Norwegen: Blaues Eis in Folgefonna

Posted: 28. August 2014 by Annika

Der Fol­ge­fon­na Nation­al­park ist bedeckt von 168km2 Eis, das bis zu 400m dick ist. Wir begeben uns auf eine Gletscher­wan­derung über das dicke weiße Eis, das sich in zahlre­ichen Spal­ten auf­fächert und Eishöhlen bere­it hält.

Wir ste­hen früh auf um den Bus um 7:30 Uhr nach Jon­dal zu nehmen. In Utne steigen wir um, das ein großes Apfe­lan­bauge­bi­et ist. Viel der schö­nen Küsten­strecke ver­schla­gen wir allerd­ings ein­fach. Von halb zehn kom­men wir in Jon­dal auf der anderen Seite des Gletsch­ers an. Im Som­mer gibt es auch Touren von Odda auf den Gletsch­er, aber jet­zt ist die Seite schon zu sehr abgeschmolzen. In Jon­dal holt uns der gut gelaunte Øven ab und bringt uns über den von ihm genan­nten “Fol­ge­fon­na High­way” hin­auf zum Aus­läufer des Gletschers.

Wir unter­hal­ten uns währen der Fahrt viel. Er arbeit­et als Free­lancer und macht sowohl Gletscher­führun­gen als auch Klet­terkurse und Law­inenkurse im Win­ter. Er wohnt in Sta­vanger und reist viel herum zu seinen Jobs, die zumin­d­est im Som­mer in Hülle und Fülle vorhan­den sind. Er erzählt uns, dass Gletscher­wan­derun­gen in Nor­we­gen anders betrieben wer­den als in Deutschland/Österreich. Hier gehen wir über einen Gletsch­er um zu einem Gipfel zu kom­men, in Nor­we­gen geht man ein­fach über den Gletsch­er. Diese sind aber auch deut­lich flach­er und durch die geringe Höhe blank liegend und spaltenreich.

Die Sonne strahlt, was wohl sehr sel­ten für diese Gegend ist, die zweimal soviel Regen wie “rainy Bergen” abbekommt. Wir haben also viel Glück! Die Gegend rund um Fol­ge­fon­na ist wun­der­schön, über­all sind kleine Seen und viele Felsen.

Auf dem Folgefonna Gletscher

Nach­dem die Aus­rüs­tung von Eispick­eln, Steigeisen und Hel­men verteilt ist, wer­den wir in die Seilschaft einge­bun­den. Wir gehen in ein­er 11er Seilschaft mit Øven, der sich tierisch über die guten Bedin­gun­gen freut. Zitat Øven: “Gutes Wet­ter ist, wenn selb­st der Guide die Kam­era rausholt!”  Am Rand des noch aktiv­en Som­mer­skige­bi­ets geht es im Zick-Zack bergauf über Schnee, Spal­ten sieht man aber hier auch schon einige. Ich habe einige Prob­leme mit den flex­i­blen Steigeisen zusam­men mit meinen nor­malen, nicht steigeisen­festen Trekkingschuhen. Immer wieder sprin­gen meine Schuhe aus den Steigeisen. Die Hoch­touren­schuhe mit den gescheit­en Steigeisen zu Hause funk­tion­ieren deut­lich besser.

Bald sind wir oben und sitzen auf jungfräulichem Gestein, das erst vor etwa fünf Jahren vom Gletsch­er freigegeben wurde. Man kann die Schleif­spuren deut­lich sehen, die der Gletsch­er hin­ter­lassen hat. Øven ver­gle­icht einen Gletsch­er mit einem Snick­ers: Die Ober­fläche — die Schoko­ladenkruste — bricht beim Bewe­gen leicht auf, die unteren Schicht­en aus Karamell sind jedoch flex­i­bler und biegen sich mit. Zudem gibt es die Erd­nüsse, sie sich wie Steine und Felsen inner­halb des Gletschereis­es mit­be­we­gen. Da bekom­men wir direkt Lust auf Snick­ers, das wir gle­ich mal ver­putzen um die Angele­gen­heit genauer zu studieren.

 

Spalten und Eishöhlen

Dann geht’s hinein in den span­nen­den Teil des Gletsch­ers mit vie­len Spal­ten, unterirdis­chen Abflüssen und vielfälti­gen Eis­for­ma­tio­nen. Wir find­en unseren Weg durch die Spal­ten, auch mal hüpfend, und leg­en sog­ar ein biss­chen Klet­tern ein, was Øven mit Eiss­chrauben absichert. Man find­et hier oben wohl auch einige Lem­minge, vor allem aber tote. Sie kom­men hier rauf und find­en keine Nahrung, ver­hungern oder fall­en in Gletsch­erspal­ten. Wir sehen heute aber keine. Am Rand zu den Felsen ist der Gletsch­er frag­il, da er eben­so unter­höhlt ist, wie man es von Schneefeld-Rän­dern ken­nt. Deshalb sollte man sich nicht zu lange hier aufhal­ten. Während Øven das erzählt, ste­ht genau auf solch ein­er Stelle herum :)

Ein Stück weit­er ober­halb befind­et sich eine Eishöh­le, in die man ein gutes Stück hineinge­hen kann. Das Licht das in die Höh­le here­in gelangt, zaubert eine fan­tastis­che Stim­mung im blau schim­mern­den Eis.

Auf dem Rück­weg bricht Alex sog­ar ein wenig ein. Nicht viel mehr als bei einem Schneefeld, aber das Loch gin­ge ohne weit­eres noch deut­lich tiefer hinab. Man kann also auch als neunter in ein­er Seilschaft einbrechen.

Warten auf den Bus in Jondal

Zwei Spanier aus unser­er Grup­pen nehmen uns den “Fol­ge­fon­na High­way” wieder mit hinab. Gegen sechs sind wir wieder in Jon­dal und das große Warten begin­nt. Fünf Stun­den dauert es bis der Bus kommt. Jon­dal hat genau fol­gen­des im Ange­bot: 2 Super­märk­te, 1 Hotel inkl. Restau­rant, 1 Fähran­leger, 1 Thai Straßen­stand. Das war’s. Zuerst ein­mal essen wir beim kleinen Thai-Straßen­stand am Fähran­leger Cur­ry — fast wie in Thai­land — leck­er! Wir stat­ten dem ersten Super­markt einen Besuch ab, dann dem zweit­en. Immer wenn die Fähre ankommt, ver­suchen wir nach Odda mitgenom­men zu wer­den, aber keins der Autos hält an.

Wir kuscheln einen Kater, der hier rum­stre­unt, guck­en einem Fis­ch­er zu, der in kurz­er Zeit viele Heringe fängt und sie dann vor dem Kater vertei­digt, gehen nochmal in den Super­markt, spie­len Spiele und irgend­wann kommt endlich der Bus. Sel­ten einen so schö­nen Anblick gese­hen als die Lichter von diesem BUs. Ich freue mich wie in kleines Mäd­chen. Wir schlafen auch schon ziem­lich bald im Bus ein, wir sind ganz schön müde von dem lan­gen Tag.

Den Bus um 4:30 oder 5:30 nach Sta­vanger stre­ichen wir schon­mal gedanklich. Am Ende entschei­den wir auf den Preikestolen zu verzicht­en und Rich­tung Gei­lo in der Hardan­gervid­da weit­erz­u­fahren. Da wir erst am Sam­stag am Preikestolen ankä­men und das Wet­ter schlecht wer­den soll, ist dieser Umweg ein­fach nicht sin­nvoll. Von Gei­lo fährt auch ein Zug in 3,5 Stun­den direkt nach Oslo. Wir kön­nen mit dem Bus noch den Berg hochfahren und laufen dann die let­zten 600 Meter im Halb­schlaf um schnell vom blauem Eis zu träumen.

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