PCT Tag 35

PCT Woche 6: Die erbarmungslose Mojave Wüste

Posted: 3. März 2023 by Annika

Der Abschnitt der Mojave Wüste ist der trock­en­ste auf dem PCT. Er ist der Sonne aus­ge­set­zt und es gibt lange Wasser­streck­en, die es ziem­lich her­aus­fordernd machen. Der erste Teil fol­gt einem Aquä­dukt und Rei­hen von Win­drädern, bis der Trail bergauf durch die Berge von Tehachapi geht. Und hier tre­ffe ich meine neue kleine Trail-Fam­i­lie, sodass ich endlich wieder gute Gesellschaft genießen kann. Wir kom­men der Sier­ra jeden Tag näher und füllen unsere Vor­räte in Ridge­crest für den let­zten Push auf.

PCT Tag 31: Entlang des Aquädukts und an Windrädern vorbei

Hik­er­town (Meile 517,6) bis Meile 540,3
36,2km / 7,5h / 572hm

Heute ver­lasse ich Hik­er­town nach 9 Uhr, weil ich nach dem Früh­stück auf eine neue Gaskar­tusche warte. Gestern habe ich sie nicht im Laden gese­hen, aber sie hat­ten sie hin­ten. Richard ist so nett, dass er organ­isiert, dass sie eine mit dem ersten Shut­tle, das in Hik­er­town ankommt, zu mir brin­gen. Jet­zt bin ich sich­er mit Gas ver­sorgt. Heute wird es ein heißer Tag ent­lang des Aquä­duk­ts sein, der berühmt für Hitze und Trock­en­heit ist, aber es ist wie es ist.

Ich gehe auf einen Kanal zu und folge ihm, bis ich auf eine sandi­ge Schot­ter­straße stoße, die dem Aquä­dukt fol­gt. Heute Mor­gen war es in Hik­er­town sehr windig, aber hier gibt es keinen Wind mehr und es wird sehr schnell warm. Ich folge dem Aquä­dukt für 5 km und es ändert sich nicht viel dabei. Links ist der Aquä­dukt, vor mir die Berge und um mich herum einige vere­inzelte Joshua Trees.

Die Straße macht eine Recht­skurve und ich ver­lasse den Aquä­dukt, um ein­er anderen Schot­ter­straße zu fol­gen. Es ist jet­zt extrem heiß und es find­et sich kein Schat­ten. Dieser Teil des PCT ist men­tal beson­ders her­aus­fordernd. Die Hitze, kein Schat­ten und eine monot­o­ne Land­schaft. Der Trail geht ein­fach ger­adeaus für viele Meilen. Ich suche nach ein biss­chen Schat­ten für eine Mit­tagspause, aber es ist unmöglich. Also brate ich in der Sonne. Ich halte es nicht lange aus und gehe weit­er. Es gibt viele Eich­hörnchen und Eidech­sen, die die Straße über­queren, aber abge­se­hen davon ist es ziem­lich ein­sam hier. Hin und wieder fährt ein Auto vor­bei und der eine oder andere bietet mir Wass­er an.

Der PCT führt mich zu Win­drädern und hier fängt nun der Wind ein biss­chen an zu wehen. Ich habe Blasen an meinen Füßen, die mich heute quälen und vor allem das Gehen nach ein­er Pause ist sehr unan­genehm. Das ist sicher­lich nicht der schön­ste Teil des PCT. Nach 23 km finde ich endlich Schat­ten unter einem Joshua Tree und ich ruhe hier für eine Stunde, bis es nach 16 Uhr abkühlt. Der Wind hat sich ver­stärkt und mit­tler­weile drehen sich die Win­dräder. Ich gehe durch große Wind­parks bis zu einem Wasser­vor­rat, wo ich genug Wass­er für die näch­sten 23 km bis zum näch­sten Wasser­vor­rat bekom­men kann.

Ich gehe weit­er durch die Win­drädern und der Wind wird stärk­er, bis er mir sog­ar meinen Hut vom Kopf weht. Es ist schw­er vorstell­bar, dass ich hier einen geschützten Zelt­platz find­en werde. Jet­zt wird der Trail wieder zu einem Pfad und geht bergauf, in Rich­tung der Tehachapi-Berge. Die Meilen scheinen heute sehr lang zu sein, aber kurz bevor es dunkel wird, erre­iche ich einen Camp­ing­platz, der tat­säch­lich ziem­lich windgeschützt ist.

PCT Tag 32: Durch die Wüstenberge in ein Blumenmeer 

Der Wind ebbt über Nacht aus und ich kann eine angenehme, ruhige Nacht ver­brin­gen. Der Weg geht direkt bergauf bis zu einem Trail-Reg­is­ter, wo ich viele ver­traute Namen finde. Es geht kurz bergab zu einem kleinen Rinnsal und auf der anderen Seite sehe ich schon alle Ser­pen­ti­nen, die ich für die näch­sten 7 km bewälti­gen muss. Oben gibt es eine kleine Oase mit einem Wasser­be­häl­ter, einem Son­nen­schirm und Stühlen. Ich mache eine län­gere Pause, trinke genug und genieße den Schat­ten. Hier tre­ffe ich kurz wieder Pop­eye und The Ital­ian von Hikertown.

Der Weg geht noch ein Stück bergauf, bevor er größ­ten­teils bergab geht und ich plöt­zlich in einem Blu­men­feld ste­he. Die näch­sten Win­dräder tauchen auf und ich muss mich durch Gebüsch schla­gen. Ich halte Auss­chau nach einem Platz für das Mit­tagessen, finde aber erst gegen Ende wieder einen unter einem Joshua Tree. Es sind nur noch wenige Kilo­me­ter bis zur Straße. Ich bin mir immer noch nicht sich­er, ob ich nach Mojave oder Tehachapi will oder weit­ere 12 km bis zur näch­sten Straße laufen soll, wo es fast unmöglich wäre, eine Mit­fahrgele­gen­heit zu bekom­men, aber am näch­sten Mor­gen würde ein Bus fahren. Die Entschei­dung wird mir abgenom­men, weil unten an der Straße ein Trail Angel ist, der ger­ade einen anderen Wan­der­er zurück auf den Weg gebracht hat und nach Tehachapi zurückkehrt.

Hier tre­ffe ich auch wieder Pop­eye und The Ital­ian und wir beschließen, ein Hotelz­im­mer zu teilen, was viel gün­stiger ist, als alleine in einem viel schlechteren Hotel zu über­nacht­en. Es ist eine so gute Gele­gen­heit, dass ich sie nutzen muss. Wir gehen in ein typ­isch amerikanis­ches Bar­be­cue-Restau­rant und danach zu Wal­mart, was für mich über­wälti­gend ist. Es dauert so lange, bis ich alles finde, was ich brauche, und ich habe immer noch nicht alles, was ich wollte. Ich mag kleinere Läden lieber, es ist viel ein­fach­er und schneller.

PCT Tag 33: Trocken und heiß, aber in guter Gesellschaft

Tehachapi Wil­low Springs Road (Meile 558,5) bis Gold­en Oaks Spring (Meile 583,3)
40,4km / 9h / 1.500hm 

Wir essen ein großes Früh­stück im Hotel und dann bringt uns Trail Angel Obliv­i­ous, der uns gestern in die Stadt gebracht hat, zurück auf den PCT. Es geht bergauf und durch weit­ere Wind­tur­binen durch die Hügel. Es ist sicher­lich nicht der spek­takulärste Teil des PCT und einige Leute über­sprin­gen diese 13km zwis­chen Wil­low Springs Road und High­way 58. Für mich gehört das alles dazu. Es kann nicht immer atem­ber­aubend sein, oder? So lernt man die schö­nen Abschnitte umso mehr zu schätzen. Bevor wir zum High­way 58 hin­un­terge­hen, gibt es eine per­fekt platzierte Bank, auf der wir eine Weile sitzen und unseren Gedanken freien Lauf lassen.

Dann gibt es unglaublich lange Ser­pen­ti­nen bis zur Straße, die zur Über­führung der Auto­bahn führt. Hier ist es möglich, einen Bus nach Tehachapi und Mojave zu bekom­men, aber man muss anrufen, um damit er hier anhält. Fahren per Anhal­ter ist hier fast unmöglich, da nicht viele Autos an der Über­führung hal­ten. Deshalb ist es bess­er, wie gestern von der Wil­low Springs Road aus in die Stadt zu gehen. Es gibt hier einen kleinen Wass­er-Cache, und dafür bin ich dankbar, weil es von hier aus 26 km zur näch­sten Wasserquelle sind. Dieser Teil ist der trock­en­ste des PCT und es geht bergauf.

Obliv­i­ous kommt ger­ade vor­bei, als wir dort sitzen und gibt uns kalte Gatorades, worüber ich sehr glück­lich bin. Ich habe ange­fan­gen, Gatorade in den USA zu lieben, da wir diese in Deutsch­land nicht haben. Ich habe auch ein Sand­wich aus der deutschen Bäck­erei in Tehachapi mitgenom­men, das ich jet­zt genieße.

Jet­zt begin­nt ein langer Auf­stieg. Es wird sehr heiß, mein Ruck­sack ist schw­er mit Wass­er und Essen, und langsam werde ich mir bewusst, dass ich möglicher­weise nicht genug Wass­er habe, während ich den Berg hin­aufkeuche. Ich mache eine Pause im Schat­ten, schaue auf die Auto­bahn und einen wirk­lich lan­gen Güterzug, der sicher­lich über 1 km lang ist. Auf der anderen Seite sind die Hügel mit den Win­drädern, von denen wir gekom­men sind, und dann ist da das Tal mit eini­gen Seen.

Zum Glück ver­steckt sich die Sonne hin­ter Wolken und die Wan­derung wird viel angenehmer. Je höher ich komme, desto windi­ger wird es auch. Wir erre­ichen den höch­sten Punkt auf 1.880m und ich mache eine Pause nach über 750hm. Der Weg geht ein wenig bergab, nur um wieder auf die gle­iche Höhe wie zuvor zu gelan­gen, und dann geht es wieder bergab. Es geht weit­er auf ein­er Schot­ter­straße, die ziem­lich von Bäu­men beschat­tet ist. Die Sonne kommt zurück, aber es ist am Abend nicht mehr so heiß.

Ich mache noch eine Pause mit Pop­eye und einem anderen Wan­der­er, bevor ich die let­zten 12 km zur Wasserquelle starte, wo wir die heutige Nacht ver­brin­gen wollen, um Wass­er für das Lager zu haben. Die Straße geht san­ft bergauf, um schließlich zur Wasserquelle hin abz­u­fall­en. Auf dem Weg sehen wir drei Rehe, die über­haupt nicht scheu sind, sodass wir sie wirk­lich nah beobacht­en kön­nen. Das ist für mich sehr magisch, da ich Tier­begeg­nun­gen liebe und in Deutsch­land Rehe so scheu sind, dass sie sofort weglaufen, sobald man sie sieht.

Inzwis­chen ist die Sonne unterge­gan­gen und die let­zten Strahlen lassen die Berge strahlen. Dann gibt es eine Mondfin­ster­n­is. Ich erre­iche die Wasserquelle ger­ade, als es zu dunkel wird, um ohne Kopflampe weit­erzuge­hen. Dann suche ich einen Platz für mein Zelt, weil es an der Wasserquelle ziem­lich voll ist. Lei­der nehme ich mir in der Dunkel­heit nicht viel Zeit, um einen geschützten Platz für mein Zelt zu find­en, und die Wind­böen schüt­teln mein Zelt in der Nacht stark. Es ist eine anstren­gende Nacht. Um Mit­ter­nacht gebe ich auf, da es mit diesem Wind unmöglich ist zu schlafen. Ich packe mein Zelt zusam­men und gehe im Gebüsch cow­boy camp­en. Das ist bess­er, aber immer noch windig. Ich schlafe nicht viel, aber zumin­d­est ist es warm. Mor­gen sind es weit­ere 30 km bis zur näch­sten Wasserquelle.

PCT Tag 34: Ein langer Water Carry

Gold­en Oaks Spring (Meile 583,3) bis Meile 606,3
39,4km / 9,5h / 1.400hm 

Heute laufe ich wie auf Autopi­lot wegen der unruhi­gen Nacht. Es gibt viele Höhen und Tiefen, aber keine lan­gen Anstiege. Sie verteilen sich auf kürzere 200 bis 300m Anstiege. Heute brauche ich alle 5km eine Pause, weil mein Ruck­sack durch den 30km Water Car­ry schw­er ist. Vor einem weit­eren Anstieg mache ich eine Mit­tagspause unter einem Baum, und Pop­eye und The Ital­ian schließen sich mir an.

Der Trail geht weit­er und es gibt ein paar umge­fal­l­ene Bäume, die meis­tens leicht zu überklet­tern sind. Es ist heute nicht so heiß und es weht gele­gentlich Wind, also reicht mein Wass­er sehr gut aus. Der PCT führt viel durch spär­lichen Wald und ich frage mich langsam, ob wir endlich die Wüste hin­ter uns gelassen haben (Spoil­er: Nein, haben wir nicht). Es gibt heute nicht viel Aus­sicht, nur hier und da kann man bewaldete Hügel und mehr Win­dräder sehen.

Ich erre­iche den 600 Meilen-Meilen­stein. Jet­zt sind es nur noch 100 Meilen bis Kennedy Mead­ows und den Sier­ras! Wir alle sind ziem­lich aufgeregt darüber. Kurz danach gibt es eine Abzwei­gung zur Wasserquelle, wo wir genug Wass­er für mor­gen bekom­men. Es sind nur 7km zum Zelt­platz im Wald, wo wir weich auf Kiefern­nadeln schlafen.

PCT Tag 35: Strandspaziergang ohne Wasser

Meile 606,3 bis Bird Spring Pass (Meile 630,8)
30,5km / 8,5h / 1.000hm

PCT Tag 36: Essensfantasien

Bird Spring Pass (Meile 630,8) bis Walk­er Pass (Meile 652,1)
34km / 7,5h / 979hm

Ich bin so glück­lich, dass die Nächte jet­zt so warm sind. Aber trotz­dem ist es mor­gens kalt, bevor ich in Bewe­gung komme. Der Tag begin­nt mit einem Auf­stieg, bei dem ich schnell warm werde. Plöt­zlich sind wir wieder im Wald und machen nach 13 km eine Pause. Wir spekulieren darüber, was wir alles in der Stadt essen wer­den. Heute Abend wer­den wir Ridge­crest erre­ichen und dort einen Ruhetag ein­le­gen. Pop­eye und The Ital­ian woll­ten eigentlich ohne Pause bis nach Kennedy Mead­ows durchge­hen, aber haben sich entsch­ieden, sich mir anzuschließen, und ich bin froh, dass wir weit­er­hin gemein­sam wan­dern. Es stellte sich her­aus, dass wir gut zusam­men­passen, und ich denke, ich bin endlich in ein­er Gruppe. Die Zeit­en als ein­samer Wolf sind vor­bei. Es war an der Zeit.

Nach den let­zten Tagen mit durchge­hend lan­gen Streck­en fühlt es sich gut an, einen Ruhetag einzule­gen, und mein let­zter Ruhetag war vor zwei Wochen. Die Jungs trafen in Agua Dulce einen Mann, der ihnen eine Fahrt von Walk­er Pass nach Ridge­crest ange­boten hat und er wird uns später heute abholen. Wir haben auch schon ein Hotel gebucht, das hier in Ridge­crest viel gün­stiger ist als über­all son­st und für drei Per­so­n­en noch günstiger.

Der Trail geht weit­er bergauf, bis wir eine hol­prige Schot­ter­straße erre­ichen, der wir für die näch­sten 3 km fol­gen. Hier und da gibt es einen Baum, der etwas Schat­ten spendet, aber ins­ge­samt ist es heute ziem­lich heiß. Nach­dem wir die Straße ver­lassen haben, find­en wir einen schö­nen schat­ti­gen Platz und machen eine Mit­tagspause und ein kleines Nick­erchen. Wir haben heute gut durchge­hal­ten, so dass wir uns eine län­gere Pause leis­ten kön­nen, bis wir um 17 Uhr am Walk­er Pass abge­holt werden.

Wir steigen noch etwas weit­er hin­auf und schließlich geht der PCT hin­unter nach Walk­er Pass, wo wir mit per­fek­tem Tim­ing ankom­men. Con­rad holt uns ab und fährt uns nach Ridge­crest, wo wir uns mit einem chi­ne­sis­chen Buf­fet den Bauch vollschla­gen. Jet­zt sind es nur noch 50 Meilen bis zur Sier­ra! Wir sind so begeis­tert davon. Wir sind bere­it für eine Verän­derung der Land­schaft. Ridge­crest ist eine tolle Stadt. Die Preise sind die gün­sti­gen auf dem gesamten PCT, sowohl für Unterkun­ft als auch für Restaurants.

Nur eine Sache geht uns nicht aus dem Kopf: Es gibt wed­er einen Grat (Ridge) noch eine Kuppe (Crest), es ist eigentlich eine sehr heiße Wüsten­stadt. Aber wir lieben es, die Leute sind hier super fre­undlich. Und ich habe noch eine Sache über die Wüste gel­ernt: Schau genau wo du dich irgend­wo hin­set­zt, son­st kön­ntest du in einem Kak­tus sitzen, was nicht sehr schön ist. Ver­such mal, die winzi­gen Kak­tusstachel aus dein­er Haut und dein­er Klei­dung zu bekom­men, es ist furchtbar.

PCT Woche 7: Ende der Wüstensektion

 

Keine Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.