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Bolivien: Die Wiege der Inkas am Titicacasee

Der zwischen Peru und Bolivien gelegene Titicacaasee ist der einer der größten hochgelegenen Seen der Welt und der Geburtsort der Inkakultur. Die wunderschöne Lage vor dem Hintergrund der schneebedeckten Berge der Cordillera Real, mit vielen Inseln, inklusive der schwimmenden Schilfinseln, und viele kleine verschlafene Dörfer und Inkaruinen rund herum machen den azurblauen Titicacasee zu einem perfekten Reiseziel.

Copacabana liegt auf 3.800m, malerisch zwischen zwei Bergen und am Titicacasee. Unser Hotel findet sich an einem Berghang am Ende eines kleinen Weges. Diesmal haben wir uns was geleistet, wir haben einen märchenhaften Bungalow mit wunderschöner Aussicht auf den See und die Sonne, die kurz nach unserer Ankunft darin versinkt. Der Hauptraum ist kreisrund, stilvoll mit Holzmöbeln eingerichtet und hat neben einem Kamin eine große Glasfassade Richtung See.

Am ersten Tag lassen wir es ruhig angehen, schlafen aus und gehen gleich zum Mittagessen über. Dann wollen wir die Stadt erkunden. Mitten in Copacabana steht eine weiße Kathedrale mit einem großen Platz davor. Ziemlich groß für eine so kleine Stadt wie Copacabana. Mit ihren Türmchen und blauen Keramikkacheln sieht sie sehr orientalisch aus. Sie beherbergt eine schwarze Marienstatue, die von einem Enkel des Inka-Eroberers und Stadtgründer Tupac-Yupanqui geschnitzt wurde. Leider ist sie in einem Schrein versteckt und wir können sie nicht sehen. Diese Statue wird niemals aus der Kirche entfernt, da dies ein Unglück wie eine verheerende Flut zur Folge haben soll.

Inkaruinen von Copacabana

Am anderen Ende der Stadt befindet sich die Ruine Horca del Inca aus Vorinkazeiten, das ein Observatorium ist. Am Fuße des kleinen Berges müssen wir 10 Bolivianos Eintritt bezahlen und gehen den Steinweg hinauf. Die Höhe macht sich ordentlich bemerkbar indem wir in lautes Schnaufen übergehen. Der Weg wird schmaler und felsiger. Fast wären wir an dem Observatorium vorbei gelaufen. Es sind eigentlich nur zwei natürliche Felsen, über die ein Felsbalken gelegt wurde, eine Art Felstor. Zur Sommersonnenwende und somit dem Aymara Neujahr am 21. Juni fällt das Sonnenlicht genau durch die Löcher in den umgebenen Felsen und dieses Felstor. Heute scheint nur der Mond durch die Löcher der Felsen. Die Aymara sind der vorherrschende Volksstamm der Titicacaregion, deren wichtigsten Götter Sonne, Mond, Mutter Erde (Pachamama) und der Geist der Berge (Achachilas und Apus genannt) sind.

Wir wollen noch ein Stück weiter – bis zum Gipfel. Wir kraxeln auf etwas umständlichen Wege hinauf und genießen die Aussicht auf Copacabana und den Titicacasee von dort. Uns fällt außerdem auf, dass Copacabana gleich über drei Fußballplätze verfügt, was ordentlich viel für so eine kleine Stadt ist, aber für 54.300 Einwohner von denen bestimmt 90% fußballverrückt ist, ist das vermutlich keine allzu große Anzahl. Auf einem einfacheren Wege steigen wir wieder hinab. Unten begegnet uns ein Hund, der uns von nun an auf unserem Weg begleitet, wie es Hunde in Südamerika manchmal zu tun pflegen.

Das Tribunal del Inca (Intikala) liegt nördlich des Friedhofs in der Nähe einer Tankstelle und eines Fußballplatz und besteht aus behauenen Felsbrocken, deren ursprünglicher Zweck nicht bekannt ist. Es finden sich aber zahlreiche Sitze, Becken und Nischen , die einst vielleicht Götzen beinhalteten. Wir gehen in die Stadtmitte zurück und holen noch ein paar Infos im Touristenbüro ein. An den Souvenirgeschäften entlang gehen wir zum Strand hinunter. Es liegen viele Tretboote herum, die man mieten kann aber rumfahren sieht man niemanden. Wir setzen uns an einen der Fischverkautsstände, trinken Cola und beobachten den Sonnenuntergang.

Zum Abendessen kehren wir bei einem Asiaten ein und verbringen dann den Abend dann bei Ofenfeuer und Wein in unserem Zimmer.

Fahrradtour durch Aymaradörfer

Wir leihen uns zwei Radl aus einem Hostel, zu dem uns die Touristeninformation geraten hat. Allzu viele Orte scheint es hier nicht zu geben, die Fahrräder verleihen. Die Radl sehen katastrophal aus, machen aber ihren Job ziemlich gut. Ich bin noch nie so gut Offroad gefahren wie mit dem Fahrrad. Wir fahren aus der Stadt hinaus Richtung See hinunter, über das Kopfsteinpflaster bis auf unasphaltierte Straße. Ein paar Schweine rüsseln am Straßenrand herum. Wir radeln bis zur Abzweigung, die uns rechts vom See weg in die Ortschaft Kusijata und somit zu den Baños del Inca führen soll.

Der steinige Weg steigt bald ordentlich an und wir ziehen es vor die Räder hochzuschieben, was ein wenig schweißtreibend ist. Am Wegesrand stehen Schweine, Esel, Lamas und Kühe. Eine Frau kommt uns mit einer Herde Schafe entgegen. Irgendwann kommen wir zu schönen Felsformationen und beginnen uns zu fragen wie lange die angeschriebenen 700m zu den Baños del Inca eigentlich sein können. Offenbar haben wir die Ruinen irgendwie verpasst. Wir beschließen also umzukehren.

Auf halber Strecke entdecken wir das unscheinbare Museum an dem wir eiskalt vorbei gefahren sind. Allerdings ist es geschlossen und weit und breit kein Mensch zu sehen, den man fragen könnte. Wir fahren also zur Kreuzung zurück und kommen wieder an Feldern und Häusern vorbei, immer am See entlang. Als der Weg steiler wird, steige ich wieder ab während Alex tapfer weiterradelt. Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen auf 4.000m radeln zu wollen? Wir erreichen aber den kleinen Pass, können den Blick auf den See und Copacabana genießen und nun runterrollen lassen.

Unser nächstes Ziel sind die schwimmenden Schilfinseln. Einst wohnten Menschen auf diesen Inseln, sie sind heute aber nur mehr Touristenattraktionen. Wir schieben unsere Räder einen steilen steinigen Pfad zum See hinunter und gehen dann auf einem Steg zu den Inseln. Das Wasser des Sees ist glasklar. Man sieht deutlich die Wasserpflanzen, die den Boden bedecken und einzelne Fische und einen Kormoran herumschwimmen. Kaum vorstellbar, dass der See so verschmutzt sein soll. Wir setzen uns und trinken eine Cola. Zum Essen gibt’s nur Forelle, frisch aus dem See. Leider nix für mich. Außer uns ist nur noch ein weiteres Paar zugegen, die Gegend ist wie ausgestorben und dabei so schön und friedlich. Wir sitzen eine Weile so da, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und beobachten die Enten und Möwen, die von dem Kioskbetreiber mit Fischinnereien gefüttert werden.

Dann geht die Fahrt weiter. Die Fahrräder den steilen Pfad wieder heraufzubringen ist eine ziemliche Tortur. Wir wollten sie ein Ermangelung eines Schlosses jedoch in Sichtweite wissen. Wir fahren weiter durch ein kleines Dorf. Dann führt der Weg weiter den Berg hinauf und wir erreichen die Gruta de Lourdes. Wir gehen einen Weg hinauf der zu einer Grotte führt. Darin ist wie im französischen Vorbild eine Marienstatue zu sehen. Wir gehen wieder hinunter und ich verputze eine ganze Packung Kekse bevor wir weiter den Berg hinauffahren respektive schieben. Das ist auch bitter nötig, das Radeln hier oben macht mich fertig. Alex steckt die Höhe ziemlich gut weg und tritt fleißig an in die Pedale.

Es ist nicht extrem steil, aber der Weg zieht sich und auf der Höhe bin ich beinahe sofort aus der Puste wenn ich versuche zu radeln. Der Pass befindet sich auf 4.000m und ich bin ganz schön erschöpft als wir oben ankommen und eine Pause einlegen. Abermals frage ich mich wer eigentlich auf diese Idee gekommen ist. Ich habe Hunger und hier gibt es einfach nirgendwo irgendwas. Außer uns ist kein Tourist unterwegs, wir fahren nur hin und wieder an ein paar Feldarbeitern vorbei, sonst ist kaum ein Mensch auf der Straße und ein Restaurant oder Kiosk gibt es nicht. Einige collectivos überholen uns und denken bestimmt auch das wir verrückt sein müssen. Allerdings radeln hier und da auch Einheimische kurze Strecken innerhalb der einzelnen Dörfer. Touristen scheinen jedoch nicht so oft auf die Idee zu kommen.

Neben der staubigen Straße führt hier auch ein prekolumbianischer Weg, der ist aber mit seinen ungleichen riesigen Pflastersteinen mit dem Radl nicht machbar. Wir fahren nun also wieder locker hinunter in das nächste Dorf – Titicachi genannt. Uns begegnen hier auch das erste Mal zwei andere Touristen, die zu Fuß unterwegs sind und von einem Hund begleitet werden.

Wir fahren bis in das nächste Dorf Sicuani und beschließen hier umzukehren. Ich stelle fest, dass mir die Sonne ordentlich die Schultern verbrannt hat. Aua.

Auf dem Rückweg begegnen wir wieder den zwei Wanderern, die auf dem Weg den Pass hinauf in ein Collectivo steigen. Kurzerhand geht der Hund nun mit uns mit und hält die rasante Abfahrt auf der anderen Seite des Passes durch. Im nächsten Dorf sind die zwei Wanderer wieder auf dem Weg und wir übergeben den Hund wieder, der sich ihnen wieder freudig anschließt. Dann geht’s zurück nach Copacabana und den letzten, mit Pflastersteinen versehenden Anstieg in die Stadt hinauf. Wir sind schon einigermaßen erschöpft am Ende des Tages und genießen unser Abendessen im Restaurant neben unserem Hotel, das uns schon am ersten Abend hervorragendes Käsefondue serviert hat.

Die Sonneninsel

Um 8:30 Uhr stehen wir am Strand in Copacabana um ein Boot zur Isla del Sol zu nehmen. Das Boot ist ziemlich langsam und bleibt auch ein paar mal liegen. Die Wellen sind für einen See ziemlich hoch und man meint fast man fährt auf dem Meer. Nach 2,5 Stunden Fahrt kommen wir in Cha’llapampa, unserem Zielhafen, an. Ein Guide bietet seine Dienste an, leider jedoch nur auf Spanisch. Wir gehen zum Museum des kleinen Dorfs um ein Ticket zu kaufen, das auch für die Ruinen im Norden der Insel gilt. Im Museum selbst sind Gefäße in Jaguarform, Lamaknochen und sogar Menschenschädel zu sehen. Es sind Artefakte aus einer Ausgrabung von 1992 aus der sogenannten versunkenen Stadt Marka Pampa, die sich in acht Meter Tiefe vor der Isla del Sol befindet und über 6000 Jahre alt sein soll.

Wir verlassen das Dorf und gehen an der Küste entlang den Hang hinauf, auf einer alten Straße aus Vorinkazeiten. Auf der Isla del Sol gibt es keine Straßen und keinen Verkehr, alles muss zu Fuß oder mit dem Boot erreicht werden. Alles sieht trocken aus, ist aber bewachsen. Wir kommen an Lamas und Schweinchen vorbei. An der Seite des Weges sitzen ab und zu Kinder und verkaufen Souvenirs. Wie immer wenn es bergauf geht, ist es ganz schön anstrengend.

Wir kommen zu einer Klippe, von der man eine schöne Aussicht über den Titicacasee hat. Wir folgen weiter dem Weg und kommen zu einem Steintisch mit steinernen Hockern – dem Mesa Cremónica. Es wird vermutet, dass hier zu Inkazeiten Menschen und Tiere geopfert wurden. Heute hat ein Hexendoktor darauf seine Ware ausgebreitet. Es sind die Zuckerplatten, die wir auch schon auf dem Hexenmarkt in La Paz gesehen haben. Auf den Bildern der Zuckerplättchen ist gut zu sehen für was sie gut sind wie Glück oder Reichtum.

Ein paar Meter neben dem Tisch ist ein großer Felsen zu sehen, Titi Khar’ka genannt (Pumafelsen) und Namensgeber des Titicacasees. Ein bedeutender Platz in der Inkamythologie, denn es handelt sich um den Ort an dem die Sonne zum ersten Mal aufgegangen ist und Manco Capac und Mama Ocllo vom Gott Viracocha auf die Erde gesandt wurden um das Inkareich zu gründen. Aus einem bestimmten Winkel sieht dieser Felsen wie ein kauernder Puma aus. Etwas weiter links der sogenannten Sonnenaufgangsnische kann man mit etwas Fantasie in der Felsstruktur ein Gesicht erkennen: Es ist das Gesicht Viracochas, dem höchsten Inkagott.

Ein Stück weiter den Weg entlang kommen wir zur Inkaruine Chincana und dem Palacio del Inca. Die Steinwände liegen am Hang der Insel und schauen zum See hinunter. Wir wandern durch die labyrinthischen, dachlosen Räume und Alex versucht sich den Kopf nicht an den niedrigen Türrahmen zu stoßen. Inmitten der Ruine gibt es eine heilige Quelle mit reinigendem Wasser. Mit uns besuchen auch noch viele andere Touristen die Ruine und zwei Esel grasen zwischen den Mauern.

Wir besteigen noch den nahe gelegenen Berg Cerro Uma Qolla mit 3.936m. Der Aufstieg dauert etwa 10 Minuten und vom Gipfel überblicken wir den Titicacasee und die Ruinen unter uns. Wir gehen zurück und mittlerweile hat sich um den Opfertisch eine Herde Schafe und Esel versammelt. Um den Weg nach Süden folgen zu dürfen, müssen wir nochmals Eintritt zahlen. Der alte Steinweg verbindet den Norden mit dem Süden der Insel und führt einen Hang hinauf, dann am Kamm der Insel entlang, sodass wir auf beide Seiten eine gute Aussicht haben.

Hinter dem Titicacasee erstrecken sich die hohen vergletscherten Berge der Cordillera Real in der Nähe von La Paz. Wir folgen dem Weg und kommen wieder an Kindern vorbei die Souvenirs und Lamafotos anbieten. Wir haben nicht viel Zeit um Pausen zu machen, da wir unser Boot um 15:30 Uhr zurückfährt. Ein zweitägiger Ausflug mit Übernachtung auf der Insel lohnt sich definitiv mehr, denn wir konnten die Ruinen im Süden der Insel nicht mehr besichtigen, obwohl wir recht flott unterwegs waren.

Bevor wir in Yumani im Süden der Insel ankommen, müssen wir nochmals Eintritt bezahlen. Es handelt sich aber jedes Mal nur um 10 Bolivianos pro Person (entspricht etwa 1,20€). Yumani liegt am Hang über dem See und besteht aus kleinen Häusern mit schönen Gärten. Es geht nun über zahlreiche steile Steinstufen ans Ufer hinab. Manchmal steht ein Lama herum. Der Weg und das Dorf erinnert uns ein wenig an die Dörfer im Himalaya. Kurz vor halb vier erreichen wir unsere Fähre. Da innen kein Platz mehr ist, müssen wir auf dem Dach sitzen. Im gleichen Schneckentempo wie auf der Hinfahrt geht es zurück, wir haben auch nur noch einen funktionierenden Motor. Der zweite nimmt aber im Verlauf der Fahrt seinen Dienst doch noch widerspenstig wieder auf.

Zurück in Copacabana kaufen wir uns Busickets nach Cusco in Peru. Wir chillen ein wenig in unserem Bungalow und gehen dann in unser bewährtes Restaurant essen. In der Nacht wütet ein Sturm und Hagel trommelt auf unser Dach, es blitzt und donnert. Am nächsten Morgen ist beim Blick aus dem Fenster alles weiß, bedeckt von dicken Hagelkörnern und es ist kalt. Ziemlich komischer Anblick nach diesen sonnig-heißen letzten Tagen.


TOP TPPS FÜR DEN TITICACASEE
Bestes Hotel: Las Olas – märchenhaft! Das schönste Hotel in dem wir jemals waren.
Bestes Restaurant: La Cupula – Gutes Käsefondue, aber auch viele lokale Spezialitäten auf der Speisekarte. Außerdem auch ein superschönes Hotel direkt neben dem Las Olas.
Beste Aktivitäten: Fahrradtour nach Yamputapata mit Besuch einer schwimmenden Insel, Ausflug zur Isla del Sol, Besuch des Vorinka-Observatoriums Horca del Inca oder einfach Relaxen am Seeufer bei frischem Trucha (Forelle)

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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