Goat Rocks Wilderness

PCT Woche 16: Eintauchen in die Wildnis Washingtons

Posted: 30. März 2023 by Annika

Der Abschnitt vom Trout Lake zum Sno­qualmie Pass begin­nt mit der Umrun­dung des wun­der­schö­nen Mount Adams. Dann betreten wir die atem­ber­aubende Land­schaft von Goat Rocks, wo der Weg ent­lang eines Kammes mit Aus­sicht auf den Mount Rainier ver­läuft. Ein kurz­er Abstech­er führt hin­auf zum Gipfel des Old Snowy Moun­tain, der wun­der­schöne Aus­sicht­en bietet. Der Mount Rainier ver­fol­gt uns, bis wir wieder in den hügeli­gen Wald ein­tauchen. Dies, zusam­men mit eini­gen Trail-Mag­ic-Momenten dazwis­chen, macht diesen Abschnitt sehr schön.

PCT Tag 91: Mount Adams

FS Road 23 (Meile 2229,9) bis Meile 2254,7
40,4km / 9h / 1.136hm

Heute haben wir großar­tige Aus­sicht­en auf Mount Adams, während wir ihn umrun­den. Der Mount Adams ist ein 3.743 Meter hoher Vulkan mit einem Gletsch­er, der uns in die Wild­nis von Wash­ing­ton ein­führt. Es geht 10 Meilen am Hang des Berges ent­lang bergauf, zunächst durch üppi­gen Wald, aber weit­er oben in ver­bran­nten Gebi­eten. Nach 12 Meilen machen wir eine Mit­tagspause. Es ist lange her, seit ich 12 Meilen vor dem Mit­tagessen geschafft habe. Es gibt viele Insek­ten. Entwed­er nervige schwarze Fliegen oder Mück­en. Ich nehme lieber die Fliegen als die Mück­en, aber keines von bei­den ist angenehm. Der Weg wech­selt ständig zwis­chen Wäldern und Lich­tun­gen mit vie­len kleinen Auf- und Abstiegen durch Schlucht­en und vulka­nis­ches Gestein. Es gibt eine ziem­lich unangehme Über­querung eines schnell fließen­den Gletscher­flusses, wo wir über einen Baum­stamm gehen können.

Mein link­er Fuß tut weh, aber es ist ein ander­er Schmerz als der durch den Ermü­dungs­bruch. Das bringt mich in eine schlechte Stim­mung. Ich bin langsam und kann nicht mit den anderen mithal­ten. Und ich has­se die Tat­sache, dass das Wan­dern in den let­zten Wochen nur noch Schmerzen bedeutet hat. Zumin­d­est fühlt es sich jet­zt so an. Ich bin kein glück­lich­er Wan­der­er mehr. Ich liebe es, hier draußen zu sein, aber ich will nicht mehr leiden.

PCT Tag 92: Berry blazing

Meile 2254,7 bis Meile 2277,3
36,3km / 9h / 1.432hm

Heute find­en wir über­all Hei­del­beeren und das Pflück­en der Beeren bremst uns etwas aus. Zunächst gibt es nicht viel zu sehen, bis wir um die Ecke eine großar­tige, wenn auch kurze Aus­sicht auf den Mount Rainier haben. Heute gibt es viele kleinere Anstiege, nichts Ver­rück­tes, aber es sum­miert sich.

Die let­zten 10 km sind wun­der­schön, während wir durch eine offene Land­schaft mit schö­nen Wiesen, Blu­men und atem­ber­auben­den Bergaus­sicht­en wan­dern. Einige Bäche rauschen durch, es gibt sog­ar einen Wasser­fall direkt neben dem Weg. Es gibt auch einen Pass, den ersten Pass seit dem Ende der Sier­ra, und etwas Schnee. Ich ver­ste­he jet­zt, warum Wash­ing­ton als ein­er der schön­sten Abschnitte des PCT gilt.

Es gibt hier viele epis­che Camp­ing­plätze, aber wir gehen zum let­zten vor dem Abzweig zum Old Snowy Moun­tain, den wir mor­gen früh besteigen wollen. Ich liebe es, durch die ver­schiede­nen Licht­stim­mungen des Abends zu wan­dern. Alles wird gekrönt von einem wun­der­schö­nen Son­nenun­ter­gang, der dem Him­mel in unglaublichen Far­ben erstrahlen lässt. Kurz nach Son­nenun­ter­gang erre­ichen wir den Camp­ing­platz im let­zten Licht des Tages. Shark­bait und Squig­gles sind bere­its da, da ich heute langsamer gemacht habe und mich nicht zu sehr pushen wollte.

Mein Fuß tat heute nicht so sehr weh, zumin­d­est nicht bei jedem Schritt. Nur manch­mal, aber ich war auf Ibupro­fen, daher ist es schw­er zu sagen. Ich habe Angst davor, was mit dem Fuß dieses Mal falsch ist oder ob es noch das­selbe Prob­lem ist. Wenn ich mich wieder ver­let­ze, höre ich mit dem PCT auf, ich kann es mir nicht leis­ten, noch mehr Zeit außer­halb des Weges zu ver­brin­gen. Ich ver­suche nicht daran zu denken und ignoriere den Schmerz irgendwie.

PCT Tag 93: Ein aufregender Tag

Meile 2277,3 bis White Pass (Meile 2295,9)
32km / 9h / 1.058hm

Wir ste­hen früh am Mor­gen auf, um den Old Snowy Moun­tain zu besteigen. Wir gehen ein Stück auf dem PCT und nehmen dann den alter­na­tiv­en Weg zum Berg. Die Sonne geht auf, während wir den Berg hin­aufk­let­tern und lässt die umliegen­den Berge erglühen.

Der Weg führt steil durch los­es Gestein, es gibt sog­ar etwas Schnee zu über­queren. Wir lassen unsere Ruck­säcke an der Abzwei­gung zurück und die let­zten Meter erfordern etwas Krax­elei. Die ersten paar anstren­gen­den Meter den Berg hin­auf denke ich bei mir selb­st, warum machen wir das eigentlich? Aber der Moment, wenn ich auf dem Gipfel des Berges ste­he, gibt mir immer den Grund. Was für eine Aus­sicht! Wir kön­nen den Mount Rainier, Mount Adams und Mound Hood sehen, die über der Land­schaft aufra­gen. Der Mount Rainier sieht nicht ein­fach aus, mit all dem Schnee und Eis an seinen Hän­gen. Es sind 268 hm bis zum Old Snowy Moun­tain, nicht zu hart und abso­lut jeden Schritt wert.

Wir gehen zurück zu unseren Ruck­säck­en und nehmen den anderen Weg zurück zum PCT. Und es wird immer schön­er. Wir wan­dern diesen sur­re­al schö­nen Gratweg mit eini­gen Höhen und Tiefen und großar­ti­gen Aus­sicht­en ent­lang. Schließlich steigen wir in ein Tal hinab mit ein­er Wiese voller Wild­blu­men und einem rauschen­den Fluss. Wir machen hier eine Pause, nicht weil wir schon viel geschafft haben, son­dern nur, weil es so schön ist, dass wir noch ein wenig länger bleiben möchten.

Nach unser­er Pause steigen wir weit­er ab. Shark­bait und Squig­gles sind uns schon weit voraus, aber wir genießen es ein­fach. Und als wenn das alles nicht magisch genug wäre, tauchen plöt­zlich einige Lamas auf, die den Hügel her­aufkom­men. Ich bin ein­fach begeis­tert darüber wie dieser Tag immer bess­er wird.

Der Abstieg bringt uns zurück in den Wald. Wir machen noch eine kurze Pause, um Wass­er zu holen, und steigen dann wieder auf. Hier begin­nt der Tag sich zu verän­dern. Es ist heiß und feucht und ich schwitze viel bei diesem Anstieg. Ich gebe wirk­lich alles, um den Berg hin­aufzuge­hen, bis wir nach dem Ver­lassen des Waldes eine schöne Aus­sicht haben. Meine Beine begin­nen zu zit­tern und ich esse einen Schoko­riegel unter­wegs. Nach ein­er Weile füh­le ich mich bess­er und kann weit­er­ma­chen. Aber ich denke viel darüber nach sofort anzuhal­ten und mich auszu­ruhen. Lustiger­weise geschah dies nur auf­grund eines Missver­ständ­niss­es. Wir woll­ten bei­de früher eine Mit­tagspause machen, dacht­en aber, der andere wolle weitermachen.

Ich bin auch ein wenig frus­tri­ert, weil ich offen­sichtlich ziem­lich langsam bin, da mich jed­er über­holt, außer den­jeni­gen, die sehr zu kämpfen haben. Ich füh­le mich nicht so langsam, da ich mein Bestes gebe, aber es scheint nicht genug zu sein. Natür­lich weiß ich, dass mich das nicht stören sollte, aber das tut es irgend­wie trotz­dem. Ich will nicht die Langsam­ste sein. Am Anfang des Trails war ich eine der Schnell­sten, aber dann wur­den die anderen fit­ter und schneller und ich blieb ein­fach bei meinem Tem­po hängen.

Sollte ich nicht auch schneller wer­den? Warum werde ich nicht schneller? Was stimmt nicht mit mir? Natür­lich tut mein Fuß weh und ich sollte nicht zu hart zu mir selb­st sein. Aber ich komme nicht aus diesem Gefühl her­aus. Das Gute an dem Missver­ständ­nis ist, dass wir fast den ganzen Berg geschafft haben und nicht mehr viel übrig haben, bevor es ganz hin­unter zur Straße geht.

Nach dem Mit­tagessen gehen wir die let­zten 70hm hin­auf und haben eine schöne Aus­sicht auf einen sur­re­al wirk­enden blau gefärbten See unter uns. Es gibt sog­ar eine alter­na­tive Route zu diesem See, aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir haben her­aus­ge­fun­den, dass der Laden, in dem wir unsere Nach­schub­pakete abholen wollen, um 18 Uhr schließt, und wir wollen früh am näch­sten Tag wieder los, bevor er wieder öffnet. Squig­gles und Shark­bait kamen Stun­den vor uns an, durften aber unsere Pakete nicht abholen.

Also het­zen wir im Grunde genom­men die let­zten zwei Stun­den den Berg hin­unter, ohne irgendwelche Pausen zu machen. Ich treibe mich viel zu sehr an, aber wir schaf­fen es 5 Minuten vor Laden­schluss. Frus­tri­eren­der­weise erfahren wir, dass Popeyes Paket verzögert ist und nicht hier ist. Also haben wir umson­st gehetzt.

Aber die Aufre­gung für heute ist noch nicht vor­bei. Pop­eye dro­ht fast in Ohn­macht zu fall­en und schlägt später beim Ver­such, das Zelt aufzustellen, mit einem Stein auf seinen Fin­ger und dro­ht fast erneut umzukip­pen. Squig­gles hat irgen­dein Magen­prob­lem und über­legt sog­ar, den näch­sten Abschnitt auszu­lassen, um für ein paar Tage nach Hause zu gehen (sie wohnt 2 Stun­den von hier ent­fer­nt), und mein Fuß tut weh. Shark­bait ist der einzige, der sich gut fühlt. Am Ende funk­tion­iert jedoch alles, weil die verzögerte Liefer­ung uns einen Grund gibt, ein wenig länger zu bleiben und uns auszu­ruhen. Sowohl Squig­gles als auch Pop­eye sind aus ver­schiede­nen Grün­den dehy­dri­ert. Ich denke, wir haben uns alle in den let­zten Tagen zu sehr verausgabt.

Wir hat­ten keine Zeit, unser Cold Soak Aben­dessen für heute vorzu­bere­it­en, da wir nach dem Mit­tagessen keine Pause gemacht haben, um rechtzeit­ig zum Gen­er­al Store zu kom­men, und wir haben im Laden nicht mehr genug Zeit, um Essen zu bekom­men. Aber ein ander­er Wan­der­er gibt uns zwei große Stücke Piz­za. The trail pro­vides. Ich leiste Erste Hil­fe für Pop­eye und ver­suche, bei­de mit medi­zinis­chen Elek­trolyten, dem guten Zeug, das nicht gut schmeckt, aber sehr hil­fre­ich ist, wieder gesund zu pfle­gen. Wir wer­den sehen, wie es ihnen mor­gen geht. Mir geht es gut, es ist nur der Fuß, der weh tut. Dem Rest meines Kör­pers geht es gut und ich bin nicht ein­mal erschöpft. Ich bin ein­fach nur dankbar dafür.

Am näch­sten Mor­gen tre­f­fen wir Sparkles und Free Refill im Laden. Ich habe sie am Anfang des Weges ken­nen­gel­ernt. Sie haben eine ganz andere Strate­gie für all die Feuer gewählt. Sie sind von Nord­kali­fornien bis zur kanadis­chen Gren­ze gesprun­gen und von dort aus nach Süden gegan­gen. Ich denke, sie haben in diesem Jahr die beste Entschei­dung in Bezug auf Wet­ter und die Brände getrof­fen. Es soll sich später her­ausstellen, dass sie eine der weni­gen waren, die den PCT dieses Jahr kom­plett laufen konnten.

PCT Tag 94: Mückenhölle

White Pass (Meile 2295,9) bis Meile 2309,6
23km / 5h / 446hm 

Heute starten wir etwas später, da kein Paket mit der heuti­gen Liefer­ung angekom­men ist. Aber wir kön­nen es boun­cen und Pop­eye kann sich hier wieder ver­sor­gen, größ­ten­teils aus der Hiker­box und mit eini­gen zusät­zlichen Lebens­mit­teln von uns. Aber es war gut, sich etwas auszu­ruhen und zu duschen. Eine Dusche für 8 $ übri­gens, aber es fühlte sich wirk­lich nöt­ing an.

Wir gehen zurück ent­lang der Straße zum Wan­der­park­platz und fol­gen einem san­ften Anstieg durch den Wald. Auf dem Weg gibt es einen wun­der­schö­nen See, wo wir eine Pause ein­le­gen. Wir passieren auf unserem Weg viele kleine Seen, die uns gemütlich flach oder bergab direkt zum Camp­ground führen. Es gibt viele Blaubeeren zum Knab­bern auf dem Weg. Das einzige Nervige sind die Mück­en, die ver­suchen, mich zu zer­stechen. Ich ver­suche, ihnen davonzu­laufen, aber es ist nicht möglich. Ich halte an, um etwas Insek­ten­spray aufzu­tra­gen, nur um festzustellen, dass es mir aus­ge­gan­gen ist. Ein großar­tiger Ort dafür, dass einem das Insek­ten­spray aus­ge­ht. Es gibt eine Flussüber­querung vor dem Camp­ground, aber ein großer Baum­stamm über dem Fluss hält unsere Füße trock­en. Am Camp­ground gibt es deut­lich weniger Mück­en, was den Ort sehr angenehm macht. Wir schlafen zum Rauschen des Flusses ein.

PCT Tag 95: Mount Rainier

Mile 2309,6 bis Bear Gap Trail Junc­tion (Meile 2330)
32,8km / 8h / 1.465hm

Wir erk­lim­men einen Hügel voller Blaubeeren und haben vom Gipfel aus einen wun­der­schö­nen Blick auf Mount Rainier. Dieser Blick führt zur Recherche darüber, wie die Bestei­gung dieses Bergs wohl aussieht. Nor­maler­weise dauert der Auf­stieg zwei Tage und führt über einen Gletsch­er und man muss wis­sen, was man tut, oder einen Guide engagieren. Außer­dem gibt es den Won­der­land Trail, der um den Berg herum­führt. Ich set­ze bei­de Wan­derun­gen auf meine Liste.

Wir haben noch einige schöne Aus­blicke auf den Mount Rainier, bis wir zu einem kleinen See absteigen, wo wir eine Mit­tagspause machen. Nicht weit von hier ent­fer­nt befind­et sich ein weit­er­er hüb­sch­er See, der Dewey Lake, der ange­blich noch bess­er und zum Schwim­men geeignet ist, und wir machen uns bald auf den Weg dor­thin. Ich gehe dort schwim­men, das Wass­er ist schön, die Außen­tem­per­atur ist warm genug und es gibt keine Fliegen oder Mück­en. Es ist ziem­lich per­fekt. Vielle­icht ist es das let­zte Mal, dass ich auf dem PCT schwim­men gehen kann.

Shark­bait ist weit vor uns und lässt uns wis­sen, dass es am Chi­nook Pass, wo der Trail auf die Straße trifft, Trail Mag­ic gibt. Das ist Anreiz genug, um uns in Bewe­gung zu set­zen. Es gibt einen weit­eren kleinen Anstieg, wir passieren einen kleinen See und erre­ichen dann den Park­platz, wo Trail Angels eine Taco-Bar aufgestellt haben. Seit White Pass gibt es ver­mehrt War­nun­gen, dass das Norovirus umge­ht. Norovirus ist hoch ansteck­end und ich habe wirk­lich Angst, hier draußen so krank zu wer­den. Und Trail Mag­ic kann unter Wan­der­ern wie ein Super­spread­er-Event sein.

Aber wie ist es möglich, Trail Mag­ic abzulehnen? Es ist nicht möglich. Wir genießen Tacos und Sodas und hof­fen auf das Beste. Squig­gles ver­ab­schiedet sich hier, da sie sich immer noch nicht wohl fühlt und eine Mit­fahrgele­gen­heit zu ihrem Haus bekom­men hat, das nicht allzu weit von hier ent­fer­nt ist. Wir wer­den uns am Sno­qualmie Pass wieder vereinen.

Während wir dort sitzen, ziehen Wolken auf und es wird wirk­lich kalt. Ich muss meine Daunen­jacke anziehen, aber mir ist immer noch kalt. Es ist schw­er zu glauben, dass ich vor nicht allzu langer Zeit noch schwim­men war. Es ist bere­its Abend, als wir die let­zten Meilen zur Camp­site ange­hen und uns ein Anstieg bevorste­ht. Dieser führt uns ent­lang der Ufer des Sheep Lake, einem hüb­schen alpinen See, an dem viele Men­schen camp­en. Nicht PCT-Wan­der­er, son­dern Fam­i­lien und andere Wan­der­er. Hier bekom­men wir Wass­er, da es zwis­chen dem Chi­nook Pass und dem Camp­ground kein fließen­des Wass­er gibt. Um sicherzuge­hen, dass ich sauberes Wass­er habe, lege ich Chlor-Tablet­ten in mein Wass­er. Gängige Wasser­fil­ter-Sys­teme wie der Sawyer und der Kata­dyn BeFree fil­tern keine Viren heraus.

Es wird immer käl­ter, aber es ist schön anzuse­hen, wie die Wolken um die Berge ziehen. Schließlich erre­ichen wir den höch­sten Punkt und steigen von dort aus ab, um den Zelt­platz zu erre­ichen, der unter­halb eines steilen Abhangs liegt. Aber es sind keine Plätze mehr frei, also schauen wir uns weit­er um. Es wird dunkel und es gibt nur einen steilen Hang neben dem Pfad. Keine Zeltplätze.

Also gehen wir weit­er und find­en halbflache Stellen unter eini­gen Bäu­men direkt neben ein­er Abzwei­gung. Jet­zt fängt es an zu reg­nen und wir haben keine andere Wahl, als hier zu bleiben, da wir nicht wis­sen, wo die näch­sten Möglichkeit­en sein kön­nten. Es ist dunkel, nass und kalt und kein­er von uns will weit­erge­hen. Wir sind glück­lich, im Zelt zu sein und warm und trock­en zu sein. Das wird für eine Nacht reichen. In der Nacht ist der Wind sehr laut und es reg­net auf uns herab. Es ist ziem­lich unan­genehm. Ich wache immer wieder auf, aber ich bin glück­lich drin­nen zu sei.

PCT Tag 96: Nass und kalt

Bear Gap Trail Junc­tion (Meile 2330) bis Meile 2349,6
31,7km / 7,5h / 818hm

Es ist sehr schw­er am Mor­gen in Gang zu kom­men, da es immer noch reg­net, kalt ist und die Wolken tief hän­gen. Es ist ein­fach nicht sehr ein­ladend, den war­men Schlaf­sack zu ver­lassen. Schein­bar sind nicht viele Men­schen unter­wegs, also denke ich, dass es anderen genau­so geht. Es soll ein schön­er Abschnitt des Trails sein, aber im Moment gibt es nichts zu sehen. Um 9 Uhr schaf­fen wir es endlich rauszuge­hen und zu wan­dern. Es ist immer noch kalt und ich ziehe alle Klei­dung an, die ich habe. Aber tat­säch­lich dauert es nicht lange, bis sich die Wolken heben und die ersten Aus­blicke auf die Berge und den blauen Him­mel freigeben. Mount Rainier ragt aus den Wolken her­aus und ist atemberaubend.

Der Tag wech­selt ständig zwis­chen heiß und kalt. Sobald die Sonne rauskommt, ist es ziem­lich heiß, aber es geht auf 8°C runter, wenn sie ver­schwindet. Wir kom­men in einen unheim­lich ausse­hen­den Wald, da die Wolken in den ver­bran­nten Bäu­men hän­gen. Es gibt wun­der­schöne Blu­men, an denen glitzernde Regen­tropfen hän­gen. Wir erre­ichen eine Hütte im Wald, die nor­maler­weise ein beliebter Camp­ing­platz ist, aber Kom­mentare ander­er Wan­der­er besagen, dass hier das Norovirus aus­ge­brochen ist, also gehen wir weiter.

Wir haben heute etwas Trail Mag­ic auf einem Feld­weg ver­passt, da sie um 14 Uhr schon kein Essen mehr hat­ten, lange bevor wir abends dort ankom­men. Kurz vor dem Ziel kom­men wir an eini­gen mächti­gen Hei­del­beer­sträuch­ern vor­bei, an denen eine Fam­i­lie fleißig pflückt um Milchshakes zu machen. Ein­er von ihnen trägt eine Waffe in sein­er Hose, was mich irgend­wie erschreckt. Mein amerikanis­ch­er Fre­und sagt, dass es hier draußen ziem­lich nor­mal ist, eine Waffe zu tra­gen, aber für mich wird es niemals nor­mal sein, Waf­fen zu sehen. Und warum sollte man eine Waffe tra­gen, während man mit sein­er Fam­i­lie Hei­del­beeren pflückt?

Als wir den Camp­ing­platz an der Seite ein­er Feld­straße erre­ichen, hören wir Schüsse im Wald. Das gefällt mir über­haupt nicht. Aber wir haben einen schö­nen Platz für uns alleine. Das ist das Schöne daran, nicht in ein­er großen Gruppe zu sein, denn man kann schöne kleine Camp­ing­plätze find­en. Ich weiß nicht, was mit mir in der Nacht los ist, da mir ziem­lich kalt ist und deshalb immer wieder aufwache. Es ist eigentlich nicht so kalt, es ist defin­i­tiv käl­ter in der Sier­ra. Es ist sicher­lich nicht unter dem Gefrier­punkt, aber mir ist trotz­dem kalt.

PCT Tag 97: Die beste Trail Magic

Meile 2349,6 bis Meile 2371,8
35,2km / 8h / 1.190hm 

Ich bin ziem­lich müde am Mor­gen, da ich immer wieder wegen Kälte aufwache. Gestern habe ich auch nicht genug gegessen und getrunk­en. Aber die Wolken heben sich und wir kön­nen von unser­er Camp­site aus den Mount Rainier sehen. Unter uns ziehen immer noch Wolken vor­bei und die Sonne kämpft sich hin­durch. Ich kann von diesen Aus­sicht­en ein­fach nicht genug bekom­men. Als ich anfange zu wan­dern, fall­en mir die Augen zu und es ist ein Wun­der, dass ich in den ersten 3 Meilen zur Wasserquelle nicht hin­falle. Nach ein­er kurzen Pause geht es mir bess­er und ich bin bere­it, den näch­sten Anstieg zu bewälti­gen. Wir haben einen schö­nen Blick auf einige zerk­lüftete Berge in der Ferne.

Heute ist es wieder angenehmer, da es viel wärmer ist. Auf dem höch­sten Punkt haben wir einen schö­nen Blick auf die bewalde­ten Hügel um uns herum. Ich füh­le mich jet­zt gut und mache ein gutes Tem­po. Ich möchte nicht aufhören, weil ich heute in guter Form bin. Wir haben immer noch 71 km bis zur Straße vor uns, also müssen wir zwei 35,5 km Tage ein­le­gen, was mich heute Mor­gen etwas Sor­gen bere­it­et hat. Gestern brauchte ich den ganzen Tag, um 32 km zu machen. Es ist schw­er zu glauben, dass ich früher jeden Tag 39 km gemacht habe. Aber jet­zt bin ich wieder zuversichtlich.

Wir hören von Trail Mag­ic weit­er oben auf dem Weg von ent­ge­genk­om­menden Wan­der­ern und freuen uns darauf. Also machen wir heute keine lan­gen Pausen, um dor­thin zu gelan­gen. Und wir erre­ichen die Trail Mag­ic genau rechtzeit­ig zum Aben­dessen — mit Blick auf den Mount Rainier. Ich kenne sog­ar zwei der Wan­der­er, die dort schon sitzen, aus der Wüste. Wir haben uns lange nicht gese­hen und es ist schön, aufzu­holen. Die Trail Angels hier geben sich alle Mühe, um großar­tige Trail Mag­ic für uns zu schaf­fen. Sie servieren Bier und Cock­tails und zum Aben­dessen gibt es Reis, kore­anis­ches Hüh­nchen und Gemüse.

Sie haben auch viele Dinge, die Wan­der­er brauchen kön­nten — von Erste-Hil­fe-Artikeln bis zu Ein­lege­sohlen. Es ist über­wälti­gend und wir genießen es wirk­lich. Viele Leute über­nacht­en hier heute Nacht, aber wir wollen weit­erge­hen, um mor­gen ein paar Kilo­me­ter weniger zu haben. Es würde mor­gen sowieso schon ein langer Tag wer­den und es wäre noch härter, wenn wir hier bleiben wür­den. Aber es ist sehr ver­lock­end, da sie mor­gen Früh­stück servieren wer­den. Andere Wan­der­er erzählen uns von ein­er Abkürzung, die sie mor­gen nehmen wer­den, um zur Straße zu gelan­gen, aber ich will keine Meilen auslassen.

Wir haben noch einen kleinen Anstieg vor uns und als es dunkel wird, erre­ichen wir unsere Camp­site. Es ist nicht sehr schön und über­all liegt Müll, aber es ist gut genug.

PCT Tag 98: Zurück in die Zivilisation

Meile 2371,8 bis Sno­qualmie Pass (Meile 2394,1)
36,2km / 9h / 1.031hm

Der Tag ist nicht sehr spek­takulär. Wir gehen größ­ten­teils durch den Wald und besteigen einige Hügel ohne Aus­sicht. Es ist heute wieder heiß und die offe­nen Abschnitte mich viel schwitzen. Ich freue mich auf eine Dusche und echt­es Essen. Außer­dem erk­läre ich das Cold Soak­ing Exper­i­ment nach dieser Etappe für been­det. Warmes Essen schmeckt ein­fach bess­er. Ich komme mit kaltem Ramen oder Ramen-Bomben (Instant­nudeln mit Kartof­fel­brei) aus, die ich weit­er­hin zum Mit­tagessen essen werde, aber alles andere ist ein­fach nicht gut. Oder ich habe noch nicht das richtige Essen gefun­den. Wie auch immer, ich freue mich darauf, meinen Gaskocher zurückzubekommen.

Es gibt heute eine Abkürzung, die man für einen schnelleren und ein­facheren Weg in die Stadt nehmen kön­nte, aber wir möcht­en nichts ohne Grund über­sprin­gen. Es gibt keine bessere Aus­sicht oder so etwas, es ist sog­ar ein ziem­lich langer Marsch auf der Straße. Die meis­ten Wan­der­er, die gestern bei der Trail Mag­ic gezel­tet haben, um mor­gens Früh­stück zu bekom­men, nehmen diese Abkürzung, um es rechtzeit­ig zu schaf­fen, aber wir gehen den ganzen Weg, was zu einem ziem­lich lan­gen Tag führt. Wir gehen 21 km bis zur Mit­tagspause an einem wun­der­schö­nen See, dem Höhep­unkt des Tages. Es geht nur noch ein kleines Stück bergauf und dann größ­ten­teils bergab von hier.

Die let­zten 6 Kilo­me­ter bis zur Straße sind länger als gedacht, da das Gelände voller Steine und Wurzeln ist, was das Vorankom­men erschw­ert. Außer­dem gibt es noch einen let­zten Hügel zu besteigen, bis wir den Abstieg nach Sno­qualmie Pass machen, wo uns Squig­gles abholt und uns zu ihrem Haus in North Bend bringt, das nur 20 Minuten ent­fer­nt ist. Ich schlafe heute Nacht in einem richti­gen Bett, was ich seit fast drei Wochen nicht mehr getan habe.

PCT Woche 17: The Alpine Lakes Wilderness

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