Mount Shasta

PCT Woche 14: Ich bin zurück!

Posted: 16. März 2023 by Annika

Nach­dem ich drei Wochen lang nicht auf dem Trail war, was für mich der men­tale Tief­punkt des PCT war, bin ich endlich wieder zurück. Ich muss nur am Anfang langsam machen. Jed­er spricht über den soge­nan­nten North Cal Blues, da dieser Abschnitt nach all dem Aben­teuer in der Sier­ra nicht sehr spek­takulär ist. Aber es stellt sich her­aus, dass dies ein­er mein­er Lieblingsab­schnitte wer­den soll. Nicht weil es so schön ist, nein, es ist heiß und es gibt nicht viel zu sehen. Es ist, weil wir uns Zeit nehmen, um all das Schöne daran voll­ständig zu schätzen. Jet­zt heißt es nur noch 12 km bis 12 Uhr mit­tags anstatt 12 Meilen. Aber fünf Stun­den am Fluss ver­brin­gen, nur weil wir es kön­nen? Ja, bitte! Sich nicht mit der täglichen Kilo­me­terzahl zu stressen und es ein­fach nehmen wie es ist. Tag für Tag, Kilo­me­ter für Kilo­me­ter. Und am Ende dieser langsamen sechs Tage von Bur­ney nach Mount Shas­ta haben wir einige erstaunliche Aus­blicke auf den Mount Shas­ta, die uns dazu brin­gen, diesen Berg besteigen zu wollen.

Ich habe wegen eines Ermü­dungs­bruchs im linken Fuß drei Wochen pausiert. Nach unserem Road­trip die Kali­for­nische Küste hin­unter habe ich den besten Platz zum Ver­weilen in Quin­cy gefun­den. Trail Angels Shane und Jim, zwei Katzen und ein Hund nehmen mich auf und pfle­gen mich wieder gesund. Ich habe mein eigenes Schlafz­im­mer, kann mir ein Fahrrad auslei­hen, um in der Stadt herumz­u­fahren, sie lei­hen mir ihren Lap­top um an meinem Blog für thetrek.com zu arbeit­en. Ich kann mit den Katzen und dem Hund kuscheln und sie ver­sor­gen mich mit Smooth­ies und gemein­samen Aben­dessen. Alle 1,5 Wochen suche ich einen Arzt auf und frage nach dem Fortschritt meines Fußes. Lasst euch gesagt sein, dass sich meine Aus­land­skranken­ver­sicherung mehr als ren­tiert hat.

Es ist eine wirk­lich harte Zeit für mich. Alle anderen ziehen weit­er und ich muss zurück­bleiben. Ich weiß, dass die näch­sten hun­dert Meilen durch einen ver­bran­nten Abschnitt führen und ger­ade haben wir eine große Hitzewelle, die die Wan­derung unerträglich machen würde. Aber trotz­dem würde ich lieber schmutzig und ver­schwitzt sein und Instant­nudeln essen, als zurück­zubleiben und nichts zu tun. Um ehrlich zu sein, bin ich sehr deprim­iert. Ich kann kaum etwas Nüt­zlich­es tun.

Ich zwinge mich jeden Tag mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren, um etwas zu tun, aber es ist schw­er. Und ich habe keine Tipps, wie man das durch­ste­hen kann, außer zu ver­suchen, daran zu glauben, dass man irgend­wann weit­er­ma­chen kann. Aber ich habe dun­kle Gedanken darüber, aufzugeben und zurück nach Deutsch­land zu müssen. Einen Tag fahre ich mit dem Bus nach Chester, um einige Fre­unde wiederzuse­hen, aber das war auch schw­er. Ich sitze mit all diesen Wan­der­ern um mich herum und füh­le mich nicht mehr wie ein Teil von ihnen. Ich kann mit ihnen nicht über die Schwierigkeit­en des let­zten Abschnitts sprechen und bin so sauber mit meinen Stadtk­lei­dern. Ich bin ein­fach nicht mehr “Hik­er­trash”.

Nach ins­ge­samt drei Wochen sagt der Arzt, dass ich mit dem Fuß wieder gehen könne, aber nur für 4 bis 5 Stun­den am Tag, mit häu­fi­gen Pausen und Stopps, wenn es wehtut. Ich bin so glück­lich über die Nachricht, aber ich mache mir auch Sor­gen darüber, wie es laufen wird. Der Plan ist also, die 90 Meilen zwis­chen Bur­ney und Mount Shas­ta zu wan­dern und mir dabei Zeit zu lassen, und nur durch­schnit­tlich 15 Meilen pro Tag zu gehen. Deshalb über­springe ich 139 Meilen von Bucks Lake nach Bur­ney, um etwas Zeit aufzu­holen und mit Pop­eye weit­er­wan­dern zu kön­nen, der diese Strecke ohne mich zurück­gelegt hat. Da mein Visum am 26. Sep­tem­ber endet und Schneefälle meine Wan­derzeit begren­zen kön­nten, muss ich mich beeilen, um rechtzeit­ig nach Kana­da zu kom­men. Wenn ich nach der Gren­ze noch Zeit habe, werde ich zurück­kom­men und den ver­passten Abschnitt wan­dern, der bei küh­lerem Wet­ter viel schön­er sein kön­nte, da es sich um einen exponierten und ver­bran­nten Abschnitt han­delt, der in der Hitze abso­lut erbar­mungs­los ist. Vielle­icht ist es keine vernün­ftige Entschei­dung, sich nach nur drei Wochen Pause, wieder auf den Weg zu machen, aber ich riskiere es ein­fach. Ich halte es nicht länger aus.

PCT Tag 78: Kurze Testwanderung nach Burney 

Mile 1406,9 bis State High­way 299 (Meile 1411,3) und per Anhal­ter nach Burney
7km / 1,5h / 121hm 

Shane fährt mich sog­ar durch den Lassen-Nation­al­park bis nach Bur­ney. Ich bin so dankbar für alles, was Shane und Jim für mich getan haben. Ich glaube nicht, dass ich jemals bessere Trail Angels als diese bei­den find­en werde. Es ist eine unglaublich land­schaftlich schöne Fahrt ent­lang von Mud­pools und schö­nen Gipfeln und tollen Son­nenun­ter­gangs­blick­en. Er set­zt mich 7 km  von Bur­ney ent­fer­nt am PCT ab, damit ich mor­gen einen Test­lauf zur Stadt unternehmen kann.

Ich tre­ffe dort auf Pop­eye, der in der Zwis­chen­zeit ohne mich weit­er gelaufen ist, und am näch­sten Tag gehen wir die 7 km zusam­men. Es ist ein­fach, da es größ­ten­teils flach ist, aber es ist heiß und schwül. Trotz­dem bin ich froh, wieder hier draußen zu sein. Wir erre­ichen die Straße und es ist sehr ein­fach, von hier aus eine Mit­fahrgele­gen­heit zu bekom­men, da bere­its ein Trail Angel auf Fahrgäste wartet, die nach Bur­ney gebracht wer­den wollen.

Genau als ich auf den PCT zurück­kehre, bricht ein Feuer nördlich von hier aus. Das McK­in­ney-Feuer sper­rt den Teil des PCT von Etna nach Ash­land. Hier würde der PCT die Gren­ze nach Ore­gon über­queren und es ist schade, dass wir das nicht zu Fuß erre­ichen kön­nen. Ich bin ein biss­chen frus­tri­ert, da wir es vor dem Feuer dor­thin geschafft hät­ten, wenn ich mich nicht ver­let­zt hätte. Und jeden Tag ent­flam­men immer mehr Brände in Ore­gon. Im Moment pla­nen wir, 6 Tage bis zum Mount Shas­ta zu wan­dern und dann die Sit­u­a­tion neu zu bew­erten, und dann zu entschei­den, wie wir weit­er­ma­chen wer­den. Im Moment wird auf­grund der Rauch­be­las­tung nicht emp­fohlen von Mount Shas­ta nach Etna zu wan­dern, auch wenn der Trail hier noch offiziell geöffnet ist.

PCT Tag 79: Back on track!

Bur­ney bis Meile 1424,7
24km / 5,5h / 333hm

Heute ist der erste richtige Tag zurück auf dem PCT. Wir tram­p­en gegen Mit­tag zurück zum Trail. Es ist heiß, staubig und es gibt viel Poi­son Oak am Rand des Trails. Wir laufen durch Bäume und Büsche, also gibt es keine Aus­sicht. Nach 12 km erre­ichen wir die Abzwei­gung zu den Bur­ney Falls, die den kurzen Umweg wert sind. Wir gön­nen uns eine kalte Limon­ade und Eis­creme im kleinen Laden, bevor wir hin­unter zu den Wasser­fällen gehen, wo es schön erfrischend ist. Es ist hier unten so viel küh­ler. eine leichte Gis­cht vom Wasser­fall benet­zt uns und wir genießen das wirk­lich. Die Bur­ney Falls sind ein­fach atemberaubend.

Also bleiben wir eine Weile hier, bis wir unsere Wan­derung für weit­ere 8 km zum Camp fort­set­zen. Wir erre­ichen einen See und einen Damm, den wir über­queren müssen. Dann geht es bergauf und ent­lang eines Bergrück­ens mit einem Fluss tief unter uns. Wir kom­men an einem schö­nen Bach an, wo wir unsere schmutzi­gen Füße ein­tauchen kön­nen. Und Wass­er für das Trock­en­cam­p­en heute Abend bekom­men. Tat­säch­lich gibt es einen schö­nen Cow­boy-Camp­ing­platz direkt neben dem Bach, aber er ist bere­its von einem anderen Wan­der­er in Beschlag genom­men. Wir gehen nur eine kurze Strecke zum Camp.

Mein Fuß hat heute gut mit­gemacht, was mich sehr glück­lich macht. Wir haben es langsam ange­hen lassen und mit der lan­gen Pause an den Wasser­fällen fühlte es sich über­haupt nicht anstren­gend an. Das Einzige ist, dass sich eine Stunde auf dem Trail nach drei Wochen Nicht-Wan­dern wirk­lich lang anfühlt. Ich muss erst wieder zurück in meinen Rhyth­mus kommen.

PCT Tag 80: Ameisen, Schlangen und ein schöner Grat

Meile 1424,7 bis Meile 1443
30km / 7,5h / 1.149m

Mor­gens wache ich auf und finde Ameisen vor, die über und in meinem Essens­beu­tel herumkrabbeln. Essen außer­halb des Zelts aufzube­wahren ist wohl nicht immer die beste Idee. Meine Sour Punch­es sind ver­loren, aber den Rest kann ich glück­licher­weise durch ener­gis­chen Schüt­teln von den Ameisen befreien.

Wir starten spät, da wir heute nicht viele Meilen pla­nen. Außer­dem ist es ehrlich gesagt schw­er, mor­gens wieder in Gang zu kom­men. Auf dem Trail tre­f­fen wir eine Klap­per­schlange am Weges­rand. Nord­kali­fornien ist so heiß, dass es sich wieder wie in der Wüste anfühlt und die Sich­tung von Klap­per­schlangen beweist das. Tat­säch­lich ist es sog­ar heißer als in der Wüste, abge­se­hen von der Mojave-Wüste.

Es gibt einen müh­samen Anstieg, aber ein paar Regen­tropfen kühlen uns ab. Hier gibt es keine Aus­sicht, wir sind den ganzen Tag im Wald. Ich frage mich, wie es immer noch so grün in Nord­kali­fornien sein kann, da es hier unglaublich trock­en ist. Die weni­gen Male, dass es auf dem Trail gereg­net hat, war es nur ein leichter Niesel­re­gen. Es ist ein Wun­der, dass Brände nicht schon früher als im August aus­ge­brochen sind. Die Wasserquellen sind etwas weit­er voneinan­der ent­fer­nt, aber immer noch sehr gut zu erre­ichen. Heute gibt es immer wieder Abstech­er zum Wass­er, da auf dem Trail selb­st nichts vorhan­den ist. Aber nor­maler­weise ist es nur ein kurz­er Spaziergang.

Wir machen eine lange Mit­tagspause, bevor wir unsere Wan­derung am späten Nach­mit­tag fort­set­zen, um auf einen schö­nen Grat mit Blick auf den Mount Shas­ta zu gelan­gen. Heute Abend kommt noch etwas Regen, aber es sind nur ein paar Tropfen. Wir machen wer­den bei unserem heuti­gen Camp auf dem Trock­e­nen sitzen und müssen unser Wass­er 4 km bergauf tra­gen, aber der Platz ist wert. Wir sind kom­plett allein, nur wir und die Aus­sicht auf die Berge um uns herum. Es ist ein­er der schön­sten Camp­ing­plätze, den ich auf dem Trail hat­te. Ich bin so glück­lich, hier zu sein. Ich bin so dankbar für eine rel­a­tiv schnelle Gene­sung meines Fußes. In der Ferne blitzt es ein paar Mal. Ein Blitz hat erst kür­zlich das McK­in­ney Feuer verursacht.

PCT Tag 81: Der North Cal Blues

Meile 1443 bis Meile 1458,1
25,7km / 6,5h / 642hm

Wieder ein­mal starten wir spät in den Tag. Aber irgend­wie scheinen die anderen Wan­der­er in unser­er neuen Bub­ble auch ein wenig faul zu sein. Sie machen nicht viel mehr Fortschritt als wir. Ist es ein Man­gel an Moti­va­tion auf­grund des eher lang­weili­gen Abschnitts in Nord­kali­fornien? Wan­der­er sprechen vom “North­ern Cal­i­for­nia Blues”. Nach der spek­takulären Sier­ra ist Nord­kali­fornien zu dieser Jahreszeit nur ein heißer grün­er Tun­nel. Oder führt durch das uner­bit­tliche Brandge­bi­et, das ich aus­ge­lassen habe. Aber ich genieße es tat­säch­lich hier draußen zu sein und es langsam ange­hen zu lassen.

Mor­gens haben wir eine schöne Aus­sicht auf den Mount Shas­ta in der Ferne. Der Schnee auf seinen Hän­gen sieht so ver­lock­end aus. Die Sonne bren­nt heute so richtig vom Him­mel während wir einen schat­ten­losen Anstieg begin­nen. Ich spüre heute sowohl meinen Ermü­dungs­bruch als auch meine Achil­lessehne­nentzün­dung, was es nicht viel ein­fach­er macht. Ich bin heute sehr langsam.

Wir machen wieder eine lange Mit­tagspause, um die Hitze des Tages abklin­gen zu lassen. Am Nach­mit­tag ist es so viel schön­er und es gilt auch nicht mehr viel Höhen­meter zu bewälti­gen, was unser Leben deut­lich erle­ichtert. Wir kom­men ger­ade rechtzeit­ig vor dem Regen im Lager an. Das kön­nte der stärk­ste Regen sein, den ich auf dem PCT je erlebt habe, da die Tropfen ziem­lich schw­er sind und es auch etwas Don­ner gibt, was mich ein wenig besorgt, aber es dauert nicht lange, bis es aufhört.

PCT Tag 82: Zurück im Flow

Meile 1458,1 bis Meile 1477,4
31.5km / 6,5h / 650hm 

Der Tag begin­nt mit einem Anstieg, aber dann geht es für die näch­sten paar Stun­den nur bergab. Es ist mein bester Tag, seit ich wieder auf dem Trail bin. Ich habe keine Schmerzen und ich komme schnell voran, etwa 6 km/h. Es macht so viel Spaß. Pop­eye und andere Wan­der­er sehen heute sog­ar Bären. Ich war vorne und habe keinen gese­hen. Ich bin ziem­lich frus­tri­ert deswe­gen. Alles was ich sehe, sind Rehe. Heute nehmen wir das Wan­dern wieder etwas ern­ster und leg­en 20 km bis zum McCloud Riv­er zurück, um eine Mit­tagspause zu machen.

Es ist ein Fluss, der aussieht wie Milch­schoko­lade, aber vor der Mün­dung gibt es klares Wass­er und einen schö­nen Pool. Es ist so erfrischend und es tut gut, all den Schmutz der let­zten Tage abzuwaschen. Ihr glaubt nicht wie dreck­ig vor allem die Füße nach nur ein paar Tagen wan­dern wer­den. Wir ver­brin­gen hier etwa 5 Stun­den, bevor wir am späten Nach­mit­tag weit­erge­hen. Es ist eigentlich richtig schön, sich Zeit zu nehmen und Orte wie diese voll­ständig zu genießen, ohne das Gefühl zu haben, möglichst viele Kilo­me­ter hin­ter sich brin­gen zu müssen.

Wir bewälti­gen die let­zten 10 km zum Camp­ing­platz. Lei­der ver­passen wir bei­de die let­zte Wasserquelle vor dem geplanten Camp. Ich bin zu faul, um zurück­zuge­hen, also wer­den wir heute Abend etwas durstig sein. Wir steigen über 500 hm auf, aber wir fliegen förm­lich dort hoch. Ich füh­le mich, als hätte ich meinen Rhyth­mus wieder gefun­den, weil es heute so ein­fach erscheint. Wir find­en unseren Camp­ing­platz auf dem Hügel direkt neben dem Trail. Zwei andere Wan­der­er ver­lassen ger­ade den Platz, weil sie ein knack­endes Geräusch im Wald gehört haben und sich deshalb unwohl fühlen, ins­beson­dere weil sie heute einen Bären gese­hen haben. Wir hören später auch ein knack­endes Geräusch im Wald, ignori­eren es aber. Es kön­nte alles Mögliche sein, wahrschein­lich nur ein Reh. Also bleiben wir hier, aber wir sind sehr aufmerk­sam bei jedem Geräusch, da es hier so still ist. Später hören wir Geräusche, die näher kom­men, und erschreck­en uns zuerst, bis wir schnell fest­stellen, dass es nur ein nächtlich­er Wan­der­er ist. Er schlägt eben­falls sein Lager hier auf und wir fühlen uns etwas sicher­er, weil wir nicht mehr allein hier sind.

PCT Tag 83: Der wunderschöne Mount Shasta

Meile 1447,4 bis irgend­wo auf der alter­na­tiv­en Abkürzung
23,7km / 6h / 784hm 

Kein Bär hat uns let­zte Nacht besucht und wir haben gut geschlafen. Der Tag begin­nt mit dem weit­eren Anstieg den Hügel hin­auf. Es sind nur noch etwa 150 hm bis zum höch­sten Punkt. Heute spüre ich wieder etwas Schmerzen in meinem Fuß. Ist das der Preis für das schnelle Wan­dern gestern? Aber ich finde her­aus, dass es hil­ft, meinen Fuß in jedem kleinen Bach zu kühlen.

Dann geht es bergab zur Wasserquelle, nach­dem wir nachts Durst hat­ten. Ich habe nicht ein­mal zu Abend gegessen, weil ich wenig Wass­er hat­te. Aber eigentlich hat­te ich sowieso keinen Hunger. In den drei Wochen, in denen ich nicht auf dem Trail war, habe ich meinen “Hik­er Hunger” total ver­loren. Das ist irgend­wie nett, da ich mein Essens­gewicht und ‑aus­gaben ein­schränken kann. Aber ich bin sich­er, dass er zurück­kom­men wird. Ich habe auch viel Gewicht in meinem Ruck­sack reduziert, indem ich unnötige Dinge voraus­geschickt habe, wie warme Klei­dung, Kochaus­rüs­tung (ich bin vor­erst auf Cold Soak­ing umgestiegen), einige Stadt-Klei­dungsstücke, die sich während mein­er Auszeit ange­sam­melt haben, und zusät­zliche Kleidung.

Der Trail geht weit­er bergab zum Squaw Val­ley Creek, wo es einen per­fek­ten Pool mit einem Seil gibt, an dem wir uns in den Fluss schwin­gen kön­nen. Wir ver­weilen hier wieder 5 Stun­den. Und es stellt sich her­aus, dass es auch Trail-Mag­ic am Park­platz gibt, etwas weit­er den Abstech­er hin­auf, wo wir wieder lock­er eine Stunde ver­brin­gen. Wir haben in den let­zten Tagen von kalten Getränken geträumt und unsere Träume wer­den ger­ade wahr. Trail Angels sind die besten Men­schen. Sie tun uns Hik­er­trash soviel Gutes, ohne irgend­was dafür zu erwarten. Wir schätzen das sehr. Nichts ist bess­er als frisches Essen, ein kaltes Getränk oder nur ein klein­er Snack als Über­raschung weit ent­fer­nt von der Zivilisation.

Wir gehen am späten Nach­mit­tag weit­er und haben einen Anstieg von 700hm vor uns. Es ist immer noch heiß und feucht und wir schwitzen viel, während wir bergauf gehen. Mir ist nicht ein­mal so heiß, aber es ist ein­fach so schwül, dass jede Pore meines Kör­pers Schweiß pro­duziert. Endlich erre­ichen wir den höch­sten Punkt, und dann gibt es eine Abzwei­gung zu einem alter­na­tiv­en Weg, einem soge­nan­nten “Blue Blaze”, der die großar­tig­sten Aus­blicke seit der Sier­ra hat. Ich denke mir, dass es ärg­er­lich sein muss, ein Purist zu sein, der jede einzelne Meile des PCT laufen will, da man 6 km mehr und ohne diese schö­nen Aus­blicke laufen müsste. Für mich geht es um die Aus­sicht­en und das Erleb­nis, nicht darum jede einzelne Meile des Trails zu laufen. Hike your own hike, wie man in der Thru-Hik­er Szene so schön sagt.

PCT Tag 84: Kurzer Tag in die Stadt

Irgend­wo auf der alter­na­tiv­en Abkürzung bis zur I‑5 und per Anhal­ter nach Dunsmuir
10km / 2,5h / 26hm 

Heute liegen nur 10 km vor uns und es geht nur bergab durch den Wald. Wieder ein­mal ent­deckt Pop­eye einen Bären, kurz bevor ich zu ihm auf­schließe. Wieder nichts. Die einzi­gen Bären auf die ich tre­ffe sind leckere Brombeeren. Außer­dem gibt’s frische Wasser­mel­one in ein­er Kühltruhe am Weges­rand. Auch das ist Trail Mag­ic und zaubert jedem Wan­der­er ein Lächeln ins Gesicht. Kurz bevor wir auf die Straße tre­f­fen, erre­ichen wir einen Fluss und ver­brin­gen einige Zeit dort, um uns abzukühlen. Es ist zu flach zum Schwim­men, aber es fühlt sich gut an, unsere Füße in das kalte Wass­er zu tauchen.

Es dauert nicht lange, eine Mit­fahrgele­gen­heit in die Stadt Dun­smuir zu bekom­men, wo wir über­nacht­en. In Dun­smuir ist nicht viel los, deshalb ist Mount Shas­ta vielle­icht die bessere Wahl, beson­ders für einen Zero Day. Aber es ist Fre­itagabend und das einzige bezahlbare Zim­mer, das wir find­en kon­nten, ist in Dun­smuir. Wie auch immer, es gibt einige anständi­ge Restau­rants in Dun­smuir und der Super­markt macht gute Sand­wich­es zum Mit­nehmen. Inzwis­chen haben wir her­aus­ge­fun­den, dass die besten Stadt­tage von Mittwoch bis Don­ner­stag sind, da am Woch­enende alles aus­ge­bucht und teuer ist und viele Restau­rants mon­tags und dien­stags geschlossen sind.

Wir entschei­den uns schließlich, die Feuer in Nord­kali­fornien und Ore­gon zu umge­hen und direkt nach Wash­ing­ton zu sprin­gen, um den PCT dort fortzuset­zen. Wir wer­den hof­fentlich zurück­kom­men, nach­dem wir die Gren­ze erre­icht haben, um einen kom­plet­ten Thru-Hike mit dem fehlen­den Teil zu erre­ichen. Dann wahrschein­lich in südlich­er Rich­tung (SOBO — South­bound) bis zu dem Punkt, an dem wir den Trail nun ver­lassen. Wenn genug Zeit übrig ist, würde ich auch gerne den über­sprun­genen Abschnitt durch das Brandge­bi­et machen. Es ist nicht der schön­ste Abschnitt, aber es gibt einige High­lights wie den Halfway Point und den Lassen Nation­al­park und ich würde gerne so viel von der PCT abschließen, wie ich kann, bevor ich das Land ver­lassen muss. Unsere Entschei­dung macht die Logis­tik viel ein­fach­er, da wir nicht jedes einzelne Feuerge­bi­et umge­hen müssen, nur um später all die Abschnitte nachzu­holen, die wir dazwis­chen wan­dern kon­nten. Am Ende macht das kein­er wirk­lich. Außer­dem hat diese Entschei­dung den großen Vorteil, sich mit den anderen Mit­gliedern unser­er ehe­ma­li­gen Trail Fam­i­lie zu tre­f­fen und die let­zten Hun­derte Meilen bis zur Gren­ze gemein­sam zu wandern.

Abstecher zum Mount Shasta

Auf diesem großar­ti­gen Camp­ing­platz in der let­zten Nacht hat­ten wir eine so schöne Aus­sicht auf den Mount Shas­ta, dass die Idee aufkam, diese Schön­heit zu besteigen. Und da wir dieses Woch­enende etwas Zeit übrig haben, da wir am Mon­tag ein Paket in Ash­land erwarten, bevor wir weit­er nach Wash­ing­ton reisen, wäre das ein ide­al­er Zeitvertreib. Die Wan­derung auf den Mount Shas­ta bedeutet die Bewäl­ti­gung von 2.500hm und knapp 2.000hm davon wer­den in nur 5 km zurück­gelegt. Es ist also extrem steil. Nie zuvor habe ich einen so bru­tal steilen Auf­stieg erlebt. Aber die Aus­sicht auf der gesamten Wan­derung ist alle Mühen wert.

Zwei Tage später machen wir uns auf den Weg zum Berg. Die Bestei­gung von Mount Shas­ta ist ein großar­tiges Aben­teuer, das ich jedem PCT Hik­er nur empfehlen kann. Wenn ihr die Zeit dafür freimachen kön­nt, dann plant diesen Abstech­er mit ein. Nie wieder werdet ihr so fit sein, dass ihr diesen sehr her­aus­fordern­den Berg ohne große Schwierigkeit­en besteigen könnt.

Mehr zur Bestei­gung von Mount Shas­ta find­et ihr hier »

Danach tram­p­en wir nach Weed und dann nach Ash­land, um ein Paket abzu­holen und mit dem Bus nach Med­ford zu fahren. Unser Plan ist, am näch­sten Tag mit dem Grey­hound Bus nach Port­land zu fahren. Lei­der kommt dieser Bus nie an, sodass wir eine weit­ere Nacht in Med­ford fest­steck­en. Und um ehrlich zu sein, ist Med­ford nicht der schön­ste Ort zum Über­nacht­en. Am näch­sten Tag erre­ichen wir aber erfol­gre­ich Port­land und tre­f­fen dort auf The Ital­ian und Squig­gles aus unser­er alten Trail Familie.

 

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