Glacier Lake

PCT Woche 17: The Alpine Lakes Wilderness

Posted: 31. März 2023 by Annika

Die näch­sten 71 Meilen des PCT zwis­chen dem Sno­qualmie Pass und dem Stevens Pass bieten spek­takuläre Aus­blicke auf alpine Seen und üppige Waldtäler der Alpine Lakes Wilder­ness. Wir begeg­nen Murmeltieren, ein­er Bergziege und meinem ersten Bären auf diesem Abschnitt. Es ist defin­i­tiv eine der unvergesslich­sten Sek­tio­nen in Washington.

PCT Tag 99: Die Murmeltiere sind zurück

Sno­qualmie Pass (Meile 2394,1) bis Meile 2403,8
15,5km / 4,5h / 1.098hm

Wir haben ein paar Tage bei Squig­gles zu Hause ver­bracht, wo wir uns häus­lich sehr ein­gelebt haben, Lebens­mit­tel mit dem Auto einkaufen gin­gen, Filme schaut­en, Aben­dessen macht­en und in einem Bett schliefen. Da ich bald meinen Visums-Ver­längerung­ster­min habe, haben wir es nicht eilig, da ich von der näch­sten Stadt (Leav­en­worth) nach Seat­tle fahren muss, die nur 3,5 Tage ent­fer­nt ist.

Wir begin­nen gegen Mit­tag. Es ste­ht uns ein langer Auf­stieg bevor. Je höher wir kom­men, desto mehr öffnet sich der Wald und bietet erstaunliche Aus­blicke auf die umliegen­den Berge. Das Gelände ist her­aus­fordernd, da es viele Wurzeln und Felsen gibt, die uns brem­sen. Hier tre­f­fen wir unser erstes Murmelti­er seit der Sier­ra. Oben angekom­men haben wir einen wahnsin­ni­gen Blick auf das Tal unten sowie auf die rauen Berge um uns herum. Wir erre­ichen zwei hüb­sche Seen, wo wir eine Pause ein­le­gen und Wass­er holen, da wir heute Nacht trock­en camp­en werden.

Von hier aus gibt es einen weit­eren kleinen Anstieg mit weit­eren großar­ti­gen Aus­sicht­en auf einen anderen See. Wolken ziehen durch und es ist ein­fach atem­ber­aubend. Wash­ing­ton hält sein Ver­sprechen. Es ist nicht mehr weit zum Camp­ing­platz, wo wir uns für die Nacht niederlassen.

Heute hat mein rechter Fuß ange­fan­gen weh zu tun. Ich ver­suche es zu ignori­eren und nicht ein­mal darüber zu sprechen, als ob es nicht real wäre, solange ich es nicht erwähne. Es ist inter­es­sant, wie mein Kör­p­er in den ersten Monat­en immer stärk­er wurde und nach etwa 3 Monat­en seinen Höhep­unkt erre­ichte und von da an alles bergab ging. Als ob mein Kör­p­er sagt, dass das jet­zt genug Wan­dern ist, dass ich das nicht mehr jeden Tag machen kann.

PCT Tag 100: Unsere erste Bergziege

Meile 2403,8 bis Meile 2419,7
26,2km / 7,5h / 1.104hm 

Die ersten fünf Meilen sind anstren­gend und langsam. Es gibt viele fel­sige Stolper­fall­en. Aber die Aus­sicht auf den Mount Rainier und ins Tal darunter ist atem­ber­aubend. Sie macht die lange Zeit, die wir hier brauchen, ziem­lich unter­halt­sam. Auch meine Füße tun in diesem Gelände weh, was es nicht ein­fach­er macht. Wir erre­ichen einen See, wo wir zum ersten Mal heute Wass­er holen und eine Pause machen. Ich nehme hier etwas Ibupro­fen und das radiert zum Glück den Schmerz für den Rest des Tages aus.

Wir gehen über viele Ser­pen­ti­nen bergab, wo wir unsere erste Bergziege entspan­nt am Rande des Weges ste­hen sehen. Sie ist weiß und ziem­lich flauschig. Wir kehren in den Wald zurück und erre­ichen einen hüb­schen Wasser­fall direkt am Weges­rand. Hier  machen wir eine Mit­tagspause. Wir sind heute nicht sehr weit gekom­men, nur 13 km bis zum Mit­tagessen, aber jet­zt ist das Gelände viel ein­fach­er. Der schwierig­ste Teil ist vor­bei und wir kön­nen viel schneller gehen als am Vormittag.

Wir steigen weit­er ab und erre­ichen eine zer­störte Brücke, aber ein Baum­stamm führt uns bequem und mit trock­e­nen Füßen auf die andere Seite. Wir erre­ichen den tief­sten Punkt und holen uns Wass­er für den bevorste­hen­den Auf­stieg. Es ist ein 8 km langer Anstieg, der ziem­lich san­ft ist und viele Ser­pen­ti­nen hat. Wir bekom­men langsam wieder die Aus­sicht auf die schrof­fen Gipfel um uns herum. Es gibt einen Camp­ing­platz auf dem höch­sten Punkt, aber wir befürcht­en, dass dieser schon voll ist, also bleiben wir heute Nacht ein wenig davor ste­hen. Wir find­en einen tollen Platz mit Blick auf die Berge. Es wird jet­zt so schnell kalt am Abend. Auch gibt es viel weniger Tages­licht. Die Sonne geht eine Stunde später auf und eine Stunde früher unter als im Hochsom­mer weit­er südlich.

PCT Tag 101: Mehr alpine Landschaften

Meile 2419,7 bis Meile 2438,7
29,8km / 7h / 1.089hm

Das erste Mor­gen­licht lässt die Berge um uns herum leucht­en. Es dauert eine Weile, bis wir losle­gen, aber es ist immer noch ziem­lich kalt, auch wenn es bergauf geht. Wir bewälti­gen den Rest des Auf­stiegs und oben angekom­men, haben wir einen tollen Blick auf die schrof­fen Berge um uns herum. Es gibt hier oben einige wirk­lich schöne Camp­ing­plätze, aber es ist schw­er zu sagen, ob am Abend noch Plätze frei sind.

Wir erre­ichen einen kleinen See, wo wir Wass­er holen, und dann schlän­gelt sich der PCT zwis­chen Felsen und Wiesen hin­durch. Wir steigen schließlich wieder ab und bald haben wir einen schö­nen Blick auf den blau schim­mern­den Wap­tus-See unter uns. Am tief­sten Punkt tre­f­fen wir auf den Wap­tus Riv­er, der nach­dem wir eine Weile nur Bäche und Seen gese­hen haben, ein echter Fluss ist. Wir machen hier im Schat­ten eine Mit­tagspause, wo es über­raschen­der­weise sehr schnell kühl wird. Aber ich ziehe das kalte Wet­ter der Hitze vor. Gegen Kälte kann man ein­fach mehr Klei­dung anziehen oder sich bewe­gen, aber gegen zu viel Hitze kann man nichts tun. Übri­gens habe ich ein wirk­lich gutes Rezept für Cold Soak­ing zum Mit­tagessen gefun­den. Ich mis­che Ramen-Nudeln und Kartof­felpüree für eine Ramen-Bomb und füge dann Tajin, May­on­naise und eine Pack­ung Hüh­nchen oder noch bess­er Hüh­n­er­salat hinzu, in dem die May­on­naise schon drin ist. Es schmeckt wie ein Auflauf, wirk­lich gut. Wenn ihr ein Fan von kaltem Ein­we­ichen seid, soll­tet ihr es ausprobieren.

Der Weg begin­nt nun einen san­ften, aber wirk­lich lan­gen 14 Kilo­me­ter lan­gen Auf­stieg und wir holen uns Wass­er, bevor der steilere Auf­stieg begin­nt. Es gibt Felsen im Wass­er, auf die man hüpfen kann, um auf die andere Seite zu gelan­gen. Und wir sind nicht die einzi­gen, die das tun. Während wir dort sitzen, kön­nen wir einem Streifen­hörnchen zuse­hen, das über die Felsen springt, um hin und her zu kom­men. So süß.

Wir set­zen unseren Auf­stieg fort und machen an der let­zten Wasserquelle vor unserem Camp­ing­platz am Ende des Auf­stiegs eine weit­ere Pause. Der Auf­stieg selb­st ist schön und stetig und in der Abend­sonne nicht mehr so heiß. Oben angekom­men find­en wir einen wirk­lich hüb­schen Camp­ing­platz für uns allein, sog­ar mit ein wenig schwank­enden Mobil­funkemp­fang. Genug, um ein Zim­mer in Leav­en­worth zu buchen, wo wir in anderthalb Tagen ankom­men wer­den. Wir genießen die let­zte Sonne des Tages, bevor es sehr schnell kalt wird. Ich krieche immer in meinen Schlaf­sack, wenn mir kalt wird, sehe aus wie ein klein­er Bur­ri­to, während ich mein Aben­dessen koche. Und ja, es war eine gute Entschei­dung, wieder mit dem Kochen anz­u­fan­gen, beson­ders da es abends jet­zt so kalt wird.

PCT Tag 102: Mein erster Bär auf dem PCT

Meile 2438,7 bis Mig Lake (Meile 3955)
33km / 8,5h / 1.191hm 

Es ist ein schön­er Mor­gen, wie die Sonne das Zelt trifft und uns aufweckt. Wir begin­nen den Tag mit einem Abstieg, der eine schöne und leichte Art ist, den Tag zu begin­nen. Auf dem Weg hin­unter gibt es eine schwierige Flussüber­querung. Das Wass­er fließt schnell, aber wir find­en einen Weg, um ein wenig weit­er stro­maufwärts über einige Felsen zu gehen. Der Auf­stieg zurück ist sehr san­ft, bis wir die Decep­tion Lakes erre­ichen, die eine unwirk­lich grüne Farbe haben. Es lädt so sehr zum Schwim­men ein, dass wir unsere Mit­tagspause ein wenig früher als geplant machen, um ein Bad zu nehmen. Es gibt viele Schmetter­linge und ich füh­le mich wie eine Dis­ney-Prinzessin. Aber eine sehr schmutzige. Als ich ver­suche, Wass­er aus dem See zu holen, trete ich mit einem Fuß ins Wass­er. Ich hat­te es geschafft, trock­en über die Flussüber­querung zu kom­men, nur um nass zu wer­den, als ich Wass­er hole. Lächer­lich. Aber mein Schuh trock­net während der Mit­tagspause sehr gut.

Wir klet­tern weit­er hin­auf zum Piper Pass, von wo aus wir den Glac­i­er Lake unter uns sehen kön­nen. Wenn wir absteigen, sieht er aus wie die Form eines Herzens, es ist so schön. Es gibt viele Felsen auf dem Weg hin­unter und wir kön­nen Pikas sehen, die um sie herum sprin­gen. Es ist ziem­lich viel Auf und Ab heute. So wartet nach einem erneuten Abstieg ein weit­er­er Auf­stieg auf uns. Es gibt einen weit­eren See unter uns, zu dem wir absteigen.

Auf dem Weg hin­unter von diesem See tre­ffe ich endlich meinen ersten Bären. Er grast friedlich an einem grü­nen Hügel und küm­mert sich über­haupt nicht um uns. Wir beobacht­en ihn ein­fach, bis er im Wald ver­schwindet. Ich bin so glück­lich. Es war ein junger Bär, nicht älter als drei Jahre, und er war so süß mit seinen kleinen Ohren, beson­ders als er uns ansah. Es wird schon spät, aber ich kann nicht anders, als ihn solange wie es geht zu beobacht­en. Mein Traum ist endlich wahr gewor­den. Und es ist die per­fek­te Ent­fer­nung, um einen Bären zu beobacht­en und sich den­noch wohl zu fühlen.

Es bleiben noch zwei kleinere Anstiege, bis wir das Camp am Mig Lake erre­ichen. Es wird schon dunkel, als wir dort ankom­men, aber ein fast voller Mond leuchtet uns den Weg. Der Him­mel ist voller Sterne. Was für ein großar­tiges Ende eines großar­ti­gen Tages.

PCT Tag 103: Auf dem Weg nach Bayern

Mig Lake (Meile 3955) bis Stevens Pass (Meile 2465,2)
12km / 3h / 436hm 

Heute ste­ht nur eine kurze Wan­derung bis zur Stadt an. Auf dem Weg gibt es zwei kleinere Anstiege und viele Hei­del­beeren. Der Tag ver­läuft ziem­lich ger­adlin­ig. Wir machen keine lan­gen Pausen und vergessen sog­ar zu trinken. Wir sind ein­fach so darauf fokussiert, in die Stadt zu kom­men. Zwei Seen tauchen zwis­chen ein­er Gruppe von bewalde­ten Gipfeln auf.

Wir erre­ichen den Gipfel des Skilifts beim zweit­en Anstieg, wo es den ersten guten Mobil­funkemp­fang auf diesem Abschnitt des Weges gibt, den wir für einige Tele­fonate nutzen. Dann ist es nur noch ein leichter Spazier­gang bergab zur Stevens Pass Lodge, wo ich mein Paket mit neuen Schuhen abhole. Neue Schuhe fühlen sich immer so gut an. Meine alten hät­ten vielle­icht noch ein wenig länger durchge­hal­ten, aber seit mein­er Ver­let­zung will ich das nicht mehr riskieren.

Es dauert eine Weile, um per Anhal­ter nach Leav­en­worth zu gelan­gen, ein­er Stadt im bay­erischen Stil mit viel Kitsch. Aber ich liebe es. Ich bekomme das Schnitzel, von dem ich seit Wochen träume, und einen guten Apfel­strudel. Lei­der gibt es in der ganzen Stadt keinen Kaiser­schmar­rn. Es fühlt sich ein biss­chen wie zu Hause an. Vielle­icht kann ich ein­fach hierbleiben und sagen, dass ich dachte, ich bräuchte kein Visum, weil ich dachte, ich sei die ganze Zeit in Deutschland?

Am Abend tre­f­fen wir uns mit Stel­lar, den ich am Anfang des PCT ken­nen­gel­ernt habe und der hier lebt. Am näch­sten Tag nehmen wir den Bus nach Seat­tle, wo ich am näch­sten Tag meinen Visa-Ver­längerung­ster­min habe. Zu diesem Zeit­punkt wis­sen wir noch nicht, dass wir uns für eine Weile von Wash­ing­ton ver­ab­schieden werden.

PCT Woche 18: South­bound durch Oregon

No Comments

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.