Der ultimative Guide für Flussüberquerungen

Posted: 21. Januar 2021 by Annika

Flussüber­querun­gen gehören zu den häu­fig­sten Todesur­sachen unter Wan­der­ern. Zu wis­sen wie man einen Fluss sich­er über­quert ist essen­tiell, zusam­men mit Erste Hil­fe und Nav­i­ga­tion. Auf dem Te Araroa in Neusee­land hat­te ich einige haarige Flussüber­querun­gen. Genau genom­men ist der TA berühmt für seine ständi­gen Flussüber­querun­gen; manch­mal muss man den sel­ben Fluss mehr als 60 Mal am Tag queren. Hier find­et ihr einen Überblick über die Do’s und Don’t’s der Flussüber­querun­gen. So ste­ht dem näch­sten Out­door-Aben­teuer nichts mehr im Weg.

Wann wird eine Flussüberquerung gefährlich?

Über­prüft die Schnel­ligkeit: Ihr kön­nt zum Beispiel einen Ast ins Wass­er wer­fen. Wie schnell fließt er flussab­wärts? Wenn ihr im zügi­gen Gehen mit ihm Schritt hal­ten kön­nt, ist das ein gutes Zeichen. Wenn der Ast nach Sekun­den aus der Sichtweite ver­schwindet ist das nicht gut. Sollte der Fluss dazu noch tief sein, emp­fiehlt sich hier keine Querung.

Über­prüft die Tiefe: Ver­mei­det es einen schnell fließen­den Fluss, der tiefer als bis zu euren Ober­schenkeln geht, zu über­queren. Steckt einen Trekking­stock in das Wass­er um die Tiefe zu prüfen.

Über­prüft den Unter­grund: Einige kleinere Wellen deuten auf einen flachen, rel­a­tiv gle­ich­mäßig steini­gen Unter­grund hin. Das ist bess­er als größere Wellen, die auf größere Steine oder einen unebe­nen Grund hindeuten.

Bewegt euch diag­o­nal über den Fluss, um den Effekt der Strö­mung zu nutzen. Kämpft nicht gegen die Strö­mung an und greift nicht nach Baum­stäm­men oder Steinen unter Wass­er. Behal­tet eure Augen auf dem anderen Ufer, schaut nicht ins Wass­er hinunter.

Querung des Ahuriri Rivers, die größte Flussquerung auf dem Te Araroa

Immer ein Auge auf dem Wetterbericht

Stark­er Regen = Größere Flüsse. An eini­gen Orten, wie zum Beispiel Neusee­land, steigen Flusspegel extrem schnell wann immer es reg­net. Falls ihr eine größere Flussüber­querung plant und es ist ein Sturm vorherge­sagt, ist es bess­er darauf zu warten, dass der Wasser­pegel wieder sinkt. Sturzfluten sind schw­er vorherzusagen, stellt also sich­er dass ihr eure Strecke gut recher­chiert bevor ihr in hochwasserge­fährdete Gebi­ete geht. Ein typ­is­ches Zeichen für einen erhöht­en Wasser­pegel ist es wenn der Fluss ver­färbt ist mit irgendwelchen Ästen oder anderem, das der Fluss mit­geris­sen hat. Natür­lich kön­nen aber auch klare Flüsse schnell fließend sein.

Zum Beispiel auf dem PCT ist es ein Dilem­ma, wenn der Wan­der­er auf den Schnee in der Sier­ra Neva­da stößt. Typ­is­cher­weise kom­men PCT Wan­der­er in Juni an, wenn die Schneeschmelze am höch­sten ist und es gibt jedes Jahr tragis­che Todes­fälle. In Jahren mit großer Schneeschmelze soll­tet ihr vielle­icht über­legen eure Wan­derung auf die Saison­mitte zu ver­schieben. Wenn ihr wisst, dass ihr einen Tag mit Flussüber­querun­gen vor euch habt, ver­sucht die Flüsse nach Möglichkeit am frühen Mor­gen zu queren bevor die Schneeschmelze des Tages einsetzt.

Sucht nach alternativen Flussüberquerungen

Wenn der Fluss hoch ansteigt und schnell­fließend ist, schaut stro­mauf- und abwärts ob es bessere Stellen gibt. Flüsse über­quert man am besten an ein­er möglichst bre­it­en Stelle wo die Wasser­massen genü­gend Platz hat um hin­durchzu­fließen. Je schmaler der Fluss ist, desto stärk­er Wasser­fluss. Ver­sucht Flüsse nicht in Kur­ven zu queren, wo das Wass­er durch die Kurve beschle­u­nigt und der Boden eventuell ver­schoben sein kön­nte. Außer­dem soll­tet ihr sich­er stellen, dass ihr am anderen Ufer einen ein­fachen Weg aus dem Fluss hin­aus habt. Nach ein­er müh­samen Querung wollt ihr sich­er nicht her­aus­find­en, dass das andere Ufer zu hoch ist um hinaufzuklettern.

Ist der Fluss irgend­wo verzweigt? Kleinere Verzwei­gun­gen mit kleinen Inselchen dazwis­chen kön­nen ein­fach­er zu queren sein. Fließt der Fluss in einen See oder das Meer? Dort ist das Wass­er deut­lich langsamer. Über­prüft außer­dem wie der Fluss stromab­wärts aussieht. Falls ihr doch in den Fluss fallt und mit­geris­sen werdet, was erwartet euch da? Felsen, umgestürzte Baum­stämme oder gar ein Wasser­fall? Über­quert niemals einen Fluss in kurzem Abstand zu einem von diesen.

Spazier­gang durch den Fluss

Verwendet Trekkingstöcke und lockert euren Rucksack

Trekkingstöcke sind Gold wert wenn es um Flussüber­querun­gen geht. Falls der Fluss klein ist und Felsen hat, kann man sog­ar queren ohne nasse Füße zu bekom­men. Die Stöcke wer­den zu einem zweit­en Paar Beine in bre­it­eren Flussquerun­gen. Steckt sie so fest in den Boden wie ihr kön­nt und nehmt einen Schritt nach dem anderen. Macht keinen Schritt mit eurem Trekking­stock und einem Fuß gle­ichzeit­ig. So habt ihr min­destens zwei bis drei Kon­tak­t­punk­te auf dem Grund (denkt daran wie ein Sta­tiv ausbalanciert).

Löst alle Schnallen an eurem Ruck­sack. Falls ihr doch in den Fluss fallt, ist euer Leben wichtiger als eure teure Aus­rüs­tung. Euer Ruck­sack wird euch hin­abziehen und macht das Schwim­men sehr schw­er. Es ist bess­er den Ruck­sack schnell abzunehmen und zu ver­suchen euer Zeug später noch zu retten.

Manch­mal kommt man auch trock­e­nen Fußes über einen Fluss

Geht zusammen

Grup­pen von Wan­der­ern kön­nen Über­querun­gen sicher­er machen, indem sie sich zusam­men­schließen. Die stärk­ste Per­son ste­ht dabei flus­saufwärts. Ver­schränkt eure Arme oder Schul­tern und kreuzt par­al­lel zum Ufer (also in ein­er Art Per­len­schnur nach unten, nicht zur Seite). Je mehr Wan­der­er, desto stärk­er die Kette!

Solo-Wan­der­er soll­ten beson­ders vor­sichtig sein, um keine gefährliche Querung zu riskieren. Die meis­ten bekan­nten Wan­der­wege wer­den jeden Tag von Wan­der­ern began­gen. Wartet also am Ufer, bis jemand anderes vorbeikommt.

Behaltet eure Schuhe an

Die Ver­mei­dung von nassen Füßen ist ein­er der Haupt­gründe, warum viele Wan­der­er Trail­run­ningschuhe anstelle von Stiefeln tra­gen, da diese schneller trock­nen. Aber egal, welch­es Schuh­w­erk ihr wählt, ihr soll­tet es bei allen größeren Fluss­durch­querun­gen anbe­hal­ten. Wenn das Wass­er nur knöcheltief ist oder sehr langsam fließt, kön­nt ihr eine Bar­fuß­durch­querung riskieren — aber seid extrem vor­sichtig, da die Felsen glitschig oder schar­fkantig sein kön­nen. Das Let­zte, was ihr wollt, ist hineinz­u­fall­en und eure Aus­rüs­tung nass zu machen.

Flussquerung am Oreti Beach. Hier kann man ein­fach die Schuhe ausziehen.

Wartet falls nötig

Ich weiß, es kann hart sein. Neben einem Fluss zu zel­ten in der Hoff­nung, dass der Wasser­stand sinkt, ist ähn­lich wie Schnee beim Schmelzen zuzuse­hen. In Gebi­eten, in denen Flüsse schnell ansteigen, sinken sie in der Regel auch schnell. Manch­mal braucht man nur ein paar zusät­zliche Stun­den, bis die Wasser­massen wieder auf ein erträglich­es Maß gesunken sind. Seid geduldig und gebt der Sicher­heit immer den Vorrang!

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