag die Stadt schon verlassen, aber das soll sich nicht als so einfach herausstellen. Wir haben Tickets, aber der Bus steht nicht an der angebenen Haltestelle. Während mich der Verdacht beschleicht, dass es sich vielleicht um ein anderes Busunternehmen handelt als das von denen wir die Tickets gekauft haben, ist Alex noch unterwegs um Brotzeit zu organisieren.

Ich sehe Busse wegfahren und als Alex wieder da ist, stellen wir fest, dass des tatsächlich ein anderes Busunternehmen war das uns nach Santiago de Chile transportieren sollte. Es folgt eine stressige Stunde in der wir versuchen die Tickets zu tauschen oder einen anderen Bus nach Santiago in der nächsten Stunde zu bekommen. Am Ende bekommen wir nur Tickets für den Nachtbus um 22 Uhr. Wir lassen unser Gepäck beim Busbüro und fahren in die Stadt zurück. Da wir nun noch einige Zeit haben und auch den Stress der letzten Stunde hinter uns lassen wollen, machen wir die Free Tour.

Wir sind nur zu viert am Startpunkt, dem Plaza Pellegrini, und können wählen ob wir den „neuen“ oder „alten“ Teil der Stadt sehen wollen. WIr entscheiden uns für den alten. Mit dem Bus fahren wir ein paar Blocks und gehen dann zu der Ruine einer Kirche. 1861 gab es ein schweres Erdbeben das die ganze Stadt zerstörte. Mendoza wurde etwas weiter versetzt wieder aufgebaut. Die Ruine ist das letzte Überbleibsel der alten Stadt. Wir kommen zum zentralen Platz der alten Stadt mit dem Regierungshaus. Es wurde auch zerstört und danach wieder aufgebaut. Seither diente es als Schlachthaus, Gemüsemarkt und jetzt als Museum. Hinter ihm stehen mehrere Säulen die verschiedene Zeiträume in der Geschichte der Stadt darstellen. An jeder Säule erzählt uns unser Guide die Geschichte dazu.

Begonnen von den einheimischen Nomaden, die bei der Jagd Enten lieber ertränkten als sie mit Pfeil und Bogen zu erschießen und den Berg Aconcagua als zornigen Gott verehrten bis  zu den Inkas, die ihr Reich bis hierher ausdehnten und friedlich mit den Einheimischen lebten. Dann kamen die Spanier und gründeten die Stadt als Wegposten. Im Unabhängigkeitskrieg begann San Martin von hier seinen Unabhängigkeitszug durch Südamerika. Die Nachkommen der Spanier stellten schwarze Sklaven und die einheimische Bevölkerung im Krieg in die erste Reihe, weshalb es heute kaum mehr welche gibt.

Nur noch 3% der Bevölkerung Mendozas ist indianischen Ursprungs. Es folgt die Zeit des agraren und industriellen Aufschwungs der Stadt bis zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. Wir lassen den geschichtlichen Teil hinter uns und der Guide zeigt uns Graffiti an den Wänden, die seit ein paar Jahren von einer ansäßigen Künstlervereinigung zur Stadtverschönerung erstellt werden. Wir fahren in die Stadt zurück und beenden die Tour. Den Rest der Zeit schlagen wir in einem Café tot.

Als der Bus geht müssen wir warten da einige Mitfahrerinnen mehrere Kisten Waschmittel verstauen müssen. Dann fahren wir in die Nacht hinin. Wir schlafen und erreichen nach einigen Stunden mitten in der Nacht die Grenze. Die Passkontrolle verläuft schnell und die Argentinier und Chilenen kontrollieren am selben Ort. Dann wird das Gepäck kontrolliert und zwar alles, was ewig dauert. Die Einheimischen haben stangenweise Zigaretten im Gepäck Dann geht es weiter. Die Waschmittelweiber ratschen die ganze Zeit danach und rauben uns den Schlaf und wir sind froh als wir früh morgens in Santiago de Chile ankommen.


FAKTEN ZUR TOUR
Wanderung über Laguna Horcones
zum Refugio Confluencia

Gehzeit: 5h
Höhenmeter: 500 hm
Ausgangspunkt: Cordillera Bike Rental & Tours am Kilometer 18
Schwierigkeit: T4 – Alpinwandern (bis zum Refugio Frey nur T2 – Bergwandern)
Mehr Infos gibt’s beim Aconcagua Provincial Park Visitor Center ANP, Av. San Martin 1143 Mendoza 1st Floor, Mo-Fr 8 bis 13 Uhr

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    Annika
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    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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