Auf dem Weg zum Sonora Pass

PCT Woche 11: Ende der Sierra

Posted: 9. März 2023 by Annika

Wir sind auf dem Weg aus der Sier­ra hin­aus, wobei der Sono­ra und der Car­son Pass die let­zten ern­sthaften Pässe sind. Wir näh­ern uns dem Lake Tahoe durch eine Land­schaft aus vulka­nis­chen Gipfeln und Gran­itkup­pen, mit Gebirgswiesen und alpinen Seen an jed­er Ecke. Es ist ein großar­tiges Ende des atem­ber­auben­den Aben­teuers in der Sierra.

PCT Tag 61: Kalt, aber friedlich

Ben­son Lake bis Meile 991,7
32km / 8h / 1.446hm

Wir sind alle müde am Mor­gen, da uns der Wind wachge­hal­ten hat. Der Him­mel ist dunkel­grau und heute ist es ziem­lich kalt. Wir starten spät, da wir auf The Ital­ian warten woll­ten, der gestern Abend nicht hier­her gekom­men ist. Lei­der kommt er immer noch nicht. Der Tag begin­nt mit einem Auf­stieg und 500 hm nach oben wär­men uns auf. Wir erre­ichen einen kleinen See und kurz darauf den Seavey Pass. Der Weg geht wieder bergab, nur um uns noch zwei weit­ere Male hin­auf zu brin­gen und es gibt einige steile Abschnitte dazwis­chen. Die Sonne kommt her­aus und wärmt uns etwas. Eine Mit­tagspause bei Kälte ist kein Vergnü­gen, also hal­ten wir nicht lange an.

Wir erre­ichen den wun­der­schö­nen Wilma Lake und von hier aus geht es san­ft und leicht aufwärts zu unserem Camp­ing­platz. Es ist immer noch kalt, aber mir ist die Kälte lieber als von Mück­en geplagt zu wer­den. Dieser Tag hat uns etwas Ruhe vor ihnen gegeben.

PCT Tag 62: 1.000 geschafft, gefolgt von einer schönen Gratwanderung

Meile 991,7 bis Meile 1010,8
30,9km / 7h / 1.331hm 

Der san­fte Anstieg geht weit­er bis zum Dorothy Lake und dem Dorothy Lake Pass. Es sind noch einige Schneefleck­en vorhan­den, aber nichts Ern­stes. Der Auf­stieg hier ist so ein­fach, dass es sich nicht wie ein richtiger Pass anfühlt. Auf dem Weg hin­unter passieren wir viele kleinere Seen, bis wir wieder in den Wald gelan­gen. Es gibt heute ein paar Flussüber­querun­gen, aber ich meine Füße wer­den nur ein biss­chen nass, was ich bei der Kälte zu schätzen weiß. Wir erre­ichen den 1.000-Meilen-Marker und machen bald darauf Mittagspause.

Jet­zt begin­nen wir mit dem größten Anstieg des Tages, 600 hm nach oben. Der Anstieg ist nicht sehr steil und sobald wir aus dem Wald kom­men, kön­nen wir die Ser­pen­ti­nen sehen, die den Berg hin­auf­führen. Es gibt ein paar Schneefleck­en, aber sie sind leicht zu gehen, da es gute Fußstapfen gibt. Während wir hochlaufen, kommt uns ein Paar aus ent­ge­gen, das wahre Ultra­light Liebe präsen­tiert. Sie hal­ten Händ­chen in ein­er gemein­samen Socke. Es ist das Süßeste, was ich seit langem gese­hen habe.

Wir erre­ichen den Gipfel, wo es sehr windig und kalt ist, aber die Aus­sicht ist atem­ber­aubend. Jet­zt begin­nt ein wun­der­schön­er Gratweg. Wir sind draußen im Freien, wo wir dem Wind aus­ge­set­zt sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier eine Möglichkeit gibt heute Abend unsere Zelte auf­stellen zu kön­nen. Aber tat­säch­lich find­en wir eine von Büschen windgeschützte Stelle. Während wir das Lager auf­schla­gen, begin­nt es sog­ar zu schneien. Es ist fast Som­mer und wir sitzen hier und wer­den beim Aben­dessen eingeschneit. Diese Nacht wird kalt wer­den, da wir uns auch auf 3.200 m Höhe befinden.

PCT Tag 63: Ende der Bärenkanister-Sektion

Meile 1010,8 bis Kennedy Mead­ows North
10km / 2,5h  / 253hm

Es war eine der käl­testen Nächte auf dem PCT, da unser Wass­er am Mor­gen wieder gefroren ist. Es ist eine Her­aus­forderung, alles mit kalten Hän­den in den Ruck­sack zu pack­en oder den Bärenkanis­ter zu öff­nen. Ich beeile mich um schnell losziehen zu kön­nen und somit warm zu wer­den. Die Grat­wan­derung geht weit­er und wir kom­men bald auf die andere Seite des Berges, wo die Sonne bere­its aufge­gan­gen ist und es schön warm ist. Es gibt einige Schneefelder, die über­quert wer­den müssen, und der Weg steigt auf und ab, bis wir den Sono­ra Pass erre­ichen, wo wir eine Pause einlegen.

Von hier aus geht es nur noch bergab und der Weg schlän­gelt sich langsam zur Straße hin­unter. Es ist so selt­sam, eine Straße in der Sier­ra zu sehen, da wir seit dem Anfang der Sier­ra keine mehr gese­hen haben. Wir mussten immer außer­halb des PCT wan­dern, um zu den Straßen zu gelan­gen. Wir erre­ichen die Straße noch am Vor­mit­tag und bekom­men leicht eine Mit­fahrgele­gen­heit zum Kennedy Mead­ows North Resort. Eine Mit­fahrgele­gen­heit, bei der zwei von uns im Bett im Kof­fer­raum eines Trucks liegen. Es erin­nert mich an Schlaf­busse in Chi­na. Es ist großartig.

Wir haben ein früh­es Mit­tagessen, waschen Wäsche, duschen und ver­sor­gen uns mit neuen Vor­räten. Endlich kön­nen wir auch den Bärenkanis­ter loswer­den. Da ich meinen nur geliehen hat­te, kann ich ihn von hier bequem nach Kennedy Mead­ows South zurück senden. Wir tre­f­fen auch wieder auf The Ital­ian, den wir vor ein paar Tagen ver­loren haben. Die ganze Zeit über kom­men und gehen neue Wan­der­er und es ist ein­fach sich zu verquatschen. Die Zeit verge­ht, wie sie es immer an solchen Orten tut, bis wir zu Abend essen. Da es 40$ kosten würde hier zu camp­en, wan­dern wir im Dunkeln ein Stück weit­er um einen Zelt­platz für uns zu find­en. Ich weiß nicht, wo wir gelandet sind, aber wir hat­ten einen atem­ber­auben­den Ster­nen­him­mel und sog­ar einen Pick­nick­tisch zum Sitzen. Und es scheint heute deut­lich wärmer zu sein, auch weil wir jet­zt viel niedriger sind.

PCT Tag 64: Ruhe vor der Mückenplage

Kennedy Mead­ows North bis Meile 1030,8
21,6km / 5h / 723hm

Nach­dem wir im Restau­rant gefrüh­stückt haben, laufen wir an der Straße ent­lang um eine Mit­fahrgele­gen­heit zurück zum Trail­head zu find­en. An der Neben­straße klappt es nicht, aber sobald wir auf die Haupt­straße kom­men, hält das erste Auto an und bringt uns zurück zum Sono­ra Pass Trail­head. Der Weg begin­nt mit einem ziem­lich steilen Anstieg durch die wun­der­schöne Berg­land­schaft rund um den Sono­ra Peak. Es wird wieder wärmer, was sehr angenehm ist. Endlich wieder in kurzen Hosen laufen und immer noch keine Mücken.

Auf dem Weg hin­unter müssen wir eine Menge Schneefelder über­queren und der Weg ist nicht immer leicht zu find­en, da er von Schnee bedeckt ist. An ein­er Stelle wird es sump­fig und bei­de mein­er Schuhe sinken kom­plett in den Matsch, was mich an den Te Araroa in Neusee­land erin­nert. Es ist lustig, dass ich die Einzige bin, der das passiert, alle anderen kom­men ohne Prob­leme durch. Irgend­wie find­en wir unseren Weg in den Wald. Es gibt einige kleinere Anstiege, bis wir am Zelt­platz am kleinen Bach ankom­men. Hier gibt es auch fast keine Mück­en und wir ver­brin­gen einen angenehmen Abend, der auch nicht zu kalt ist. Es ist jedoch ziem­lich voll hier.

PCT Tag 65: 12 um 12 und Trail Magic

Mile 1030,8 bis Eagle Creek (Meile 1053,2)
36,2km / 8h / 1.221hm

Der erste Teil des Tages führt durch einen grü­nen Wald, bis wir den Auf­stieg zum Sat­tel über dem Noble Lake begin­nen. Es gibt unglaubliche Aus­sicht­en auf einen See und die umliegen­den Berge. Als wir den höch­sten Punkt erre­ichen, haben wir 12 Meilen bis 12 Uhr geschafft. Endlich mal wieder, nach­dem wir die Sier­ra ange­fan­gen haben. Ich füh­le mich heute ziem­lich gut und das Wan­dern scheint ein­fach zu sein. Wir machen eine lange Mit­tagspause und ver­suchen her­auszufind­en, wo wir in South Lake Tahoe über­nacht­en sollen, da wir hier oben ein biss­chen Mobil­funkemp­fang haben. Die Sier­ra hat nicht viele Orte mit Mobil­funkemp­fang, beson­ders nicht Ver­i­zon. AT&T bekommt deut­lich mehr Emp­fang. Aber es ist irgend­wie schön, von Social-Media-Verpflich­tun­gen und ständi­ger Erre­ich­barkeit abgeschnit­ten zu sein.

Wir gehen über einige Schneefelder bergab und nach 9 km erre­ichen wir eine Straße, an der Trail Mag­ic stat­tfind­et. Ich wusste nicht ein­mal, dass es eine Straße gibt, da ich nicht auf die Karte geschaut habe. Was für eine Über­raschung! Chip­munk seit 12 Jahren hier­her um Trail Mag­ic bere­itzustellen und er macht es großar­tig. Es gibt Cola, Schoko­laden­milch, Bana­nen und Chili-Bohnen mit Eiern und Has­browns. Zuerst sind nur Shark­bait und ich da und wir warten auf die anderen. Wir sind über eine Stunde dort, aber sie tauchen nicht auf. Chip­munk fängt an, einzu­pack­en, und wir machen uns Sor­gen, dass sie die Trail Mag­ic ver­passen wür­den. Schließlich kom­men aber sie an und bekom­men die let­zten Reste.

Es sind nur noch 8 km bis zum Camp­ing­platz übrig und es geht nur ein kleines Stück hin­auf. Am Abend füh­le ich mich immer viel bess­er und kön­nte ewig weit­erge­hen. Der let­zte Teil führt durch eine wun­der­schöne offene Berg­land­schaft, bis wir den Wald und den Camp­ing­platz für heute erreichen.

PCT Tag 66: Der letzte Pass

Eagle Creek (Meile 1053,2) bis Upper Truc­k­ee Riv­er (Meile 1079,4)
43km / 9,5h / 1.449hm

Der PCT führt durch eine wun­der­schöne Land­schaft um den Ray­mond Peak herum, auf und ab, bis er in Kiefer­n­wälder und Gran­it­plat­ten absteigt. Dann erre­ichen wir die Blue Lake Road, von wo aus der Pfad zur Fels­for­ma­tion “The Nip­ple” hin­auf­steigt. Wir machen immer um 12 Uhr Mit­tagspause, aber da ich dachte, Shark­bait würde vor mir sein, gehe ich weit­er, um den Ort zu find­en, an dem er ange­hal­ten hat. Aber irgend­wie bin ich an ihm vor­beige­gan­gen, ohne es zu bemerken, und ich bin jet­zt viel weit­er vorne als die anderen. So rocke ich heute 13 Meilen bis 12 Uhr und treibe mich an bis zum Gipfel zu gehen. Glück­licher­weise gibt es hier oben Mobil­funkemp­fang, und wir kön­nen in Kon­takt treten, um zu erfahren, wo jed­er ist. Ich warte am Gipfel auf die anderen und genieße die Aus­sicht auf drei Seen.

Von hier aus führt der Weg weit­er auf und ab bis zum Car­son Pass. Auf dem Weg nach oben gibt es zwei Schneefelder zu über­queren, von denen das erste ein wenig heikel ist. Es ist ein Quer­gang mit eini­gen schlecht geschnit­te­nen Stufen am steilen Abhang. Aber wenn man langsam und sehr vor­sichtig geht, ist es nicht so schlimm.

Wir steigen ab zur näch­sten Straße, wo es ein Infor­ma­tion­szen­trum gibt, das bere­its geschlossen ist, als wir dort nach 16 Uhr ankom­men. Von hier aus geht es nur noch einen kurzen Anstieg hin­auf, bevor wir zum angenehmen Camp­ing­platz am Upper Truc­k­ee Riv­er hin­un­terge­hen. Wir sind von Bäu­men umgeben, und ein Fluss fließt vor­bei. Wir find­en sog­ar Früh­lingszwiebeln am Flus­sufer, was unserem Aben­dessen einen frischen Twist ver­passt. Ein Reh besucht uns und schle­icht sehr nah um uns herum. Und die Mück­en sind auch wieder da. Aber seht uns an: Vom ersten Tag, als wir wegen der Mück­en fast wahnsin­nig wur­den, bis heute, wo wir wie Profis mit­ten­drin sitzen und uns nicht allzu sehr daran stören.

PCT Day 67: Wir erreichen Lake Tahoe

Upper Truc­k­ee Riv­er (Meile 1079,4) bis High­way 50 und dann Tramp­ing nach South Lake Tahoe
18,5km / 4h / 457hm

Wir mögen es immer nur kurze Tage in die Stadt vor uns zu haben, also bleibt heute nicht viel übrig, um nach South Lake Tahoe zu gelan­gen. Der PCT führt über einen kleinen Hügel, wo wir den ersten Blick auf den riesi­gen Lake Tahoe in der Ferne erhaschen kön­nen. Heute geht es größ­ten­teils durch den Wald, aber die Vor­freude auf die Stadt treibt uns an, schnell voranzukom­men. Wir gehen größ­ten­teils bergab ent­lang des Upper Truc­k­ee Riv­er und dann durch den steini­gen Wald, um High­way 50 am Echo Sum­mit zu erre­ichen, wo wir sofort von einem Trail Angel nach South Lake Tahoe mitgenom­men wer­den. Hier wer­den wir zwei Zero Days ver­brin­gen werden.

Wir kom­men dort zur Mit­tagszeit an, nach­dem wir super­leckere Bur­ri­tos in einem mexikanis­chen Restau­rant in der Nähe des Hos­tels, in dem wir wohnen, gegessen haben. Ich kaufe neue Leg­gings, nach­dem ich einige Löch­er in mein­er alten habe (und sie passen nicht mehr sehr gut, nach­dem ich Gewicht ver­loren habe). Am Abend tre­ffe ich Nathalie wieder, meine Wan­der­fre­undin vom Anfang des Trails. Lei­der musste sie wegen ein­er Ver­let­zung vor der Sier­ra aufgeben, aber es ist großar­tig, sie nach langer Zeit wiederzuse­hen. Das let­zte Mal haben wir uns in Idyll­wild gese­hen, was scheint wie eine halbe Ewigkeit erscheint. Als ich zurück zum Hos­tel komme, sind alle sehr betrunk­en und es find­et eine große Par­ty statt. Ich bin mir nicht sich­er, ob ich etwas ver­passt habe oder eher nicht, da ich nicht ger­ade ein Par­tyti­er bin.

Zero Days am Lake Tahoe

An unserem ersten Zero unternehmen wir einen Trip um den ganzen Lake Tahoe herum. Meine Fre­undin Nathalie hat ein geliehenes Auto und wir besuchen ein paar Strände, Aus­sicht­spunk­te und sog­ar einen Wasser­fall. Es ist ein wun­der­schön­er Tag. Wir sehen sog­ar einen Kojoten im Wald. An unserem zweit­en Zero Day entspan­nen wir uns nur und essen was wir in die Fin­ger bekom­men kön­nen. Das tschechisch-deutsche Restau­rant um die Ecke vom Hos­tel hat richtig gutes Schnitzel und Apfelstrudel.

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