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Mongolei/China: Auf dem langen Weg ins Reich der Mitte

Nach zwei Tagen Schlechtwetter-Relaxen, das nur von Essengehen unterbrochen wurde, geht es heute weiter Richtung China. Wir fahren mit dem Zug bis nach Erlian (chin. Erenhot) kurz nach der mongolisch-chinesischen Grenze, da der Expresszug bis nach Peking bereits für den kompletten August ausgebucht ist. Da der Zug aber nur am Donnerstag und Sonntag fährt, mussten wir zwei Tage in Ulan Bator ausharren. Von Erlian aus fahren wir mit dem Bus weiter bis nach Peking.

Mit dem Zug bis nach Erlian

Wir essen eine Mongolische Fleischplatte zu Mittag und kaufen uns Verpflegung für den Zug – Mandarinen, Instantnudeln, Brot, Käse, Kekse. Dann verabschieden wir uns herzlich von Bobby und fahren mit dem Taxi zum Bahnhof. Während ich auf’s Gepäck achtgebe, ist Alex auf der Suche nach der Information von welchem Gleis unser Zug fährt, denn Anzeigetafeln gibt es hier nicht und auch sonst keinen Hinweis wo welcher Zug fährt. Nach einer Weile rumfragen ist er schlauer und wir essen unsere letzten Kushur im Bahnhof von unserem letzten mongolischen Geld. Ein bisschen wehmütig sind wir schon, dieses schöne Land nach einem Monat zu verlassen, aber wir freuen uns auch auf das, was vor uns liegt.

Wir finden schnell unseren Wagon und beziehen unsere Kabine, die wir uns mit einem Polen und einer Chinesin teilen. Der Pole fährt ebenfalls bis Peking weiter – er hat mit seiner Gruppe drei Wochen in der Mongolei verbracht. Früher hat er sogar mal den gesamten Baikalsee mit dem Kajak befahren, was einen Monat für die über 600km gedauert hat. Der Zug fährt um 20:50 Uhr los und wir gehen schon bald nach unseren abendlichen Konsum von Instantnudeln schlafen.

Mitten in der Nacht muss ich ziemlich dringend auf die Toilette, aber wir stehen gerade an einem Bahnhof und die Toiletten sind zu. Ich frage die Zugbegleiterin wann die Toiletten wieder öffnen. Sie zeigt eine vier. Vier Uhr? Vier Minuten? Vier Stunden? Verzweiflung. Seine Toilettengänge muss man schon gut timen – 30 Minuten vor und nach dem Halt an einem Bahnhof sind die Toiletten gesperrt, ebensowie wie zur langen Grenzkontrolle, die Stunden dauern kann. Wenn man Glück hat, darf man bei längeren Stops hinaus und die Bahnhofstoilette benutzen. Der Zug fährt wieder los und ich frage nochmal, jetzt schließt sie mir die Toilette auf – Erleichterung! Jetzt kann ich wieder ruhig schlafen.

Der Zug ist nicht so komfortabel wie der russische, es ist aber diesmal deutlich kühler. Ich finde auch heraus, dass der Samowar, der heißes Wasser bereitstellt, mit echtem Feuer beheizt wird :) Früh morgens werden wir geweckt, da wir nahe der mongolisch-chinesischen Grenze sind. Wir fahren durch monotone Wüstenlandschaft der Gobi, die Sonne geht am Horizont auf. Vor der Toilette ist eine lange Schlange zum Zähneputzen, denn bald schließen die Toiletten für die Grenzkontrollen. Nachdem ich mir endlich die Zähne putzen kann, gehe ich nochmal 1,5h schlafen. Jetzt ohne Bettzeug, denn das wurde schon am morgen eingesammelt – Laken, Decke und Kopfkissen bekommt man in den internationalen Zügen zur Verfügung gestellt. Dann erst erreichen wir den Bahnhof Zamyn-Uud, wo Passkontrollen und Zoll folgen. Das dauert etwa zwei Stunden.

Mit dem Bus von Erlian nach Peking

Wir steigen aus und lassen die Grenzkontrollen, bei denen man zweimal sein Gepäck durchleuchten lassen muss, im Inneren des Bahnhofs über uns ergehen. Kaum draußen fallen viele Chinesen über uns her, die uns Minibus-Fahrten nach Peking anbieten wollen. Wir lehnen ab, versuchen herauszufinden in welche Richtung der Busbahnhof und eine ATM sein mag. Kein Hinweis. Wir fragen nach und ein freundlicher Chinese rät uns wir sollen einfach ein Taxi nehmen. Das tun wir dann auch. Der Taxifahrer spricht leider kein Wort Englisch, aber Busbahnhof versteht er. ATM jedoch nicht. Das „Point it“-Bilderbuch hilft weiter, denn da ist ein Geldautomat abgebildet. Er versteht sofort. Er fährt uns zu einer Bank, aber der Geldautomat hier will uns kein Geld geben.

Auch die zweite Bank bei der wir es versuchen funktioniert nicht, aber ein freundlicher Angestellter erklärt mir auf Chinesisch wo die nächste Bank ist, wo wir mit unserer Visa-Karte abheben können sollten. Wir fahren dorthin und endlich klappt es, jedoch nur 1.000 Yuan auf einmal (1€ = ca. 7,2¥). Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen, wie beruhigend das Rattern eines Geldautomaten sein kann, der im Begriff ist einem Geld auszuspucken. Nun also mit chinesischem Geld versehen, können wir zum Busbahnhof fahren. Ich glaube der Taxifahrer zockt uns ganz schön ab, denn wir haben kein Taximeter einschalten lassen. Wir sind aber so froh alles erledigt zu haben, dass uns das egal ist. Für die Taxi-Rundfahrt durch die Stadt zahlen wir 50¥, was etwa 7€ entspricht.

Am Busbahnhof kaufen wir uns Tickets für die Fahrt nach Peking, das kostet pro Person 240¥. Um 14:30 Uhr fährt der Sleeper Bus los, wir haben also noch über zwei Stunden am Busbahnhof zu verbringen. Mit all dem Gepäck wollen wir nicht großartig durch die Stadt laufen, also bleiben wir am Bahnhof. Wir kaufen ein paar Snacks, spielen mit Schafs-Fußknochen aus der Mongolei und besteigen dann den Bus. Sowas habe ich noch nie gesehen, der ganze Bus ist tatsächlich mit schmalen Betten versehen. Wir begeben uns also liegend nach Peking. Das ist einigermaßen bequem, nur große Menschen wie Alex haben’s etwas schwer in den eher kurz geratenen Betten :)

Erlian sieht schon ganz anders aus als die mongolische Seite. Hier fahren Rikschas und viele kleine Roller. Überall sind für uns unlesbare chinesische Schriftzeichen abgedruckt. Selbst eine Bank zu erkennen fällt mir schwer :) Landschaftlich ist die „Innere Mongolei“, der Name des chinesischen Gebiets durch das wir nun fahren, sehr ähnlich der Wüste Gobi. Es ist flach und nur vereinzelte Grasbüschel wachsen. Gegen Abend wird die Landschaft immer grüner und Bäume tauchen auf. Dann wird es Nacht und wir versuchen zu schlafen.

Um 1:30 Uhr in der Nacht erreichen wir Peking, was wir nur am Rande wahrnehmen. Gnädigerweise dürfen wir weiter im Bus schlafen, was alle Gäste gerne in Anspruch nehmen. Wir haben uns schon gefragt was wir mitten in der Nacht eigentlich in Peking anfangen sollen. Wir schlummern also noch ein wenig am Busbahnhof. Gegen 5:30 Uhr kommt Bewegung in das Innere des Busses, die ersten Gäste steigen lauthals aus. Wir folgen kurz darauf. Inzwischen ist es auch unglaublich schwül und warm im Bus.

Wir holen unser Gepäck und haben keine Ahnung wo wir nun hinmüssen. Wir gehen einfach in irgendeine Richtung und erreichen eine größere Straße. Hier finden wir eins der gelb-grünen Taxis und steigen ein. Mit Hinweis schaltet der gute Mann sogar sein Taximeter für uns ein. Kurze Zeit und 60¥ später kommen wir bei der Straße zu unserem Hostel an. Dies befindet sich in einer kleinen Einbahnstraße in einem typischen Pekinger Hinterhof. Es ist erst 6:30 Uhr.

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