Korsika: GR 20 — Durchquerung des Gebirges im Meer

Posted: 25. August 2020 by Annika

Der GR 20 führt auf 180km ein­mal quer durch Kor­si­ka, dem Gebirge im Meer. Er zeigt die Vielfalt der kor­sis­chen Berg­welt: Beein­druck­ende Gipfel, Bäche und Seen, Schlucht­en und Täler. Dazu gibt’s Muf­flons, Eidech­sen, Pferde, Schweine und kor­sis­che Spezial­itäten auf den Hüt­ten. Der nördlich­ste Teil zeich­net sich durch Fel­s­land­schaft und Klet­terein­la­gen aus, während der südliche Teil deut­lich ein­fach­er, aber den­noch mit ordentlich Höhen­metern aufwartet. Vor allem der nördliche Teil macht diesen Fer­n­wan­der­weg zum anspruchsvoll­sten, den ich je gemacht habe.

1. Tag — Calenzana bis Refuge d’Ortu di u Piobbu: Ein schweißtreibender Anstieg

5h / 12km / 1.441hm

Wir fahren mor­gens mit dem Zug von Bas­tia nach Calvi und von dort aus mit dem Taxi nach Calen­zana. Wir teilen uns ein Taxi mit René aus Deutsch­land. Es ist schon mit­tags als wir Calen­zana erre­ichen. Wie kehren erst­mal im Restau­rant GR 20 ein und so ist es schon 13:45 Uhr als wir den GR 20 starten. René ist bere­its los und wir sehen ihn auch nicht mehr wieder. Es ist extrem heiß und vor uns liegt ein langer schweißtreiben­der Anstieg. Wir gehen durch die engen Gassen von Calen­zana bis wir den Start des Trails erre­ichen. Nun geht es aufwärts.

Es gibt nur wenig Schat­ten, den der Bewuchs ist eher karg. Son­nen­ver­bran­ntes Gras, einige Büsche und Dis­teln. Nur hin und wieder mal ein Baum oder ein Fels der Schat­ten spendet. Bald schon sehen wir die Spuren eines Bran­des — die Bäume sind schwarz und ohne Nadeln. Im Wald steigen wir in Ser­pen­ti­nen hin­auf bis zum Sat­tel Boc­ca a u Salu­tu auf 1.276m. Hier eröffnet sich ein wun­der­schön­er Panoram­ablick über Meer und Berge. Es ist bere­its gold­ene Stunde, die Sonne geht ger­ade unter und lässt die Berg­welt erglühen.

Von hier geht es ein Stück abwärts durch Wald und schließlich wieder hin­auf in Fels­gelände. Hier heißt es nun über die Felsen zu krax­eln. Zwei Pas­sagen sind sog­ar mit Ket­ten gesichert. So steigen wir immer weit­er hin­auf bis wir die Boc­ca a u Bassiguel­lu erre­ichen. Es ist schon spät und wir müssen uns sputen das Refuge noch vor der Dunkel­heit zu erre­ichen. Nach dem Sat­tel kön­nen wir die Hütte schon in der Ferne sehen. Vorher geht es allerd­ings erst­mal abwärts um schließlich den Hang zu queren und wieder hin­auf zum Refuge.

Wir kom­men ger­ade richtig zur Däm­merung. Allerd­ings ist das Gelände abschüs­sig und fel­sig und die guten Spots alle belegt. Ziem­lich viele Zelte ste­hen hier. Wir beschließen also draußen zu biwakieren, da wir keine Plätze für unsere Zelte find­en. Ich mache mir Aben­dessen, denn bis auf ein paar Snacks habe ich heute noch nichts gegessen. Zum Ende hin, nach über 1.400 Höhen­meter bin ich schon ziem­lich fer­tig und bin heil­froh, dass wir endlich das Nachtquarti­er erre­icht haben. Über uns funkeln die Sterne und ein leichter Wind weht, der mir nachts noch mein Kissen klauen wird.

2. Tag — Refuge d’Ortu di u Piobbu bis Refuge de Carrozzu: Felslandschaften

6h / 8,7km / 928hm

Wir schlafen lange und sind unter den let­zten, die gegen 9:30 Uhr los­ge­hen. Hin­ter der Hütte gibt es eine Quelle, wo wir unsere Wasser­vor­räte auf­füllen. Kurz darauf sehen wir Muf­flons, wilde Schafe. Bald schon geht das Gelände in Fels­brock­en über, die es zu überkrax­eln gilt. Heute ist es bewölkt und daher deut­lich erträglich­er. In 1.950m Höhe erre­ichen wir endlich den Sat­tel Boc­ca di Pis­ci­aghia. Ein wun­der­schönes Berg­panora­ma ent­fal­tet sich vor uns. Es geht weit­er hin­auf bis unter­halb vom Capu Ladron­cel­lu ent­lang. Von hier führt der GR 20 durch Fel­s­land­schaft, die immer mal wieder Klet­terein­la­gen einfordert.

Nach schi­er end­losem Auf und Ab erre­ichen wir die Boc­ca di l’lnnom­i­na­ta. Die Hütte kön­nen wir schon unter uns ent­deck­en, der Abstieg zieht sich aber. Es geht nur noch bergab bis zum Refuge, allerd­ings durch viel Geröll und hier und da mit Klet­ter­stellen. So steigen wir langsam und vor­sichtig hinab. Schließlich erre­ichen wir die Hütte. Auch hier sind die Zelt­plätze wieder fel­sig und rar gesät. Viele haben sich schon die besten Spots gesichert. Wir find­en noch notge­drun­gen Plätze auf dem ich mehr schlecht als recht mein Zelt auf­baue. Danach gibt es Omelette, Kuchen und Cola zum Aben­dessen. Ein Stück hin­ter der Hütte kann man noch schön in der Sonne sitzen und die let­zten Strahlen genießen.

3. Tag — Refuge de Carrozzu bis Haut-Asco: Der einzige Regen auf dem GR 20

4,5h / 7km / 811hm

Um 7:30 Uhr fängt es an heftig zu reg­nen und sog­ar zu hageln. Wir sind froh, dass Nathalie ver­schlafen hat, son­st wären wir um 7 Uhr los und voll in den Regen hinein ger­auscht. Wir sitzen das Unwet­ter in der Hütte aus. Um 9 Uhr machen wir uns schließlich auf den Weg und mit­tler­weile ist die Sonne sog­ar wieder da. Wir gehen durch den Wald bis zu ein­er aben­teuer­lichen Hänge­brücke bei der es zwis­chen den Trit­ten abwärts geht. Auf der anderen begin­nt der Auf­stieg über Fel­splat­ten, die vom Regen noch rutschig sind. Ket­ten helfen uns dabei sie zu überwinden.

Bald schon trock­nen die Felsen in der Sonne und es ist ein­fach­er voran zu kom­men. Es gilt einige Felsstufen zu über­winden bis wir den Lac de la Muvrel­la erre­ichen in dem sich die umliegen­den Felsen spiegeln. Nun geht es steil über Geröll bergauf zur Boc­ca di a Muvrel­la, mit 2.025m der höch­ste Punkt heute. Wolken ziehen auf und es reg­net leicht, was die Felsen wieder rutschig macht.

Nun geht es bergab und im Auf und Ab, immer wieder mit Klet­terei, zum näch­sten Sat­tel, der Boc­ca di Stag­nu. Von hier haben wir einen schö­nen Aus­blick auf den höch­sten Berg Kor­sikas, den Monte Cin­to (2.706m). Nun führt der Weg uns steil abwärts. Wieder­holt muss man über Felsen und Geröll abklet­tern, was viel Zeit kostet. Sobald wir den Wald erre­ichen wird der Weg ein­fach­er und wir erre­ichen Haut-Asco. Heute gön­nen wir uns den Luxus und check­en im Hotel ein, wo es am Abend ein großes Menü in Halbpen­sion gibt.

4. Tag — Haut-Asco bis Bergerie de Ballone: Am höchsten Punkt

6,5h / 10,7km / 1.209hm

Gegenüber vom Hotel geht es durch Kiefer­n­wald rel­a­tiv eben dahin. Wir queren einen Fluss auf ein­er kleinen Brücke und dann geht es aufwärts. Immer wieder gilt es Klet­ter­stellen zu über­winden, manche mit Ket­ten gesichert. Der Aus­blick zurück in die fel­sige Berg­welt und bis zum Meer ist gigan­tisch. Der Weg führt dann müh­sam über ein Schot­ter­feld hin­auf, bis zum Schluss ein paar Klet­ter­stellen auf uns warten. Dann erre­ichen wir die Pointe de Eboulis unter­halb des Monte Cin­to, den man von hier aus besteigen kann. Das dauert jedoch zwei Stun­den extra.

Wir entschei­den uns lieber dafür faul in der Sonne zu liegen. Es ist mit 2.607m der höch­ste Punkt auf dem gesamten Trail. Nach ein­er lan­gen Pause gehen wir weit­er. Der GR 20 führt ein Stück hinab bis unter uns ein klein­er See auf­taucht und schließlich wieder leicht bergauf zur Boc­ca Crucetta. Der Weg ist ein Gemisch aus Schot­ter, abklet­tern über Felsen und Geröll. Bald tauchen wir in licht­en Kiefer­n­wald ein und erre­ichen das Refuge Tighi­et­tu. Wir gehen allerd­ings noch eine halbe Stunde weit­er zur Berg­erie de Bal­lone, wo es mehr Zelt­plätze und Essen gibt. Tat­säch­lich find­en wir heute auch einen guten Platz etwas ober­halb der Hütte. Dann gibt’s Omelette und Kuchen und natür­lich die oblig­a­torische Cola.

5. Tag — Bergerie de Ballone bis Refuge bis Castel de Vergio: Gumpenfreuden

6h / 14,6km / 670hm

Wir starten im licht­en Wald und gehen haupt­säch­lich bergab an einem Fluss ent­lang. Schließlich begin­nt der Auf­stieg zur Boc­ca di Fog­giale. Hier gilt es wieder einige Klet­ter­stellen zu über­winden und über Geröll und Schot­ter zu steigen. Zahlre­iche Eidech­sen laufen mir dabei über den Weg. Wir machen eine lange Mit­tagspause am Sat­tel, wo wir einen fan­tastis­chen Blick in die umliegende Berg­welt und bis hin­unter ins Tal haben. Danach geht es weit­er hin­auf bis zum Refuge Ciut­tulu di i Mori. Hier gibt’s eine Cola bevor wir weitergehen.

Weit­er geht’s rel­a­tiv eben bis auf einen Bergrück­en. Nun geht es ins Golo-Tal wo einige Gumpen zu ein­er Erfrischung ein­laden. Wir hüpfen in eine beson­ders ver­lock­ende Gumpe mit einem kleinen Wasser­fall hinein. Wir laufen weit­er abwärts bis wir den Fluss auf ein­er Brücke queren. Kurz darauf erre­ichen wir die geschlossene Berg­erie de Rad­ule. Von hier führt der GR 20 im Auf und Ab durch Kiefer- und Birken­wald bis zur Straße und schließlich zum Hotel Cas­tel de Ver­gio, wo wir für heute Nacht einkehren. Am Abend gibt es wieder ein dick­es Menü und wir sinken selig in die Betten.

6. Tag — Castel de Vergio bis Refuge de Manganu: Am Lac de Nino

4,5h / 17km / 637hm

Erst geht es ein Stück die Straße ent­lang bevor der GR 20 nach rechts in licht­en Kiefer­n­wald ein­taucht. Der GR 20 führt erst bergab, dann rel­a­tiv eben durch den Wald. Dann geht es hin­auf auf den ersten Sat­tel, die Boc­ca San Petru auf 1.452m Höhe. Hier ste­ht eine kleine Kapelle. Es geht weit­er hin­auf bis auf einen Grat, dessen Ver­lauf wir fol­gen bis wir einen Hang queren und die Boc­ca â Reta erre­ichen. Von hier kann man bis zum weit ent­fer­n­ten Meer schauen. Dann gehen wir etwa 20 Minuten bergab zum wun­der­schö­nen Bergsee Lac de Nino. Hier leben zahlre­iche Kühe und Pferde, die sich bere­itwillig stre­icheln und mit Apfel­resten füt­tern lassen.

Wir wan­dern am See ent­lang und über einen geröl­li­gen, aber leicht abwärts führen­den Weg bis zur Berg­erie de Vaccaghia, wo es eine kalte Cola gibt. Franzö­sis­ches Gitar­ren­spiel inklu­sive. Von hier kön­nen wir schon das heutige Tagesziel sehen, das Refuge de Man­ganu, das in ein­er hal­ben Stunde und mit leichtem Auf­stieg am Ende erre­icht ist. Der heutige Tag war der ein­fach­ste bish­er, denn es gab keine Klet­terei. Lediglich das Geröll auf manchen Wegen erschw­erte das Vorankom­men. Am Refuge gibt es ein Menü zum Aben­dessen, was uns gut satt macht. Die Por­tio­nen waren sehr großzügig. Heute biwakieren wir wieder, denn das Wet­ter ist fantastisch.

7. Tag — Refuge de Manganu bis Refuge de Petra Piana: Bergseen

5h / 9,2km / 880hm

Vom Refuge geht es gle­ich aufwärts über Fel­splat­ten und Geröll bis zur Boc­ca alle Porte. Heute ist es heiß und entsprechend schweißtreibend ist der Auf­stieg. Der Aus­blick vom Sat­tel ent­lohnt allerd­ings: Die zwei Seen Lac de Capitel­lo und Lac de Melo bre­it­en sich unter uns aus. Ver­lock­end glitzern sie im Son­nen­schein. Im Auf und Ab geht es nun weit­er zur Brèche de Capitel­lo von wo es erst­mal abwärts geht. Im weit­eren Auf und Ab und mit der ein oder anderen Klet­ter­stelle führt uns der GR 20 weit­er zur Boc­ca a Soglia, wo wir eine län­gere Pause einlegen.

Nun geht’s wieder anstren­gend bergauf. Wir müssen uns gut auf den Weg konzen­tri­eren, denn das Geröll erschw­ert das Vorankom­men. Inzwis­chen lei­de ich auch unter Son­nen­brand auf Schul­ter und Armen. Endlich erre­ichen wir die Boc­ca Muzzel­la. Von hier geht es größ­ten­teils nur noch bergab, aber weit­er­hin über Geröll was den Abstieg sehr anstren­gend macht. Bald schon kön­nen wir das Refuge unter uns ent­deck­en. Über große Steine, durch Schot­ter und Erlengestrüpp geht’s müh­sam bergab zum Refuge, wo man sog­ar mit Karte zahlen kann.

8. Tag — Refuge de Petra Piana bis Bergerie de l’Onda: Ein kurzer Tag

4,5h / 17km / 637hm

Zuerst geht es weit­er über große Steine bergab bis wir nach zwei Stun­den die Berg­erie de Tol­la erre­ichen. Hier machen wir Pause bei Cola und Käse. Von hier führt der GR 20 noch weit­er ein Stück abwärts bis wir eine Brücke erre­ichen, die über eine her­rliche Gumpe führt. Von den Felsen kann man direkt hinein sprin­gen, was Nathalie auch macht. Ich ver­passe die Gele­gen­heit. Von nun an geht’s wieder bergauf, erst auf ein­er geröl­li­gen Forststraße, dann auf einem schmaleren Pfad. Wir erre­ichen heute schon früh das Tagesziel, die Berg­erie de l’Onda.

Wir liegen faul in der Sonne und spie­len Knif­fel mit zwei anderen Deutschen, die wir heute ken­nen­gel­ernt haben und von nun an zusam­men gehen. Ein Stück weit von der Berg­erie gibt es auch eine kleine Badegumpe, die ich dies­mal mit­nehme. Der Zelt­platz füllt sich immer mehr während wir hier so sitzen. Wir biwakieren heute wieder, sodass wir die Zelte nicht brauchen. Auch hier kann man mit Karte zahlen und wir essen das Menü mit Lasagne, das dur­chaus etwas üppiger hätte aus­fall­en können.

9. Tag — Bergerie de l’Onda bis Vizzavona: Das Ende des nördlichen Teils

5h / 11,7km / 743hm

Der Tal begin­nt mit einem Auf­stieg auf 2.120m, dem Crête de Muratel­lo. Der Auf­stieg ist ver­hält­nis­mäßig ein­fach, denn es ist keine Klet­terei erforder­lich, nur ein paar Fels­brock­en sind zu über­winden. Wir begeg­nen ein­er Horde Muf­flons, die vor uns her laufen. Am höch­sten Punkt gibt es eine Pause bevor es auf der anderen Seite wieder abwärts geht. Dabei sind Geröll und einige Fel­splat­ten zu über­steigen. Dann erre­ichen wir die Tortet­to-Brücke, die über eine glasklare Gumpe führt. Von den Felsen hier kann man direkt hinein sprin­gen, was wir uns nicht nehmen lassen.

Nach dem erfrischen­den Bad geht’s weit­er abwärts ent­lang des Bach­es durch schat­ti­gen Buchen­wald. Ein Stück weit­er sind die Cas­cades des Anglais wo es zuge­ht wie im Freibad, so viele Men­schen befind­en sich hier, baden und son­nen sich. Hin­ter der näch­sten Brücke gibt es einen Kiosk, wo es eine Cola gibt, bevor es weit­er hinab, schließlich auf Forststraße bis nach Viz­za­vona, wo wir wieder in einem Hotel eincheck­en. Abends gehen wir mit den Jungs Piz­za essen, spie­len Karten und Knif­fel und kaufen ein paar Snacks in der Epicerie des Camp­ing­platz ein. Nun haben wir den nördlichen Teil des GR 20 hin­ter uns gelassen, vor uns liegt der ein­fachere südliche Teil.

10. Tag — Vizzavona bis Col de Verde: Eine Doppeletappe

7,5h / 28km / 1.345hm

Der erste Teil des Tages führt durch Kiefer­n­wald aufwärts. Zuerst geht’s auf Forstweg und dann auf einem schmalen Pfad weit­er. Schließlich erre­ichen wir die Boc­ca Pal­mente auf 1.640m. Von hier kann man die Ostküste Kor­sikas sehen. Wir steigen wieder ab und es geht im Auf und Ab zu ein­er Berg­erie, zum Ende hin geht es nochmal aufwärts bis zum Refuge de Capan­elle, wo wir eine lange Pause machen um der Mit­tagshitze zu ent­ge­hen. Das Refuge liegt in einem Skige­bi­et und hat auch ein Restaurant.

Der zweite Teil des Tages begin­nt mit einem Abstieg bis zum tief­sten Punkt auf 1.344m. Von hier geht’s im Auf und Ab im Wesentlichen aber in angenehmer Stei­gung bergauf bis zum Plateau Gial­go­ne, wo ein Stück weit­er eine Berg­erie ist. Während wir hier auf die anderen warten kommt uns ein Pferd beson­ders nahe und inter­essiert sich vor allem für das Baguette an Chris’ Ruck­sack. Wir kön­nen es ger­ade noch vor ihm retten.

Nun geht’s erst­mal abwärts im Kiefer­n­wald. Dann führt der GR 20 langsam wieder bergauf zum Col de la Flas­ca. Schließlich geht es endgültig abwärts. Hier tre­ffe ich auf die ersten Schweine, die es hier geben soll. Das let­zte Stück zieht sich nochmal gewaltig bis wir endlich Col de Verde erre­ichen, das heutige Etap­pen­ziel. Heute war der bish­er läng­ste Tag mit gle­ich zwei Etap­pen hin­tere­inan­der. Um 19 Uhr erre­ichen wir den Zelt­platz, wo wir auf­grund von Mück­en heute mal im Zelt über­nacht­en. Zum Aben­dessen gibt es selb­st gekocht­es Risot­to und heiße Schokolade.

11. Tag — Col de Verde bis Refuge d’Usciolu:

6h / 16,4km / 1.421hm

Der Tag begin­nt mit einem Auf­stieg. Anfangs geht’s durch Wald bis das Gelände sich öffnet und wir die Boc­ca d’Oru auf 1.840m erre­ichen. Von hier kann man die Küste überblick­en. Die ersten 570 Höhen­meter sind geschafft. Kurz danach erre­ichen wir über eine Wiese das Refuge de Prati, wo wir Mit­tagspause machen. Hier gibt es sog­ar frische Äpfel und Orangen. Danach geht’s erst­mal eben über die Wiese bevor es wieder bergauf geht. Auf 2.041m erre­ichen wir den Pun­ta Cap­pel­la. Es ist von hier nicht weil bis zum Gipfelkreuz, das wir noch mit­nehmen. Weg­los geht es über Fel­splat­ten hin­auf. Von oben gibt es einen fan­tastis­chen Run­dum­blick über halb Korsika.

Nun führt der GR 20 abwärts und durch einen kleinen Wald bis zum Col de Laparo auf 1.525m, dem tief­sten Punkt. Von hier geht’s wieder aufwärts und in Ser­pen­ti­nen erre­ichen wir die Boc­ca di a Fur­mic­u­la auf 1.981m. Der Anstieg im Wald ist extrem schweißtreibend, aber als wir aus ihm her­auskom­men sorgt der Wind für die nötige Küh­le und Trock­nung. Von hier ist es nun nicht mehr weit zum Refuge d’Us­ci­olu, wo wir nach sechs Stun­den Weg ankom­men. Natür­lich gibt es erst­mal eine Coke und eine Man­darine, bevor wir uns einen Platz für die Nacht aus­suchen. Mal wieder wird es eng mit Zelt­plätzen, aber wir machen eh Cow­boy Camp­ing. In der Nacht sehen wir neben zahlre­ichen Stern­schnup­pen viele Leuchtkäfer vorüberfliegen.

12. Tag — Refuge d’Usciolu bis Refuge d’Asinau: Monte Incudine

8h / 22,9km / 1.206hm

Am Mor­gen geht’s wieder hin­auf in eine Fel­s­land­schaft und nach kurz­er Zeit erre­ichen wir die Boc­ca die Suraghed­du. Von nun an geht’s im Auf und Ab am Grat ent­lang. Dabei sind ein paar leichte Klet­ter­stellen zu über­winden. Dann geht es bergab bis in den Wald. Wir erre­ichen eine Badestelle, wo wir uns in den kühlen Bach stürzen. Kurz danach erre­ichen wir die Berg­erie de Bas­se­ta, wo wir Mit­tagspause machen. Hier gibt’s die erste Cola des Tages und ein Baguette an dem ich mit Sala­mi knab­bere. In der Nähe der Berg­erie liegt eine Sau mit zwei süßen kleinen Ferkeln.

Am Nach­mit­tag gehen wir weit­er und erre­ichen nach kurzem Bergaufge­hen das Refuge Matalza, das wir links liegen lassen. Wir gehen an der staubi­gen Straße ent­lang. Hier gibt es ein hüb­schen eisen­hutbe­stande­nen Bach am Weges­rand. Wir zweigen auf einen schmalen Pfad ab und erre­ichen nach etwa ein­er Stunde die Berg­erie Croce, wo wir nochmal eine Cola-Pause einlegen.

Hier geht’s wieder ein Stück Sand­straße ent­lang bis wir auf einen Pfad gelan­gen, der uns langsam aufwärts führt. Anfangs nicht sehr steil geht es hin­auf bis zur 2.025m hohen Boc­ca Staz­zu­nara. Von hier kann man noch den Monte Incu­d­ine besteigen (2.134m) dessen Gipfel ich ohne schw­eren Ruck­sack wie im Flug erre­iche. Ich kann die Süd­küste Kor­sikas sehen, die Berge über die wir gekom­men sind und bizarre Fel­sza­ck­en vor mir. Nach dem Abstieg zurück zur Boc­ca geht es steil abwärts zur etwa 500m tiefer gele­ge­nen Refuge d’Asin­au. Nach ein­er Stunde Abstieg über Geröll und Fel­splat­ten erre­iche ich das Refuge. Ich mache mir was zu essen, dann gibt es es wieder Cow­boy Camp­ing unter dem Sternenhimmel.

13. Tag — Refuge d’Asinau bis Refuge de Paliri: Die Dolomiten Korsikas

5h / 15,5km / 652hm

Heute geht es zur Abwech­slung zuerst mal bergab. Bald schon führt der GR 20 dann im Auf und Ab weit­er, ten­den­ziell aber weit­er bergab. Heute ist es heiß und die Auf­stiege sind schweißtreibend. Schließlich geht’s wieder ca. 200 Höhen­meter steil aufwärts und wir erre­ichen Col de Bavel­la. Hier machen wir in einem der Restau­rants Mit­tagspause. Am Nach­mit­tag sind es dann nur noch 1,5 Stun­den zum näch­sten Refuge. Es geht ein Stück an der Straße ent­lang und dann auf ein­er Forststraße weit­er. Der Weg führt über Ser­pen­ti­nen hin­auf bis zur Foce Finosa.

Der Weg führt heute meist im Wald ent­lang, nur an weni­gen Stellen im offe­nen son­ni­gen Gelände. Zum Refuge de Paliri geht es schließlich nochmal bergab und am Ende ein kleines Stück wieder rauf. Heute sind wir mal früher dran und kön­nen Karten und Knif­fel spie­len und am Abend Risot­to kochen. Vom Zelt­platz hat man einen tollen Aus­blick auf eine zerk­lüftete Fel­s­land­schaft, weshalb dieser Teil auch die Dolomiten Kor­sikas genan­nt wer­den. Nun haben wir nur zwei Nächte das Zelt aufge­baut, drei Nächte im Hotel ver­bracht und den Rest draußen geschlafen.

14. Tag — Refuge de Paliri bis Conca: Das Ende

4h / 13,3km / 386hm

Früh am Mor­gen genießen wir von unserem Lager einen direk­ten Blick auf den Son­nenauf­gang. Dann geht es erst­mal bergab bis es im Auf und Ab zur Boc­ca di u Sor­du hin­auf geht. Der Weit­er­weg führt uns bergab bis zu einem Fluss, der schöne Badegumpen bietet. Dann kom­men wir nochmal in schöne Fel­s­land­schaft bis wir den let­zten Anstieg auf dem GR 20 bewälti­gen. Wir erre­ichen einen Durch­schlupf im Felsen, die Boc­ca d’Us­colu. Von hier geht es nun nur noch abwärts nach Con­ca hin­unter. Wir erre­ichen nach einem Stück Wald die Straße auf der wir nach Con­ca hineinspazieren. Hier stür­men wir die erste Bar und stoßen auf den GR 20 an.


Anreise

Mit dem Flugzeug nach Bas­tia auf Kor­si­ka (Flüge von München und Frank­furt am Woch­enende), dann mit dem Zug nach Calvi (16€) und dann mit dem Taxi (45€) oder Shut­tle­bus (8€) nach Calenzana.

Abreise

Mit dem Shut­tle­bus (6€) von Con­ca nach Por­to-Vec­chio, dann mit dem Bus zurück nach Bastia.


FAKTEN ZUR TOUR
Trekking­tour GR 20
Gehzeit: 10 bis 15 Tage
Länge: 180 km
Gesam­tanstieg: 12.700 hm
Aus­gangspunkt: Calenzana
Schwierigkeit: Schwer

2 Comments

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.