Auf dem Jaizkibel (543m)

Camino del Norte: Der spanische Küstenweg — Teil 1

Posted: 14. November 2021 by Annika

Der Camino del Norte ist ein­er der Jakob­swege, der 830km an der nördlichen Küste Spaniens ent­lang führt. Dabei wer­den vier spanis­che Regio­nen mit ihren einzi­gar­ti­gen Land­schaften und Kul­turen durch­quert. Mit seinen wilden Steilküsten, traumhaften Sand­strän­den, idyl­lis­chen Wald- und Wiesen­gelände, kleinen Fis­ch­er­städtchen und inter­es­san­ten Städten wie Bil­bao und San­tander ist der Camino del Norte abwech­slungsre­ich und bietet einen Run­dum­schlag von spanis­chen Land­schaften und Kul­turen. Von Pin­tx­os im Basken­land über Cider in Asturien bis hin zu den kleinen grü­nen Paprikas aus Gal­izien wird auch kuli­nar­isch einiges geboten.

Von München fliegen wir in zwei Stun­den nach Bil­bao. Am Flughafen in Bil­bao wollen sie einen QR-Code sehen, den wir nicht haben. Im Flieger haben sie zwar gesagt wir wür­den was zum Aus­füllen bekom­men, war dann aber nicht so. Nun gut, wir sind nicht die einzi­gen Blö­den und müssen uns auf ein­er Web­site lang­wierig reg­istri­eren, viele Fra­gen beant­worten und den QR-Code von der Coro­na-Imp­fung hochladen. Nach ein­er Weile ist das geschafft und wir kön­nen durch. Informiert euch also am besten vor dem Flug und füllt die entsprechen­den For­mu­la­re aus.

Vom Flughafen fährt direkt ein Bus nach San Sebas­t­ian, der mit der Nr. DO50BKostet 17 Euro pro Per­son und dauert etwa eine Stunde. Auf dem Weg haben wir schöne Aus­sicht­en auf Berge, erstaunlich hohe Berge. Wir fahren durch mehrere klaus­tro­pho­bisch anmu­tende ein­spurige Tun­nel auf dem Weg. Wir kom­men direkt am Bahn­hof in San Sebas­t­ian an, wo wir den Zug nach Irun besteigen, dem Start­punkt des Camino del Norte. Die halbe Stunde Fahrt kostet 2,40 Euro pro Per­son. In Irun angekom­men haben wir es nicht weit bis in unsere Pension.

Nun erkun­den wir ein biss­chen die Stadt, vor­rangig um was zu essen zu find­en, aber um 16 Uhr ist das schw­er. Die Küchen der Restau­rant machen ger­ade Sies­ta und erst 19/20 Uhr wieder auf. Ich beschließe stattdessen zur Brücke zu spazieren, die Spanien und Frankre­ich tren­nt, die Puente de San­ti­a­go über den Rio Bida­soa, der offizielle Start­punkt des Camino del Norte. So kann ich sagen ich bin direkt an der Gren­ze los­ge­laufen. Recht hüb­sch ist es auch hier. Im Hin­ter­grund ragen Berge auf, Enten und Schwäne treiben auf dem grün-blau schim­mern­den Fluss und ein paar Bötchen säu­men den Rand. Auf dem Rück­weg schlen­dere ich an der Ufer­prom­e­nade ent­lang und in die Stadt zurück. Um 19 Uhr gehen wir dann endlich essen.

1. Tag: Über die Berge an die Küste — Irun bis San Sebastian

7,5h / 27,6km / 831hm

Heute ste­ht uns die erste und zugle­ich eine der anstren­gend­sten, aber auch schön­sten Etap­pen bevor, denn es geht über den 543m hohen Berg Jaizk­i­bel. Wofür wir am Vortag eine halbe Stunde mit dem Zug gebraucht haben, brauchen wir nun den ganzen Tag. Am Mor­gen stellen wir gle­ich eine Fehlpla­nung fest. Denn heute ist Son­ntag und die Super­märk­te haben zu. Also kein Pro­viant heute außer ein biss­chen Obst und Wass­er aus einem Obst­laden, der auch son­ntags auf hat. Tat­säch­lich find­et man in jed­er größeren Stadt auch kleine Läden, die auch son­ntags geöffnet haben, das wussten wir zu dem Zeit­punkt jedoch noch nicht. Google Maps ist hier Fre­und und Helfer.

Wir trinken nur Kaf­fee und Orangen­saft und dann geht’s los — her­aus aus der Stadt und wir gelan­gen zu einem hüb­schen Sumpfge­bi­et mit kleinen Seen und grasi­gen Inselchen. Wir kön­nen den Berg und seinen lan­gen Rück­en, den wir heute bezwin­gen wer­den, schon aus­machen. An kleinen Häuschen und Schäfchen vor­bei geht es aufwärts. Dann wan­dern wir in den Wald, schweißtreibend weit­er bergauf über einen steini­gen Weg. Ende August ist es immer noch sehr warm, 30°C und mehr sind keine Aus­nahme. Am Weges­rand wächst Bam­bus und der Weg steilt ordentlich an. Schließlich erre­ichen wir das San­tu­ario de la Vir­gen de Guadalupe, ein­er Art Wall­fahrt­skapelle, von dem wir schon von weit­em Gesang hören kon­nten. Außer­dem gibt es hier eine wun­der­schöne Aus­sicht auf Irun, Hen­daye und den Rio Bidasoa.

Wir fol­gen schmalen Pfaden aufwärts bis wir zu ein­er Abzwei­gung gelan­gen an der wir uns fälschlicher­weise links hal­ten, da die Jakob­swegschilder in bei­de möglichen Rich­tun­gen weisen. Wir wählen hier den bre­it­en Sandweg anstatt des kleinen Pfads steil­er aufwärts zu fol­gen, der auf den Rück­en des Berges führt. Unser Weg führt uns nur san­ft bergauf, teil­weise sog­ar flach am Berghang ent­lang. Nach ein­er Weile nehmen wir einen steilen Weg, der rechts hin­auf auf den Bergrück­en führt um auf den eigentlichen Weg zu gelan­gen. Dabei haben wir immer schöne Aus­blicke auf die Städte unter uns und die Berge um uns herum, von denen ein paar erstaunlich hoch sind. Bis zu 2.000m ragen sie über dem Meer­esspiegel hinaus.

Wir erre­ichen den Rück­en und eine Ruine mit Türm­chen, den Torre de San­ta Bár­bara, von wo wir eine atem­ber­aubende Aus­sicht aufs Meer und die Mün­dung des Rio Bida­soa haben. Nun fol­gen wir immer dem Grat von dem wir Aus­sicht auf das Meer rechts von uns haben. Ein paar Pferde grasen gemütlich am Weges­rand. Wir steigen hin­auf zum höch­sten Punkt, dem Jaizk­i­bel (543m), und genießen aber­mals des Panora­ma. Der Grat passiert Funkmas­ten und dann geht es abwärts über steinige und sandi­ge kleine Pfade, vor­bei an bun­ten Blu­men und Brombeer­sträuch­ern. Wir passieren noch zwei ehe­ma­lige Wachtürme auf die man allerd­ings nicht steigen kann.

Schließlich tauchen wir in Wald ab und erre­ichen eine Straße, der wir ein Stück am Straßen­rand fol­gen müssen bis wir auf eine kaum befahrene Straße abzweigen. Sie führt uns zum Ort­srand von Pasajes de San Juan, wo wir eine schöne Aus­sicht auf das Städtchen am Meere­sarm unter uns haben. Wir steigen Trep­pen­stufen hinab und gelan­gen in das kleine Fis­ch­er­städtchen mit seinen pit­toresken Häusern. Hier gibt es das erste Mal seit Start wieder Restau­rants und Läden.

Auf der gesamten Strecke über den Berg gibt es keine Wasserquelle oder andere Verpfle­gung. Es gibt ein kleines Café auf dem Weg an der Straße ent­lang, aber was es da gibt habe ich nicht über­prüft. Man sollte also entsprechend pla­nen. 1,5l Wass­er reichen mir jedoch für die gesamte Strecke, trotz der Hitze.

Wir gehen am Meer ent­lang bis zu einem Fähran­leger von dem uns ein kleines Boot für 90 Cent pro Per­son auf die andere Seite bringt. Auf der anderen Seite gehen wir durch die engen Gassen. Eigentlich geht es direkt an der Küste weit­er, aber der Weg ist aus irgen­deinem Grund ges­per­rt und die Alter­na­tive führt ein Stück durch die Stadt. Dann geht es auf ein­er für den öffentlichen Verkehr ges­per­rten Straße, die nur san­ft bergauf führt. Wir haben schöne Blicke auf die fel­sige Küste unter uns und auf den auf einem Felsen thro­nen­den Leucht­turm Faro de la Plata.

Nun geht’s auf einem schmalen steini­gen Pfad weit­er in leicht­en Auf und Ab und mit schö­nen Blick­en aufs Meer. Schließlich wan­dern wir wieder aufwärts und wir erre­ichen die Straße auf der es weit­er bergauf geht. Dieser let­zte Anstieg macht mich ganz schön fer­tig nach über 20km und schon über 800hm bin ich schon ganz schön kaputt. Dann geht es wieder auf einem Pfad steil durch einen Kiefer­n­wald abwärts. Bald haben wir eine schö­nen Blick auf San Sebas­t­ian und einen großen Sand­strand, der jedoch ganz schön voll aussieht. Nicht so ver­lock­end für uns. Außer­dem möchte ich endlich ankom­men, ich bin schon ziem­lich fertig.

Über einen steilen Fußweg geht es dann endlich abwärts nach San Sebas­t­ian. Von hier ist es noch ein gutes Stück zu unser­er Unterkun­ft in der Nähe eines zweit­en Strand­ab­schnitts. Wir über­queren einen Fluss auf ein­er großen Brücke und kom­men an ein­er riesi­gen Kathe­drale vor­bei. Ich bin echt froh als wir da sind und nach ein­er Dusche geht es mir schon besser.

Wir gehen nochmal raus zum Aben­dessen und latschen lange durch die Gegend auf der Suche nach einem Restau­rant. Das meiste sind nur Bars, die nur Kleinigkeit­en zu essen anbi­eten. Schließlich lan­den wir bei Piz­za Hut direkt neben unserem Hos­tel. Danach gehen wir noch was trinken und lassen so den Tag ausklin­gen. Zwei Blasen zwis­chen den Zehen haben ich mir heute gelaufen und meine Fuß­sohlen bren­nen. Der Marsch durch die Stadt ist eine Qual. Dieses Jahr bin ich untrainiert­er als let­ztes Jahr wo ich vor dem por­tugiesis­chen Jakob­sweg den Max­i­m­il­ian­sweg und den GR20 auf Kor­si­ka gelaufen bin. Das macht sich bemerkbar.

2. Tag: Küstenimpressionen — San Sebastian bis Zarautz

6,5h / 26km / 650hm mit Abstech­er in San Sebas­t­ian
5h / 22km / 525hm ohne Abstecher

Meinen Füßen geht’s heute wieder bess­er. Am Mor­gen nehmen wir uns die Zeit San Sebas­t­ian ein wenig zu erkun­den, da wir heute nicht so viele Kilo­me­ter vor uns haben. Wir laufen in die Alt­stadt und dann hin­auf zum Castil­lo, das hoch oben über San Sebas­t­ian thront und eine hüb­sche Aus­sicht bietet. Gekrönt wird der Berg von ein­er riesi­gen Jesusstat­ue. Danach stat­ten wir einem Super­markt einen Besuch ab und deck­en uns mit Wass­er und Verpfle­gung ein. Wir beschließen noch ein Früh­stück an der Strand­prom­e­nade zu uns zu nehmen. Es ist dann schon 11 Uhr als wir den eigentlichen Weg starten.

Wir fol­gen dem Strand bis zum Fuße des Monte Igel­do den wir zuerst steil und dann san­fter bergauf erk­lim­men. Dann geht es im Auf und Ab auf ein­er kleinen Straße ent­lang, vor­bei an einzel­nen Häuschen und Höfen, Hort­en­sien­büschen und Wei­den. Rechts von uns bre­it­et sich das Meer aus. Die Straße geht schließlich in einen Pfad über der über Steine durch den Wald führt. An ein­er Trinkwasserquelle leg­en wir eine Pause ein. Ein umgestürzter Baum­stamm bietet eine gute Sitzgelegenheit.

Nun steigt der Pfad wieder merk­lich an und bringt uns zum höch­sten Punkt der Etappe mit 314m. Es geht es leicht bergab auf ein­er Straße bis wir sie in ein­er Spitzkehre ver­lassen und zweigen auf einen ziem­lich unbe­que­men alten Weg mit groben Steinen im Wald ab. Wir gelan­gen wieder auf eine Straße mit Wein­reben am Rand und schön­er Aus­sicht auf die Berge. Lei­der kommt hier auch die Auto­bahn durch, die man bere­its von weit­em hört. Wir gehen unter der Auto­bahn hin­durch und dann wieder steil hin­auf zu ein­er Kirche. Dann geht’s nur noch bergab in das kleine Städtchen Orio, wo wir wieder eine Pause einlegen.

Ein Eis später wan­dern wir weit­er über die Brücke und dann am anderen Flus­sufer weit­er an der Straße. Wir biegen links ab und es geht ein let­ztes Mal für heute anstren­gend bergauf an Wein­feldern vor­bei bis zu einem Camp­ing­platz. Uns fall­en heute zwei Erste Hil­fe Kästen am Weges­rand auf, die alles wichtige für Pil­ger­we­hwe­hchen bere­it liegen haben. Von hier gehen wir nun bergab, weit­er an der Straße ent­lang und bald öffnet sich der Blick auf Zarautz mit einem großen Golf­platz und dem Strand. Ein Fußweg führt von der Straße weg bis zum Ort­sein­gang von Zarautz. Nun müssen wir noch zu unser­er Unterkun­ft gehen. Mir tun trotz der nur 26km heute wieder ganz schön die Füße weh.

3. Tag: Ein Tag voller Anstiege — Zarautz bis Albergue Izarbide

7h / 27,7km / 977hm

Wir spazieren in Zarautz an der Prom­e­nade und dann auf dem angenehm flachen Fußweg an der Küsten­straße ent­lang bis zur Hafen­stadt Getaria. Hier leg­en wir eine Früh­stückspause ein. Wir ver­lassen Getaria auf ein­er Straße, die uns nach links hin­auf führt, dann auf einem Fußweg steil weit­er bis wir wieder auf ein­er Straße lan­den, die uns hin­auf nach Ask­izu führt, wo wir an der Kirche auf angenehm schat­ti­gen Bänken pausieren. Weit­er geht’s über einen Höhen­zug, der von Wei­den, Feldern und kleinen Höfen über­zo­gen ist und schöne Blicke auf Berge und Meer eröffnet.

Bald kön­nen wir Zuma­ia unter uns aus­machen mit seinem lan­gen Sand­strand und dem Yachthafen. Wir steigen hinab nach Zuma­ia, das sich san­ft einge­bet­tet zwis­chen grü­nen Hügeln und der geschwun­genen Flusss­chleife des Rio Uro­la schmiegt. Am Hafen machen wir eine Mit­tagspause auf ein­er schat­ti­gen Bank. Eine mas­sive Wehrkirche dominiert das Stadt­bild mit ihrem hohen Turm.

Wir über­queren den Fluss auf ein­er kleinen Brücke. Von hier geht es wieder aufwärts bis zu einem Pick­nick­platz mit einem Foodtruck, wo ich mir eine kalte Cola gönne. Viele Pil­ger und Tageswan­der­er machen hier Pause unter den schat­ti­gen Bäu­men. Auf dem Park­platz parken viele Wohn­mo­bile und Vans, einige auch aus Deutsch­land. Ein schönes Fleckchen zum Camp­en. Im Auf und Ab geht’s weit­er zu den Häuschen um Elor­ria­ga. Wir fol­gen der Straße abwärts bis wir eine große Straße queren und auf der anderen Straßen­seite erst bergauf, dann wieder hinab gehen.

Wir erre­ichen einen teil­weise matschi­gen Wald­weg, der uns im Auf und Ab wieder zur großen Straße führt an dessen Rand wir nun ent­lang müssen. Es herrscht recht ras­an­ter Verkehr, aber der linke Seit­en­streifen bietet einiger­maßen viel Platz bis wir auf die andere Seite wech­seln und auf einem Pfad hin­ter der Leit­planke weit­erge­hen. Über Wiese und dann durch Wald geht es bergauf bis zur kleinen Stadt Itziar. Mit schö­nen Blick­en Rich­tung Küste wan­dern wir steil hin­unter nach Deba. Ein unan­genehm steiniger Weg.

Wir kom­men auf einem großen Platz her­aus wo Restau­rants und Super­märk­te sind. Hier lassen wir uns für einen Snack nieder. Nun heißt es für drei Tage Abschied vom Meer zu nehmen, denn er Weg schwenkt lan­dein­wärts. Erst nach Bil­bao wer­den wir wieder an die Küste gelan­gen. Mit frisch­er Energie machen wir uns auf den finalen Anstieg zu unser­er Her­berge. Über 250hm gilt es noch zu über­winden. Teils auf Straße, teils auf Wald­we­gen mit Aus­blick­en auf Berge und Deba unter uns, geht es stetig bergauf bis zu ein­er Kirche. Von hier ist es nochmal etwa 1km zu unser­er Her­berge für die Nacht. Die erste Her­berge für uns mit Bett im Schlaf­saal. Hier gibt es alles was man so braucht inkl. Aben­dessen. Nach Duschen und Sachen waschen sitzen wir in der angenehmen Abend­sonne bis zum Aben­dessen, das wir zusam­men mit vier anderen Pil­gern ein­nehmen. Eine bunte Truppe mit aller­lei Nation­al­itäten: Laos, Ungarn, Großbri­tan­nien, Kolumbi­en. Zum Essen gibt es ein 3‑Gänge-Menü, das ein­fach aber gut ist.

4. Tag: Durch den Wald zum Kloster — Izarbide bis Zenaruzza

6,5h / 27,5km / 847hm

Wir starten den Tag mit einem Anstieg auf einem Wald­weg. Heute sieht es etwas reg­ner­isch aus, aber noch hält es sich. Wir machen eine Recht­skurve und gehen bergab in die kleine Sied­lung von Olatz. Dann steigt die Straße wieder an und bringt uns zum für heute höch­sten Punkt auf 490m. Um uns herum bre­it­et sich die Hügel­land­schaft aus durch die Wolken­fet­zen wabern. Nun geht es wieder bergab bis zu einem über­dacht­en Wasch­platz mit Sitzbank, was wie gerufen kommt. Denn kurz nach­dem wir den Platz erre­ichen fängt es an zu reg­nen. Wir leg­en eine län­gere Pause ein und essen etwas. Wir warten bis es weniger reg­net und machen uns dann mit Regen­jacke auf den Weg.

Im Auf und Ab geht es auf schmalen steini­gen Waldp­faden und (Forst-)Straßen weit­er. Die Blät­ter des Waldes rascheln um uns herum von den Regen­topfen. Der Regen ebbt langsam ab und wir kön­nen die viel zu war­men Jack­en able­gen. Dann wan­dern wir steil bergab auf einem vom Regen rutschi­gen Sträßchen bis nach Mark­i­na-Xemein, wo wir wieder eine Pause ein­le­gen. Bis hier­her waren es 20km und die Beine sind schon etwas müde. Inzwis­chen zeigt sich wieder die Sonne mit voller Kraft. Es ist sofort sehr heiß. Wir kaufen noch ein biss­chen Pro­viant für mor­gen ein und machen uns dann wieder auf den Weg.

Der Weg ver­läuft an einem hüb­schen Bäch­lein bis wir wieder eine kleine Sied­lung erre­ichen. Nun geht es wieder san­ft bergauf bis nach Bolibar. Es ist super heiß und wir schwitzen viel. Von hier kön­nen wir schon unser Ziel hoch über uns sehen — das Kloster Zenaruz­za. Die Spanier leg­en uns mal wieder im wahrsten Sinne des Wortes Steine in den Weg. Auf ein­er ural­ten Pflaster­straße geht’s die let­zten 130hm steil bergauf zum Kloster, wo wir heute übernachten.

Duschen, Wäsche waschen — dann set­zen wir uns mit den anderen Pil­gern auf ein paar Bier (das Kloster braut sein eigenes Bier) zusam­men. Das Kloster liegt einge­bet­tet in saftig grüne Hügel und bietet einen schö­nen Aus­blick in das hügelige Umland. Um 19:30 Uhr find­et die Aben­dan­dacht statt bei der die hier leben­den Mönchen sin­gen. Danach gibt es Aben­dessen — einen Riesen­pott Nudeln. Zusam­men mit all den anderen Pil­gern sitzen wir an einem lan­gen Tisch draußen und lassen es uns — nach dem Tis­chge­bet — schmeck­en. Danach sitzen wir noch bei Vino und Cerveza zusammen.

5. Tag: Wolkenberge — Zenaruzza bis Eskerika

6,5h / 28m / 922hm

Der Tag begin­nt reg­ner­isch und die Wolken hän­gen tief in den Hügeln. Als wir starten hat es jedoch aufge­hört zu reg­nen und es ist angenehm kühl. Auf einem vom Regen aufgewe­icht­en Wald­weg geht’s immer wieder auf und ab bis wir auf eine Straße tre­f­fen, die eben­falls auf und ab führt bis wir zu einem Häuschen mit drei Katzen kom­men, eine davon ver­schmust. Wir gelan­gen zu einem urig ausse­hen­den Haus hin­ter dem es auf einem Wiesenpfad weit­erge­ht bis wir in den Wald ein­tauchen. Dann wan­dern wir bergab über hölz­erne Trep­pen­stufen bis wir wieder die Straße und eine kleine Sied­lung erreichen.

Wir machen Früh­stückspause nach 4km bei ein­er Kirche. Auf der Straße gelan­gen wir nun stramm bergauf an einzel­nen Häuschen vor­bei. Wir passieren Gärten, wo Kiwis, Zitro­nen, Paprik­agewächse und andere Arten, die für deutsche Kartof­fel­gärten exo­tisch wirken, ange­baut wer­den. Auf einem Pfad neben einem Bäch­lein geht’s weit­er bis wir nach 10km auf die Straße nach Ola­ba stoßen. Hier kehren wir in einem Café auf eine Cola ein und gesellen uns zu den anderen, die gestern auch im Kloster waren. Dann fol­gen wir einem Waldp­fad abwärts bis wir wieder auf Straße tre­f­fen, die uns bis nach Gerni­ka-Lumo bringt, eine größere Stadt in der wir nach 18km Mit­tagspause machen. Da es in unser­er heuti­gen Unterkun­ft in Eskeri­ka kein Aben­dessen gibt, erledi­gen wir das gle­ich hier auf einem großen Platz. Für jew­eils 6 Euro gibt’s drei Tages­gerichte zur Auswahl.

Knappe 10km liegen jet­zt noch vor uns. Wir ver­lassen die Stadt und auf einem Waldp­fad wan­dern wir steil hin­auf bis der Weg abflacht und in eine Forststraße überge­ht. Auf einem Sträßchen unter­queren wir eine große Straße und leg­en eine kurze Obst­pause ein.

Wir ver­lassen die Straße auf einem Wald­weg, der uns erst bergab führt und dann auf die let­zten Meter wieder ansteilt. Wieder tre­f­fen wir auf die Straße und an ein­er Kreuzung wen­den wir uns nach rechts um 400m off­trail zu unser­er Her­berge zu wan­dern. Lei­der bergab, sodass wir mor­gen erst­mal wieder rauf müssen. Es grum­melt in der Ferne im Him­mel, aber wir kom­men noch trock­en in Eskeri­ka an. Die Her­berge ist echt schön und nur wenige Leute sind hier. Außer­dem der liebe Her­bergshund Loli­ta. Zum Aben­dessen haben wir uns Brotzeit und Salat in Gerni­ka-Lumo besorgt und mumpfeln das in net­ter Gesellschaft von zwei Pil­gern, die wir schon vom Kloster her ken­nen. Inzwis­chen reg­nen es in Strömen.

6. Tag: Ein kurzer Tag — Eskerika bis Bilbao

5h / 21km / 457hm

Heute schaf­fen wir es vor um 8 Uhr zu starten, was uns später mehr Zeit in Bil­bao gibt. Deshalb heute auch nur eine “kurze” Etappe. Heute ist es nebe­lig und das ver­lei­ht dem Weg eine mys­tis­che Stim­mung. Zuerst müssen wir die Straße wieder hoch zur Kreuzung zurück, dann geht die Straße in einen matschi­gen Forstweg über. Er führt durch den Wald san­ft bergauf bis auf 360m um dann wieder abz­u­fall­en. Wir erre­ichen eine kleine Sied­lung und nun fol­gt ein langes Stück auf Asphalt. Wir haben noch einen hüb­schen Aus­blick auf die Hügel ring­sherum, dann gelan­gen wir in den Ort Goikolex­ea, wo wir Früh­stückspause an ein­er Bushal­testelle machen. Am Straßen­rand geht’s weit­er bis nach Larra­bet­zu wo wir nochmal einen Stopp ein­le­gen. Nach und nach laufen wir immer wieder an großen, schön gesprayten Forderun­gen nach der Frei­heit für das Basken­land vor­bei. Ich wün­sche den Basken, dass dieser Kon­flikt für diese wun­der­bare Region, in den Herzen, Köpfen und Tat­en, von allen Parteien beigelegt wer­den kann

Nun wan­dern wir lange ger­adeaus durch mehrere Vororte von Bil­bao. 6,5 Kilo­me­ter an der Straße ent­lang, immer­hin gibt’s einen Fußweg. Dieser Teil zieht sich ganz schön bis nach Zamu­dio. Dann zweigen wir links ab und gehen durch Indus­triege­bi­et bis zu ein­er Brücke über die Auto­bahn. Nun ste­ht uns ein stram­mer Anstieg auf den Monte Avril bevor. 250 Höhen­meter führen uns bis auf 357m hin­auf. Ein Pfad führt uns steil bergauf bis zu ein­er Straße, die nun etwas san­fter ansteigt.

Weit­er geht’s auf einem Wald­weg zum höch­sten Punkt. Lei­der bietet sich hier trotz aller Mühen keine Aus­sicht. Wir gelan­gen zu einem Pick­nick­platz mit Bänken und Wasserquelle. Hier haben wir einen ersten Blick auf die Hochhäuser von Bil­bao. Weit­er unten kommt noch ein besser­er Aus­blick. Wir fol­gen der Straße immer weit­er bergab bis wir auf einen lan­gen Trep­pen­weg tre­f­fen, der uns ins Zen­trum von Bil­bao bringt, wo wir unsere Unterkun­ft haben. Wofür wir mit Bus und Zug 1,5 Stun­den gebraucht haben waren es nun sechs Tage nach Bilbao.

Nach ein­er Dusche essen wir Mit­tag und erkun­den dann die Stadt. Dabei begeg­nen wir auch eini­gen anderen Pil­gern der let­zten Tage, die ger­ade ankom­men. Wir laufen bis zum Fluss und fol­gen ihm bis zum Guggen­heim Muse­um. Wir besuchen den Markt La Rib­era, wo lei­der momen­tan nur das Erdgeschoss mit eini­gen Bars offen ist, wo es Pin­tx­os gibt, die bask­ische Ver­sion von Tapas. Einst war es der größte über­dachte Markt der Welt. Lei­der erleben wir heute nichts davon. Die Alt­stadt beste­ht aus aut­ofreien Gassen, vie­len Bars, Geschäften, Plätzen und der riesi­gen Kathe­drale. Es ist Fre­itagabend und die Bars in der Innen­stadt sind brechend voll.

7. Tag: Viel Asphalt — Bilbao nach Ontón

7h / 32,4km / 270hm

Wir spazieren zum Ufer des Flusses Ria de Bil­bao an dem es jet­zt die ersten 13km ent­lang geht. Der Anfang ist noch schön. Es geht durch Bil­bao am The­ater und dem Guggen­heim Muse­um vor­bei. Fast der ganze Weg heute ist auf Asphalt. Wir gehen auf einem Fußweg am Ufer ent­lang, bald an teils ver­fal­l­enen Indus­trie- und Hafe­nan­la­gen vor­bei. Ein paar kleine Vorstädte liegen am Weges­rand. In ein­er davon — in Eran­dio — gehen wir kurz einkaufen und leg­en eine Früh­stückspause ein. Dann nehmen wir die let­zten Kilo­me­ter nach Por­tu­galete in Angriff. Mit ein­er Hänge­gondel über­queren wir den Fluss. Man kann auch mit dem Aufzug nach oben fahren und dann über die 45m hohe Brücke laufen.

Auf der anderen Seite erre­ichen wir Por­tu­galete. Hier geht’s erst­mal bergauf und Lauf­bän­der erle­ichtern den Auf­stieg. Alles ziem­lich fan­cy hier. Wir machen noch eine Kaf­fee und Cola Pause, dann geht es wieder aus der Stadt hin­aus. Nun schlän­gelt sich ein Rad- und Fußweg an der Auto­bahn ent­lang. Ab und zu gibt es Pick­nick­plätze, anson­sten ist es ziem­lich ein­tönig. Schließlich führt uns der Weg an mit Pas­sions­blu­men gesäumten Gärten bis nach La Are­na, wo wir wieder die Küste und den Strand erre­ichen. Hier machen wir Pause und ich springe ins küh­le Nass. Die Erfrischung tut sehr gut. Heute ist es zwar über­wiegend bewölkt, aber trotz­dem warm. Beson­ders für Beine und Füße ist das kalte Wass­er eine Wohltat.

Dann geht’s auf Holzwe­gen durch die Dünen bis zu ein­er Fußgänger­brücke über einen Fluss. Ein steil­er langer Trep­pen­weg führt uns hin­auf auf einen hüb­schen Küsten­weg, der schön­ste Teil heute. Es geht zwar immer noch auf Asphalt weit­er, aber die Aus­sicht macht das alle­mal wett. Unter uns schlägt das Meer an die steilen Fel­sklip­pen, beim Blick zurück sehen wir den Strand von La Are­na. Bald ver­lassen wir das Basken­land und gehen nun in Kantabrien weit­er. Wir erre­ichen einen Tun­nel und dann wan­dern wir unter der Auto­bahn hin­durch und auf einen schmalen Pfad steil bergab nach Ontón. Ein Stück müssen wir wieder hoch zur Straße an der unsere Her­berge liegt. Wir haben sog­ar Glück und bekom­men ein eigenes Zim­mer. Das gemein­schaftliche Aben­dessen beste­ht aus Salat, veg­e­tarisch­er Pael­la und Vino.

8. Tag: Ein aussichtsreicher Abstecher — Ontón bis Laredo

8,5h / 34km / 779hm

Wir schaf­fen es heute wieder früh raus und machen uns zum Son­nenauf­gang auf den Weg. Heute haben wir eine Abwe­ichung vom offiziellen Camino vor, denn wir wollen über einen aus­sicht­sre­ichen Berg statt im Inland zu gehen. Es wird ein langer Tag werden.

Je nach­dem welche Quelle man zurate zieht gibt es für den Anfang der heuti­gen Etappe ver­schiedene Vari­anten. Wir wählen die kürzere mit acht Kilo­me­ter an der Küste nach Cas­tro Urdiales, der näch­ste größere Ort. Dazu müssen wir zuerst ein Stück an der Straße ent­lang gehen. Zum Glück ist die Straße kaum befahren und es gibt auch einen rel­a­tiv großzügi­gen Seit­en­streifen. Wir gehen bergauf und unter der Auto­bahn hin­durch bis zu ein­er Tankstelle. Dann geht’s ser­pen­ti­ne­nar­tig bergab bis wir einen Weg nach rechts und weg von der Straße ein­schla­gen. Dieser bringt uns hinab zum Playa de Dicio.

Wir wan­dern dann wieder hin­auf und durch Gestrüpp bis zu der ins Nir­gend­wo führen­den Brücke Car­gadero de Dici­do von 1938, die mal ein Ver­lade­dock für Min­er­alien war. Dann kom­men wir um die Ecke und kön­nen schon die Häuser von Cas­tro Urdiales aus­machen. Wir gelan­gen in eine Parkan­lage mit kleinen fel­si­gen Bucht­en und schließlich an die Prom­e­nade von Cas­tro Urdiales. Dort machen wir eine Kaf­fee und Cola Pause in einem Café, kaufen dann für den Tag ein und machen uns auf den Weg aus der Stadt hinaus.

Wir gelan­gen zu einem weit­eren Strand und gehen dann an der Straße ent­lang einen Schlenker des Camino ins Inland abkürzend. Hier zweigen kleinere Wege an die Küste ab, die par­al­lel zur Straße führen, ein­er davon ist jedoch eine Sack­gasse und wir steigen den steilen Hang zurück zur Straße hin­auf anstatt zurück zu laufen.

Bald tre­f­fen wir wieder auf den Camino, der wieder an die Küste schwenkt und durch Wald auf ein Sträßchen führt, dem wir bis nach Islares fol­gen. Wir kom­men an einem Camp­ing­platz vor­bei, wo wir von jun­gen Män­nern im Vor­beifahren beschimpft wer­den. Von dem Schwall spanis­ch­er Wörter ver­ste­hen wir nur “Cabron” was soviel wie Arschloch heißt. Weiß der Teufel was mit denen los war.

Nun geht’s wieder an der Straße ent­lang, die der Mün­dung des Ría de Oriñón fol­gt. Hier müssen wir mehrere Kilo­me­ter lan­dein­wärts am Fluss ent­lang wan­dern nur um über die einzige Brücke weit und bre­it auf die andere Seite zu gelan­gen. Auf der anderen Seite kön­nen wir den Strand von Oriñón, wohin wir wollen, zum Greifen nah sehen. An der Flussmün­dung hätte man den Fluss wohl auch durch­wa­t­en kön­nen. Anhand der Badegäste sehen wir, dass das Wass­er hier nur etwa hüft­tief ist. Wir find­en jedoch keinen Zugang zum Wass­er, da der Hang an der Straße steil durch Felsen abfällt. Also gehen wir zäh­neknirschend den lan­gen Umweg. Vor der Brücke machen wir noch eine Pause und trinken kalte Cola in einem Café.

Wir über­queren den Fluss und wenig­stens kön­nen wir auf der anderen Seite auf einem schö­nen Fußweg durch den Wald ent­lang bis nach Oriñón wan­dern. Von hier geht’s auf der Straße bis nach Son­abia, wo wir einen Weg nach links ein­schla­gen. Nun fol­gt der schön­ste aber auch anstren­gend­ste Teil der heuti­gen Etappe. Wir wollen über einen steilen am Felsen ent­lang führen­den Weg gehen von dem man die schön­sten Aus­sicht­en hat. Der Weg ist anspruchsvoll und im gel­ben Wan­der­führer wird sog­ar von dieser Vari­ante abger­at­en. Tat­säch­lich würde ich diesen Weg auch nur Geübten mit alpin­er Erfahrung empfehlen. Der Weg führt teil­weise durch Absturzgelände und einige Felsstufen müssen überkrax­elt werden.

Zuerst führt uns der Weg bergab zum Strand von Son­abia, der trotz sein­er gerin­gen Größe ziem­lich viele Men­schen anzieht. Nun geht es steil hin­auf, anfangs durch Dünen und über Sand, was den Auf­stieg erhe­blich erschw­ert. Dann schlän­gelt sich der Weg auf fes­terem Unter­grund am Hang ent­lang steil nach oben. Dabei haben wir schön­ste Aus­sicht­en auf die Land­schaft unter uns. Hier muss man auf die Wegführung acht­en, denn anstatt einem schwäch­er aus­geprägten Pfad ger­adeaus zu fol­gen, macht der Weg einen Knick nach links und führt hin­auf in die Felsen. Ger­adeaus ste­ht man irgend­wann vor einem unüber­wind­baren Felsab­bruch. Schwarze Pfeile weisen hier den Weg.

Es gilt einige Felsstufen zu überkrax­eln, die uns immer weit­er nach oben brin­gen. Zum Glück gibt es um diese Tageszeit eini­gen Schat­ten, sodass man nicht die ganze Zeit in brü­ten­der Hitze wan­dern muss. Wir erre­ichen ein Fel­splateau von dem wir eine atem­ber­aubende Aus­sicht haben. Hin­ter uns in der Ferne der Strand von Son­abia, vor uns die Fel­sküste vor Lare­do. Vom Fel­splateau fol­gen wir dem Weg nach rechts anstatt ger­adeaus höher zu steigen. Hier kön­nte man auf den höch­sten der Fels­gipfel steigen, den 486m hohen Solpi­co. Tat­säch­lich gehen diesen Weg auch all die anderen denen wir begeg­nen. Auf unserem weit­eren Weg sind wir dann völ­lig alleine. Wir erre­ichen einen Fels­durch­schlupf, der mit einem Seil gesichert ist. Davor geht es richtig steil neben uns 240m die Fel­sklip­pen hin­unter. Es ist also Vor­sicht bei jedem Schritt geboten. Hier erre­ichen wir auch den höch­sten Punkt.

Kurz danach zweigt ein eher unschein­bar­er Weg nach rechts hinab ab. Hier gilt es eine etwa drei Meter hohe Felsstufe zu über­winden. Es gibt jedoch gute Griffe und Tritte, sodass sie kein größeres Prob­lem darstellt. Nun geht es steil über einen schot­tri­gen und fel­si­gen Weg hinab bis in den schat­ten­spenden­den Wald. Wir kom­men an ein­er zer­fal­l­enen Hütte und einem Haus vor­bei bis wir unten ange­langt sind. Bald tre­f­fen wir wieder auf den Camino, der hier über eine Vari­ante an der Küste ent­lang führt. Nun geht’s wieder aufwärts durch hügeliges Gelände, an einem hohen Berg vor­bei bis auf 200m. Hier haben einen ersten Aus­blick auf Lare­do und San­toña auf der anderen Seite.

Langsam wer­den uns die Füße schw­er und wir hof­fen auf ein baldiges Ende. Auch hier entschädigt aber die Aus­sicht für alle Mühen. Dann geht’s endlich hin­unter nach Lare­do, über eine steile Asphalt­straße. Schließlich erre­ichen wir die Stadt und nach weit­eren 20 Minuten unsere Unterkun­ft. Nach ein­er Dusche machen wir uns auf zu einem Ital­iener um die Ecke auf (wir wollen heute nach 34km echt nicht mehr viel laufen), wo es ein her­vor­ra­gen­des Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis gibt. Noch nie einen so großen Salat gese­hen. Zufrieden sinken wir in das gemütliche Bett. Ich habe mir heute zwei kleine Blasen an der Ferse gelaufen. Echt ver­rückt, denn ich hat­te bish­er noch nie Blasen in den Trailrunnern.

9. Tag: Strandspaziergang — Laredo bis Galizano

7h / 32km / 355hm

Wir spazieren an der Strand­prom­e­nade bis an den äußer­sten Zipfel von Lare­do, von dem wir mit der Fähre nach San­toña über­set­zen. Hier essen wir im erst­besten Café ein super Früh­stück für ger­ade mal 3 Euro. Man kann hier eine wohl sehr schöne Vari­ante über den Monte Buciero gehen, die jedoch 6,5 Kilo­me­ter und 350 Höhen­meter zusät­zlich bedeutet. Da ich das lei­der nicht in die Tageskilo­me­ter einge­plant habe, gehen wir diese Vari­ante nicht, was mich aber schon ein biss­chen ärgert.

Wir wan­dern wieder aus San­toña hin­aus bis zum Strand von Berria. Hier führt nun ein Weg von der Straße weg und steil bergauf auf den 73m hohen Pun­ta del Brus­co. Der Pfad führt erst anstren­gend durch Sand, dann auf fel­sigem Unter­grund und über einige Felsen zum höch­sten Punkt. Von hier haben wir eine wun­der­schöne Aus­sicht, zuerst auf den Playa de Bar­ria hin­ter uns, dann auf den Playa de Tre­gandín vor uns. Der Weg ist ordentlich schweißtreibend an diesem heißen Tag, aber dieser Blick ist alle Mühen wert.

Wir steigen wieder ab, auf den Playa de Tre­gandín zu auf dem wir nun bis Noja ent­lang laufen. Wir spazieren nah am Wass­er auf fes­tem Sand. Je weit­er wir nach Noja kom­men desto voller wird der Strand. Wir kom­men uns etwas komisch zwis­chen all den Badegästen vor. Wir erre­ichen schließlich einen Fluss, den wir über die Straßen­brücke über­queren anstatt uns die Schuhe auszuziehen und hin­durch zu wat­en. Der Camino schwenkt nun wieder lan­dein­wärts. Wir erre­ichen den kleinen Ort San Pan­ta­le­on, wo wir im Super­markt Wass­er zum Nach­füllen kaufen. Heute ist es mit 31°C recht warm und entsprechend trinken wir viel.

Weit­er laufen wir über Straße durch lock­er besiedeltes Gebi­et, an Wiesen und Wei­den vor­bei durch hügeliges Gelände. Wir marschieren zwis­chen brü­tend heißen Mais­feldern ent­lang, wo kein Lüftchen weht. Dann steigt die Straße bis auf 120m an und führt uns durch kleine Ortschaften mit Aus­blick­en auf Wei­den, Sied­lun­gen in den Hügeln und bis zum Meer. Die meiste Zeit ver­läuft der Weg über kleine Seit­en­straßen mit nur wenig Verkehr, zwis­chen­durch aber auch an der Land­straße auf dem Seit­en­streifen ent­lang. So erre­ichen wir unser heutiges Ziel — Gal­izano — nach 32km, die an diesem heißen Tag dur­chaus anstren­gend waren. Wir haben ein über­raschend schönes Hotel gebucht, das auch ein Restau­rant hat. Aus meinen zwei kleinen Blasen an der Ferse hat sich eine schmerzhafte prall gefüllte große gebildet.

10. Tag: Küstenweg nach Santander — Galizano bis Boo de Piélagos

5,5h / 24,7km / 248hm

In unserem Hotel gibt’s erst ab 9 Uhr Früh­stück — nicht sehr pil­ger­fre­undlich. Wir nehmen es trotz­dem mit und das hat sich auch gelohnt. Das bish­er beste Früh­stück wird uns hier geboten. So brechen wir erst spät zu unser­er Tage­se­tappe auf. Wir fol­gen der Straße bis wir unter uns einen schö­nen Sand­strand sehen. Die Straße schwenkt par­al­lel zur Küste nach links und geht schließlich in einen Pfad über, der an der Steilküste ent­lang führt. Links von uns sind Mais­felder, rechts das Meer mit wun­der­schö­nen Aus­sicht­en auf kleine Bucht­en unter uns. So ver­läuft der Weg bis zum Playa de Somo, wo wir zum Strand hinab steigen und nun auf dem Sand ent­lang spazieren. Viele Surfer sind hier im Wass­er und die Wellen sehen abso­lut anfänger­tauglich aus. Das ver­lockt mich schon ein biss­chen. Wir sind aber zum Wan­dern hier und so fol­gen wir dem Strand bis nach Somo.

Immer wieder kreuzen kleine Wasser­läufe unseren Weg und wir holen uns auch nasse Füße. Wir schla­gen einen gepflasterten Fußweg bei ein paar Häusern ein und gelan­gen so zum Fähran­leger von Somo. Die Fähre lässt nicht lange auf sich warten und bringt uns über die Meeres­mün­dung nach San­tander auf der anderen Seite. San­tander ist die Haupt­stadt der Region Kantabrien. Wir hal­ten uns allerd­ings nicht lange in der Stadt auf.

In San­tander gehen wir par­al­lel zur Küste durch einen Park und am Kun­stzen­trum vor­bei zur großen Kathe­drale. Hier sind unglaublich viele Men­schen, was mich schnell über­fordert. Wir stop­pen am Super­markt für Pro­viant und gehen dann durch eine Fußgänger­zone und weit­er an ein­er großen Straße ent­lang durch städtis­ches Gebi­et bis nach Peña­castil­lo. Erst hier wird es wieder ländlich­er. Um uns herum sind grüne Hügel durch­brochen von kleinen Ortschaften mit Bergen im Hin­ter­grund. Lei­der ist der zweite Teil ab San­tander heute wieder durch viel Asphalt geprägt und der Weg führt landeinwärts.

Und wo es heute mor­gen an der Küste trüb­grau war bren­nt uns nun wieder die Sonne auf den Pelz. Ander­sherum wäre es net­ter gewe­sen, aber man kann sich das Wet­ter ja nicht aus­suchen. Wir queren die Bah­n­gleise und fol­gen einem Feld­weg bis wir auf kleinen Straßen im Auf und Ab bis nach Boo de Piéla­gos gelan­gen, wo unsere Her­berge für diese Nacht ist. Hier gibt es auch für 10 Euro ein gutes 3‑gängiges Aben­dessen. Unter mein­er Blase von gestern sich sich eine weit­ere große gebildet was den ganzen Tag entsprechend schmerzhaft war.

11. Tag: Eine mittelalterliche Stadt — Boo de Piélagos nach Oreña

6h / 27km / 432hm

Am Mor­gen ver­spricht es wieder ein heißer Tag zu wer­den. Wir fol­gen der Straße bis zu den Bah­n­gleisen und über­queren zügig die Eisen­bahn­brücke, die nur wenig Platz auf der linken Seite lässt. Die Querung ist nicht ganz unge­fährlich und es wird emp­fohlen eine Sta­tion mit dem Zug zu fahren. Es geht noch ein Stück an den Gleisen ent­lang, jet­zt mit mehr Platz, bis zum Bahn­hof von Mogro. Nun geht’s bergauf bis zur Kirche auf einem Hügel.

Es geht über kleine Neben­straßen immer weit­er san­ft bergauf durch hügelige Land­schaft mit Kühen, Pfer­den, Eseln, Schafen, Ziegen und sog­ar einem Schwein. Inter­es­san­ter­weise tra­gen auch hier die Kühe Glock­en, manch­mal sog­ar Pferde. Bald öffnet sich der Blick auf das Meer und eine große Flussmün­dung in der Ferne. Die Straße fällt ab und wir schwenken auf einen Schot­ter­weg ein, der uns eine ganze Weile neben Abwasser­rohren der örtlichen Chemiefab­rik ent­lang führt. Hier ist es sehr heiß, kein Wind, kaum Schat­ten und der Weg ist recht eintönig.

Wir gelan­gen schließlich zu ein­er Fußgänger­brücke über die Bah­n­gleise und in die Stadt Reque­ja­da, wo wir eine Pause ein­le­gen und eine kalte Cola genießen. Unser Wasser­vor­rat geht langsam zur Neige und wir ver­passen den örtlichen Super­markt. Nun führt uns der Camino an der Haupt­straße ent­lang bis in den näch­sten Ort, dann geht’s auf ein­er Brücke über den Fluss. Im Auf und Ab geht’s auf Neben­straßen weit­er bis nach San­til­lana del Mar, das mit seinen schmalen Gassen, stat­tlichen Häusern, Wohn­tür­men und Palästen sowie Pflaster­steinen aus dem 14. bis 18. Jahrhun­dert sehr hüb­sch ist. Auch die große Kirche ist uralt (11./12. Jahrhun­dert). Die Innen­stadt ist für den Verkehr ges­per­rt und zusam­mengenom­men wirkt San­til­lana richtig mit­te­lal­ter­lich. Die Stadt liegt übri­gens nicht am Meer wie der Name ver­muten lässt. In der Nähe der Stadt liegen aber die welt­berühmten Höhlen von Altami­ra mit steinzeitlichen Fels­malereien. Lei­der zu Fuß zu weit weg, ich hätte mir das gerne angeschaut.

Wir machen eine Mit­tagspause in einem der Restau­rants, wo es ein Menu del Dia gibt. Unsere Unterkun­ft für diese Nacht liegt noch 3,5km weit­er und dort gibt es nur Kleinigkeit­en (Tapas) zu essen, weswe­gen wir uns jet­zt schon den Bauch vollschla­gen. Es gibt zahlre­iche Sou­venir­lä­den in dieser kleinen bei Touris­ten beliebten Stadt und zum Glück gibt’s da auch Wass­er zu kaufen. Wir ver­lassen die Stadt und passieren einen Camp­ing­platz beim Bergaufge­hen. Die Straße führt uns dann in ein kleines Tal mit der Sied­lung Arroyo und bergab durch hügeliges mit Feldern und Wäldern durch­set­ztes Gebi­et nach Oreña, wo wir heute nächti­gen. Unser Gast­ge­ber sorgt sog­ar für ein üppiges Aben­dessen mit dem wir gar nicht gerech­net haben.

12. Tag: Zurück zur Küste — Oreña bis Playa de Merón

6,5h / 29km / 514hm

Der Tag begin­nt reg­ner­isch, aber es nieselt nur leicht vor sich hin. Wir laufen bergauf an Kuh­wei­den vor­bei bis zur Igle­sia Par­ro­quial de San Pero, die auf ein­er kleinen Anhöhe ste­ht. Weit­er geht’s im Auf und Ab auf Straße an Wei­degelände und kleinen Sied­lun­gen vor­bei bis nach Cóbre­ces, wo wir eine kurze Pause an ein­er Bar ein­le­gen. Die kleine Stadt wird dominiert von ein­er markan­ten roten Kirche. Mit­tler­weile hat es aufge­hört zu reg­nen und der Him­mel reißt langsam auf. Wir gehen noch in einen kleinen Laden und holen uns Pro­viant. Nun wan­dern wir bergab bis zum schö­nen Playa de Luaña. Hier begeg­net uns ein großer Balken­schröter, ähn­lich einem Hirschkäfer. An einem Pick­nick­platz vor­bei tre­f­fen wir wieder auf eine Straße, die uns steil bergauf bis auf 100m führt.

Dann ver­laufen wir uns ein wenig und fol­gen der großen Straße statt auf kleineren Neben­straßen bis zur Abzwei­gung nach La Igle­sia, ein­er hüb­schen kleinen Sied­lung mit Kirche, zu gehen. Das Wet­ter wird auch immer bess­er und schon bald bren­nt uns wieder die Sonne auf den Pelz. Wir kom­men durch Pan­do und Con­cha, wo wir in eine kleine gepflasterte von schö­nen alten Häusern mit Holzbalko­nen gesäumte Gasse ein­biegen. Kurz darauf zweigen wir auf eine Schot­ter­straße ab, die uns auf eine Anhöhe führt, wo sich der Blick auf Meer eröffnet. Wir wan­dern wieder bergab bis zum Strand von Comil­las und schließlich in die mit­te­lal­ter­liche Stadt Comil­las. Wir machen eine Pause am Mark­t­platz direkt vor der Kirche. Dann geht’s wieder aus der Stadt her­aus durch einen schö­nen Park mit einem großen Pala­cio und weit­er an der Straße bis zur Brücke über den Ría de la Rabia.

Hier begin­nt der Par­que Nat­ur­al de Oyam­bre mit seinem morasti­gen Küstenge­bi­et, das hier an den Meere­sar­men wat­tähn­lich ist. Wir wagen ein Exper­i­ment: Statt an der Straße weit­erzuge­hen gehen wir nach rechts in eben dieses Gebi­et hinein. Laut Karte scheint es eine Art Brücke zu geben. Tat­säch­lich is