Italien: Auf den Arzalpenkopf

Posted: 31. Juli 2012 by Annika

Sobald die ersten Son­nen­strahlen hin­ter den Wolken her­vortreten, machen wir uns auf den Weg ins Val Grande. Vom Rifu­gio Lunel­li begin­nt ein äußerst steil­er schmaler Pfad 400m hin­auf, der auf eine alte Mil­itärstraße trifft. Schon von hier bieten sich grandiose Aus­blicke auf die umgebende Fel­skulisse, das schroffe mit Schut­treise flankierte Fels­mas­siv des Neuners, das wie die Fel­swand anmutet, Wasser­fälle und die ganz ent­fer­n­ten Gipfelket­ten der Càr­nia, die nicht mehr zu den Dolomiten gehören, aber den­noch bizarre Fels­for­ma­tio­nen haben.

Als wir denken, dass wir das anstren­gend­ste Stück hin­ter uns haben, geht ein fel­siger Schwindel­frei­heit und Trittsicher­heit erfordern­der Zick-Zack-Pfad weit­ere 400m hin­auf, teil­weise mit Draht­seilen und Trit­ten gesichert, mehr Klet­ternd als Laufend, der uns alles abver­langt. Am ehe­ma­li­gen Rifu­gio Sala geht es weit­er hin­auf auf unser Ziel — den Arzalpenkopf auf 2.371m.

Am Bergkamm sind über­all Reste alter kriegerisch­er Stel­lun­gen und Unterkün­fte zu sehen, genau­so wie viele Höhlen. In eine unter­halb des Gipfels gehen wir hinein und auch von hier unten bietet sich ein großar­tiges Panora­ma durch einen engen Aus­gang, dessen schmaler Balkon direkt an einem steilen Abhang liegt. Obacht bei Höhlen — Kopf einziehen! Auf dem Weg hin­aus stoße ich mir prompt den Kopf an einem garsti­gen Fel­süber­hang, der mir eine garstige Schür­fwunde beschert. Über den mit Steinen, Wiesen­fleck­en und Wild­blu­men über­säten Rück­en des Cre­ston Popera gelan­gen wir auf den Gipfel.

Hier oben bietet sich ein kon­trastre­ich­es Panora­ma: Grün im Nor­den, fels­grau im Süden. Rot­wand, Neuner, Elfer und weit­ere imposante Gipfel reck­en hier zum Greifen nah ihre Köpfe. Von unten sahen sie unerr­e­ich­bar aus und nun sie uns so nah. Hier oben fühlen wir uns wie Gewin­ner, so hart haben wir hier hin­auf gekämpft und so reich an Ein­drück­en, Erleb­nis­sen und Aus­blick­en wie wir sind, kön­nte man echt meinen einen großen Preis gewon­nen zu haben. Meine alte Wan­der­weisheit “Je härter der Weg, desto bess­er das Ziel” greift mal wieder. Es is ein über­wälti­gen­des Gefühl hier oben zu ste­hen. Wir tra­gen uns ins Gipfel­buch am Gipfelkreuz ein und machen uns auf dem Weg nach unten.

 

Abstieg

Bei unserem Abstieg begeg­nen wir Murmeltieren und über­queren noch große Geröll­haufen direkt unter­halb der gewalti­gen Felsen. Es ist nicht ein­fach hier sicheren Tritts voran zu kom­men, jed­er Schritt muss wohl durch­dacht sein um nicht ins Rutschen zu ger­at­en. Von hier aus sehen wir auch die Nord­flanke des eben bestiege­nen Arzalpenkopfs und die kleine Höh­le unter­halb und uns stockt der Atem bei dem Anblick. Da oben waren wir drauf?! Wir haben wohl nicht mehr alle Büch­er im Regal!

Steil senkrecht stürzt die Nord­flanke hinab Gut dass mir das dort oben nicht so extrem bewusst war. Was für ein Wahnsinns­ge­fühl es immer beim Blick zurück — den Weg habe ich zurück­gelegt, auf dem Berg war ich drauf, die Fel­swand habe ich ange­fasst. Hin­ter­her scheint es einem fast unmöglich all das bewältigt zu haben.

Schnell rückt das eben eroberte Gipfelkreuz in weite Ferne und wir steigen bis zum Rifu­gio Berti hinab — ein Stützpunkt vor allem für Klet­ter­er, die von hier die umgeben­den Gipfel besteigen. In Schleifen geht es hin­unter, wieder über große und kleine Fels­brock­en, bishin zum Wald­bo­den. Ein rauschen­der Bach, der sich immer wieder in Wasser­fälle ergießt, begleit­et uns auf dem Weg hinab.


FAKTEN ZUR TOUR
Berg­tour Arzalpenkopf (2.371m)
Gehzeit: 6h
Höhen­meter: 730hm
Aus­gangspunkt: Kreuzberg­pass (1.636m)
Schwierigkeit: T2 — Bergwandern

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