Malaysia: Bei den Bären in Sepilok

Posted: 18. November 2015 by Annika

Schon let­ztes Jahr hat uns Bor­neo begeis­tert, weshalb es auch dieses Jahr wieder auf der Liste ste­ht. Die Tier­welt im Dschun­gel ist vielfältig und jed­er Weg durch den Regen­wald voller klein­er Ent­deck­un­gen. Beson­ders lieb gewon­nen habe ich die Malaien­bären und wir wollen dem Bornean Sun Bear Con­ser­va­tion Cen­ter (BSBCC), einem Reha­bil­i­ta­tion­szen­trum für den kle­in­sten Bären der Welt, einen erneuten Besuch abstatten.

Wir ver­lassen Nepal auf Umwe­gen — ein Tankstop in Kalkut­ta (Indi­en) zwingt uns zu ein­er Zwis­chen­lan­dung — das lei­di­ge Ben­z­in­prob­lem in Nepal — und fliegen über Kuala Lumpur gle­ich weit­er nach San­dakan in Sabah, Malaysia. Dies­mal haben wir eine Unterkun­ft direkt in Sepi­lok gebucht um möglichst nah am Dschun­gel und den Tieren zu sein. Das For­est Edge Resort liegt nur einen Fuß­marsch ent­fer­nt vom BSBCC und dem Orang Utan Cen­tre ent­fer­nt. Am Tag der Ankun­ft machen wir nicht viel — der Nacht­flug hier­her hat uns ganz schön geschlaucht. Wir plan­schen etwas im kleinen Pool, beobacht­en die zahlre­ichen Vögel auf dem Gelände, essen, schlafen, entspannen.

Die Malaienbären von Sepilok

Am näch­sten Tag sind wir mit Wong Siew Te verabre­det, dem Grün­der vom BSBCC. Ich habe per E‑Mail Kon­takt zu ihm aufgenom­men und er will uns per­sön­lich begrüßen. Wir gehen gemein­sam zur Aus­sicht­splat­tform und Wong erzählt uns von den Bären und sein­er Arbeit. WIr sprechen auch von den zwei armen Malaien­bären in Tawau, für die ger­ade inter­na­tionale Kam­pag­nen laufen. Sie wer­den in engen Käfi­gen gehal­ten, wer­den falsch ernährt und sind dehy­dri­ert. Genau solch eine Hal­tung von Malaien­bären ist in Malaysia inzwis­chen ver­boten, aber der Besitzer ist ein regierungsna­her reich­er Malaie, der über eine spezielle Erlaub­nis der Regierung ver­fügt. Tech­nisch lässt sich also nichts dage­gen tun. Hof­fentlich bringt der inter­na­tionale Druck von außen etwas. Tat­säch­lich haben sie die Bären schon aus der öffentlichen Ausstel­lung genom­men. Die Bären brauchen jedoch eine art­gerechte Hal­tung und eine Chance auf ein neues Leben.

Einige der Malaien­bären im BSBCC kön­nen wieder aus­gewil­dert wer­den. Let­ztes Jahr kon­nte Natal­ie als erster Bär wieder in die Frei­heit ent­lassen wer­den. Lei­der hat sie ihr Sender­hals­band nach nur weni­gen Monat­en ver­loren und man sie nicht mehr ver­fol­gen und sehen wie es ihr erghet. Weit­ere Bären sollen näch­stes Jahr ent­lassen wer­den. Durch die aktuell grassieren­den Wald­brände in Malaysia und Indone­sien ist der Wald eine Gefahr und viele Kle­in­stle­be­we­sen, die die Gesund­heit des Waldes anzeigen, sind erschwun­den. Diese braucht sowohl der Bär als auch die Ver­rbeitung der Samen um Früchte gedei­hen zu lassen Deshalb kann dieses Jahr kein Bär mehr freige­lassen werden.

Andere Bären wer­den nie mehr in die Wild­nis zurück­kehren kön­nen. Solche, die schon von klein­auf jahre­lang in der Obhut von Men­schen gelebt haben, sind zu sehr an ihn gewöh­nt und nicht aus­re­ichend in der Lage sich selb­st zu ver­sor­gen. Diese haben aber den­noch ein schönes Heim im BSBCC, wo sie in ihrer natür­lichen Umge­bung leben und ganz Bär sein kön­nen — nach Ter­miten grabend, auf Bäume kletternd.

Während unserem Gespräch kön­nen wir eine ganze Bande Makak­en beobacht­en, die sich auf dem Gelän­der vor uns tum­meln. Die Bären sind auch schon aktiv und wir kön­nen sie am Boden und in den Bäu­men ent­deck­en. Als es Essen gibt, mopsen die Makak­en soviele Früchte von den Bären wie nur geht. Malaien­bären sind nicht aggres­siv und ignori­eren dei frechen Affen.

Aufzucht wird im BSBCC übri­gens nicht betrieben. Man weiß auch noch so gut wie nichts über Sozial- und Paarungsver­hal­ten der Bären. Ähn­lich wie der Pan­da ist er sehr fortpflanzungs­faul und Malaien­bär­damen nur ein­mal im Jahr frucht­bar. Dann müssen sich zwei Bären in der Wild­nis erst­mal begeg­nen. Immer­hin sind sie ziem­lich sel­ten. Wie bei dem Pan­da kommt dann ein ziem­lich unfer­tiges und schut­zlos­es Wesen her­aus — blind, nackt, allein nicht über­lebens­fähig. Wong zeigt uns ein Bild von einem Baby­bären, der kür­zlich in einem anderen Cen­ter abgegeben. Noch etwas haben sie mit Pan­das gemein: Ihr Ver­dau­ungstrakt und Gebiss ist für Fleisch gemacht, sie nehmen außer kleinen Insek­ten und Vögeln jedoch nicht viel davon zu sich. Im Gegen­satz zu en Pan­das aber, fressen sie Früchte und die geben deut­lich mehr Energie als Bam­bus. Da wo der Pan­da lebt gibt’s halt nichts anderes als Bambus.

Wong hat ange­fan­gen sich vor 18 Jahren mit Malaien­bären zu beschäfti­gen, mehr durch Zufall. Bei seinem Biolo­gie Studi­um in Ameri­ka wurde eine Forschungsar­beit zu den bis dahin qua­si unbekan­nten Bären ange­boten und er als Malaie passte dazu. 2008 eröffnete er dann das BSBCC, das sich mit der Für­sorge, dem Schutz, der Reha­bil­i­ta­tion und der Erforschung der Bären, aber auch der Bil­dung der Ein­heimis­chen beschäftigt. Laut IUCN befind­et sich der Malaien­bär als gefährdete Art auf der Roten Liste, eigentlich müsste er allerd­ings als “vom Ausster­ben bedro­ht” einge­tra­gen wer­den. Da es allerd­ings kaum Forschung gibt, gibt es auch keine Zäh­lung der noch in der Wild­nis leben­den Exem­plare. Nie­mand weiß wie viele — oder wie wenige — es wirk­lich noch gibt. Wong geht aber davon aus, dass es weniger als Orang Utans sind, denen man ja dur­chaus hin und wieder begeg­net und diese gel­ten auf Bor­neo als “stark gefährdet”. Je höher der Bär eingestuft wird, desto mehr finanziellen Aufwand kann man betreiben um eine Art zu schützen. In Bor­neo über­strahlt der Orang Utan defin­i­tiv den Malaien­bären, der kaum bekan­nt ist.

Bedro­ht sind die Bären vor allem durch die Zer­störung ihres Leben­sraums. Große Teile des Regenswald wer­den für Palmölplan­ta­gen abge­holzt, immer wieder kommt es zu Wald­brän­den und Dür­ren. Außer­dem wer­den die Bären gejagt, ihre Kör­perteile für Tra­di­tionelle Chi­ne­sis­che Medi­zin ver­wen­det oder Jungtiere wer­den in Gefan­gen­schaft unter schlecht­en Bedin­gun­gen gehalten.

I am deter­mined to help Bornean sun bears. The chal­lenge is huge. and I can­not do this alone. I need help, sup­port and allies. Every voice counts and togeth­er we can make a dif­fer­ence.“ Wong Siew Te

Wir hal­ten uns den Großteil des Tages bei den Bären auf, gehen nur zum Mit­tagessen hin­aus zu dem kleinen Café zwis­chen dem BSBCC und den Orang Utan Zen­trum. Dabei sehen wir einen Orang Utan in den Bäu­men klet­tern, eine ziem­lich große Spinne und ein Riesen­hörnchen, das durch die Äste hüpft. Riesen­hörnchen kön­nen bis zu 45m groß wer­den, was zusam­men mit dem lan­gen, buschi­gen Schwanz ein ziem­lich großes Eich­hörnchen macht.

Wir adop­tieren einen Malaien­bären: Fulung, ein fünf Jahre alter Bär, der von einem Jagdhund ent­deckt und ver­let­zt wurde. Er war erst zwei Monate alt als er gefun­den wurde und hat nicht mal seine Augen geöffnet. Er wurde daraufhin als Hausti­er gehal­ten und seit 2010 befind­et er sich beim BSBCC.

Fulung liebt es auf Bäume zu klet­tern, nach Ter­miten zu bud­deln und mit seinen Fre­un­den zu spie­len. Wenn er neugierig ist, stellt er sich gerne auf die Hin­ter­beine. Das tut er auch jedes Mal wenn er Wongs Stimme hört. Er ist sehr fix­iert auf Men­schen, da er von ihnen aufge­zo­gen wurde. Er hat immer­noch die Wunde von dem Jagdhund auf dem Rück­en, die er anfangs immer wieder selb­st geöffnet hat. Die Nar­ben sind noch gut zu sehen. Wir kön­nen ihn beim herum­tollen und klet­tern beobacht­en und wis­sen: Das ist unser Bär.

 

Rainforest Discovery Centre

Am späteren Nach­mit­tag wollen wir dem Rain­for­est Dis­cov­ery Cen­tre einen Besuch abstat­ten. Es befind­et sich ein etwa zwei Kilo­me­ter vom BSBCC ent­fer­nt Rich­tung Haupt­straße und wir gehen zu Fuß hin, was uns mal wieder ordentlich ins Schwitzen bringt. Es ist so heiß und feucht, dass man sich kaum bewe­gen muss um schweißge­badet zu sein. Über­haupt nicht mein Kli­ma. Wir gehen­zuerst in den Plant Dis­cov­ery Garten, wo Pflanzen aus aller Welt zu find­en sind. Wir sehen Feigen‑, Dat­tel- und Kakaobäume. Dann gehen wir zum Canopy Walk­way, einem Weg der über Brück­en hoch oben durch die Baumkro­nen führt — dort wo sich der Großteil des Lebens in einem Regen­wald abspielt. Er ist vor allem bekan­nt dafür, dass man hier in der Däm­merung Riesen­glei­thörnchen beim Fliegen beobacht­en kann. Der Weg führt in 10m Höhe durch den Dschun­gel und wir ent­deck­en ein paar Vögel(unter anderem einen Hals­band-Bre­itra­chen), Eich­hörnchen und Orang Utans. Dann warten wir auf die Däm­merung um die Riesen­glei­thörnchen zu sehen. Tat­säch­lich fliegt bald das erste über uns hin­weg. Ins­ge­samt kön­nen wir vier Flüge sehen. Es geht sehr schnell und Fotos sind prak­tisch unmöglich. Wir gehen zusam­men mit ein­er Gruppe Dänen zurück, denn wir haben keine Stirn­lam­p­en dabei und es ist stock­dunkel. Diese wer­den jedoch noch ein wenig durch den Dschun­gel geführt, aber wir sehen auf unser­er kleinen spon­ta­nen Nacht­sa­fari lei­der nichts.


FAKTEN ZUM MALAIENBÄREN
Helarc­tos malayanus / Ursus malayanus

Der Malaien­bär ist der kle­in­ste und unbekan­nteste aller acht Bäre­narten. Er lebt  über­wiegend auf Bäu­men, hat einen guten Geruchssinn, aber schlechte Augen. Beson­ders ist seine halb­mond­för­mige, weißlich-gel­bliche Brust­markierung in seinem schwarzen kurzen Fell. Diese ist bei jedem Bären anders, ähn­lich wie ein Fin­ger­ab­druck. Seine 20–25cm lange Zunge eignet sich her­vor­ra­gend um an Ter­miten und andere Insek­ten her­an zu kom­men. Dabei helfen ihm auch seine großen, gebo­ge­nen, spitzen Krallen.

• Alter: bis zu 25 Jahren, in Gefan­gen­schaft 30 Jahre
IUCN: Rote Liste Gefährde­ter Arten
• Ausse­hen: Kurzes, schwarzes Fell, Halb­mond­för­mige, weißlich-gel­bliche Brust­markierung, Helle Schnau­ze, Lange Zunge: 20–25cm, Kleine, runde Ohren, Große, gebo­gene, spitze Krallen, Nack­te Sohlen der Tatzen
• Größe: 120–150 cm, Schul­ter­höhe: 70cm
• Gewicht: 30–70kg
• Nahrung: Kokos­nüsse, Insek­ten, Maden, Honig, Früchte wie Feigen, Duri­an, Avo­ca­do und Bananen

Mehr zu den Bären auf www.bsbcc.org.my

 

 

 

1 Comment

  • Meine Bucket List - Sheep Cuddling 19. November 2021 at 18:12

    […] semi-wild in Res­cue Cen­ters (Eis­bären, Braun­bären, Schwarzbären, Kra­gen­bären, Malaien­bären, Pand­abären, Brillenbären, […]

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