Norwegen: Hardangervidda schnuppern

Posted: 29. August 2014 by Annika

Kin­sarvik Ort ist ein Tor zur Hardan­gervid­da, dem größten Gebirgsplateau der Welt. Von hier kann man zu zahlre­ichen Wasser­fällen zu Fuße der Hardan­gervid­da wandern.

Um 12:25 Uhr fährt der Bus nach Gei­lo, wir haben also Zeit in Ruhe abzubauen und zu früh­stück­en. Bei einem Elek­tro­fach­han­del bekomme ich noch die Gele­gen­heit meinem Kam­era-Akku aufladen zu lassen, der seit dem Gletsch­er voll­ständig leer ist. Kurz bevor der Bus kommt, gebe ich wieder zurück und hole den Akku und Geld von der Bank, da man in vie­len Bussen nicht mit Karte zahlen kann. Im Bus stellen wir dann fest, dass nur der mor­gendliche Bus bis nach Gei­lo fährt, der zweite und let­zte jedoch nur noch bis Eid­fjord, zumin­d­est ab Mitte August.

Spon­tan beschließen wir also ins nur eine Stunde ent­fer­nte Kin­sarvik zu fahren. Die Fahrt geht schön am Fjord ent­lang bis in die winzige Stadt Kin­sarvik. Obwohl viel klein­er, hat sie doch mehr im Ange­bot als Odda — zumin­d­est unmit­tel­bar erre­ich­bar. Der Der Ort ist ein Tor zur Hardan­gervid­da, dem größten Gebirgsplateau der Welt. Früher war die Hardan­gervid­da eine Han­del­sroute Ost- und West­nor­we­gen zu verbinden, heute fährt die Bahn Oslo-Bergen hin­durch. Außer­dem kann man Boote mieten. Es gibt ein Spaßfreibad, zwei Camp­ing­plätze und gle­ich vier Wasser­fälle auf dem Weg auf die Hardangervidda.

Kin­sarvik ist ein alter Wikinger­hafen, und war wichtige Han­del­stadt. Auch eine Kirche aus dem 12. Jahrhun­dert find­et sich hier. Wir stellen unser Zelt bei Kin­sarvik Camp­ing auf und gehen dann zur Touris­ten­in­fo — unser Liebling­sort in Nor­we­gen. Wenn man kein Inter­net und kein Auto hat ist jene Gold wert und die Mitar­beit­er sind immer sehr nett und hil­fs­bere­it. Wir informieren uns über den Weg zu den Wasser­fällen. Er führt von Kin­sarvik in das Husedalen hoch zur Hardan­gervid­da, immer dem Flus­slauf des Kin­sos fol­gend und dabei vier Wasser­fälle passierend.

Wasserfälle in der Hardangervidda

Zum ersten Wasser­fall kann man eigentlich mit dem Auto fahren, aber wir laufen die 4,5km. Zuerst geht es auf einem schön angelegten Weg durch Kiefer­n­wald, dem Fluss Kin­so fol­gend. Einige Infor­ma­tion­stafeln erzählen von der Gegend und ihrer Geschichte. Zum Beispiel, dass die Kirche früher Kühe zum Auslei­hen hat­te, sie jedoch immer wieder Prob­leme damit hat­ten, da arme Leute gerne mal nicht bezahlt haben oder die Kühe star­ben. Manch­mal wurde statt Geld ein Kalb als Bezahlung ange­boten. Im End­ef­fekt war die Kirche darauf angewiesen, dass reiche Leute immer mal wieder eine Kuh spende­ten. Die Wasserkraft des ersten Wasser­falls wurde für die Erzeu­gung von Elek­triz­ität genutzt, wovon noch das alte Gebäude und das Rohr neben dem ersten Fall zeugt.

Der Weg geht über in eine Straße, die sich noch 2km bis zum ersten Wasser­fall windet. Hier sehen wir einen Haufen Lem­minge — allerd­ings tote. Wir wun­dern uns nicht mehr warum man ihnen Suizidal­ität nach­sagt. Viele der Tiere stellen sich auf der Suche nach neuen Leben­sräu­men außeror­dentlich dumm an. Ihr Fell ver­steckt sie eigentlich per­fekt, aber sobald sie erschreckt davon huschen, ver­lieren sie ihren Kopf und huschen dabei auch gerne mal direkt vor dem Auto über die Straße… Oder auch auf einen lebens­feindlichen Gletscher.

Wir ste­hen vor dem Tveitafoss, dessen Wasser­massen etwa 100 Meter in die Tiefe don­nern. Kurz nach dem ersten Wasser­fall betritt man den Hardan­gervid­da Nation­al­park. Die meis­ten Leute kom­men über den ersten Wasser­fall nicht hin­aus, denn erst danach begin­nt der anstren­gende Auf­stieg. Direkt neben dem alten Wasserohr oder über Ser­pen­ti­nen der ges­per­rten Straße geht’s nach oben. Der direk­te Weg erweist sich als ziem­lich schön. Über bemoooste Felsen, durch Birken­wald und zwis­chen großen Fels­blöck­en hin­durch, geht es immer weit­er bergauf bis wir vor dem zweit­en gewalti­gen Wasser­fall ste­hen — dem 180 Meter hohen Nyastøl­foss. Die großen Fälle hört man schon von weitem.

Der Pfad führt nun über steile Plat­ten, die man bei trock­e­nen Ver­hält­nis­sen aber gut auf Rei­bung treten kann. Mehrtages­gänger kom­men uns ent­ge­gen, sehen erschöpft aus. Sie haben prak­tis­ch­er Weise Angeln dabei. Wir kön­nen bald danach den drit­ten und vierten Wasser­fall aus­machen — den Nykkjesøy­fos (80m) und den Søte­foss (240m). Vom let­zten Wasser­fall auf 900hm gelangt man auch auf das Hardan­gervid­da Plateau, wo sich viele Ren­tiere und Polar­füchse tum­meln sollen. Ins­ge­samt vier Stun­den würde man bis zum vierten Wasser­fall benöti­gen dazu sind wir heute zu spät in Kin­sarvik angekom­men. Wir kehren also hier um. Auf dem Rück­weg laufen uns viele (lebendi­ge) Lem­minge über den Weg.

Wir gehen noch runter in den Super­markt um uns unser Aben­dessen aufzu­pep­pen. Zum Kartof­fel­brei-und-Fleis­ch­pflanz­erl-Trekking­food gibt es Bohnen und Ren­tier­wurst. Dazu Cidre für mich und Bier für Alex. Es kommt ein ganz schön­er Sturm auf und die ersten Regen­tröpfchen kom­men herunter. Immer­hin die ersten seit Mon­ta­gnacht. Wir sitzen gemütlich im Zelt und essen uns kugel­rund. Das Hille­berg hält was es verspricht :)

Aben­dessen, nom nom

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