Russland: Moskau, Moskau — wirf die Gläser an die Wand…

Posted: 1. Juli 2015 by Annika

Die erste Sta­tion unser­er Wel­treise ist Moskau, die Haup­stadt Rus­s­lands. Moskau ist glam­ourös, his­torisch und kün­st­lerisch. Pom­pöse Gebäude, der Rote Platz und der Kreml sind nur ein Teil von dem wom­it Moskau beein­druckt. Der beson­dere Charme Moskaus offen­bart sich an den Ufern der Moskwa, in Kneipen, den fre­undl­lichen Men­schen und auf dem Roten Platz bei Nacht.

Nach etwa drei Stun­den Flug kom­men wir in Moskau an, fahren etwa eine Stunde mit Zug und Metro in die Stadt hinein und suchen nach unserem Hos­tel. So richtig gut find­en wir uns noch nicht zurecht. Wir fra­gen einen Polizis­ten, der uns weit­er­hil­ft. Aber schon hier fällt uns auf, dass Englisch nicht sehr ver­bre­it­et ist. Mit Gestik kommt man aber schon sehr weit. Nach einem mit dem schw­eren Gepäck recht stra­paz­iösen Fuß­marsch kom­men wir am Hos­tel an. Nur lei­der dem falschen. Ich habe aus irgen­deinem Grund die Adressen ver­tauscht. Tat­säch­lich befind­et sich das Hos­tel direkt gegenüber von der Stelle, wo wir den Polizis­ten gefragt haben.

Nagut, kön­nte schlim­mer sein, das Hos­tel ist immer­hin nicht am anderen Ende der Stadt. Also zurück und wir ste­hen vor der näch­sten Her­aus­forderung. Ich weiß zwar, dass das Hos­tel in einem Hin­ter­hof ist, aber wo genau? Lei­der weist kein Schild auf die Exis­tenz dieses Hos­tels hin. Schließlich find­en wir aber sehr nette englis­chsprachige Russen, die sog­ar für uns beim Hos­tel anrufen und es dann find­en. Tat­säch­lich gibt es kein Schild an der Tür. Wir wer­den sehr fre­undlich von den Hostelbe­sitzern emp­fan­gen und nis­ten uns in unser kleines Dop­pelz­im­mer ein.

Moskauer Nachtleben

Dann geht’s nochmal raus — auf ins Moskauer Nachtleben und die Gegend erkun­den. Wir laufen ein­fach drau­f­los, ohne Plan, und gelan­gen in eine Fußgänger­zone in der Nähe der Tver­skaya. Hier erin­nert uns viel an die Leopold­straße in München, nur dass die Häuser größer und die Men­schen betrunk­en­er sind. Etwas irri­tiert bin ich von diversen Pfer­den, auf denen man offen­sichtlich gegen Ent­geld eine kleine Runde drehen kann. Vor allem frage ich mich, was mit dem Pfer­demist geschieht, denn Moskau ist unglaublich sauber und kein Dreck oder Müll ist zu sehen.

Zuerst gehen wir in eine Kneipe, die ähn­lich wie die Schwabinger 7 in München in einem Kel­lergewölbe ist, holen uns Bier in Plas­tik­bech­ern und Piroschkas und set­zen uns damit draußen auf die Bänke — ganz wie die Ein­heimis­chen. Wir beobacht­en das Treiben auf dem Platz und ziehen dann weit­er als die Kneipe schließt. Wir gelan­gen in eine Rock Kneipe, die neben guter Musik auch noch super Ambi­ente bietet. Wir kom­men ins Gespräch mit ein­er jun­gen Frau, die uns Getränke empfehlen will, aber eigentlich wollen wir nur Wod­ka. Bekom­men wir dann auch. Aber wir führen noch ein sehr nettes Gespräch mit ihr und ihrem frisch ange­traut­en Ehe­mann. Wir sind die ersten, die von ihrer Heirat erfahren :) Die Stim­mung wird immer bess­er, schon bald tanzen die ersten Mäd­chen an der Stange. Auch wir tanzen bald. Nach drei Bier und einem Wod­ka geht es mir auch ziem­lich gut :) So wanken wir ein wenig beschwipst zurück ins Hos­tel. Es ist bere­its drei Uhr nachts, aber es wird schon wieder hell.

Ins­ge­samt stellt es sich als eine weise Entschei­dung her­aus, dass ich vorher ein biss­chen Rus­sisch und vor allem Kyril­lisch gel­ernt habe. Das hil­ft enorm, sowohl bei der Ori­en­tierung als auch beim Lesen der Speisekarte :)

Free Tour Moskau

Moskaus Free­tour startet um 10:45 Uhr in der Nähe der Kitay Gorod Metro-Sta­tion beim Denkmal von Cyril und Method­ius, den Vätern der Kyril­lis­chen Schrift. Dies zu find­en fällt uns bei den zahlre­ichen U‑Bahnausgängen nicht leicht. Wir tre­f­fen aber auf zwei Aus­tralierin­nen, die eben­falls auf der Suche sind und find­en gemein­sam den Start­punkt der Tour. Mari­na ist heute unser Tour­guide. Wir gehen in die Alt­stadt Moskaus, die sich Kitay Gorod nen­nt. Über­set­zt heißt Kitay Gorod soviel wie Chi­na Town, mit Chi­na hat es aber nicht viel tun. Über die Namensge­bung gibt es mehrere The­o­rien. Das Wort “Kitay” kön­nte auch vom Wort für Fes­tung abstam­men, oder auch dem Wort für eine Art von Zusam­men­binden von Holzbalken mit denen man Schutzwälle errichtete. Schon bald tre­f­fen wir auf Reste der alten Stadt­mauer, die einst die gesamte Alt­stadt umzog. In Moskau gibt es min­destens eine Kirche pro Straße, jede hat ihren eige­nen Zweck. Reiche Men­schen haben sich auch gerne eine eigene Kirche bauen lassen um sich nicht unter das gemeine Volk mis­chen zu müssen. Außer­dem verzei­ht der Bau ein­er Kirche so manch eine Sünde :)

Wir kom­men am Romanov Haus vor­bei, wo sie gewohnt haben, bevor sie Zaren wurde. Das Haus wurde von Niki­ta Roanov gebaut, dessen Enkel der erste Zar der 300jährigen Romanov-Dynas­tie wurde. Die Romanovs bewohn­ten das Haus im 16. Jahrhun­dert. Die Stock­w­erke waren nach Geschlechtern aufgeteilt — der erste Stock war den Män­nern vor­be­hal­ten, der zweite den Frauen. Auf dem Gelände gibt es — natür­lich — auch eine eigene Kirche.

Nicht weit davon ent­fer­nt befind­et sich der Old Eng­lish Court, die erste englis­che Botschaft in Rus­s­land, damals von Eliz­a­beth I. an Ivan den Schreck­lichen gesandt. Außer­dem war es eine Basis für die englis­chen Händler, die im Aus­tausch mit mil­itärisch­er Aus­rüs­tung an Ivan den Schreck­lichen zoll­frei han­deln durften.

Der Rote Platz

Dann ste­hen wir auf dem Roten Platz, der ursprünglich eher “Schön­er Platz” hieß. Der rus­sis­che Name für den Roten Platz ist “Красная Площадь” (Kras­na­ja Ploschtscha), wobei Kras­ny ürsprünglich “schön” bedeutete, heute ste­ht das Wort nur noch für die Farbe Rot. Mari­na erzählt uns, dass die Uhr am Kreml-Turm vor allem zu Sil­vester eine große Rolle spielt. Entwed­er ste­ht man direkt am Roten Platz oder ver­fol­gt die Uhr am Fernse­her, wenn sie das Neue Jahr ein­läutet. Kurz bevor die Uhr Zwölf schlägt, muss eine Flasche Cham­pag­n­er geöffnet wer­den und allen Mit­feiern­den eingeschenkt sowie das Glas noch vor Zwölf geleert wer­den, damit das näch­ste Jahr per­fekt wird. Vom Kreml sieht man hin­ter den Mauern anson­sten nicht viel. Nur das Par­la­ments­ge­bäude ragt mit der rus­sis­chen Flagge her­vor, das Zuhause Putins.

Am beein­druck­en­sten am Roten Platz ist jedoch die Basil­ius Kathe­drale (St. Basil), die eigentlich aus zehn Kirchen beste­ht. Es wird behauptet, Ivan der Schreck­liche habe die Architek­ten nach dem Bau der Kathe­drale erblind­en lassen, damit sie nie wieder etwas so Schönes bauen kön­nen. Und wun­der­schön ist ihr Anblick tat­säch­lich. DIe bun­ten Zwiebeltürme von St. Basil ragen vor dem Him­mel auf und fes­seln den Blick. Die Kirche in der Mitte ist die “Mar­iä-Schutz-und-Für­bitte-Kathe­drale am Graben”, darum herum ord­nen sich die vier größten Kapellen an, dazwis­chen befind­en sich nochmal vier kleinere Kapellen. Später wurde noch eine weit­ere Kirche hinzuge­fügt, die eigentliche Kirche für Basil, nach der dann die gesamte Kirche benan­nt wurde. Klingt auch viel ein­fach­er als “Mar­iä-Schutz-und-Für­bitte-Kathe­drale am Graben”. St. Basil war ein bar­fußlaufend­er Narr, der unter­halb der Kirche begraben ist. Ivan der Schreck­liche war übri­gens nicht nur schreck­lich, son­dern auch Visionär. Er hat dafür gesorgt, das rus­sis­che Ter­ri­to­ri­um erweit­ern und nicht zulet­zt einige der schön­sten Bauw­erke in Moskau zu ver­schulden. Das tritt angesichts der weniger pos­i­tiv­en Geschicht­en wie dem Totschlag seines eige­nen Sohns, Massen­hin­rich­tun­gen und per­fide Folter­meth­o­d­en doch sehr in den Hintrgrund.

Wir besuchen Lenin, der eben­falls auf dem Roten Platz zu find­en ist, zumin­d­est sein ein­bal­samiert­er Kör­p­er. Für sein Alter sieht er noch ziem­lich gut aus, und das obwohl ihm sog­ar ein Arm fehlt (der aber kün­stlich erset­zt wurde). Vor­mit­tags kann man ihn im Mau­soleum besuchen. Auch andere ehe­ma­lige Staat­sober­häupter und andere kom­mu­nis­tis­che Gesellen liegen auf dem Fried­hof hin­ter dem Mau­soleum begraben. Irgend­wie ver­lieren wir hier unsere Tour, und das obwohl sie aus min­destens 30 Men­schen bestanden hat. Wir find­en den Anschluss lei­der nicht mehr. Mit­tler­weile sind wir schon am Ver­dursten, denn irgend­wie gibt es hier nichts zu trinken zu kaufen — kleine Super­märk­te oder Kiosk fehlen kom­plett. Einzig im GUM, einem großen Einkauf­szen­trum am Roten Platz, kann ich mit Sirup gemis­cht­es Min­er­al­wass­er auftreiben. Es emp­fiehlt sich defin­i­tiv sehr — vor allem bei der aktuellen Hitze in Moskau — eine gewisse Menge Wass­er mitzuführen.

Wir beschließen etwas essen zu gehen und find­en in ein­er Seit­en­straße ein Café, wo es leckere Suppe im Brot und Borscht gibt. Frisch gestärkt schauen wir uns eine kleinere Kathe­drale am südlichen Ende des Roten Platz’ an: Die Kazan Kathedrale.

Das GUM Einkauf­szen­trum, das den Roten Platz dominiert, enthält vor allem die ganzen teuren Marken. Die Läden selb­st sind eigentlich ziem­lich leer, aber inner­halb der dreistöck­i­gen Arkaden lässt es sich bum­meln, schauen, Eis essen und staunen. Außer­dem kann man für eine Gebühr von umgerech­net 2 Euro auf die his­torische Toi­lette gehen.

Das Staatliche Historische Museum

Am südlichen Ende des Roten Platzes find­et sich das Geschichtsmu­se­um, ein großes rotes Gebäude. Es deckt die Zeit von der Steinzeit über Mit­te­lal­ter bis ins 19. Jahrhun­dert ab. Lei­der sind die Tafeln im Muse­um größ­ten­teils nur auf Rus­sisch, es gibt aber Audio­gu­ides zu lei­hen. Dieser ist jedoch ein biss­chen unstruk­turi­ert. Wir schaf­fen lei­der nicht das gesamte Muse­um, es ist rat­sam viel Zeit für den Besuch des His­torischen Muse­ums einzu­pla­nen. Beson­deres High­light sind neben der Ausstel­lung die Gestal­tung der Räume und des gesamten Interieurs des Gebäudes.

Nach dieser Ladung Geschichte spazieren wir an den Kreml-Mauern ent­lang, ein­mal rund­herum. Wir laufen am Fluss Moskwa ent­lang bis in die Alexan­der Gärten. Don­ner­stags ist der Kreml geschlossen, weshalb der Besuch inner­halb der Mauern noch warten muss.

Im Einkauf­szen­trum Okhot­ny Ryad find­en wir endlich Wass­er. Wir kaufen ein paar Lebens­mit­tel ein und essen im Food­court leckere Ofenkartof­fel, Suppe und Pirosch­ka. Die Ofenkartof­feln wer­den auf eine spezielle Art serviert: Das Innere der Kartof­fel wird mit Käse gemis­cht zer­stampft und dazu kann man sich ver­schiedene Salate aus­suchen, die mit hineinge­füllt wer­den. Am Ende wird alles durchgerührt. Sehr leck­er. Und das beste: Man kommt ganz gut mit Gestik über die Runden ;)

Wir chillen noch ein wenig im Alexan­der Garten, wo sich das “Grab des unbekan­nten Sol­dat­en” mit ein­er ewigen Flamme befind­et, die den Opfern des II. Weltkriegs gedenkt.

Den Abend run­den wir mit einem Besuch des Roten Platz’ bei Nacht ab, wenn alle Gebäude hell erleuchtet wer­den und sich die bun­ten Türme von St. Basil beson­ders stark vom dun­klen Nachthim­mel abheben.

Entlang der Moskwa

Heute ste­ht alles im Zeichen der Moskwa, des Flusses, der sich durch Moskau zieht. Wir erkun­den seine Ufer und ler­nen die Stadt vom Wass­er aus kennen.

Heute schlafen wir erst­mal aus. Es ist augen­blick­lich sehr heiß in Moskau, aber heute ist es durch den Wind erträglich. Wir spazieren in den Gorky Park, der Roman Abramovich gehört. Früher war der Gorky Park ein Vergnügspark, nun ver­wan­delt er sich unter der Leitung von Abramovich langsam in ein Erhol­ungs­ge­bi­et. Der Park erstreckt sich 3km ent­lang der Moskwa und es bieten sich diverse Freizeitak­tiv­itäten wie Tret­boot­fahren, Fahrrad­fahren, Inli­neskat­en oder Pick­nick­en an. Ein paar alte Karus­sells für Kinder gibt es jedoch noch.

Vorobyovy Gory

Wir laufen von hier über den Neskuch­ny­garten bis zum Voroby­ovy Gory Naturschutzge­bi­et. Auf dem Weg essen wir Eis, chillen auf den Liegen am Lenin­sky Strand, genießen den Wind und den küh­len­den Schat­ten der Bäume. Während der Gorky Park noch sehr betoniert ist, wird es zunehmend wilder je weit­er man dem Fluss fol­gt. Das Voroby­ovy Gory Naturschutzge­bi­et ist ein hügeliges Waldge­bi­et und vom Hügel am Uni­ver­sitet­skaya Platz hat man eine schöne Aus­sicht über Moskau. Offen­bar wird ger­ade Schul- oder Uni­ab­schluss gefeiert und der Platz über Moskau scheint beliebt. Eine Lim­ou­sine schüt­tet ein paar hüb­sch gek­lei­dete Mäd­chen aus, die mit Cham­pag­n­er in der Hand vor der Aus­sicht posieren. Der Marsch bis zum Pier an der Kievskaya ist mehr 10km lang und es bietet sich dur­chaus an ein Fahrrad an ein­er der zahlre­ichen Leih­sta­tio­nen ent­lang der Parks zu nehmen und an einem beliebi­gen Punkt wieder abzugeben.

Im Naturschutzge­bi­et gibt es auch einen “Mini Zoo”, wo neben ver­schiede­nen Voge­larten (haupt­säch­liche Fasa­narten und Pfaue) auch ein Gehege mit Eich­hörnchen ste­ht, was beson­ders fies ist, da direkt daneben viele wilde Eich­hörnchen rumhüpfen. Die Eich­hörnchen im Käfig haben bei weit­em nicht genug Aus­lauf und schon gar nicht genug Klet­ter­möglichkeit­en und wollen offen nur eins: raus zu ihren Gefährten. Ein trau­riges Bild. Der Sinn erschließt sich mir nicht, zumal die Eich­hörnchen durch Füt­terun­gen ohne­hin recht zahm sind und man sie ohne weit­eres ohne Gehege beobacht­en kann.

Das let­zte Stück zum Kievskaya Pier laugt uns ganz schön aus, da es hier keinen Wald mehr gibt und es auf der Straße, ohne Küh­le spenden­den Schat­ten, sehr heiß wird. Wir sind froh am Pier anzukom­men und erst­mal nicht mehr laufen zu müssen. Wir kaufen uns ein Tick­et für die Fähre, die etwa 90 Minuten ent­lang der Moskwa bis nach Tagan­s­ka im Osten der Stadt fährt. Wir haben noch etwas Zeit bis die Fähre kommt und gehen ins Evropeiksy Einkauf­szen­trum, eigentlich um etwas zu Beißen zu find­en, was auf die Schnelle aber nicht möglich scheint.

Fähre über die Moskwa

Wir besteigen das Boot und genießen die durch Fahrtwind erfrischende und entspan­nende Fahrt auf dem Boot, erleben den Son­nenun­ter­gang auf dem Fluss und sehen uns Moskau vom Wass­er aus an: Die “Sieben Schwest­ern”, sieben große Wolkenkratzer, da Stal­in meinte, dass Moskau im Ver­gle­ich zu den USA ein­deutig zu wenig Wolkenkratzer habe und so 1947 gle­ich sieben Stück erricht­en ließ. Die MGU (Moskows­ki Gos­su­darst­wen­ny Uni­w­er­sitet)), die staatliche Uni­ver­sität, an der sowohl Gor­batschow als auch zehn weit­ere rus­sis­che Nobel­preistäger studiert haben. Die Kreml­mauern und die gold­e­nen Türme der Christ-Erlöser-Kirche.

Die Boots­fahrt endet im Bezirk Tagan­s­ka, wo wir uns etwas zu Essen suchen um dann zurück ins Hos­tel zu kehren.

Besuch bei Putin

Heute ste­ht der Besuch des Kremls an. Vorher schnack­en wir aber noch ein wenig mit unserem Hostel­wirt, der vom Ski­fahren und Jagen im Ural erzählt. Beim Tick­etkauf bekom­men wir lei­der keinen Ein­tritt zum Glock­en­turm vom Ivan dem Großen, von dem aus man einen schö­nen Blick über der Kreml aus 81m Höhe bekom­men würde. Die Tick­ets für den Glock­en­turm sind nur 45 Minuten vor fest­geschriebe­nen Zeit­en erhältlich, die näch­ste ist erst 13 Uhr, da die um 11:30 ausfällt.

Der Kreml ist wie alles in Moskau sehr repräsen­ta­tiv. Polizis­ten patroul­lieren über­all und ständig trillert es, weil ein unbe­dachter Tourist — dur­chaus auch mal wir — auf die Straße geht oder sich außer­halb der erlaubten Zone bewegt. Wir sehen uns diverse Kirchen auf dem zen­tralen Kathe­dralen­platz an, von denen eine prachtvoller als die andere ist. Von außen sehen sie größer als aus sie von innen tat­säch­lich sind. Innen sind sie prachtvoll mit Gold und Iko­nen deko­ri­ert, es find­en sich Gräber von vie­len Zaren und Adli­gen, darunter auch von Ivan dem Schreck­lichen. Viele Ausstel­lun­gen und weit­ere Gebäude wie die Waf­fenkam­mer stellen ein inter­es­santes Programm.

Chillen im Krasnaya Presnaya

Wir essen mal wieder im Food Court zu Mit­tag und endlich fühlen wir uns mal satt dank Kar­tosch­ka und Pirosch­ka. Näch­stes Ziel ist die Ice Sculp­ture Galerie, die wir allerd­ings nicht find­en. Google sagt, sie sei dauer­haft geschlossen. Wir chillen stattdessen noch etwas im Park Kras­naya Pres­naya, trinken ein Bier, beobacht­en Skater, Vol­ley­baller und ein Tanzevent, bei dem ein­er ver­schiedene Tanz­moves vor­tanzt und die anderen es nach­machen. Sieht spaßig aus. Die Parks in Moskau sind voller Leben und bieten viele Möglichkeit­en für zahlre­iche Aktiv­itäten wie Skate Parks, Ausleih von Fahrrädern und Inline Skates oder Vol­ley­ballfelder. Aktuell find­en auch ein kleines Fes­ti­val “Back to the 60ies” mit DJ und Band im Park statt, was aber Ein­tritt kostet.

Obwohl Moskau nicht ger­ade eine Fahrrad­stadt ist (es gibt außer­halb der Parks kein­er­lei Rad­wege), kön­nen an zahlre­ichen Punk­ten der Stadt Fahrräder geliehen und an ein­er beliebi­gen dieser Stellen wieder abgegeben wer­den. Das ist einiger­maßen prak­tisch bei den fürchter­lich weit­en Wegen in Moskau, auf denen wir uns schon mächtig die Füße wund und die Wadeln schmerzend gelaufen haben.

Metro-Tour

Den Abend ver­brin­gen wir mit ein­er Tour durch die Moskauer Metro-Sta­tio­nen. Wir steigen ein­fach an ver­schiede­nen, sehenswerten Sta­tio­nen aus und schauen uns die Beson­der­heit­en der jew­eili­gen Architek­tur an. Die Moskauer Metro befördert täglich neun Mil­lio­nen Men­schen — mehr als New York und Lon­don zusam­men. Viele der Met­ro­sta­tio­nen sind kun­stvoll gestal­tet, mar­mori­ert, mit Fresken und Bilden verziert. Die erste Met­ro­sta­tion eröffnete 1935 und inzwis­chen gibt es zwölf Lin­ien. Jede Fahrt, egal wie lang oder kurz, kostet 50 Rubel.

Die Metro-Tour umfasst 10 Sta­tio­nen: Kom­so­mol­skaya, Prospekt Mira, Novoslo­bod­skaya, Belorusskaya, Mayakovskaya, Teatral­naya, Ploshchad Revolyut­si, Arbatskaya, Kievskaya und Park Pobedy.

Etwa nach der Hälfte der Tour ist mein Kam­era-Akku leer und wir nutzen dies um eine Essens-Pause einzuschieben — wie immer im Food­court, dies­mal bei Los Pol­los. Danach geht’s ins Hos­tel, Akku wech­seln und los zu den let­zten Sta­tio­nen der Metro-Tour.

Gegen Mit­ter­nacht haben wir alle gewün­scht­en Sta­tio­nen gese­hen und fahren zurück in die Innen­stadt und trinken noch ein Bier bei Kam­chat­ka, der Kneipe vom ersten Abend. Heute ist hier High Life ange­sagt, Hun­derte von Men­schen sitzen und ste­hen auf dem Platz und trinken Bier. Inter­es­san­ter­weise sieht man nir­gends in Moskau jeman­den öffentlich Alko­hol trinken, obwohl dies nicht ver­boten ist, hier aber gle­ich umso mehr. Wir beobacht­en das Treiben auf dem Platz und sehen, dass das am ersten Abend ent­deck­te Ponyre­it­en sich mit voran­schre­i­t­en­der Stunde zunehmender Beliebtheit erfreut.

Tverskoy Kunstgalerie

Wir pack­en unsere Sachen zusam­men und lagern diese in der Küche des Hos­tels, denn heute Abend geht es für uns weit­er nach Irkut­sk, in Sibirien! Wir machen uns auf den Weg zur Tver­skoy Kun­st­ga­lerie. In einem kleinen Café nehmen wir ein Früh­stück beste­hend aus Sand­wich, unglaublich leck­eren Blaubeertörtchen und selb­st gemachter Limon­ade ein. So gestärkt gehen wir in die Galerie. Anscheinend gibt es zwei davon: Eine Galerie mit Werken aus dem 20. Jahrhun­dert und eine mit Werken aus der Zeit davor. Wir lan­den unge­plant im 20. Jahrhun­dert, aber auch das ist span­nend, vor allem die Pro­pa­gand­abilder aus der Zeit vom Zweit­en Weltkrieg. Die rus­sis­che Seite der Plakate appel­liert sehr stark an Gefüh­le — die rote Armee ist der Beschützer für Müt­ter und ihre Kinder, die unmit­tel­bar von den Nazis bedro­ht wer­den. Ein beson­ders pack­endes Gemälde zeigt einen toten Jun­gen in ein­er idyl­lis­chen Wiese, darum herum ste­hen Kühe und neben ihm jault sein Hund. Ger­ade ging ein Luftan­griff dort nieder.

Span­nend sind auch die hyper­re­al­is­tis­chen Werke aus der Zeit vom Kalten Krieg, die Lenin-Zeit zeigt viel kon­ven­tionelle Kun­st um die Bevölkerung wieder für Kun­st zu begeis­tern. Auch Kubis­mus und Skulp­turen kom­men nicht zu kurz.

Gorky-Park

Nach dem Muse­ums­be­such schlen­dern wir durch den nördlichen Teil des Gorky-Parks, der mit zahlre­ichen Skulp­turen von Lenin, Stal­in, aber auch Gand­hi aus­ges­tat­tet ist. Eis­creme gibt es aber auch. Ger­ade find­et ein Fest statt mit Bühne, Stän­den, Backgam­mon-Tis­chen, Kinder­schminken und vielem mehr. Allerd­ings ziehen dun­kle Regen­wolken über uns auf, die sich auch bald über uns auss­chüt­ten. Der Schauer ist nur kurz und ist vor­bei ehe wir die Met­ro­sta­tion erreichen.

Kitsch auf dem Izmailovo Markt

Nun fahren wir zum Izmailo­vo Markt, der wie eine mit­te­lal­ter­liche Stadt aufge­baut ist, die von ein­er Kopie der Kreml Mauern umgeben ist. Die hölz­er­nen Häuser und Stän­der imi­tieren mit­te­lal­ter­liche Mark­t­tis­che. Hier gibt es jede Menge typ­is­chen Kitsch wie Matroschkas, Gemälde oder auch kultige Putin-Tassen (Mein Favorit: Putin reit­et einen Bären!), aber auch Kalaschnikows oder Gas­marken sind zu find­en. Am Nach­mit­tag ist hier nicht mehr allzu viel los und es lässt sich gemütlich und ohne Gedränge über den Markt schlen­dern. Wir essen im Food­court des nahe gele­ge­nen Einkauf­szen­trums Huhn, Kartof­feln und Piroschka.

Wir ver­ab­schieden uns von Moskau am Roten Platz, genießen die Sonne, beobacht­en das Treiben auf dem Platz. Inter­es­san­ter­weise gibt es keinen einzi­gen Kiosk oder Sou­venir-Stand auf dem Platz, nur außer­halb des Platzes find­en sich ein paar vere­inzelte Stände. Ver­mut­lich ist es nicht erlaubt dort etwas zu verkaufen, obwohl sich das natür­lich anböte. Es gibt noch ein let­ztes Sirup-Wass­er, bevor wir uns auf den Rück­weg zum Hos­tel machen. Wir schul­tern unsere schw­eren Ruck­säcke und fahren dies­mal auf direk­tem Weg zum Flughafen.

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