Abstieg vom Selden Pass

PCT Woche 9: Die High Sierra

Posted: 6. März 2023 by Annika

Der näch­ste Abschnitt des PCT von Bish­op nach Mam­moth Lakes führt uns tiefer in die Sier­ra und bietet spek­takuläre Land­schaften mit den schön­sten Bergseen. Dazu gibt viele her­aus­fordernde über 3.000m hohe Pässe. Zusam­men mit eini­gen Flussüber­querun­gen wird es zu einem großar­ti­gen Aben­teuer. Es ist nicht möglich, viele Meilen pro Tag zurück­zule­gen, aber die atem­ber­aubende Land­schaft lohnt sich, um etwas mehr Zeit zu investieren.

PCT Tag 47: Zurück in die Wildnis

Kearsarge Pass Trail bis Meile 790
16,3km / 4,5h / 1.058hm 

Wir nehmen den Bus von Bish­op nach Inde­pen­dence um 8:45 Uhr und gehen ein Stück die Straße ent­lang zum Onion Val­ley Park­platz. Da es unter der Woche nicht sehr belebt ist, kom­men kaum Autos vor­bei, aber es dauert nicht lange, bis der erste Truck anhält, um neun von uns auf der Lade­fläche mitzunehmen. Es war die ungemütlich­ste Fahrt mit all den Men­schen und Ruck­säck­en, aber ich bin immer noch glück­lich, dass es ein­fach­er war, eine Mit­fahrgele­gen­heit zu bekom­men als gedacht.

Die Moti­va­tion, die 800 Höhen­meter bis zum Kearsarge Pass wieder hin­aufzusteigen, ist nicht sehr hoch, aber am Ende war es viel ein­fach­er als ich dachte. Selb­st der schwere Ruck­sack mit der voll­ständi­gen Verpfle­gung war nicht allzu schlimm. Der Trail ist so schön, dass es kein Prob­lem ist, ihn noch ein­mal zu gehen. Ich genieße die Aus­sicht auf all die Seen, die wir passieren, zusam­men mit den steilen Fel­swän­den um sie herum. Wir machen eine Pause am ersten See, der fast die Hälfte des Weges nach oben markiert.

Dann machen wir eine weit­ere Pause am Pass. Wir brauchen nicht viel länger, um nach oben zu gehen als nach unten. Der Trail ist nicht steil, also ist es ein­fach zu gehen. Es ist heute viel wärmer als vor zwei Tagen und ich genieße das sehr. Es ist eine Weile her, dass ich in kurzen Hosen gewan­dert bin. Am Kearsarge Pass lebt ein Streifen­hörnchen, das auch beim let­zten Mal schon hier war.

Auf der anderen Seite haben wir die fan­tastis­che Aus­sicht auf die Seen unter uns wie den Bull­frog Lake. Es ist noch schön­er als zuvor, weil die Hälfte davon das let­zte Mal im Schat­ten lag. Es ist schw­er, die Augen auf den Trail zu behal­ten, bei all der umgeben­den Schön­heit. Der anstren­gende Teil des Tages ist vor­bei. Wir gehen ein Stück bergab und dann rel­a­tiv flach zurück zur Kreuzung mit dem PCT. Wir entschei­den uns, einen Umweg zum Lake Char­lotte zu machen, weil wir noch viel Zeit haben. Da vor uns noch ein Pass liegt, den man mor­gens besteigen sollte wegen des Schnees, bleiben nicht viele Meilen bis zum let­zten Zelt­platz vor dem Pass.

Lake Char­lotte ist wun­der­schön und wir haben ihn ganz für uns alleine. Wir machen ein Nick­erchen und genießen die Sonne. Es ist ein klein­er Auf­stieg hin­unter, aber es lohnt sich. Es muss im Som­mer großar­tig sein, hier zu schwim­men. Dann geht es wieder bergauf, um den PCT zu erre­ichen, der etwas bergauf mit atem­ber­auben­der Aus­sicht auf den Lake Char­lotte weit­erge­ht. Es ist nicht mehr weit bis zum Zelt­platz an einem kleinen See, der die umliegen­den Gipfel wider­spiegelt, die jet­zt in den let­zten Son­nen­strahlen des Tages gold­en leuchten.

PCT Tag 48: Über den Glen Pass

Meile 790 bis Meile 804
22,2km / 6,75h / 892hm

Wir ste­hen heute später auf, damit es am Glen Pass nicht mehr so vereist ist. Auf dem Auf­stieg bemerke ich, dass dies möglicher­weise nicht mein bester Tag ist, da mein Ruck­sack heute schw­er­er zu sein scheint als gestern und der Auf­stieg heute Mor­gen schw­er ist. Es geht rel­a­tiv steil bergauf und am Ende führen viele Ser­pen­ti­nen zum Pass auf 3.651 m. Der Auf­stieg ist fast schneefrei, aber auf der anderen Seite nicht. Bevor wir uns jedoch darum küm­mern, bewun­dern wir den Blick auf die Rae Lakes und die Berge um uns herum.

Das Schneefeld am Pass hat einen Winkel von etwa 45° und es gibt zwei Lin­ien. Ich nehme die untere, da Leute die andere hin­aufkom­men und es nicht viel Platz zum Passieren gibt. Ich ziehe meine Grödel an und nach den ersten Metern bin ich ziem­lich glück­lich über diese Entschei­dung. Aber ich habe keinen Eispick­el benutzt, da es fast unmöglich ist, den Hang hin­un­terzu­rutschen, da die Stufen tief in den Schnee geschnit­ten sind und es eine Art Schnee­wand gibt, die einen am Rutschen hin­dern würde. Dann fol­gt ein ein­fach­er Querweg.

Schwieriger sind die Abschnitte ohne Schnee, wo ich über lose Felsen klet­tern muss. Ich erre­iche die schneefreien Ser­pen­ti­nen, wo ich die Grödel ausziehe. Ein weit­eres Schneefeld kommt, aber dieses hat keinen gefährlichen Abgrund. Ich falle ein­mal, aber das ist kein Prob­lem. Wir machen eine Pause danach und betra­cht­en den Teil, den wir ger­ade bewältigt haben. Es sieht von hier unten viel wilder aus, als es war. Wir beobacht­en die anderen Leute, die herun­terkom­men, einige von ihnen rutschen auf dem let­zten Schneefeld auf ihren Hintern.

Nun gehen wir weit­er hin­unter zu den wun­der­schö­nen Rae Lakes, über­queren ein weit­eres Schneefeld, auf dem ich auf meinem Hin­tern rutsche. Es ist nicht so ein­fach mit meinen Iso­mat­ten am Boden meines Ruck­sacks, da ich steck­en bleibe, aber das hil­ft auch, die Kon­trolle zu behal­ten, da ich nicht zu schnell werde.

Wir machen eine län­gere Pause am ersten See. Einige gehen sog­ar schwim­men, aber es scheint eiskalt zu sein. Ich bewun­dere ein­fach die Schön­heit der alpinen Umge­bung und mache ein kleines Nick­erchen in der Sonne. Wir haben ger­ade 5 km zurück­gelegt, was uns mehr als 2 Stun­den kostete. Wir erken­nen, dass der erste Teil der Sier­ra bis zum Kearsarge Pass der leichte war, da wir immer noch 20-Meilen-Tage machen kon­nten. Das wird nicht mehr möglich sein, da man die Pässe am Mor­gen passieren muss, damit der Schnee noch fest und leichter zu gehen ist. Jet­zt wer­den wir durch das tück­ische Gelände ver­langsamt. Es ist, wie es ist.

Nun geht der Weg größ­ten­teils bergab, bis wir wieder den Wald erre­ichen. Wir wan­dern bis auf 2.600m hinab und sind jet­zt sog­ar noch tiefer als gestern am Ein­stieg zum Kearsarge Pass. Es geht nochmals 1.000hm hoch zum näch­sten Pass, dem Pin­chot Pass, und ich bin froh, dass wir das nicht alles heute machen müssen. Es gibt einige kleinere Flussüber­querun­gen, die leicht durch Hüpfen über Felsen oder Bal­ancieren über Baum­stämme zu bewälti­gen sind.

Dann geht es wieder bergauf. Glück­licher­weise ist es nicht steil und der PCT führt ent­lang eines rauschen­den Flusses mit eini­gen Kaskaden bergauf. Mir geht es jet­zt bess­er als am Mor­gen und es fällt mir leichter zu gehen. Es gibt eine weit­ere Flussüber­querung mit einem nicht sehr ver­trauenswürdig ausse­hen­den schmalen Baum­stamm, den ich aus­lasse und über einige Felsen gehe. Aber auf diese Weise bekomme ich etwas nasse Füße. Ich denke immer, dass es bess­er ist, nasse Füße zu bekom­men, als ins Wass­er zu fall­en und kom­plett nass zu wer­den. Wir klet­tern etwa 500hm hoch und nehmen den let­zten Zelt­platz vor dem Pass, um die Nacht zu ver­brin­gen. Es gibt eine schöne Wiese mit einem her­rlichen Blick in die Berge und sog­ar einen Bach für Wass­er sowie zwei kleine Seen. Der Him­mel leuchtet in den schön­sten Far­ben nach dem Sonnenuntergang.

PCT Tag 49: Lehrreiche Erfahrung am Mather Pass

Meile 804 bis Meile 819,4
24,7km / 8,5h / 1.131hm

Pop­eye hält eine motivierende Rede, bevor wir uns früh am Mor­gen auf den Pin­chot Pass vor­bere­it­en. Unser neues Mot­to lautet “Stirb nicht”. Wir wussten bere­its, dass es nicht ein­fach sein würde, zwei Pässe an einem Tag zu bewälti­gen, da wir den Math­er Pass ziem­lich spät am Tag erre­ichen wür­den. Aber tat­säch­lich hat­ten wir keine Ahnung, was uns erwartete.

Es ist immer noch ein langer Auf­stieg zum Pass, da der Weg nie steil ist und sich Zeit nimmt, um uns nach oben zu führen. Es gibt ziem­lich viele Schneefelder, aber sie sind zu dieser Tageszeit leicht zu gehen, da der Schnee noch fest ist. Auf dem let­zten Anstieg führen uns Ser­pen­ti­nen zum 3.696 m hohen Pin­chot Pass. Heute wan­dern wir mit Shark­bait und Squig­gles und sind nun zu fünft.

Sowohl beim Auf­stieg als auch beim Abstieg waren keine Spikes oder Eispick­el erforder­lich. Der PCT führt wieder hin­unter auf 3.000 m, vor­bei an einem schö­nen See und eini­gen Flüssen, die über­quert wer­den müssen. Wir erre­ichen den Wald und an der niedrig­sten Stelle gibt es noch ein­mal eine Flussüber­querung. Jet­zt ist es an der Zeit, nasse Füße zu bekom­men, da es keine Steine oder Baum­stämme gibt, über die man hüpfen kann. Das Wass­er ist eiskalt und fast knietief.

Dann geht es wieder bergauf auf dem Weg zum Math­er Pass, der ange­blich der schwierig­ste Pass sein soll. Wir dacht­en, wir wären dort gegen Mit­tag, was bere­its ziem­lich spät wäre, kamen aber erst um 13:30 Uhr dort an. Der Anstieg ist langsam und wir müssen noch eine Flussüber­querung bewälti­gen, bei der nasse Füße unver­mei­d­bar sind, und keine Chance haben, zu trock­nen. Über­all gibt es Wass­er, sog­ar auf dem Weg selb­st fließt das Wass­er hin­unter. Es gibt Murmeltiere auf dem Trail sowie ein Reh, das in der Nähe des Weges steht.

Bald kön­nen wir die Ser­pen­ti­nen auf dem steilen Süd­hang des Math­er Pass­es sehen. Dieser Pass ist kör­per­lich nicht anstren­gend, aber tech­nisch ein­er der anspruchsvoll­sten in der Sier­ra. Der Schnee ist bere­its matschig, als wir dort ankom­men, aber die größte Her­aus­forderung beste­ht darin, den besten Weg durch den Schnee und lose Geröll- und Fels­brock­en dazwis­chen zu find­en. Es gilt einige steile Schneefelder zu queren. Die let­zten Meter zum Pass sind dann aber schneefrei und leicht zu gehen. Ich erre­iche den Pass ohne größere Prob­leme auf 3.686 m und warte auf die anderen. Ich fange an, mir Sor­gen zu machen, als die Zeit verge­ht, und gehe ein wenig zurück, um zu sehen, wo sie bleiben.

Von dort aus kann ich sehen, wie Pop­eye vor­sichtig einen steilen Schnee­hang hin­unter zum Ital­ian geht, dabei mehr rutschend als gehend. Es sieht gefährlich aus. Ich frage mich, was da los ist. Es ist ner­ve­naufreibend, ihnen zuzuse­hen. Aber Pop­eye kommt sich­er bei ihm an, nimmt Ital­ians Ruck­sack und sie set­zen ihren Auf­stieg fort. Als sie ankom­men, erzählen sie mir, dass The Ital­ian sehr schlecht im Schnee einge­sunken ist und den Schnee etwa 50m hin­unter gerutscht ist bis ein schneefreies Stück Weg ihn stop­pen kon­nte. Er trug zwar Spikes, aber trotz­dem war es knapp. Das ist also der Grund, warum Pop­eye hin­un­terg­ing, um ihm zu helfen.

Was ler­nen wir daraus? Gehe diese Pässe nicht am späten Nach­mit­tag. Alles kann passieren. Der Ital­ian ist ziem­lich erschüt­tert, als er den höch­sten Punkt erre­icht, und wir wollen ein­fach nur vom Berg runter. Aber auch auf der anderen Seite liegt viel Schnee. Wir ziehen unsere Grödel an, nehmen unsere Eispick­el her­aus und begin­nen abzusteigen. Pop­eye und Shark­bait sind bere­its voraus­ge­gan­gen und haben den direk­ten Weg genom­men, der darin beste­ht auf dem Hin­tern zu rutschen. Der Ital­ian hat keine Lust zum Rutschen, also ver­suchen wir anderen, einen Weg zu nehmen, der nicht so steil ist.

Aber dann, bei den ersten Schrit­ten nach unten, breche ich mit einem Bein ganz bis zur Hüfte ein, und mein Fuß steckt so fest, dass ich ihn nicht her­aus­bekomme. Schließlich muss ich meinen Schuh im Schnee zurück­lassen, um her­auszukom­men. Der Ital­ian hil­ft mir danach, meinen Schuh auszu­graben, was nicht ein­fach ist. Wir sind nicht begeis­tert davon, wie dieser Abstieg verläuft.

Also gehen wir wieder zurück und über­legen, ob wir oben am Berg cow­boy-camp­en sollen, bis der Schnee wieder gefroren ist. Aber ich mag die Idee nicht und ver­suche, die anderen zu motivieren, den Weg zu nehmen, den Pop­eye und Shark­bait genom­men haben, und zu rutschen. Nach­dem wir nach geschützten Camp­ing­plätzen gesucht und keine gefun­den haben, beschließen wir, abzusteigen. Es wäre eine kalte und mis­er­able Nacht dort oben gewor­den, und ich war nicht sehr daran interessiert.

Also gehen wir vor­sichtig hin­unter und rutschen dann den restlichen steilen Hang hin­unter. Alles geht gut, abge­se­hen davon, dass ich den unteren Teil eines mein­er Trekkingstöcke auf dem Weg ver­liere, also muss ich ein biss­chen wieder hin­auf, um ihn zu holen. Der Eispick­el hil­ft sehr beim Wieder­auf­stieg. Der Rest des Weges ist anstren­gend, da wir hier und da ein­brechen und einige Felsen zwis­chen den lan­gen Schneefeldern hin­un­terklet­tern, die end­los zu sein scheinen. Meine Füße sind durch­nässt und kalt.

Ich bin so glück­lich, als wir endlich das Ende des Schnees erre­ichen, aber es hat uns 1,5 Stun­den gekostet, um hin­un­terzukom­men. Wir erre­ichen den Upper Pal­isade Lake und tre­f­fen uns mit den anderen bei­den, die sich bere­its für die Nacht auf dem Camp­ing­platz ein­gerichtet haben. Ich bin mehr als glücklich

Ich bin mehr als glück­lich, dass dieses Aben­teuer gut aus­ge­gan­gen ist, aber ich bin geistig erschöpft vom Tag. Als ich meine nassen Schuhe ausziehe, sind meine Füße so run­zelig, wie ich sie noch nie zuvor gese­hen habe. Und die Jungs erschreck­en mich mit Geschicht­en über “Trench Feet” (Fußbrand), von denen ich noch nie zuvor gehört habe. Offen­bar passiert das, wenn die Füße zu lange nass sind und am Ende amputiert wer­den müssen. Eklig.

PCT Tag 50: Ein leichter Tag ohne Pass

Meile 819,4 bis Meile 834,1
24,3km / 6h / 595hm

Am frühen Mor­gen hören wir sehr laut­en Krach, der alle aufweckt. Es scheint ein großer Felssturz nicht allzu weit ent­fer­nt zu sein. Beängstigend.

Wir haben heute keinen großen Tag vor uns, da wir es nicht rechtzeit­ig zum näch­sten Pass schaf­fen wer­den. Also wollen wir so nah wie möglich kom­men, um den Muir Pass am näch­sten Mor­gen zu meis­tern. Der PCT führt ent­lang der Pal­lisade Lakes und geht größ­ten­teils bergab. Dann fol­gt er einem Bach, der durch eine Schlucht führt, bis das Wass­er spek­takulär über einen fel­si­gen Abgrund stürzt. Wir sitzen in Ehrfurcht vor den tosenden Wasser­massen und beobacht­en die riesi­gen Wasser­massen, die hin­un­ter­rauschen. Dann führen uns einige kurze Ser­pen­ti­nen hin­unter in den Wald und ent­lang eines großen Flusses zum tief­sten Punkt für heute auf 2.449 m, wo wir eine Mit­tagspause machen. Auf dem Weg kön­nen wir viele Murmeltiere und sog­ar einen Hirsch am Fluss sehen.

Der PCT schlän­gelt sich nun stetig nach oben, immer in der Nähe des Wassers und einiger Wasser­fälle. Wir wan­dern durch hohe Kiefern und es wird steiniger, je höher wir kom­men. Es begin­nt zu nieseln, aber es fängt nicht richtig an zu reg­nen. Ich ver­suche, meine Regen­hülle über meinen Ruck­sack zu bekom­men, nur für den Fall, dass. Nur um her­auszufind­en, dass sie nicht ganz über meine bei­den Iso­mat­ten passt, die sich am Boden meines Ruck­sacks befind­en. Ich habe immer noch einen Nylo­fume-Ruck­sack­lin­er, aber es ist gut, eine Regen­hülle für leichteren Regen zu haben und um das Äußere des Ruck­sacks trock­en zu hal­ten. Glück­licher­weise ist dies das erste Mal, dass es auf dem PCT reg­net und es ist noch nicht ein­mal richtiger Regen.

Wir hal­ten an einem schö­nen Camp­ing­platz am Fluss. Wir woll­ten auf dem näch­sten Camp­ing­platz bleiben, aber so viele Wan­der­er sind bere­its dor­thin gegan­gen und wir sind uns nicht sich­er, ob es noch Platz für uns alle gibt. Mit 3.007 m ist es der niedrig­ste Zelt­platz, den wir bish­er in der Sier­ra hat­ten. Wir kom­men um 16 Uhr im Lager an, was für uns ungewöhn­lich früh ist. Wir ver­brin­gen einen schö­nen Abend mit Plaud­ern und gehen schlafen, sobald es dunkel wird. Mor­gen wollen wir früh auf­ste­hen, um über den Pass zu kom­men, bevor der Schnee weich wird und es zum “Posthol­ing”, dem Einsinken in Schnee, kommt.

PCT Tag 51: Der Postholing Alptraum

Meile 834,1 bis 855,5
35km / 9,5h / 848hm 

Wir starten um 6 Uhr mor­gens, um den Muir Pass zu besteigen. Es ist kein­er der schwieri­gen Pässe, aber der mit dem meis­ten Schnee. Auf 3.300 m Höhe erre­ichen wir den ersten Schnee, der bere­its matschig ist und es gibt einige Posthol­ing-Prob­leme. Ich denke, es war in den let­zten Tagen und Nächt­en ein­fach zu warm. Zum Glück ist es heute Mor­gen bewölkt, so dass die Sonne den Schnee nicht noch mehr erwärmt.

Wir machen langsam Fortschritte durch den Schnee und es dauert fast drei Stun­den, um den Gipfel zu erre­ichen. Es gibt eine kleine Hütte am Gipfel, den John Muir Shel­ter. Meine Füße sind vom Schnee durch­nässt und kalt. Wir ver­steck­en uns in der Hütte vor der Kälte und ich ver­suche, meine Füße aufzuwär­men, die taub gewor­den sind. Es ist viel wärmer in der Hütte als draußen und viele Wan­der­er ver­sam­meln sich hier. Ein guter Ort, um ein Snick­ers zu essen.

Beim Abstieg gibt es viel Posthol­ing. Selt­samer­weise ist es für mich nicht so schlimm wie für die anderen. Ich breche nicht so oft ein und kann viel schneller gehen. Ich habe keine Ahnung, warum, vielle­icht weil ich bere­its so leicht wie ein Schmetter­ling bin. Es waren 4 km im Schnee bergauf und jet­zt sind es 7 km bergab im Schnee, was lange dauert. Es gibt ein paar Seen, die noch unter Eis und Schnee liegen. Eine Schnee­brücke bricht unter meinen Füßen und sie wer­den in einem Bach nass. Aber das spielt keine Rolle mehr, da sie bere­its durch­nässt sind. Zumin­d­est sind sie jet­zt warm.

Die Sonne kommt auch her­aus, um meine Füße und den Schnee aufzuwär­men. Es gibt auch ein paar Flussüber­querun­gen, die alle leicht über Steine bewältigt wer­den kön­nen. Am Evo­lu­tion Lake ver­schwindet der Schnee endlich und wir machen eine Mit­tagspause mit Murmeltieren. 12 Meilen (19km) bis 12 Uhr, wie wir es vor der Sier­ra gemacht haben, scheint hier unmöglich zu sein. Wir kön­nen froh sein, wenn wir bis 12 Uhr 12 km zurücklegen.

Von jet­zt an geht es nur noch ein­fach bergab. Wir gelan­gen auf eine niedrigere Höhe zurück in den Wald. Es gibt eine wun­der­schöne Wiese mit einem Fluss, der hin­durch fließt und ein Reh, das friedlich in der Sonne grast. Es ist so idyl­lisch und pit­toresk, als käme es direkt aus einem Dis­ney-Film. Wir kom­men zu ein­er Gabelung, wo wir eine alter­na­tive Route nehmen, um eine ein­fachere Flussüber­querung als die ursprüngliche zu haben. Diese ist nur kni­etief und das Wass­er ist still. Wir kön­nen sog­ar unsere Schuhe ausziehen und bar­fuß durchgehen.

Jet­zt gelan­gen wir in ein wun­der­schönes Tal. Für den Rest des Weges fol­gen wir dem Fluss, der in ein­er Schlucht unter­halb des Wegs rauscht und sich in ver­schiedene Wasser­fälle stürzt. Als wir den geplanten Zelt­platz unter eini­gen Bäu­men am Fluss erre­ichen, sind bere­its eine Mil­lion Mück­en da. Nach nur weni­gen Minuten macht es uns zu wahnsin­nig und wir gehen ein Stück zurück ent­lang des Weges, um einen anderen Platz zu find­en, der höher gele­gen ist, keine Bäume und etwas Wind hat, für weniger Mück­en. Ich kon­nte es nicht glauben, als die Leute immer sagten, dass die Mück­en in der Sier­ra furcht­bar sind, aber jet­zt ver­ste­he ich es. Bish­er war es ein­fach zu kalt für sie, also hat­ten wir keine Prob­leme. Ich habe viele Stiche bekom­men, nur weil ich ein paar Minuten an dem anderen Platz war.

Sie drin­gen durch meine Leg­gings hin­durch und es ist unmöglich, sie loszuw­er­den, da sie einem fol­gen. Wir sind jet­zt auf 2.471 m und es ist klar Mück­en­land. Das Schöne daran, früh in die Sier­ra zu gehen, ist, dass man nicht so viele Mück­en hat, aber viel mehr Schnee. Entschei­de was dir lieber ist. Es muss im Som­mer so schön sein, wenn alle Seen schneefrei sind, aber Mück­en wür­den das ruinieren. Ich bin froh, dass wir uns damit bish­er nicht auseinan­der­set­zen mussten.

PCT Tag 52: Wir wandern einen Marathon

Meile 855,5 bis VVR
42,8km / 10,5 h / 1.274hm 

Der Tag begin­nt mit einem weit­eren Abstieg, bis wir an die Abzwei­gung zur Muir Trail Ranch kom­men, die zu dieser Jahreszeit noch geschlossen ist. Von hier aus führt der PCT 13 km bergauf zum Selden Pass, dem ein­fach­sten Pass in der High Sier­ra, zumin­d­est in diesem Jahr. Es ist nicht zu steil, aber trotz­dem ein langer Auf­stieg. Wir kom­men an eini­gen wun­der­schö­nen Bergseen vor­bei und stoßen dann nur auf drei kleinere Schneefelder auf dem Weg zum Pass. Sie sind leicht zu gehen, ohne Grödel.

Auf dem Selden Pass, auf 3.326 m, machen wir eine Mit­tagspause und genießen eine unglaubliche Aus­sicht auf die Seen unter uns. Man kann sog­ar sehen, wie der Heart Lake zu seinem Namen gekom­men ist. Da wir bish­er schon 16 km zurück­gelegt haben, beschließen wir, heute den ganzen Weg zum Ver­mil­lion Val­ley Resort (VVR) zu gehen, anstatt mor­gen früh. Es wird ein langer Tag, aber wir fühlen uns ziem­lich gut und uns allen gelüstet es nach richtigem Essen.

Auf dem Weg hin­unter gibt es noch ein paar Schneefelder, aber auch die sind leicht zu über­winden. Der PCT führt bergab durch einen Wald und fol­gt einem Fluss, den wir schließlich über­queren müssen. Ich war ziem­lich glück­lich, dass wir heute bish­er trock­ene Füße behal­ten haben, aber jet­zt heißt es wieder nasse Füße. Der Fluss ist nur kni­etief, aber hat einen starken Strom­durch­fluss. Das würde schwierig wer­den, wenn er höher wäre.

Wir erre­ichen den let­zten Anstieg für heute, der 284 m hin­auf zur Bear Ridge Trail Junc­tion führt, wo wir abbiegen, um zum VVR zu gelan­gen. Dieser Side Trail ist 7,5 Meilen lang und führt uns steil bergab. Es geht durch einige sump­fige und von Mück­en befal­l­ene Gebi­ete zum Ufer des Lake Thomas Edi­son. Hier kön­nte man für die let­zten 2,5 Meilen mit dem Auto abge­holt wer­den, aber wir entschei­den uns, auch das zu Fuß zu gehen. Wir woll­ten nicht 10 Dol­lar pro Per­son für die Fahrt bezahlen, also gehen wir weit­er. Nach­dem wir in VVR angekom­men sind, erfahren wir, dass das Abholen vom Trail­head ab sofort kosten­los ist, da sie mehr Wan­der­er anziehen wollen.

Wir wan­dern auf dem Damm am See ent­lang und nehmen dann die Straße zum VVR. Die let­zten Kilo­me­ter sind ein langer Hatsch, aber wir schaf­fen es rechtzeit­ig zum Aben­dessen. Am Ende haben wir die Strecke eines Marathons mit über 42 km zurück­gelegt. Mein läng­ster Tag bish­er. Aber wir sind alle glück­lich, dass wir es heute hier­her geschafft haben. Wir wer­den sehr her­zlich mit einem Händ­e­druck und einem kosten­losen ersten Getränk begrüßt. Wir bekom­men sog­ar Bana­nen und Äpfel von ein­er net­ten Dame geschenkt. Dann gehen wir sofort zum Essen. Es ste­ht nicht viel auf der Speisekarte, aber es ist sehr gut und füllt unsere Bäuche. Es gibt sog­ar einen erstaunlich guten und war­men Apfelkuchen mit Eis­creme als Nachtisch, der mich an Apfel­strudel zu Hause erin­nert. Am VVR kann man kosten­los zel­ten, was wir heute Nacht in Anspruch nehmen.

PCT Tag 53: Kurzer Tag zurück zum PCT

VVR bis Meile 880,6
6,6km / 1,5h / 334hm

Wir ver­brin­gen den größten Teil des Tages im VVR, essen viel und besor­gen Pro­viant für die näch­sten zwei Tage bis Mam­moth Lakes. Es ist teuer hier und es ist leicht, den Überblick über die Aus­gaben zu ver­lieren, da man alles auf eine Rech­nung set­zt und am Ende bezahlt. Aber VVR hat eine schöne Atmo­sphäre und das Essen ist gut, also lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Wir ver­lassen es um 16 Uhr und nehmen ein kleines Boot über den See, um einige Meilen zu sparen. Wir nehmen einen anderen Weg als den, den wir nach VVR genom­men haben, und dieser hat weniger Höhen­meter als der Bear Ridge Trail.

Es ist ein leichter Spazier­gang zurück zum PCT vom Ende des Sees aus. Dann müssen wir einen Fluss über­queren, aber anstatt unsere Füße nass zu machen, find­en wir einen umgestürzten Baum etwa 100 m flus­saufwärts, wo wir den Fluss leicht über­queren kön­nen. Das Schlimm­ste hier sind die Mück­en, die uns ger­adezu auf­fressen. Jet­zt geht es bergauf zum Sil­ver Pass und wir schla­gen unsere Zelte auf dem Weg zum Pass, am let­zten anständi­gen Camp­ing­platz auf, damit wir den Pass mor­gen früh erledi­gen kön­nen. Es ist hier keine Mück­en­hölle, aber sie sind immer noch da und es ist ziem­lich nervig. Ich krieche in meinen Schlaf­sack wie in einen Bur­ri­to, um warm zu bleiben und die Mück­en fernzuhal­ten. Wir kön­nen das Rauschen des Flusses von unserem Camp­ing­platz aus hören und ich mag dieses Hin­ter­grundgeräusch sehr.

PCT Day 54: 900 Meilen geschafft

Am näch­sten Mor­gen geht es weit­er bergauf. Wir über­queren ein paar Bäche, ohne dass unsere Füße nass wer­den, und passieren einen Wasser­fall. Wir über­queren ein paar Schneefelder und kom­men an einem schö­nen See mit laut­en Fröschen vor­bei, Wir sind auf dem Weg zum Sil­ver Pass, unserem let­zten Pass vor Mam­moth Lakes. Selt­samer­weise ist der höch­ste Punkt nicht der Pass selb­st, son­dern ein Stück weit­er den Berg hin­auf auf 3.333 m. Auf dem Weg nach unten gibt es ziem­lich viel Schnee, aber er ist leicht zu bege­hen, da er noch fest und nicht zu steil ist. Ich habe keine Ahnung, warum der Schnee am Muir Pass so matschig war und hier, in ein­er niedrigeren Höhe, noch gefroren ist.

Wir steigen wieder in den Wald hinab und holen uns Wass­er aus einem Bach. Die Mück­en sind zurück und ver­suchen, uns zu bei lebendi­gem Leibe aufzufressen, also kön­nen wir hier nicht lange bleiben. Nun geht es wieder bergauf und dieser Anstieg ist anstren­gend, härter als einige der Pässe. Es ist nicht ein­mal ein Pass, aber die Ser­pen­ti­nen sind ziem­lich steil und freiliegend, so dass es beim Auf­stieg sehr warm ist. Aber die Aus­sicht­en sind großar­tig. Schneebe­deck­te Berge ragen um uns herum auf und unten ist eine hüb­sche kleine Wiese mit einem Fluss. Der höch­ste Punkt ist unspek­takulär zwis­chen eini­gen Bäu­men, aber nach einem kurzen Abstieg gibt es einen schö­nen See, den Lake Vir­ginia. Per­fekt für eine Mit­tagspause. Und fast keine Mücken.

Es geht kurz bergauf und dann kom­men wir zu den Ufern des Pur­ple Lake. Von hier aus begin­nt ein weit­er­er Anstieg, der genau­so schw­er ist wie der große zuvor, aber zumin­d­est nicht so lange. Am Ende wird es flach­er und es fol­gt ein schön­er Quer­weg ent­lang des Hangs, bevor wir weit­er bergab gehen und den 900-Meilen-Mark­er passieren. Wir sind begeis­tert, dass wir jet­zt so nah an den 1.000 Meilen auf dem PCT sind. Und ich bin genau heute bere­its zwei Monate auf dem PCT. Ich werde das mor­gen in Mam­moth Lakes feiern, wo wir mor­gens ankom­men sollten.

Wie immer sind die Tage vor den Zero Days großar­tig. Wir fan­tasieren über all das Essen, das wir haben wer­den, und es gibt so viel Vor­freude, es ist wie Wei­h­nacht­en. Eigentlich ist es sog­ar noch bess­er als Weihnachten.

Es geht ein wenig bergauf und dann erre­ichen wir den Camp­ing­platz im Wald. Es gibt viele Plätze zwis­chen den Bäu­men verteilt und wir bilden eine kleine Gruppe mit anderen Wan­der­ern zum Aben­dessen. Unsere kleine Trail-Fam­i­lie hat übri­gens zwei neue Mit­glieder, Squig­gles und Shark­bait bleiben bei uns.

PCT Tag 55: Ankunft in Mammoth Lakes

Mile 901,4 bis Horse­shoe Lake (Mam­moth Lakes)
9km / 1,75h / 233hm 

Es sind nur wenige Kilo­me­ter bis zur Abzwei­gung des Horse­shoe Lake Trails, den wir für 5 Kilo­me­ter bergauf und bergab nehmen, vor­bei am wun­der­schö­nen McLeod Lake, um schließlich den Trail­head am Horse­shoe Lake zu erre­ichen. Wir sind vor 9 Uhr dort, aber der erste Bus fährt erst um 9.30 Uhr. Aber es ist ein­fach, per Anhal­ter nach Mam­moth Lakes zu kom­men, und wir sind rechtzeit­ig zum Früh­stück dort. Wir gehen zur Schat’s Bak­ery zum Mit­tagessen, von deren Sand­wich­es ich tage­lang geträumt habe, und Piz­za zum Aben­dessen. Später gehen wir in ver­schiedene Bars, von denen sich die Tiki Bar als die wildeste her­ausstellt. Wir haben einen lusti­gen Abend, aber am näch­sten Tag schaffe ich nicht viel. Ich schaffe es kaum, einzukaufen und rechtzeit­ig vor Schließung des Post­amtes dort zu sein, um ein Resup­ply-Paket nach Tuolumne Mead­ows zu schick­en. Mein erstes Paket auf dem PCT, das sich allerd­ings als unnötig her­ausstellen wird.

 

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