PCT Tag 131

PCT Woche 21: Zurück nach Kalifornien

Posted: 10. April 2023 by Annika

Wir set­zen unsere Wan­derung auf dem PCT jet­zt dor­thin fort, wo wir auf­grund der Brände in Nord­kali­fornien und Ore­gon unter­brochen haben. Dieser Teil des Trails zwis­chen Ash­land und Etna war auf­grund des McK­in­ney Feuers für län­gere Zeit ges­per­rt. Der PCT ist jet­zt wieder geöffnet, was uns erlaubt, die Gren­ze zwis­chen Ore­gon und Kali­fornien zu über­queren. So wer­den wir in kurz­er Zeit zwei Staat­en abschließen: Ore­gon und Kali­fornien. Die ganze Zeit kön­nen wir den Mount Shas­ta in der Ferne sehen, der das Ende unser­er Reise Rich­tung Süden markiert.

PCT Tag 126: Von Ashland zurück zum PCT

Old High­way 99 (Meile 1718) bis Meile 1702,6
25,8km / 6h / 1.035hm

Es ist leicht, per Anhal­ter aus Ash­land her­auszukom­men. Wir müssen nicht lange vor der Auf­fahrt zur Auto­bahn warten, bis jemand anhält und uns zurück zum PCT bringt. Stephanie ist 85 Jahre alt und lebt seit 30 Jahren in der Gegend von Ashland.

Es ist ein langer Auf­stieg von 19 km, aber größ­ten­teils san­ft. Es gibt nur ein paar steile Abschnitte, die meis­ten davon am Anfang. Bald haben wir schöne Aus­sicht­en auf den hoch hin­aus aufra­gen­den Mount Shas­ta in der Ferne. Später kön­nen wir zurück zum Pilot Rock sehen und sehen Rauch, der nicht weit ent­fer­nt ist. Ist es ein neues Feuer? Es wurde in den let­zten Tagen wirk­lich warm, heute sind es sog­ar 33°C. Es ist wieder wie Som­mer. Die Shorts und der Schweiß sind zurück. Glück­licher­weise gibt es wieder genug Wass­er auf dem Trail, da ich es heute brauche.

Wir kom­men zu einem Pick­nick­tisch, der einen Wasser­hahn und sog­ar WiFi von der nahe gele­ge­nen Lodge hat. So nett von ihnen, es mit uns PCT-Wan­der­ern zu teilen. Lei­der gibt es hier auch ein paar beißende Fliegen. Ich dachte, wir wären sie los­ge­wor­den. Offen­bar gibt es ein Wespennest am Rande des Trails, den ich nicht ein­mal gese­hen oder gehört habe. Aber sie greifen Pop­eye an und er wird von ein­er der Wespen gestochen.

Wir machen heute trotz der Höhe und Hitze gute Fortschritte. Wir kom­men am Camp­ground an, als es dunkel wird. Eigentlich wollen wir draußen ohne Zelt schlafen, aber nach dem Besuch von zwei Spin­nen bin ich mir nicht mehr so sich­er. Nach drei Spin­nen kann ich es nicht mehr ertra­gen und baue das Zelt auf. Ich hat­te auf dem PCT noch nie Prob­leme mit Spin­nen. Ich mag sie wirk­lich nicht.

PCT Tag 127: Zurück in Kalifornien

Meile 1702,6 bis Meile 1679,3
38,5km / 8,5h / 1.189hm

Wir haben gut und ohne Spin­nen geschlafen. Die Nacht war sehr warm und es ist schon am Mor­gen heiß. Es ist heute ziem­lich anstren­gend bergauf zu gehen und der PCT bietet einige schöne Berg­blicke, ein­schließlich des Mount Shas­ta. Auch der Trail ist heute ein­fach. Es gibt nur ein paar umgestürzte Bäume, aber nichts, was uns länger aufhält. Ich tre­ffe zwei Jäger, Vater und Sohn, und wir sehen sie an ein­er Wasserquelle an ein­er Straße wieder. Sie ken­nen die Gegend sehr gut.

Wir erre­ichen die Gren­ze zwis­chen Ore­gon und Kali­fornien zum Mit­tagessen. Wir haben endlich einen Bun­desstaat been­det. Es wird eine selt­same Rei­hen­folge sein. Erst Ore­gon, dann wird es Kali­fornien und dann Wash­ing­ton (hof­fentlich). Es ist so ein gutes Gefühl, hier zu sein.

Wir steigen auf einige schöne Bergkämme mit großar­ti­gen Aus­blick­en auf die Berge. Der größte Teil Ore­gons bestand eher aus einzel­nen Gipfeln, die her­aus­ragten, aber hier sind über­all Berge.

Wir erre­ichen die let­zte Wasserquelle, wo ich steil hin­un­terge­hen muss, aber ich habe kein Wass­er mehr, also muss ich gehen. Es ist nicht so schlimm, aber der Fluss ist langsam und es dauert eine Weile, um meine Flasche zu füllen.

Auf den let­zten Meilen bekom­men wir einen wun­der­schö­nen Son­nenun­ter­gang zu sehen, bis wir unseren Cow­boy-Camp­ing­platz für heute erre­ichen. Wir haben ziem­lich leckere Sachen zum Essen, da wir in den let­zten Wochen nur für drei Tage Essen tra­gen mussten. Also haben wir Nutel­la, Tomaten­paste, Hafer­flock­en und aller­lei schöne Sachen. Nutel­la kommt in Tor­tilla-Crepes zusam­men mit Kek­skrümeln als Nachtisch nach dem Abendessen.

PCT Tag 128: Wir erreichen Seiad Valley

Meile 1679,3 bis Seiad Val­ley (Meile 1656,4)
38km / 8,5h / 724hm 

Ich werde von ein­er einzel­nen Fliege gen­ervt, die in der Nacht um meinen Kopf summt, aber ich ver­stecke mich in der Kapuze meines Schlaf­sacks. Es ist schön, wie immer noch Sterne zu sehen sind, wenn wir aufwachen und wie der Him­mel langsam heller wird und sich auf den Son­nenauf­gang vorbereitet.

Als wir anfan­gen zu wan­dern, bekomme ich ziem­lich viele Kratzer während wir uns durch Büsche auf dem überwach­se­nen Trail schla­gen. Ich falle auch zweimal. Das erste Mal knicke ich um und das zweite Mal bleibe ich steck­en, als ich ver­suche, über einen umgestürzten Baum zu klet­tern. Aber wer bin ich, dass ich mich beschwere? Denn Pop­eye wird kurz hin­tere­inan­der dreimal von Wespen gestochen. Ich habe keine Ahnung, warum sie so von ihm ange­zo­gen wer­den. Mir ist noch nie etwas passiert, ich sehe nicht ein­mal viele Wespen. Also ja, mir müssen heute ganz schön einstecken.

Wir kom­men zu ein­er langsam fließen­den Quelle an ein­er Straße. Plöt­zlich sind hier viele Leute: Tageswan­der­er und ziem­lich viele Leute, die den Trail aus­bessern, was auf diesem Teil des PCT drin­gend benötigt wird. Wir gehen bergauf wo es wenig Schat­ten gibt und daher ist es sehr heiß. Es wurde heute bis zu 32°C warm, es ist wie Som­mer. Wir machen eine Mit­tagspause oben im Schat­ten, bevor wir einen schö­nen Gratweg ent­lang gehen und uns dann noch etwas mehr durch Büsche schla­gen müssen. Es ist schwierig, den Trail vor lauter Büschen zu find­en. Er führt für 1.400hm steil bergab und es ist immer­noch heiß. Ich zerkratze mir hier total die Beine. Ich bin ein­fach glück­lich, dass wir diesen beschisse­nen Trail nicht hoch müssen.

Wir erre­ichen schließlich die Straße und gehen in die kleine Sied­lung Seiad Val­ley. Wir kom­men zu einem Camp­ing­platz, wo wir für 15 $ für uns bei­de über­nacht­en kön­nen, ein­schließlich ein­er unbe­gren­zten Dusche. Und Bill und seine Frau, ein­er der Betreuer, bieten sog­ar an, uns Aben­dessen zu machen, da das Café bere­its geschlossen ist. Wir gehen schnell zum Gen­er­al Store die Straße hin­auf, aber als wir dort ankom­men, ist er bere­its geschlossen. Aber der Besitzer ist noch da und öffnet den Laden für uns, damit wir schnell einen Resup­ply machen kön­nen. Zurück auf dem Camp­ing­platz und nach ein­er Dusche gibt uns Bills Frau eine große Tasche mit Zutat­en für die Zubere­itung von Burg­ern sowie Chips und Obst. Wow, das haben wir über­haupt nicht erwartet. Ich bin von dieser Fre­undlichkeit über­wältigt. Es ist per­fekt. Was für ein schön­er Abend.

PCT Tag 129: Ein langer Road Walk

Seiad Val­ley (Meile 1656,4) bis Meile 1639,4
27km / 7h / 1.077hm

Es ist sehr kalt am Mor­gen. Cher­ry, die Besitzerin des Camp­ing­platzes, macht uns Früh­stück mit Joghurt und Gra­nola. Cher­ry hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Sie hat einige Hur­rikane und den Brand dieses Som­mers über­standen, der ihr Haus zer­stört hat, aber irgend­wie ist sie immer noch fröh­lich. Wir gehen zum Café und holen uns zweites Früh­stück. Die Dame, die dort kocht und bedi­ent, ist anfangs mür­risch, aber dann öffnet sie sich und ist sehr nett. Sie trauert um ihre vor nicht allzu langer Zeit ver­stor­bene Mut­ter und es fällt ihr manch­mal schw­er, hier zu sein, da sie das Restau­rant zusam­men geführt haben. Das ist der Grund, warum die Öff­nungszeit­en im Moment ein wenig unregelmäßig sind.

Außer­dem ist dies der Ort der großen Pan­cake Chal­lenge. Wenn man 5 riesige Pfannkuchen in zwei Stun­den schafft, bekommt man sie umson­st. In diesem Jahr hat es ein Wan­der­er geschafft und er ist 1,5 Stun­den später aus dem Tal auf den Berg hin­auf gewan­dert. Wahnsinn. Ich kämpfe schon damit, nur zwei kleinere Pfannkuchen zu essen. Aber irgend­wie ist mein Hik­er Hunger nach der Zeit abseits des Trails nicht zurückgekehrt.

Jet­zt haben wir einen lan­gen Weg aus der Stadt vor uns. Es sind 9,5 km in der Sonne und es ist heiß und elendig. Ich habe gestern eine winzige Blase bekom­men, die wehtut, aber aus irgen­deinem Grund kann ich sie nicht auf­stechen. Dann begin­nt ein langer Auf­stieg, aber wenig­stens ver­läuft er größ­ten­teils im Schat­ten der Bäume und es gibt genug Wass­er auf dem Weg. Aber wir ver­lassen uns zu sehr auf die let­zte Wasserquelle vor dem geplanten Lager­platz und als wir dort ankom­men, fließt es kaum.

Wir schaf­fen es, mit etwas Inge­nieurskun­st Wass­er zu bekom­men. Die Tech­nik beste­ht aus einem Stein, einem Blatt und dem Ver­schluss ein­er Cnoc-Flasche, die als kleines Rohr dient. Das dauert eine Weile, also müssen wir das let­zte Stück im Dunkeln zurück­le­gen. Wir haben Glück, denn dieser Abschnitt wurde ger­ade von vie­len umgestürzten Bäu­men befre­it und war stark überwach­sen. Wan­der­er beschw­erten sich auf FarOut, dass es genau­so schlimm ist wie der Hin­dernislauf am Apache Peak im Süden Kaliforniens.

Wir nehmen den ersten Lager­platz, den wir neben dem Weg sehen. Heute Nacht schlafen wir zu einem Froschkonz­ert ein. Keine Ahnung, woher sie kom­men, da es keinen See zu geben scheint, aber wer weiß? Mir gefällt das viel bess­er als absolute Stille, bei der jed­er Klang verdächtig erscheint und alarmierend ist.

PCT Tag 130: Ein letzter Anstieg

Meile 1639,4 bis Meile 1618,5
34,2 km / 8,5h / 1.570hm 

Wir set­zen unseren Anstieg vom gestri­gen Tag fort. Am Mor­gen ist es nicht zu heiß und der Anstieg ist san­ft, also nicht sehr schw­er. Die rosa Blu­men, die beson­ders in ver­bran­nten Gebi­eten wach­sen, sind jet­zt weg und zu weißen flauschi­gen Knäueln gewor­den. Wir erre­ichen Buck­horn Spring, wo wir unser Wass­er auf­füllen und von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum höch­sten Punkt. Aber das ist noch nicht alles an Höhen­metern für heute. Es gibt noch mehr, viel mehr.

Wir befind­en uns auf ein­er wun­der­schö­nen Gratlin­ie mit schö­nen Fern­blick­en. Dann führt der Weg hin­unter zu einem kleinen See, nur um wieder hin­aufzusteigen. Wir ent­deck­en einige Kühe mit Glock­en, die friedlich am Berg grasen. Ich füh­le mich mit diesem Klang wie zu Hause. Es ist selt­sam, das hier zu hören, aber ich denke, es macht Sinn, wenn man seine Kühe hier oben hat. Ohne die Glock­en würde man sie nie wiederfind­en. Wir machen unsere Mit­tagspause irgend­wo im Nirgendwo.

Dann passieren wir die let­zte zuver­läs­sige Wasserquelle auf dem Weg, ohne zu wis­sen, dass die einzige vor dem geplanten Camp­ing­platz nicht nur auf einem Umweg bergab führt, son­dern anscheinend auch das Durch­schla­gen durch Büsche erfordert, um wieder auf den Weg zurück­zukom­men, wie es in Kom­mentaren auf FarOut heißt. Zumin­d­est ist es ein Rundweg statt nur ein­er Ein­bahn­straße. Wir tre­f­fen zwei Jäger und fra­gen sie, ob sie noch andere Wasser­stellen gese­hen haben, aber es gibt anscheinend nichts anderes. Also müssen wir in den sauren Apfel beißen und dort runter gehen.

Der Weg zurück zum Weg ist schw­er zu find­en, da er zugewach­sen ist. Wir verir­ren uns und gehen ein­fach quer­feldein. Es ist nur ein ein kurzes Bush­whack­ing, aber der erste Teil ist sump­fig und dann gibt es viele Hin­dernisse wie umgestürzte Bäume und tote Äste. Aber es ist kurz genug, um unter­halt­sam zu sein und nicht lange genug, um uns zu frustrieren.

Oben auf dem Weg sehen wir einen wun­der­schö­nen Son­nenun­ter­gang. Es scheint ein wenig rauchig zu sein, was die ver­rück­testen Son­nenun­ter­gangs­far­ben erzeugt. Aber dann wird es schnell dunkel und wir müssen wieder etwas nacht­wan­dern. Wir machen das Beste daraus mit etwas Musik. Schließlich erre­ichen wir den Zelt­platz mit Blick auf den Voll­mond. Pop­eye wird schon wieder hangry, also ist es Zeit für Abendessen.

PCT Tag 131: Etna — die letzte Stadt in Kalifornien

Meile 1618,5 bis Etna Sum­mit Trail­head (Meile 1599,7)
30,2km / 7,5h / 800hm

Wir wachen im Dunkeln auf und erleben einen wun­der­schö­nen Son­nenauf­gang, als wir um 7 Uhr mor­gens mit dem Wan­dern begin­nen. Frühe Mor­gen­stun­den sind großar­tig, sobald wir es schaf­fen, aus den war­men Schlaf­säck­en zu kom­men, was immer der schwierig­ste Teil des Tages ist. Auf der einen Seite des Berges geht die Sonne auf und auf der anderen Seite herrscht noch Nacht, während der Voll­mond noch am Him­mel steht.

Wir sehen einen blau schim­mern­den Bergsee unter uns, der mich an die Sier­ra erin­nert, da er von steilen Felsen umgeben ist. Es ist eine wun­der­schöne Berg­land­schaft mit ein­er Mis­chung aus Gratkäm­men und steilen Abhän­gen. Mount Shas­ta krönt wieder den fer­nen Hor­i­zont. Es gibt auch einige ver­bran­nte Wälder, die zwis­chen den Bäu­men Aus­sicht­en bieten. Im Som­mer muss dieser Abschnitt furcht­bar sein. Als die größte Hik­er Bub­ble ihn erre­ichte, waren es über 43° C hier. Tat­säch­lich ist es per­fekt, diesen Abschnitt im Herb­st zu wan­dern. Keine Hitze, keine Mück­en, keine Men­schen. So wird’s gemacht!

Wir machen eine Mit­tagspause an einem Side­trail zu ein­er Quelle. Pferde kom­men vor­bei, während wir dort sitzen, die einzi­gen Men­schen, die wir heute sehen. Wir machen keine lan­gen Pausen, um zur Straße zu gelan­gen. Wir erre­ichen sie um 16 Uhr, aber die Straße ist sehr ein­sam. Es kom­men nur zwei Autos in 30 Minuten vor­bei, aber das zweite Auto nimmt uns bis nach Etna mit. Es sind zwei Jäger, die uns in der Lade­fläche ihres Pick-up-Trucks mit­nehmen. Ich haben zu schätzen gel­ernt, dass Amerikan­er Pick-ups lieben, so dass immer Platz für uns ist.

Etna ist eine großar­tige Stadt. Sie ist klein genug, dass man über­all zu Fuß hinge­hen kann, aber sie bietet trotz­dem alles, was man als Thru-Hik­er so braucht: Lebens­mit­telgeschäfte, Waschsa­lon, Unterkün­fte, ein Out­doorgeschäft und eine extrem gute franzö­sis­che Bäck­erei, die das beste Brot hat, das ich je auf dem PCT und in ganz Ameri­ka hat­te. Auch ihr Gebäck (allen voran ihre Kouign-Amanns) und Sand­wich­es auf knus­prigem Foc­ca­cia-Brot sind großartig.

PCT Woche 22: Das Ende von Kalifornien

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