Mount Jefferson

PCT Woche 19: Herbsteinzug in Oregon

Posted: 5. April 2023 by Annika

Es wird nass und kalt auf dem PCT in Mitte Sep­tem­ber, während wir den Abschnitt zwis­chen Gov­ern­ment Camp und Bend wan­dern. Der Herb­st ist endlich angekom­men. Es ist defin­i­tiv unan­genehmer draußen zu sein, aber die atem­ber­aubende Aus­sicht auf den Mount Jef­fer­son, andere Vulka­ne und die end­losen schwarzen Lavafelder sind eine großar­tige Belohnung.

PCT Tag 108: Wiedervereinigung mit Squiggles

High­way 26 (Meile 2087,5) bis Lit­tle Crater Lake (Meile 2079,8)
12,7km / 2,5h / 164hm

Die Nacht war nicht so kalt wie erwartet, es war tat­säch­lich angenehm. Außer­halb des Schlaf­sacks ist es aber wirk­lich kalt. Wir gön­nen uns einen riesi­gen Maple Donut zum Frühstück.

Dann warten wir auf Squig­gles, die am Nach­mit­tag ankom­men wird, und ver­brin­gen die Zeit im Gemein­schaft­sraum des Ski Clubs, ohne allzu sehr darauf erpicht zu sein, bei der Kälte nach draußen zu gehen. Mir geht es heute nicht sehr gut, deshalb stört mich die Pause nicht allzu sehr. Sobald Squig­gles ein­trifft, gehen wir noch ein paar Sand­wich­es essen, bevor wir eine schnelle Mit­fahrgele­gen­heit zurück zum Trail­head bekom­men. Der Weg ist leicht, da er größ­ten­teils flach ist. Am Anfang hät­ten wir einen schö­nen Blick auf den Mount Hood, aber er ver­steckt sich in den Wolken. Der Rest des Weges führt durch den Wald, bis wir auf die Abzwei­gung zum kurzen Abstech­er zum Lit­tle Crater Lake stoßen. Es hat unglaublich kristal­lk­lares Wass­er mit einem wun­der­schö­nen Azur­blau. Das ist unser Camp­ing­platz für heute Nacht.

PCT Tag 109: Nass und kalt

Lit­tle Crater Lake (Meile 2079,8) bis Mile 2055,6
39km / 8h / 1.023hm

Heute ist ein eher unspek­takulär­er Tag. Mor­gens hängt Nebel in den Bäu­men und es ist kalt. Wir kom­men zum Tim­o­thy Lake, wo wir wegen des Nebels nicht ein­mal die andere Seite des Sees sehen können.

Heute machen wir gute Fortschritte, da es wirk­lich ein­fach ist. Die Anstiege sind sehr san­ft und fast nicht spür­bar. Der Wald ist sehr schön mit all dem Moos, das die Bäume bedeckt. Die Wasserquellen heute liegen an kurzen Seit­enpfaden und wir nutzen diese Gele­gen­heit­en für eine Pause.

Wir tre­f­fen den ersten anderen South­bound­er mit seinen bei­den Hun­den. Da dies wegen der Lion­shead-Sper­rung lange Zeit nicht möglich war, kom­men die Leute zurück, um den über­sprun­genen Abschnitt zu wan­dern. Im Laufe des Tages wird Squig­gles aus dem Nichts von ein­er Biene gestochen, sehr selt­sam. Ich habe nicht mal Bienen wahrgenommen.

Wir entschei­den uns, weit­er zu gehen als geplant. Das fühlt sich gut an, da wir die Dis­tanz, die wir einst täglich bewältigt haben, mal wieder hin­ter uns gebracht haben. Das gibt mir Hoff­nung, so viel wie möglich vom PCT zu bewälti­gen, bevor wir ihn wegen des Win­ters ver­lassen müssen.

Am Ende fängt es an zu reg­nen. Ich will nicht anhal­ten, um meine Regen­jacke anzuziehen. Aber eigentlich ist das größere Prob­lem meine Leg­gings, die von dem Gras und den Büschen nass wer­den, die über den Pfad wach­sen. Ich has­se es, nass zu wer­den, und ich has­se es, das Zelt im Regen aufzustellen. Ich werde leicht frus­tri­ert, wenn es länger dauert, weil ich ein­fach nur ins Innere möchte, wo es trock­en und warm ist. Es reg­net weit­er und ich koche im Vorzelt des Zeltes, was zu viel Kon­den­sa­tion führt. Es tropft von den Wän­den und ich muss es abwischen.

Außer­dem fängt mein link­er Fuß wieder an zu schmerzen. Die let­zten Tage ab Cas­cade Locks war er sehr gut, aber dann fing er wieder an zu schmerzen.

PCT Tag 110: Resupply am Olallie Lake

Meile 2055,6 bis Meile 2037,5
29,6km / 6,5h / 980hm

Es ist kalt und nass am Mor­gen. Squig­gles wacht sog­ar in ein­er Pfütze auf und alles in ihrem Zelt ist nass. Sie hat es seit ihrer Rück­kehr auf den PCT nicht ein­fach. Wir kom­men am Jude Lake vor­bei und erre­ichen den Brand­ab­schnitt, in dem wir eine Weile unter­wegs sein werden.

Zum Mit­tagessen erre­ichen wir das Olal­lie Lake Resort, wo wir für die näch­sten 4 Tage unsere Vor­räte auf­füllen. Es ist erstaunlich gut sortiert für einen so kleinen Laden mit­ten im Nir­gend­wo und die Preise sind nicht zu über­trieben. Sie haben sog­ar heißen Tee, der genau zur recht­en Zeit kommt. Es gibt einige kurze Momente mit Son­nen­schein, wo es angenehm ist, aber abge­se­hen davon ist es ein­fach nur kalt. Die Dame im Laden sagt uns jedoch, dass es ab mor­gen schön wer­den soll. Ich freue mich darauf.

Wir bre­it­en unsere Sachen über­all aus, um sie ein wenig trock­nen zu lassen. Glück­licher­weise sind meine Sachen nicht sehr nass gewor­den, aber Squig­gles Sachen sind alle kom­plett nass wegen der Pfütze in ihrem Zelt. Nicht sehr angenehm. Zum Mit­tagessen machen wir uns Dosen-Chili aus dem Laden, nur um mal etwas anderes als die übliche Pas­ta-Ramen-Kartof­fel­brei-Kost zu haben. Es soll eine schöne Aus­sicht auf den Mount Jef­fer­son hin­ter dem See geben, aber heute nicht. Wir kön­nen die Aus­sicht nur auf ein­er Postkarte bewundern.

Wir bleiben eine Weile, daher ist klar, dass wir am Rest des Tages nicht viele Kilo­me­ter schaf­fen wer­den. Dann durch­queren wir das Brandge­bi­et und hal­ten an einem See für etwas Wass­er. Dann klart der Him­mel ein wenig auf und wir kön­nen den Mount Jef­fer­son in der Ferne sehen, mit ton­nen­weise Eis an seinen Hängen.

Nach einem let­zten Anstieg erre­ichen wir den Camp­ing­platz, nicht weit vom höch­sten Punkt ent­fer­nt. Es gibt hier einen kleinen Teich, um Wass­er zu holen. Der Him­mel wird jet­zt immer blauer und wir haben eine schöne Aus­sicht von den Klip­pen aus, wo wir unsere Zelte auf­stellen. Aber heute Nacht soll es sehr kalt wer­den, nur 1°C. Wir sind auch ziem­lich hoch gele­gen auf 1.954 m.

PCT Tag 111: Mount Jefferson

Meile 2037,5 bis Meile 2019,1
30,4km / 7h / 964hm

Die Nacht war wirk­lich kalt, aber der Mor­gen begrüßt uns mit klarem Him­mel. Es sieht so aus, als ob es ein per­fek­ter Tag wer­den wird. Sobald die Sonne aufge­ht, ist es bere­its viel wärmer als in den let­zten Tagen. Ich kann endlich wieder in Shorts und ohne Fleece­jacke wan­dern. Wir begin­nen den Tag mit einem steil­eren Auf­stieg als gewöhn­lich, hin­auf zum höch­sten Punkt, wo wir einen tollen Blick auf Mount Jef­fer­son und einige glitzernde Seen unter uns haben. Wir müssen uns ein­fach hin­set­zen und die Aus­sicht eine Weile bewundern.

Der Weg führt uns größ­ten­teils bergab für viele Kilo­me­ter und wir passieren dabei einige Bäche. Wir machen eine Mit­tagspause an der Milk Creek. Es ist kaum zu glauben, aber die Sonne hier ist so stark, dass es fast zu heiß ist. Ver­rückt, was für einen Unter­schied die Sonne macht.

Wir bewälti­gen den let­zten Anstieg für heute, wo wir wieder einige schöne Aus­sicht­en auf Mount Jef­fer­son haben, dies­mal von der anderen Seite, und unser Zelt­platz auf einem Felsen hat auch eine Aus­sicht darauf. Es ist defin­i­tiv ein­er der schön­sten Zelt­plätze auf dem PCT.

PCT Tag 112: Trail Magic

Nach Mit­ter­nacht nimmt der Wind plöt­zlich zu und nach 3 Uhr wird es so windig, dass mein Zelt laut flat­tert. In der Nacht muss ich raus­ge­hen, um die Zeltschnüre festzuziehen. Es ist unglaublich laut, aber mit Ohrstöpseln kann ich etwas schlafen. Das Gute ist, dass wir heute ziem­lich früh aus dem Camp rauskommen.

Ich beginne schnell zu wan­dern, um aus dem kalten Wind her­auszukom­men. Der Weg geht san­ft auf und ab und auf der linken Seite des Berges ist es so windig, dass es mich fast vom Weg drückt, glück­licher­weise zur Berg­seite hin. Wir erre­ichen den Rock­pile Lake, wo wir etwas Wass­er holen. Es ist so angenehm ohne Wind hier unten. Das ist eigentlich der Ort, an dem wir gestern Nacht camp­en woll­ten, aber so weit sind wir nicht gekom­men. Das wäre viel ruhiger gewe­sen. Aber zumin­d­est war die Aus­sicht großar­tig. Der Weg führt durch eine ver­bran­nte Sek­tion, wo wir das näch­ste Wass­er an einem Teich schöpfen können.

Dann klet­tert der Weg in Ser­pen­ti­nen zu einem schrof­fen Berg namens Three Fin­gered Jack hin­auf, den wir gestern in der Ferne sehen kon­nten und nun sind wir hier, direkt unter dem fel­si­gen Gipfel. Es ist wieder sehr windig. Wir erre­ichen einen kleinen Pass und gehen auf die andere Seite, wo wir eine Mit­tagspause machen. Sie dauert nicht lange, da es kalt wird. Das ist das zweite Mal, dass ich bei einem Mit­tagessen in meinen Schlaf­sack krieche, und das erste Mal war erst vor ein paar Tagen. Schw­er zu glauben, dass uns gestern in der Mit­tagspause noch heiß war und wir wieder in Shorts laufen kon­nten. Ich frage mich, ob dies das let­zte Mal war, dass ich in Shorts wan­dern konnte.

Kurz nach dem Mit­tagessen sehen wir eine große Gruppe von Bergziegen an der Seite des Berges. Sie sehen so anders aus als unsere in den Alpen. Viel größer, mas­siv­er mit weißem Fell und großen qua­dratis­chen Köpfen. Jet­zt geht es bergab durch eine weit­ere ver­bran­nte Sek­tion, bis wir auf die Straße stoßen. Hier steigt Squig­gles aus. Sie hat­te die ganze Zeit Fußschmerzen und fühlte sich all­ge­mein nicht gut, also gibt sie hier auf. Ein Trail Angel namens Nib­bles holt sie hier ab und gibt uns etwas Trail Mag­ic, Eis und Limon­aden. Es ist eigentlich zu kalt für Eis, aber wie kann man dazu nein sagen? Oh, und wir tre­f­fen auf Gan­dalf, einen älteren Mann mit weißem Bart, der ger­ade Ore­gon been­det hat und es mit etwas Weed feiert. Er ist eine ganz beson­dere Persönlichkeit.

Nib­bles sagt uns, dass das Wet­ter bald wieder wärmer wird und dass wir noch etwa zwei Wochen Indi­an Sum­mer vor uns haben wer­den, bis wir Crater Lake erre­ichen, wo die höch­sten Berge vor­bei sind. Das ist nur 200 km von hier ent­fer­nt, exk­lu­sive der 50-Meilen-Feuersperre zwis­chen­drin, also ist es gut mach­bar. Das gibt mir Hoff­nung, dass wir Ore­gon been­den kön­nen. Die Gren­ze zu Kana­da ist immer noch geschlossen, also wer­den wir wohl weit­er durch Ore­gon wan­dern und dort wieder anknüpfen, wo wir in Nord­kali­fornien aufge­hört haben, um zumin­d­est eine zusam­men­hän­gende Strecke zu bilden.

Es wird sehr kalt, während wir dort sitzen, also lässt Nib­bles uns ein biss­chen bei voller Heizung in seinem Auto aufwär­men, bevor wir weit­erge­hen. Von hier aus wan­dern wir etwa eine Stunde durch den flachen Wald zum Big Lake Youth Camp. Dort haben sie eine Hütte für PCT-Wan­der­er, in der sie Waschmaschi­nen, Duschen, eine Küche und einen großen Gemein­schaft­sraum haben. Es ist hier drin schön warm. Man darf hier nicht schlafen und muss einen Zelt­platz außer­halb ihres Gelän­des finden.

Wir gehen hin­aus und find­en einen Platz in der Nähe des Sees und gehen dann zurück zur Hütte, um zu duschen und Aben­dessen zu kochen, das wir aus dem Essen in der Hik­er-Box machen. Es gibt noch ziem­lich viele Resup­ply Pakete hier am Ende der Sai­son. Ich denke, viele Wan­der­er haben ihre Pakete ein­fach nicht abge­holt. Es ist so schade, all die Päckchen mit guten Sachen drin zu sehen, die nie­mand nutzen wird. Es ist hier unten im Tal viel wärmer und es gibt keinen Wind, also sollte es eine angenehme Nacht werden.

PCT Tag 113: Durch Lavafelder

Big Lake Youth Camp (bei Meile 1997,1) bis Meile 1974,8
34km / 9h / 1.307hm 

Es fängt am Mor­gen an zu reg­nen und kündigt an, wie der Rest des Tages sein wird. Wir machen einen kurzen Stopp an der Hütte für Wan­der­er im Youth Camp und es ist schon spät, als wir auf den Weg gehen. Heute müssen wir eine lange Strecke ohne Wasserquelle zurück­le­gen, aber da es kalt ist, brauchen wir nicht so viel Wass­er. Das ist der angenehme Teil des Wan­derns bei küh­leren Tem­per­a­turen. Wir wan­dern durch den ver­bran­nten Abschnitt in ein riesiges Lavafeld. Wir umwan­dern den fel­si­gen Mount Wash­ing­ton und einige andere Vulkan­berge. Am Hor­i­zont sind die eisi­gen Hänge der Sis­ters zu sehen.

Der Spazier­gang durch die Lavafelder ist langsam, aber die Land­schaft ist jen­seits dieser Welt wun­der­schön. Dann gehen wir in einen kleinen Wald und es ist selt­sam, die grü­nen Bäume neben der kar­gen Land­schaft aus schwarzen Lavasteinen zu sehen. Der Kon­trast der Far­ben heute ist auch erstaunlich. Es gibt das Grün der Bäume, das Schwarz der Lava, das leuch­t­ende Rot der sich verän­dern­den Blät­ter und das Gelb der sich verän­dern­den Farnpflanzen. Ein paar Mal reg­net es auf uns, aber es reg­net nicht in Strö­men. Meis­tens ist es eher ein Niesel­re­gen mit eini­gen kurzen schw­er­eren Schauern dazwis­chen. Bei unser­er Mit­tagspause gibt es sog­ar ein kleines biss­chen Sonne. Ich koche zum ersten Mal eine warme Mahlzeit zum Mit­tagessen und das fühlt sich so gut an.

Kurz vor der Straße gibt es einen kleinen Wass­er-Cache, wo ich ein biss­chen Wass­er nach­fülle. Wir erre­ichen die Straße und weit­ere Lavafelder. Es gibt so viel Lava, soweit das Auge reicht. Der näch­ste Auf­stieg führt uns zu einem See, der die erste Wasserquelle in 15 Meilen ist. Wir machen eine kurze Pause unter dem Schutz eines Baumes, da es wieder zu reg­nen begin­nt. Wir ver­suchen so weit wie möglich zu kom­men, damit wir mor­gen nicht mehr so viel zu laufen haben, um in die Stadt zu kommen.

Der näch­ste Anstieg führt durch mehr Lava und an einem klaren Tag wäre das sehr schön. Aber es ist trotz­dem beein­druck­end, vielle­icht ein­fach nicht so sehr auf den Bildern. Dann kön­nen wir plöt­zlich eine rote ver­schwommene Sonne sehen, die hin­ter den Wolken unterge­ht, mit eini­gen lan­gen weißen Wolken im Tal um die Berge herum. Was für ein großar­tiger Moment. Wer hätte gedacht, dass wir heute einen Son­nenun­ter­gang haben wür­den? Wir gehen durch diese zerk­lüftete Basalt-Schlucht in Ser­pen­ti­nen hinunter.

Wir erre­ichen den Camp­ing­platz, als es dunkel wird. Es sah nicht wirk­lich aus, als ob man hier irgend­wo camp­en kön­nte, da alles nur aus Lava beste­ht, aber etwas weit­er gibt es einen Wald, wo wir einen schö­nen über­dacht­en Platz für heute Nacht find­en. Es ist die dunkel­ste Nacht, es ist pech­schwarz und völ­lig still, abge­se­hen von ein paar Regentropfen.

PCT Tag 114: Der Sommer ist zurück

Meile 1974,8 bis zur Fire Clo­sure (Meile 1960,9) und hin­unter zum Devil’s Lake Trailhead
28,4km / 6h / 572hm

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