Der Gipfel von Mount Shasta ist zum Greifen nah

USA: Herausfordernde Besteigung von Mount Shasta

Posted: 16. März 2023 by Annika

Mount Shas­ta ist ein 4.317 m hoher Vulkan in Nord­kali­fornien und bietet durch seine Promi­nenz eine weitre­ichende Aus­sicht auf die gesamte Umge­bung. Der Auf­stieg führt durch ein extrem steiles Schot­ter­feld und ist eine echte Her­aus­forderung. Das Gefühl am Gipfel zu ste­hen ist dafür umso schön­er. Die tech­nisch leicht­este Route ist die Clear Creek Route, sie ist aber trotz­dem alles andere als ein­fach. Wir nehmen die Bestei­gung von Mount Shas­ta in zwei Tagen in Angriff und das empfehle ich auch jedem, der diesen Berg erk­lim­men möchte.

Auf diesem großar­ti­gen Camp­ing­platz auf dem PCT hat­ten wir eine so schöne Aus­sicht auf den Mount Shas­ta, dass die Idee aufkam, diese Schön­heit zu besteigen. Und da wir dieses Woch­enende etwas Zeit übrig haben, ist das ein ide­al­er Zeitvertreib. Die Wan­derung auf den Mount Shas­ta bedeutet 2.500 Höhen­meter zu bewälti­gen, davon knapp 2.000 Höhen­meter in nur 5 km.  Es ist also extrem steil. Der Auf­stieg führt durch Schot­ter, es ist dem­nach umso anstren­gen­der. Jed­er Schritt vor­wärts bedeutet einen hal­ben Schritt zurück­zu­rutschen. Nie zuvor habe ich einen so bru­tal steilen und lan­gen Auf­stieg erlebt. Aber die Aus­sicht auf der gesamten Wan­derung ist alle Mühe wert. Es han­delt sich auf jeden Fall um Type 2 Fun, ist also sehr hart während ihr es macht, aber hin­ter­her seht ihr es als Spaß an.

Die Bestei­gung des Mount Shas­ta ist ein großar­tiges Aben­teuer, das ich jedem PCT Hik­er nur empfehlen kann. Wenn ihr die Zeit dafür freimachen kön­nt, dann plant diesen Abstech­er mit ein. Nie wieder werdet ihr so fit sein, dass ihr diesen sehr her­aus­fordern­den Berg ohne große Schwierigkeit­en besteigen könnt.

Trampen zum Mount Shasta

Zwei Tage später sind wir auf dem Weg zum Berg. Wir haben uns nicht viel darüber informiert. Ich habe nur her­aus­ge­fun­den, welche Route in Bezug auf Schnee und Eis am ein­fach­sten sein soll — die Clear Creek Route, die im Som­mer schneefrei ist. Worauf wir uns da aber genau ein­lassen, ist mir nicht so richtig bewusst. Am Mor­gen tram­p­en wir von Dun­smuir in die Stadt Mount Shas­ta, besor­gen einige Vor­räte und fahren per Anhal­ter aus der Stadt her­aus. Wir wis­sen nicht ein­mal, ob es heute über­haupt klap­pen würde, zum Berg zu kom­men, da der Beginn des Trails ziem­lich abgele­gen ist. Aber es funk­tion­iert super.

Die näch­ste Mit­fahrgele­gen­heit, die wir bekom­men, ist Bet­ty, die uns zu einem wun­der­schö­nen Wasser­fall in der Nähe von McCloud und dann auf eini­gen Schot­ter­straßen zum Berg bringt. Bis zum Aus­gangspunkt des Clear Creek Trails sind es noch ein paar Kilo­me­ter zu gehen. Wir gehen die Straße hin­auf und machen eine Pause eine halbe Stunde später. Sobald wir wieder auf­brechen wollen, kommt ein Auto und nimmt uns bis zum Aus­gangspunkt mit. Tat­säch­lich ist der Abend die beste Zeit, um dort hochzu­tram­p­en, da viele Leute, die den Mount Shas­ta als Tageswan­derung machen, am Abend vorher dor­thin fahren, um den Auf­stieg inmit­ten der Nacht zu begin­nen. Denn als Tageswan­derung liegt ein langer Weg vor ihnen.

McCloud Falls
McCloud Falls

Aufstieg zum Zeltplatz

Es ist bere­its 18 Uhr, als wir den eigentlichen Aus­gangspunkt erre­ichen und los wan­dern. Der Weg bis zum Camp­ing­platz in der Nähe der Clear Creek Quelle, der einzi­gen Wasserquelle am Berg, ist ein­fach. Aber das ist auch das einzig Ein­fache an diesem Berg. Der erste Teil führt durch einen licht­en Kiefer­n­wald bis wir die ersten Aus­blicke ober­halb der Baum­gren­ze bekom­men. Wir brauchen 1,5 Stun­den für die 550 Höhen­meter auf 5 km. Zunächst führt uns der Weg durch den Wald und dann öffnet sich das Gelände und wir kön­nen den Gipfel des Mount Shas­ta hoch über uns sehen. Wir kön­nen die Quelle leicht erken­nen, da rund­herum grünes Gras wächst und nicht weit von hier Zelt­plätze sind.

Wir haben einen schö­nen Blick auf den Mount Shas­ta und er wirkt von hier aus zwar nicht mehr so ein­schüchternd, aber er ragt immer­hin noch 2.000 hm über uns auf. Nach all den Wochen in der Hitze des kali­for­nischen Hochsom­mers ist es endlich angenehm kühl hier auf 2.550 m. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass mir mal wieder kalt ist und ich ver­stecke mich bald in meinem Schlafsack.

Der brutale Aufstieg zum Gipfel von Mount Shasta

Um 1 Uhr begin­nen die ersten ihren Auf­stieg zum Gipfel. Wir starten um 6 Uhr mor­gens, genau als die Sonne hin­ter den Bergen aufge­ht. Mount Shas­ta leuchtet im roten Mor­gen­licht, als wir unseren Auf­stieg begin­nen. Nach den ersten paar Minuten wird es ernst. Es geht steil bergauf durch los­es Geröll. Trekkingstöcke sind sehr hil­fre­ich, um den Auf­stieg zu bewälti­gen. Jed­er her­auf gekämpfte Schritt bedeutet einen hal­ben Schritt wieder herun­terzu­rutschen. Es ist extrem anstren­gend. Bald weicht jede Veg­e­ta­tion zurück und es befind­en sich nur noch Felsen und Geröll um uns herum. Unter uns liegt das üppige Tal und erin­nert uns daran, dass wir uns nicht auf dem Mond befind­en, wie es die Land­schaft um uns herum ver­muten lassen könnte.

Je höher wir kom­men, desto stärk­er wird der Wind und es wird ziem­lich kalt. Da dieser Aus­flug eine spon­tane Entschei­dung war, habe ich bere­its meine warme Klei­dung voraus­geschickt. Ich habe also nur meine Regen­bek­lei­dung, um mich vor dem kalten Wind zu schützen, aber es funk­tion­iert gut. Außer­dem benutze ich Sock­en als Hand­schuhe. Schmutzige Sock­en übri­gens. Ultra­le­icht, Baby.

Die Ori­en­tierung ist denkbar ein­fach — schnurstracks bergauf, die exak­te Route kön­nt ihr selb­st auswählen. Auf etwa 3.100 m gibt es zwei ver­schiedene Wege: Der linke geht ger­adeaus durch weichen Schot­ter und der rechte führt über einige Ser­pen­ti­nen. Lei­der ver­passen wir diesen und wählen den steil­sten Weg. Nach ein­er Weile gibt es eine weit­ere Gabelung, an der wir einen Weg mit Ser­pen­ti­nen nehmen kön­nen. Wenn ihr jemals diese Wan­derung macht, tut euch einen Gefall­en und nehmt den recht­en Weg nach oben. Auf etwa 3.900m erre­icht ihr einen Felsen, der wie ein Pilz aussieht. Die einzig nen­nenswerte Markierung auf dem Weg nach oben. Der Gipfel rückt in greif­bare Nähe.

Der schwierigste Teil

Bald gibt es keinen richti­gen Pfad mehr, da wir uns ein­er Wand voller großer Felsen und viel losem Geröll dazwis­chen näh­ern. Vor uns befind­et sich eine größere Gruppe und wir warten etwas, während sie sich sehr langsam nach oben kämpfen. Sie sind ziem­lich fer­tig nach einem Anstieg von über 1.500 m. Sie began­nen um 1 Uhr mor­gens und zeigen wirk­lich Durch­hal­tev­er­mö­gen, um es bis hier­her zu schaf­fen. Dieser Abschnitt ist sehr Stein­schlag gefährdet, beson­ders bei all den Men­schen über uns. Helme sind auf jeden Fall eine gute Idee. Dies ist der riskan­teste Teil der Wan­derung und während wir warten, denken wir ern­sthaft darüber nach, an diesem Punkt umzukehren.

Aber dann entschei­den wir uns, unsere Ruck­säcke zurück­zu­lassen und nur mit ein paar Snacks und Wass­er weit­erzuge­hen, um uns das Hin­aufkrax­eln zu erle­ichtern. Das funk­tion­iert gut und wir kön­nen uns recht schnell durch die Felsen bewe­gen. Ich ver­suche uns mehr auf die rechte Seite zu navigieren, wo die Felsen fes­ter sind und wir über­holen bald die Gruppe. Glück­licher­weise müssen wir nicht lange klet­tern, da es nicht mehr als 50m sind, bis das Gelände wieder ein­fach­er wird. Wir hat­ten keine Ahnung wie lange dieses schwierige Stück sein würde und sind sehr erle­ichtert es unbeschadet hin­ter uns gelassen zu haben. Es ist immer noch unglaublich steil, aber zumin­d­est gibt es einen richti­gen Pfad. Wir erre­ichen ein Plateau, den Gipfelkrater, von dem aus wir einen kleinen Gletsch­er links und den fel­si­gen Gipfel rechts sehen kön­nen. Ich bin froh, dass wir nicht umge­dreht sind.

Am Gipfel von Mount Shasta

Wir müssen ein Schneefeld über­queren und dann um den Gipfel herumge­hen, um das let­zte Stück zum Gipfel zu bewälti­gen. Dann erre­ichen wir den extrem windi­gen Gipfel von Mount Shas­ta, wo es ein Gipfel­buch gibt. Wir genießen die Aus­sicht trotz der Kälte ziem­lich lange. Vor allem um auf die ersten Leute der Gruppe zu warten, damit sie ein Foto von uns machen kön­nen. Wir sind stolz auf uns. Aber ohne die beste Kon­di­tion meines Lebens auf­grund des PCT hätte ich das niemals schaf­fen kön­nen. Wir kön­nen weit in die Ebene unter uns blick­en. Wir sehen halb Ore­gon und Nord­kali­fornien, dazu Mount Lassen und die Kla­math Mountains.

Ich habe noch nie zuvor einen so bru­tal­en Höhenanstieg erlebt: 2.000 Höhen­meter in nur 5 Kilo­me­tern, wofür wir gut 4,5 Stun­den benötigt haben. Viele Men­schen ver­suchen dies als Tageswan­derung mit ins­ge­samt 2.550 Höhen­metern. Ver­rückt. Eigentlich füh­le ich mich nicht ein­mal erschöpft oder müde. Also steckt noch mehr in mir. Aber für heute bin ich sehr zufrieden mit dem, was wir erre­icht haben. Aber um ehrlich zu sein, hät­ten wir das wahrschein­lich nicht gemacht, wenn wir gewusst hät­ten, wie hart es wirk­lich ist. Es ist härter als alles auf dem PCT.

Der Abstieg

Nach ein­er Weile machen wir uns auf den Rück­weg. Der Abstieg geht viel schneller und sog­ar der schwierige Teil durch die Felsen ist leichter als der Auf­stieg. Wir schnap­pen uns unsere Ruck­säcke und nehmen dann den direk­ten Weg hin­unter. Es ist steil, aber schnell, da wir durch den Schot­ter hin­un­ter­rutschen kön­nen, scree ski­ing genan­nt, was es ziem­lich gut trifft. Natür­lich fällt man dabei ein paar Mal auf den Hin­tern, aber das ist im weichen Geröll kein großes Prob­lem. Es ist schön, wie es mit jedem Schritt wärmer wird. Schließlich erre­ichen wir wieder den Camp­ing­platz, machen eine kurze Pause an der Wasserquelle und dann geht es leicht weit­er zum Aus­gangspunkt zurück. Hier wer­den meine Füße müde und tun etwas weh, sodass ich nicht mehr so schnell bin.

Auf dem Park­platz kön­nen wir eine Mit­fahrgele­gen­heit mit der let­zten Per­son ergat­tern, die den Berg ver­lässt. Er hat gestern Abend neben uns gecampt und wir haben ihn beim Abstieg gese­hen, als wir auf dem Weg nach oben waren. Das Tram­p­en hin und zurück zum Mount Shas­ta war ein­fach­er als gedacht. Er bringt uns bis zur Stadt Mount Shas­ta, wo wir die Nacht verbringen.

Mehr zu meinem Aben­teuer auf dem 4.265km lan­gen Pacif­ic Crest Trail (PCT) kön­nt ihr hier lesen »


FAKTEN ZUR TOUR
Bestei­gung Mount Shas­ta (4.317 m)
Gehzeit: 6h Auf­stieg, 3,5h Abstieg
Länge: 20km
Gesam­tanstieg: 2.500hm
Aus­gangspunkt: Cold Creek Trail­head (2.000m)
Schwierigkeit: Schw­er (T3 — Bergtour)

Ihr braucht einen Sum­mit Pass und ein Wilder­ness Per­mit bevor ihr Mount Shas­ta besteigt. Bei­des kön­nt ihr unkom­pliziert am Trail­head oder in der Ranger Sta­tion in den Städten Mount Shas­ta und McCloud erhal­ten. Den Sum­mit Pass benötigt ihr für wenn ihr auf mehr als 10.000 Fuß (3.050 m) steigen wollt. Er kostet 25$ pro Per­son. Das Wilder­ness Per­mit ist kosten­los und benötigt nur eine Reg­istrierung am Trailhead.

Weit­er­hin müsst ihr jeglichen organ­is­chen Abfall (ja, wir reden hier über Nr. 2) wieder mit­nehmen. Dafür gibt es kosten­lose WAG-Bags am Trail­head oder der Ranger Sta­tion. Mith­il­fe dieser Beu­tel kön­nt ihr euren Kot ein­sam­meln und bis zur näch­sten Entsorgungsmöglichkeit mit­nehmen. Anson­sten gel­ten natür­lich die gängi­gen Leave-No-Trace Regeln.

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