Abstieg vom Forester Pass

PCT Woche 8: Einzug in die Sierra

Posted: 4. März 2023 by Annika

Endlich gelan­gen wir ins ver­heißene Land der Sier­ra Neva­da. Wir steigen kon­tinuier­lich höher, begin­nend in Kennedy Mead­ows. Für einen Resup­ply nutzen wir den Side Trail über den Kearsarge Pass um nach Bish­op zu gelan­gen. Dabei besteigen wir auch den höch­sten Gipfel der USA außer­halb von Alas­ka und passieren nur einen Tag später den höch­sten Pass des PCT. End­lose Gratlin­ien, eine Fülle von Berg­blick­en, Seen, Bächen und Murmeltieren liegen auf unserem Weg durch diesen spek­takulären Abschnitt.

PCT Tag 41: In die Sierra hinein

Kennedy Mead­ows Camp (Meile 704,6) bis Meile 725
33,4km / 8h / 1.600m 

Als ich aufwache, füh­le ich mich schon bess­er als gestern und bin bere­it weit­erzu­machen. Der PCT führt leicht bergauf durch fel­sige Nadel­wälder in der Nähe des South Fork des Kern Riv­er. Mein Ruck­sack ist immer noch schw­er und nach zwei oder drei Kilo­me­tern wird es immer unan­genehmer. Also mache ich heute mehr Pausen. Wir über­queren den Fluss auf ein­er Brücke und begin­nen einen steil­eren Auf­stieg, um in einem Tal mit ein­er schö­nen Wiese zu lan­den, durch die der Fluss fließt. Hier gibt es einen per­fek­ten Platz für eine Mit­tagspause an ein­er hölz­er­nen Brücke. Wir beobacht­en die Schwal­ben, die hin und her fliegen, um Schlamm für ihre Nester zu holen. Man kann sog­ar im Fluss baden, was ich heute nicht mache, da ich immer noch krank bin.

Der PCT führt weit­er bergauf durch Kiefern und bietet gele­gentliche Aus­blicke auf den Olan­cha Peak, der über uns aufragt. Wir erre­ichen einen kleinen Pass und steigen dann nicht weit zu unserem Zelt­platz im Wald ab. Hier erhaschen wir einen Blick auf den Son­nenun­ter­gang zwis­chen den Bäu­men und haben den gesamten Camp­ing­platz für uns allein. Wir ver­brin­gen die Nacht auf über 3.000m.

PCT Tag 42: Hoch hinaus

Meile 725 bis Meile 745,3
32,6km / 7,5h / 934hm

Mück­en haben mich im Gesicht gestochen, während ich schlief, und als ich aufwache, ist mein linkes Auge geschwollen. Willkom­men in der Sier­ra. Der PCT führt weit­er bergab, nur um zum näch­sten Pass auf 3.254m hin­aufzuge­hen. Düsen­jets fliegen laut­stark über unsere Köpfe, einige machen Tricks. Unter­wegs haben wir einen schö­nen Blick auf das Owens Riv­er Val­ley und einen noch besseren von einem fel­si­gen Vor­sprung. Das Owens Riv­er Val­ley hat einen größ­ten­teils trock­e­nen See, weil hier Wass­er für Los Ange­les abgezapft wird. Es ist eine wilde Geschichte rund um die Wasser­rechte in dieser wüsten­re­ichen Gegend.

Der PCT macht einige Auf- und Abstiege, um zum näch­sten Pass zu gelan­gen, von wo aus man nach Lone Pine absteigen kann. Wir machen das nicht, son­dern camp­en an der Kreuzung zum Trail Pass. Wieder haben wir den Camp­ing­platz für uns allein.

PCT Tag 43: Auf dem Weg zum Mount Whitney

Meile 745,3 bis Crab­tree Meadow
36,7km / 9h / 1.110hm

Heute wollen wir es bis zum Mount Whit­ney schaf­fen, um ihn mor­gen früh zu besteigen. Also erhöhen wir das Tem­po ein wenig und schaf­fen bis zum Mit­tag 12 Meilen (19km). Der PCT führt bergauf zum Chick­en Spring Lake, einem wun­der­schö­nen alpinen See, und es fühlt sich nun wirk­lich an, als ob wir jet­zt in die Sier­ra ein­tauchen. Es wäre sich­er ein großar­tiger Ort zum Camp­en. Wir klet­tern etwas höher und haben einen schö­nen Blick auf den See und eine Wiese in der Ferne. Dann erre­ichen wir die Gren­ze zum Sequoia-Nation­al­park, ab der Bärenkanis­ter erforder­lich sind. Da wir sechs Tage Essen dabei haben, hat­ten wir etwas davon außer­halb der Bärenkanis­ter gelagert, da nicht alles hinein­passt. Ich habe keine Ahnung, was ich kaufen soll, um so viel wie möglich in den Bärenkanis­ter zu bekom­men. Ich muss das wohl in Zukun­ft noch herausfinden.

Der PCT führt wieder bergauf und bergab, und bald kön­nen wir den Mount Whit­ney in der Ferne sehen. Wir wan­dern zur Abzwei­gung zum Mount Whit­ney, wo der Pfad leicht bergauf zum Camp­site am Crab­tree Mead­ow führt. Es ist wirk­lich ein schön­er Ort zum Camp­en und eine großar­tige Basis für die Bestei­gung des 4.421 m hohen Berges. Es gibt eine Bären­box und ein sehr beson­deres Plump­sk­lo, da es freis­te­ht und nur eine ein­seit­ige Blech­wand als Sichtschutz hat. Das Plump­sk­lo ist wie ein Thron im Wald und fühlt sich ziem­lich öffentlich an, da es keine Möglichkeit gibt, zu zeigen, dass sie ger­ade benutzt wird. Wir gehen früh schlafen, um mor­gen früh den Mount Whit­ney zu besteigen.

PCT Tag 44: Gipfelsturm auf den eiskalten Mount Whitney

Mount Whit­ney und zurück + weit­er zur Wal­lace Creek (Meile 770,3)
21,4km + 8,4km / 7h + 2h / 1.500hm + 262hm

Das Besteigen des Mount Whit­ney ist eines der High­lights des PCTs, auch wenn er tech­nisch gese­hen nicht auf dem PCT liegt, son­dern ein beliebter Side­trip ist. Es ist die beste Möglichkeit, den höch­sten Gipfel der USA außer­halb Alaskas zu erk­lim­men, da es schw­er ist, eine Genehmi­gung außer­halb des PCTs dafür zu bekommen.

Wir begin­nen den Auf­stieg um 1:30 Uhr mor­gens. Am Anfang gibt es eine Flussüber­querung, die nicht so ein­fach zu bewälti­gen ist, da die Felsen von ein­er dün­nen Eiss­chicht rutschig sind. Nasse Füße wären auf dem Mount Whit­ney tödlich, da es kalt wird. Ich bin kein Fan von Son­nenauf­gangswan­derun­gen. Ich bin schon einige hohe Berge zum Son­nenauf­gang hin­aufgestiegen und jedes Mal war mir furcht­bar kalt. Wenn es aus Sicher­heits­grün­den nicht unbe­d­ingt notwendig ist, gehe ich ein­fach nicht mehr so früh los. Aber die anderen wollen den Gipfel zum Son­nenauf­gang besteigen, also mit­ge­fan­gen mitgehangen.

Wir starten auf ein­er Höhe von 3.244 m und müssen bis auf 4.421 m hin­auf. Da es dunkel ist, kann ich nur den kleinen Fleck sehen, der von mein­er Stirn­lampe beleuchtet wird. Und Mil­lio­nen von Ster­nen über uns sowie die Stirn­lam­p­en der vor uns Gehen­den. Ich kann nur meinen Atem und meine knirschen­den Schritte hören. Manch­mal ver­liere ich den Weg im Dunkeln, aber finde ihn schnell wieder. Wir passieren einen See, aber kön­nen ihn nicht sehen.

Je höher wir klet­tern, desto weit­er ziehen sich die Bäume zurück und wir wan­dern auf Ser­pen­ti­nen durch fel­siges Gelände, begin­nend bei etwa 3.500 m. Am Anfang ist es nicht so kalt, also kann ich meine Daunen­jacke bald ausziehen. Aber je höher wir kom­men, desto käl­ter wird es und ich ziehe Schicht um Schicht wieder an. Am Ende trage ich alles, was ich habe, inklu­sive mein­er Rege­naus­rüs­tung, die bei den eisi­gen Böen hil­ft. Ich habe meine Trekkingstöcke nicht mitgenom­men, da ich sie für mein Zelt brauchte, wo der Rest mein­er Sachen ist. Ich gehe nur mit einem leicht­en Ruck­sack mit dem Nötig­sten und es ist so viel ein­fach­er, ohne schw­eren Ruck­sack aufzusteigen. Und ich habe meine Hände frei, um sie in die Ärmel steck­en und sie warm zu halten.

Solange ich in Bewe­gung bleibe, ist mir warm genug. Nach 8,6 km erre­ichen wir die Abzwei­gung zum let­zten Anstieg zum Gipfel. Der Weg wird flach­er und langsam wird der Him­mel heller, so dass ich meine Stirn­lampe auss­chal­ten und die Berg­land­schaft um mich herum sehen kann. Weit unter mir liegen einige Seen und schneebe­deck­te Gipfel um sie herum. Ich schlän­gle mich durch einige spitze, fel­sige “Nadeln” auf dem let­zten Anstieg zum Mount Whit­ney. Die Sonne begin­nt aufzuge­hen und ich sehe einen Licht­streifen am Hor­i­zont. Ich beeile mich, um rechtzeit­ig zum Son­nenauf­gang den Gipfel zu erre­ichen, und hier bin ich nun.

Ich ste­he auf 4.421 Metern und sehe alles. Lei­der ist es extrem windig und sobald ich meine Hand­schuhe ausziehe, um Fotos zu machen, wer­den meine Hände sofort taub. (Notiz an mich selb­st: Hand­schuhe kaufen, die auf Touch­screens ver­wen­det wer­den kön­nen). So kann ich die Aus­sicht nicht voll­ständig genießen. Ich habe keine Ahnung, wie kalt es wirk­lich ist, aber es liegt weit unter ‑10°C. Der Wind­chill ist extrem und bläst so stark, dass er mein Tele­fon fast aus meinen Hän­den weht. Ich mache ein paar schnelle Fotos und suche dann Schutz in der stein­er­nen Hütte des Smith­son­ian Insti­tuts. Es liegt Schnee in den bei­den Räu­men, aber zumin­d­est sind wir aus dem Wind her­aus. Ich habe meinen Schlaf­sack und meine Iso­mat­te mit­ge­bracht und ver­suche mich aufzuwärmen.

Aber nach nur 10 Minuten ziehen Wolken auf und nehmen jede Sicht. Ich hoffte, dass die Sonne alles aufwär­men würde und ich noch ein paar Bilder machen kön­nte, aber stattdessen begin­nt es zu schneien. Wir warten eine Stunde, bis auch The Ital­ian am Gipfel ankommt. Wir fra­gen uns, ob er es schaf­fen wird, da wir nicht wis­sen, ob er außer Shorts noch etwas Wärmeres dabei hat. Aber dann ste­ht er in der Tür, in seinen Shorts. Verrückt.

Wir machen schnell ein Foto zusam­men und begin­nen dann den Abstieg. Ich eile den Berg hin­unter, weil ich so schnell wie möglich aus der Kälte kom­men möchte. Meine Brille ist vom Schneere­gen einge­froren, also muss ich ohne sie wan­dern. Es gibt sowieso keine Aus­sicht. Nach­dem ich die Abzwei­gung wieder erre­icht habe, begin­nen sich die Wolken zu licht­en und zeigen die Seen unter mir. Ich steige bis zu einem kleinen See ab, wo ich anhalte und auf die anderen warte.

Ich bin hier etwa eine Stunde und die Sonne kämpft sich langsam wieder durch die Wolken. Einige riesige Murmeltiere laufen an diesem wun­der­schö­nen Ort herum und ich beobachte sie ziem­lich lange. Sie scheinen über­haupt nicht schüchtern zu sein. Es gibt auch eine schöne Aus­sicht auf den Gui­tar Lake unten. Von weit­er oben kon­nte man deut­lich sehen, wie der See zu seinem Namen kam. Ich bereue es, den Berg zum Son­nenauf­gang bestiegen zu haben, da das Wet­ter jet­zt viel angenehmer ist. Eines Tages werde ich Mount Whit­ney nochmal bei Tages­licht besteigen, voraus­ge­set­zt ich bekomme eine Genehmigung.

Von hier aus ist es etwa eine Stunde zurück zum Camp­ing­platz, wo wir nach sieben Stun­den wieder ankom­men. Ich füh­le mich über­haupt nicht müde, ich bin tat­säch­lich voller Energie. Es beste­ht sowieso keine Möglichkeit, ein Nick­erchen zu machen, da ein Hub­schrauber kommt, um jeman­den auf­grund von Höhenkrankheit zu evakuieren. Unsere Zelte ste­hen am Rand der Wiese, die für Lan­dun­gen genutzt wird, und wir pack­en schnell alles ein. Ich lasse mein Zelt dort, da ich denke, es ist weit genug ent­fer­nt. Als der Hub­schrauber schließlich ein­trifft, hält mein Zelt gut stand. Danke Zpacks! Ich denke, das war der ulti­ma­tive Test für das Duplex.

Am Nach­mit­tag kehren wir zum PCT zurück, um weit­ere fünf Meilen zum Zelt­platz am Wal­lace Creek zu laufen. Es gibt noch mehr Höhe­nun­ter­schiede zu bewälti­gen und ich bin ziem­lich erschöpft und müde. Das Bergaufge­hen ist für mich nach all der Höhe eine große Her­aus­forderung und ich bin sehr langsam.

PCT Tag 45: Forester Pass – Der beste Tag überhaupt

Wal­lace Creek (Meile 770,3) bis zum Abzweig zum Kearsarge Pass Trail (Meile 788,9)
31,8km / 9h / 1.564hm

Es ist die käl­teste Nacht, die ich beim Camp­ing je erlebt habe. Die Tem­per­a­turen fall­en auf ‑6°C in der Nacht. Wir haben auch noch gecow­boy­campt, da wir nicht wussten, dass es so kalt wer­den wird. Zuerst wer­den meine Beine und Füße kalt und ich greife in meinen Ruck­sack, um meinen Schlaf­sack-Lin­er her­auszu­holen, den ich vor über 900 Meilen gekauft habe und nie benutzt habe. Es ist etwas bess­er, aber immer noch zu kalt, um richtig schlafen zu kön­nen. Also wick­le ich meine Daunen­jacke um meine Beine.

Irgend­wie ist mein Oberkör­p­er rel­a­tiv warm, obwohl ich nur in meinem Fleece bin. Trotz­dem wache ich ständig auf, weil ich friere. Ich träume sog­ar davon, dass mir kalt ist. Ich zäh­le die Stun­den bis zum Tages­licht, um loszule­gen. Gegen 5 Uhr mor­gens wird es ein biss­chen wärmer, so dass ich etwas schlafen kann. Irgend­wie sind meine elen­desten Nächte immer mit dem Cow­boy camp­ing ver­bun­den. Also kein Cow­boy Camp­ing mehr in der Sierra.

All mein Wass­er ist am Mor­gen gefroren und es ist schwierig, neues Wass­er zu bekom­men, da der Deck­el mein­er Cnoc-Flasche sofort ein­friert, als ich neues Wass­er ein­fülle. Ich habe vergessen, meinen Wasser­fil­ter in meinen Schlaf­sack mitzunehmen, also kön­nte er jet­zt auf­grund von Ein­frierens kaputt sein. Also lege ich eine Chlor-Tablette ins Wass­er, da es sowieso zu müh­sam ist, den Fil­ter bei der Kälte zu hand­haben. Auch das Pack­en all mein­er Sachen mit kalten Hän­den ist schwierig. Irgend­wie passt alles nicht mehr in meinen Ruck­sack wie früher und ich kann meinen Bärenkanis­ter mit kalten Hän­den nicht öffnen.

Ich bin froh, endlich in Bewe­gung zu kom­men, aber dann kommt die erste Flussüber­querung. Es ist nicht so schlimm, da es Steine gibt, auf denen man hüpfen kann, aber am Mor­gen sind sie vereist und rutschig, aber ich schaffe es, mit trock­e­nen Füßen auf die andere Seite zu kom­men. Lei­der nicht bei der zweit­en Flussüber­querung. Ich kann schon sehen, dass das schwierig wird, und mein rechter Fuß wird nass. Lasst es mich so sagen: Ich bin kein sehr fröh­lich­er Wan­der­er an diesem Mor­gen mit diesem schlecht­en Start. Ich bere­ite mich auf einen geistig her­aus­fordern­den Tag vor.

Dann begin­nt der Weg bergauf zu steigen und das wärmt mich auf. Plöt­zlich befinde ich mich auf ein­er Wiese mit erstaunlichem Berg­blick und das macht fast alle Schwierigkeit­en wett. Mit jedem Schritt wird die Aus­sicht bess­er und bess­er. Es gibt einen kleinen See und Berge um mich herum. Hier ist es so schön, dass mein Herz aufge­ht und ich sprach­los bin. Es ist nicht möglich, dies zu beschreiben. Alles andere ist jet­zt vergessen, sog­ar der kalte Wind, der mir ins Gesicht bläst. Es ist schw­er zu glauben, dass wir gestern auf einem noch höheren Berg waren als all diese Gipfel um mich herum.

Der Weg führt hin­unter zu einem anderen Fluss, wo ich wieder einen nassen Fuß bekomme (zumin­d­est den gle­ichen wie vorher) und ich halte an, um in der Sonne zu früh­stück­en, da dieser Ort vor dem Wind geschützt ist. Die Jungs kom­men auch an und erzählen mir, dass sie beim zweit­en Flussüber­queren eben­falls nasse Füße bekom­men haben.

Jet­zt begin­nt der große Anstieg zum Forester Pass, mit 4.000 m der höch­ste Punkt des PCT. Die Gegend öffnet sich wieder und wir passieren Seen, sprudel­nde Bäche, viele Murmeltiere und einen Wasser­fall. So habe ich mir die Sier­ra vorgestellt. Es gibt einige flache Schneefelder, auf denen man leicht laufen kann, da der Schnee fest ist und man nicht einsinkt. Wir näh­ern uns ein­er steilen Fel­swand und ich habe keine Ahnung, wo der Pass sein soll, da keine dieser Wände aussieht, als kön­nte man dort hinaufgehen.

Wir machen noch eine Pause, bevor wir den finalen Auf­stieg zum Pass ange­hen. Der Weg führt in Ser­pen­ti­nen zu den Felsen und einem kleinen Durch­gang zwis­chen den Gran­itwän­den. Wir haben eine atem­ber­aubende Aus­sicht hin­unter ins Tal hin­ter uns mit den Seen, eini­gen gefroren und anderen offen. Auf dem Weg zum Pass liegt kein Schnee und es ist ein leichter Spazier­gang. Wir dacht­en, es würde oben kalt und windig sein, aber es ist über­raschend angenehm in der Sonne, also machen wir eine Mit­tagspause hier. Wir bewun­dern die Aus­sicht in das Tal, in das wir hin­ab­steigen werden.

Auf der anderen Seite gibt es ziem­lich viel Schnee und wir kön­nen sog­ar auf unseren Hin­tern hin­unter rutschen. Meine Leg­gins ist danach nass, aber es hat Spaß gemacht. Das war auch der ein­fach­ste Weg, durch den steilen Schnee zu kom­men. Der PCT windet sich den ganzen Weg hin­unter, vor­bei an eini­gen Seen, Schneefeldern und epis­chen Aus­sicht­en. Es gibt über­all Wass­er im Über­fluss, es sind keine großen Water Car­rys mehr nötig. Wir erre­ichen schließlich wieder den Wald. Inter­es­san­ter­weise scheint es keine Über­gangszone zu geben. Die Bäume erscheinen ein­fach wieder ohne Anze­ichen von niedrigem, strauchar­tigem Latschenkiefern, wie sie in den Alpen vorkom­men. Es gibt eine Flussüber­querung, wo wir auf einem Baum­stamm über dem Fluss bal­ancieren, um unsere Füße trock­en zu hal­ten, was mir etwas riskant erscheint. Aber Pop­eye nimmt meinen Ruck­sack und so ist es für mich einfacher.

Wir haben noch einen weit­eren Auf­stieg vor uns, um zu der Kreuzung zu gelan­gen, wo wir den PCT ver­lassen wer­den, um nach Bish­op für einen Resup­ply zu fahren. Wir fliegen den Berg in kürzester Zeit hin­auf und sind stolz darauf, wie stark wir gewor­den sind. An einem Punkt haben wir einen atem­ber­auben­den Blick ins Tal unter uns und auf die Berge auf der anderen Seite. Der Weg führt zurück in einen Wald und wir holen Wass­er aus der let­zten Wasserquelle vor unserem geplanten Lager. Kurz darauf ren­nen drei Hirsche direkt vor mir über den Weg. Es ist beein­druck­end, wie nah man den Tieren hier kom­men kann, da sie nicht scheu sind.

Wir erre­ichen die Kreuzung zum Kearsarge Pass Trail am Sat­tel und ver­lassen den PCT. Wir müssen nicht weit laufen, bis wir einen schö­nen gras­be­wach­se­nen Zelt­platz zwis­chen Felsen find­en. Dies­mal stellen wir unsere Zelte auf und hof­fen, dass diese Nacht bess­er wird als die let­zte. Ich ziehe alle Klei­dung an, die ich habe, ein­schließlich mein­er Regen­hose. Als ich meine Iso­mat­te aus­rolle, finde ich immer noch Schnee von der Rutsch­par­tie durch den Schnee darin. Heute war es schlichtweg zu kalt um zu schmelzen. Es war der erste Tag, an dem ich den ganzen Tag mit mein­er Daunen­jacke gewan­dert bin. Aber es war immer noch angenehm und tat­säch­lich der beste Tag auf dem PCT bish­er, da er so unter­halt­sam war, dass ich nicht ein­mal auf die gewan­derten Kilo­me­ter geachtet habe.

PCT Tag 46: Über den Kearsarge Pass nach Bishop

Kearsarge Pass Trail bis Onion Val­ley und dann per Anhal­ter nach Bishop
12,2km / 3h / 351hm

Tat­säch­lich war die Nacht viel bess­er als die let­zte. Es waren wieder ‑6°C, aber mir war viel wärmer. Das Wass­er ist am Mor­gen auch wieder gefroren. Wir näh­ern uns nun dem Kearsarge-Pass und es ist wun­der­schön, da wir einige Seen unter uns mit vie­len schneebe­deck­ten Bergen um uns herum sehen kön­nen. Nach ein­er Stunde erre­ichen wir den Pass auf 3.569m. Es war windig auf dem Weg hier­her, aber am Pass gibt es keinen Wind mehr und es ist schön und son­nig, also machen wir eine Frühstückspause.

Jet­zt geht es den ganzen Weg hin­unter ins Onion Val­ley, in der Gewis­sheit, dass wir nach unserem Zero Day in Bish­op alles wieder hochwan­dern müssen. Aber es ist so schön und es gibt viele Ser­pen­ti­nen, die nicht steil sind. Wir steigen fast 800m ab und passieren weit­ere Seen, Flüsse und einen Wasser­fall. Ich kann nicht genug von diesen Aus­blick­en bekom­men. Jet­zt weiß ich, worum es bei all der Aufre­gung bezüglich der Sier­ra geht.

Wir erre­ichen schließlich den Onion Val­ley Park­platz und warten darauf, eine Mit­fahrgele­gen­heit nach Inde­pen­dence zu bekom­men. The Ital­ian bekommt sofort eine Mit­fahrgele­gen­heit und Pop­eye und ich müssen etwas länger warten, aber wir schaf­fen es ger­ade noch rechtzeit­ig, um einen Hip­pie-Bus zu erwis­chen, der neun von uns stink­enden Wan­der­ern nach Bish­op fährt. Da es in Inde­pen­dence nicht viel gibt, ist Bish­op die bessere Wahl für einen Resup­ply. Wir sind jet­zt über 2.000m vom Pass hin­unter gewan­dert und gefahren und meine Ohren mögen das genau­so wenig wie meine Nase. Bei­de ver­stopfen auf dem Weg hinunter.

Wir erre­ichen Bish­op zum Mit­tagessen und haben Zeit, Essen zu besor­gen, Wäsche zu waschen und den Aus­rüs­tungsladen zu besuchen. Es gibt einen Sec­ond Hand Aus­rüs­tungsladen, wo man gebrauchte Sachen bekom­men kann, und sie haben sog­ar einen 20% Rabatt auf neue Artikel. Ich bekomme hier eine Eispick­el für den bevorste­hen­den Abschnitt, neue Spitzen für meine Trekkingstöcke (von denen ich eine abnehmen kann, die andere will auch nach 30 Minuten Ein­we­ichen in heißem Wass­er nicht abge­hen) und ein gebraucht­es Longsleeve als Ersatz für mein inzwis­chen extrem löchriges. Außer­dem kann man im Hos­tel kosten­los Fahrräder lei­hen, was alle Erledi­gun­gen soviel ein­fach­er macht. Wir stopfen uns auch ordentlich voll mit den köstlich­sten Leck­ere­in. Emp­fohlen seien hier­mit der Schoko­ladenkuchen im Whiskey Creek Restau­rant, der Avo­cado­toast von Looney Beans und das absolute High­light: Die Sand­wich­es von Schat’s Bak­ery. Die Sand­wich­es soll­tet ihr auf keinen Fal verpassen.

Später am Abend gehen wir etwas trinken und dann bowlen wir mit vie­len anderen Wan­der­ern. Es kön­nte ein toller Abend sein, aber irgend­wie schaffe ich es, alle meine Noti­zen von den let­zten acht Tagen auf meinem Handy zu löschen. Ich bin so verärg­ert über den Ver­lust von Stun­den Arbeit und dem Ver­such, sie wieder­herzustellen, dass ich den Abend nicht wie die anderen genießen kann, was so schade ist. Ich kon­nte sie nicht wieder­her­stellen, also muss ich alles neu schreiben. Das ist auch Teil des Lebens eines Bloggers.

PCT Woche 9: Die High Sierra

Keine Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.