Castle Crags

PCT Woche 22: Das Ende von Kalifornien

Posted: 12. Mai 2023 by Annika

Dies ist unser let­zter Abschnitt des PCT in Kali­fornien mit dem wir unsere Fußspuren am Mount Shas­ta verbinden. Wir durch­queren die raue Weite von zwei Wild­nis­ge­bi­eten, die jew­eils mit Gran­it­gipfeln und glitzern­den Seen beset­zt sind, bis wir Cas­tle Crags und Mount Shas­ta erreichen.

PCT Tag 132: Abschied von Etna

Etna Sum­mit Trail­head (Meile 1599,7) bis Meile 1590,8
15,6km / 4h / 742hm

Wir früh­stück­en in der franzö­sis­chen Bäck­erei in Etna, es ist so gut. Ich nehme einen Laib Brot mit, aber lei­der habe ich keinen guten Käse bekom­men, da der Gruyère im örtlichen Super­markt zu teuer war. Also habe ich nur Ched­dar gekauft und gehofft, dass er anständig sein würde. Ist er aber nicht. Was haben die Amerikan­er nur mit ihrem Ched­dar? Das kön­nen sie doch nicht ern­sthaft als Käse bezeichnen.

Wir begin­nen auf der Straße aus der Stadt zu laufen, zusam­men mit Hip­pie, einem Mit­wan­der­er, den wir am Dia­mond Lake in Ore­gon ken­nen­gel­ernt haben. Es ist so heiß hier unten und ich mag es wirk­lich nicht, bei dieser sen­gen­den Sonne auf der Straße zu laufen. Es sieht so aus, als würde das ein schwieriger Spot zum Hitch­hiken wer­den. Schließlich hält Gale für uns an, aber sie ist sehr grantig. Gale ist wirk­lich einzi­gar­tig. Sie klingt, als ob sie uns gar nicht mit­nehmen will, aber sie tut es trotz­dem. Als die anderen sie fra­gen, warum die Kühe hier Glock­en tra­gen, nen­nt sie uns abfäl­lig “City Slick­ers”. Dann set­zt sie uns irgend­wo im Nir­gend­wo ab, um uns aus der Stadt zu brin­gen, damit jedes Auto, das hier noch vor­beikommt, auch wirk­lich bis zum Trail­head fährt.

Gale ist defin­i­tiv ein­er der drei inter­es­san­testen Mit­fahrgele­gen­heit­en, die wir hat­ten. Der zweite war Allan, der uns auf dem Weg nach San Fran­cis­co mit­nahm und während der Fahrt ziem­lich viel Bier trank und dessen Sohn ein recht erfol­gre­ich­er Coun­try­musik­er ist. Der dritte und mein Favorit war Shiz­zle, ein großer im Gesicht tätowiert­er Mann, der uns viele raue Gefäng­nis­geschicht­en erzählte und sich für ein Alien hielt. Er hat uns von Bucks Lake nach Quin­cy gebracht. So ang­ste­in­flößend er auch aus­sah, er war unglaublich lieb.

Schließlich kommt Mike vor­bei und nimmt uns den Rest des Weges zum Trail­head mit, er gibt uns sog­ar Bier. Er ken­nt Gale und sagt, dass sie eine harte Nuss ist. Es ist ein har­ter Auf­stieg von der Straße und es ist heiß. Ich füh­le mich müde und schwach. Aber wir haben schöne Aus­sicht­en auf das Tal und einen Bergsee unter uns. Dann geht der Trail bergab zur ersten Wasserquelle, wo wir Hip­pie wieder tre­f­fen, der uns vorher über­holt hat.

Wir kom­men zu einem Sat­tel und biegen falsch ab. Wir fol­gen dem Trail bergab, anstatt den Trail ger­adeaus zu nehmen. Für mich sah es aus, als hätte jemand ihn mit Zweigen block­iert. Manch­mal machen Wan­der­er das, um deut­lich zu machen, dass dies nicht der richtige Weg ist. Also denke ich nicht ein­mal darüber nach und gehe bergab. Ich dachte sog­ar, dass ich froh bin, dass wir mit diesen engen Ser­pen­ti­nen nicht bergauf gehen müssen. Zum Glück schaut Pop­eye nach ein­er Weile auf die Karte und sieht, dass wir vom Trail abgekom­men sind. Wir waren bere­its zur Hälfte unten. Also drehen wir um und müssen alle Ser­pen­ti­nen wieder bergauf gehen.

Auf dem Weg nach oben tre­f­fen wir Hip­pie, der auch falsch abge­bo­gen ist. Es war also wirk­lich ein­fach, es zu ver­passen. Wir haben bei diesem Fehler etwas Zeit ver­loren, also gehen wir nur noch eine Meile bis zum näch­sten Camp­ing­platz. Lei­der ist die Wasserquelle dort trock­en, aber wir haben genug Wass­er, um es bis mor­gen früh zu schaf­fen. Der näch­ste Bach ist nicht allzu weit ent­fer­nt, aber es gibt keine Camp­ing­plätze für die näch­sten Meilen, also bleiben wir, wo wir sind.

Wir ver­brin­gen den Abend mit Hip­pie, bis er zum näch­sten Wass­er weit­erzieht. Er wan­dert seit 5 Jahren und hat das Ziel, die Triple Crown zu erre­ichen. In der Nacht besucht uns ein Reh. Zum Glück sind es immer nur Rehe und nie Bären oder Berglöwen.

PCT Tag 133: Der letzte große Anstieg

Meile 1590,8 bis Meile 1572,2
30km / 7h / 1.042hm

Wir set­zen unseren Weg fort und kom­men zur näch­sten Wasserquelle, wo wir unsere Vor­räte auf­füllen. Die Sonne berührt ger­ade die Gipfel der Berge um uns herum und lässt sie glühen. An einem kleinen Pass haben wir etwas Emp­fang und ich nutze die Gele­gen­heit, um neue Schuhe zu bestellen — das fün­fte und let­zte Paar für den Trail.

Heute geht es auf und ab. Bevor wir die Straße erre­ichen, machen wir eine Mit­tagspause. Lei­der brem­sen mich danach Magen­schmerzen aus. Wir wan­dern durch ein aus­gedehntes Brandge­bi­et bis zur näch­sten Quelle. Nach ein­er Pause hier geht es mir bess­er und ich kann wieder mein altes Tem­po aufnehmen. Trotz­dem kom­men wir heute nicht sehr weit.

Der let­zte Anstieg führt uns auf einen Grat, wo wir unser Nacht­lager auf­schla­gen. Zumin­d­est schaf­fen wir es hier­her, bevor es dunkel wird, und genießen den Son­nenun­ter­gang. Wir haben einen schö­nen Blick ins Tal unter uns. Eine Eule fliegt vor­bei, als wir zu Abend essen. Dieser Platz ist ide­al für Cow­boy-Camp­ing und der Ster­nen­him­mel ist atemberaubend.

 

PCT Tag 134: Der einfache Teil beginnt

Meile 1572,2 bis Meile 1549,6
36,4km / 8h / 766hm

Der schwierig­ste Teil bezüglich der Höhe­un­ter­schiede liegt hin­ter uns. Jet­zt führt uns der Weg durch Nord­kali­fornien über eine leichtere Strecke. Die heuti­gen Auf­stiege sind nur ein paar und sehr san­ft, sodass wir mehr Strecke zurück­le­gen kön­nen. Außer­dem führt der Weg jet­zt für viele Meilen nach Nor­den und macht einen großen Umweg auf unserem Weg nach Süden.

Der Mor­gen begin­nt mit eini­gen unglaublichen Aus­blick­en auf das Tal unten und die umliegen­den Berge. Dann geht es für den größten Teil des Tages durch den Wald. Wir machen unsere Mit­tagspause in der Nähe der Auto­bahn. Keine sehr kluge Wahl, da in der Nähe eine Schot­ter­straße ver­läuft, auf der Holz­trans­porter fahren und viel Staub auf uns legen.

Von hier aus geht es san­ft bergauf zur näch­sten Wasserquelle. Es ist ein ein­fach­er Spazier­gang zum let­zten Auf­stieg des Tages, der eben­falls sehr san­ft und kaum spür­bar ist. Je höher wir kom­men, desto mehr kön­nen wir von der Land­schaft um uns herum sehen. Heute Mor­gen hat­ten wir noch drama­tis­che Berge um uns herum und jet­zt sind es nur bewaldete Hügel. Wir kom­men zu ein­er Quelle und einem nahe gele­ge­nen Camp­ing­platz auf dem Kamm mit ein­er großar­ti­gen Aus­sicht. Wir kom­men zur richti­gen Zeit für den Son­nenun­ter­gang an. Es ist schön, wieder vor Ein­bruch der Dunkel­heit anzukom­men und Zeit zu haben, den Son­nenun­ter­gang zu bewun­dern. Aber es wird jeden Tag früher dunkel. Die Sonne geht jet­zt um 18:30 Uhr unter und um 7:20 Uhr auf. Das lässt uns nicht mehr viel Zeit zum Wan­dern. Wir müssen effizien­ter sein. Meis­tens verkürzen wir jet­zt unsere Mit­tagspause viel mehr als im Sommer.

PCT Tag 135: Mount Shasta ist zurück

Meile 1549,6 bis Meile 1525,5
39,5km / 8,5h / 584hm

Es war etwas kühl let­zte Nacht, als wir draußen über­nachtet haben. Außer­dem ist der Reißver­schluss meines Schlaf­sacks kaputt und ich muss sehr vor­sichtig sein, dass er nicht ganz aufge­ht und die ganze kalte Luft reinlässt.

Wir haben einen ein­fachen Tag vor uns, es ist wie ein langer Spazier­gang. Sobald die Sonne aufge­ht starten wir unseren heuti­gen Wan­dertag und passieren den schö­nen Bull Lake. Wir machen eine Runde um einen anderen kleinen See, bevor wir auf die Straße tre­f­fen. Es ist Woch­enende und es gibt viele Tageswan­der­er. Außer­dem gibt es viele Bienen. Schließlich dreht sich die Rich­tung des Trails wieder nach Süden. Wir set­zen unseren Weg fort zu unserem Mit­tagsrast­platz am hüb­schen Dead­fall Lake. Auch hier gibt es Bienen. Wir kön­nen vielle­icht 10 Minuten in Ruhe sitzen, bevor sie uns ent­deck­en und stören. An jedem Ort, an dem wir heute anhal­ten, gibt es Bienen. Glück­licher­weise wur­den wir nicht gestochen.

Bald kommt Mount Shas­ta wieder in Sicht, ragt hoch über uns auf, als ob er nie ver­schwun­den wäre. Es ist immer atem­ber­aubend, dieses Biest von einem Berg zu sehen. Und wir haben ihn im August bestiegen. Verrückt.

Wir passieren einen weit­eren hüb­schen alpinen See, bevor wir eine Straße erre­ichen, an der es eine Quelle gibt. Wir müssen jedoch steil bergab gehen, um dor­thin zu gelan­gen und dann wieder hoch. Das ist der einzige harte Auf­stieg für heute. Aber es ist gutes Wass­er. Mor­gen wird es für eine Weile kein Wass­er geben, also stellen wir sich­er, dass wir hier genug bekom­men. In diesem Abschnitt gibt es plöt­zlich Schilder mit Kilo­me­terangaben statt Meilen. Da hüpft mein europäis­ches Herz. Es ist nicht mehr weit bis zur näch­sten Straße und von dort zum geplanten Camp­site mit einem schö­nen Blick auf den im let­zten Son­nen­licht glühen­den Mount Shas­ta. Uns geht das Gas aus, während wir Aben­dessen kochen. Also, entwed­er machen wir einen lan­gen Tag, um in die Stadt zu kom­men, oder es wird wieder Cold Soak­ing geben. Mal sehen, wo wir lan­den werden.

PCT Day 136: Verbinden unserer Fußspuren

Meile 1525,5 bis Castel­la (Meile 1501,2)
42,6km / 9,5h / 551hm

Heute nutzen wir das gesamte zur Ver­fü­gung ste­hende Tages­licht. Wir starten bevor die Sonne aufge­ht und been­den unsere Wan­derung, nach­dem sie unterge­gan­gen ist. Wir wollen es bis zur Straße schaf­fen, um in die Stadt zu kommen.

Der Mount Shas­ta leuchtet im Mor­gen­licht, als wir am frühen Mor­gen auf den Trail zurück­kehren. Der erste Teil des Tages fol­gt einem Bergrück­en mit eini­gen wun­der­schö­nen Aus­sicht­en. Dann kom­men wir in die Nähe der wilden Cas­tle Crags, wo wir auf einem Felsen ras­ten. Wir schaf­fen 12 Meilen bis 12 Uhr. Wir schaf­fen das noch immer, zumin­d­est ohne größere Höhenunterschiede.

Der Rest des Tages geht durch den Wald. Wir machen nur an ein­er Quelle und an einem anderen Ort halt, bevor wir zur Straße kom­men. Wir schaf­fen es rechtzeit­ig, aber es gibt nur die Auf­fahrt zur Auto­bahn mit­ten im Nir­gend­wo ohne Autos. Also laufen wir zusät­zliche 2 Meilen nach Castel­la, wo es einen Super­markt mit Tankstelle und Post­amt gibt. Wir laufen ein­fach nur auf der Straße. Nur zwei Autos fahren vor­bei, aber kein­er hält für uns an. Es wird schon dunkel als wir den Super­markt erre­ichen, wo wir Erd­nuss­but­ter, Gelee, Brot, Tor­tillachips und Dip für das Aben­dessen kaufen. Wir sprechen irgendwelche Frem­den an der Tankstelle an und fra­gen, ob sie nach Red­ding fahren, aber wir haben kein Glück. Schließlich entschei­den wir uns, den Tag zu been­den und es mor­gen noch ein­mal zu ver­suchen. Wir camp­en nicht weit hin­ter dem Super­markt, direkt am Trail. Es ist laut, aber es erfüllt seinen Zweck.

Und so ein­fach haben wir Kali­fornien abgeschlossen. Nun ja, Pop­eye hat es geschafft, mir fehlen eigentlich noch 139 Meilen zwis­chen Bucks Lake und Bur­ney, die ich auf­grund mein­er Fußver­let­zung über­sprun­gen habe. Aber es fühlt sich wie ein Abschluss an, nach­dem wir da angekom­men sind, wo wir Anfang August aufge­hört haben. Ein Kreis schließt sich. Jet­zt also nur noch die let­zten 180 Meilen in Wash­ing­ton! Das Ende ist in Sicht.

PCT Woche 23: Eine wun­der­schöne aber leichtsin­nige Unternehmung

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