Norwegen: Bergen — City of Rain

Posted: 23. August 2014 by Annika

Die Bus­fahrt durch gefühlt halb Nowe­gen ist lang. Mit Umstieg und allem drum und dran, brauchen wir 10 Stun­den nach Bergen. Bei ein­er län­geren Pause gön­nen wir uns ein leck­eres Soft-Eis (da kriegt man enig­stens was für sein Geld — für etwa 4 Euro gibt’s eine große Por­tion). Ein Check der Ver­füg­barkeit von Hos­tels in Bergen ergibt abso­lut keine Kapaz­itäten mehr und die Camp­ing­plätze sind alle weit außer­halb. In der örtlichen Touris­ten­in­fo direkt im Bus­bahn­hof kann uns aber geholfen wer­den. Eine nette deutsche Auswan­derin ruft für uns in einem Hos­tel an und ergat­tert noch zwei Plätze für uns im gün­stig­sten Hos­tel Bergens mit­ten im Zen­trum. Für heute Nacht sind wir also erst­mal ver­räumt. Nach weit­eren Stun­den Fahrt und unzäh­li­gen Schläfchen, erre­ichen wir endlich Bergen.

Die Gassen von Brygge

Wir laufen zu unserem Hos­tel, das nur eine Quer­straße vom Fis­chmarkt am Hafen ent­fer­nt liegt und nach dem Check-in und ein­er Dusche begutacht­en wir Bergen. Wir starten genau richtig zur Däm­merung und erwis­chen noch einen fabel­haften aben­droten Him­mel. Bei blauer Stunde stre­ichen wir durch die his­torischen Gassen von Brygge, dem ältesten Vier­tel Bergens mit 58 Gebäu­den von 1708 bzw. deren ursprüngliche Form aus dem 12. Jahrhun­dert. Dies sind 25% der ehe­mals dort angsiedel­ten Gebäude. Bei blauer Stunde entwick­elt Brygge einen ganz beson­deren Charme.

Die rot beleuchteten engen und vor allem leeren Gassen, die mit den schiefen Holzhäusern gesäumt sind, lassen mich stark an die Winkel­gasse aus Har­ry Pot­ter denken, wie ich sie mir vorstellen würde. Ich erwarte jeden Augen­blick das Zauber­stabgeschäft Mr. Olli­van­ders zu ent­deck­en, die Bücher­re­gale im Schaufen­ster von Flour­ish & Blotts oder den Duft von But­ter­bier in der Luft zu schnup­pern. Tat­säch­lich gibt es hier einige Geschäfte und Gale­rien, Bars sowie Werkstätten.

 

Fischmarkt

Wir schlen­dern über den Fis­chmarkt, der auch spät abends noch Stände mit feil­ge­bote­nen Scamp­is, Cala­mari, Kaviar, Wal, Lachs und vie­len weit­eren Meer­estierchen. Wir gehen weit­er durch die Fußgänger­zone, wo wir junge und grölende Toga­träger antr­e­f­fen bis zur Kathe­drale und eini­gen Seit­en­gassen. Offen­bar sind die Toga­träger Teil der Fad­deruken, des Semes­ter­be­ginns. Die diesjährige Par­ty scheint das römis­che Reich als Mot­to zu haben.

Unsere Mahlzeit beste­ht heute aus Fast Food von McDonald’s, da Essen ein­fach unfass­bar teuer hier ist. Snacks kosten ab 5€, ein­fache Haupt­gerichte ab 20€. Ganz zu schweigen von Höherem. Da verge­ht einem lei­der die Lust darauf auszupro­bieren, obwohl Nor­we­gen eine vielfältige Küche anzu­bi­eten hätte. Die fol­gen­den Tage wer­den wir noch oft hun­grig durch die Straßen steifen auf der Suche nach bezahlbar­er und Nahrhaftem, was lei­der etwas deprim­ierend ist. Irgend­wo in ein Café oder eine Bar rein­set­zen mag man sich auch nicht bei einem Bier ist man schnell 10€ los. Wir stat­ten noch dem Super­markt einem Besuch ab, der eben­falls unver­schämt teuer ist, aber immer­hin mehr für’s Geld bietet um uns mit ein paar Kleinigkeit­en zu ver­sor­gen. Für Bier reichts allerd­ings nicht, da dieses nach 20 Uhr nicht mehr verkauft wer­den darf. Für heute stre­ichen wir die Segel und ziehen uns in unseren 32 Bet­ten-Dorm­room im Keller zurück — na immer­hin mit etwa 11€ günstig!

Bergens Hafen bei Nacht

Ausblick vom Mt. Fløyen

Zum Früh­stück gibt’s drei Muffins und einen Tee — unge­sun­des Essen ist wie immer das gün­stige. Dann machen wir uns auf zur Erkun­dung von Bergen bei Tag. Inklu­sive Son­nen­schein! Zuerst stat­ten wir der hoff­nungs­los über­füll­ten Touris­ten­in­fo einen Besuch ab (Num­mern sind zu ziehen!) um uns eine Tour in die nahe gele­ge­nen Fjorde klar zu machen. Da das Wet­ter momen­tan sta­bil auss­chaut, nutzen wir diesen Umstand und gehen auf den Mt. Fløyen von dem man eine wun­der­schöne Sicht auf die Stadt und den Hafen hat. Da es auch eine Bahn nach oben gibt, ist es auf dem Weg recht ruhig, vor allem Läufer begeg­nen uns. Nur wenige Touris­ten nehmen den Anstieg zu Fuß in Kauf, obwohl es nur 320hm hin­auf geht.

Oben ist die Ruhe dann vor­bei. Die typ­is­chen Besuch­er­stände hal­ten die Leute auf der Aus­sicht­splat­tform. Wir erfreuen uns an der Sonne und an dem Blick auf die Stadt und den Hafen. Nach­dem wir uns satt geschaut haben, gehen wir wieder hinab. Weit­er unten find­en sich hüb­sche Häuschen, die sich an den Hügel schmiegen. Sicher­lich ein Logen­platz um in Bergen zu wohnen. Wir schlen­dern über den Fleis­chmarkt in einem schö­nen alten Gebäude in dem auch Star­bucks sich ein­gerichtet hat. Dort sitzen wir um das WiFi zu nutzen und den Regen abzuwarten, der sich dann plöt­zlich ergießt und wenig Lust auf weit­erge­hen macht.

Wir wagen uns dann aber doch hin­aus und gehen in den Super­markt um uns für mor­gen auszus­tat­ten und auch Bier zu kaufen. Immer­noch teuer, aber bezahlbar. Nun wieder das lei­di­ge The­ma Essen — wir haben Hunger, aber wo stillen wir ihn ohne arm zu wer­den? Mich deprim­iert das ganz schön. Gutes Essen ist mir wichtig und kuli­nar­ische Spezial­itäten sind dur­chaus auch ein Grund zu reisen. Wenn man wenig­stens einen entsprechen­den Gegen­wert für sein Geld erhal­ten würde. Wir enden im Sub­way und dem erschwinglichen Sub des Tages.

Dann check­en wieder wieder ins Hos­tel ein, da wir das Zim­mer wech­seln müssen. Dies­mal ziehen wir in ein 4‑Bettzimmer im 3. Stock mit Aus­blick über die Däch­er Bergens und den Mt. Fløyen. Ich erledi­ge Hand­wäsche, da es wed­er im Hos­tel, noch in Bergen ein Wasch­cen­ter gibt. Offen­bar haben alle eigene Waschmaschi­nen. Nun gut, Nor­we­gen ist ja auch reich :) Wir trinken ein “bil­liges” Dosen­bier aus dem Super­markt für 2,50€.

Aus­sicht vom Mt. Fløyen

 

Brygge

Wir begeben uns wieder in die Stadt und schauen uns Brygge bei Tag an. Wir schlen­dern durch die Gassen, schauen in die Sou­venir­shops und Fellgeschäfte, die jedes erden­kliche Tier­fell inklu­sive Eis­bär anbi­eten. Gruselig.

Wir spazieren noch eine Weile durch Bergen, unge­fähr die gle­iche Strecke wie gestern Abend — durch die Fußgänger­zone bis zur Domkirche und durch Seit­en­straßen zurück. Bald bekom­men wieder wieder Hunger und lan­den mal wieder in einem Fast Food Restau­rant. Dann gehen wir wieder ins Hos­tel um mir was zum Anziehen zu holen, dann wird mir aber übel und wir leg­en uns ein biss­chen hin.

Zur Däm­merung gehen wir nochmal raus, der Regen hat auch aufge­hört, und wir laufen ziel­los umher, wis­sen nicht so recht wohin mit uns. Wir stat­ten dem Super­markt noch einen Besuch ab und schauen ob wir uns noch frisches Obst und Gemüse leis­ten wollen. Tat­säch­lich stellt sich her­aus, dass Trauben und Blaubeeren gün­stig sind. Ein paar Tomat­en und Äpfel sind auch noch drin. Wir begeben uns dann bald zu Bett. Irgend­wann in der Nacht kommt unser Mit­be­wohn­er nach Hause und hus­tet und redet nachts laut vor sich hin. Sog­ar recht deut­lich, nur in ein­er uns frem­den Sprache.

In den Straßen von Bergen

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