Sonnenuntergang am Gipfel von Mount Baldy

Die Post-Trail-Depression — Wenn die Wanderung endet

Posted: 3. November 2023 by Annika

Selb­st nach Wochen oder Monat­en eines epis­chen Thru-Hikes kann die Rück­kehr in den All­t­ag ein über­wälti­gen­des Gefühl der Leere hin­ter­lassen. Erfahrt wie ihr mit ein­er “Post-Trail-Depres­sion” umge­hen und welche Schritte ihr unternehmen kön­nt, um die Magie des Trails in eurem täglichen Leben aufrechtzuer­hal­ten. Ein Blick auf die emo­tionale Reise nach dem Thru-Hike — die “Post-Trail-Depres­sion” und wie sie über­wun­den wer­den kann.

Ihr habt einen Thru-Hike hin­ter euch. Wochen­lang, vielle­icht monate­lang, seid ihr von von mor­gens bis abends gelaufen, habt unter den Ster­nen geschlafen, jeden Tag ein neues Aben­teuer. Wahrschein­lich seid ihr im Som­mer gewan­dert und habt fast jeden Tag die Sonne aufge­saugt. Ihr habt unglaubliche Land­schaften gese­hen und neue Fre­und­schaften geschlossen. All eure Prob­leme waren weit weg, eure einzige Sorge war es von Punkt A nach Punkt B zu kom­men, ohne dabei etwas oder euch selb­st kaputt zu machen. Ihr hat­tet jeden Tag einen Plan: Laufen, Essen, Schlafen,

Das Erre­ichen der Ziellinie fühlte sich wahrschein­lich wie eine unglaubliche Leis­tung an. Ihr seid eine Unmenge von Kilo­me­tern auf euren eige­nen Füßen gelaufen. Alles was ihr für das Leben brauchtet befand sich in eurem Ruck­sack auf dem Rück­en. Alles erschien klar und ein­fach. Ihr habt jede Minute bewusst erlebt, die Sonne, die Aus­sicht­en, die anderen Wan­der­er und auch euch selb­st. Ein Monat auf dem Trail fühlt sich viel länger an als ein Monat im nor­malen Leben, wo die Zeit euch aus den Fin­gern zu rin­nen scheint. Deshalb kon­nten auch so inten­sive Fre­und­schaften inner­halb weniger Wochen entste­hen. Wann ver­bringt man schon 24/7 Zeit mit jeman­dem oder sich selb­st? Jeden Tag voll von Son­nenauf- bis Son­nenun­ter­gang zu nutzen ist etwas, was wir im alltäglichen Leben nicht tun. Jed­er Schritt, den wir machen, bringt uns einem Ziel näher, es hat einen Sinn.

Ihr habt einen Haufen Fotos als Erin­nerung von diesem wichti­gen Lebens­ab­schnitt und jet­zt seid ihr bere­it für ein paar Annehm­lichkeit­en des Lebens. Richtiges Essen, ein richtiges Bett, tägliche Duschen. Klingt gut, nicht wahr?

Naja… Nach­dem ihr ein paar Mal geduscht und euren Kühlschrank wieder aufge­füllt habt, sitzt ihr in eurem Wohnz­im­mer und fühlt euch völ­lig leer. Was genau war es noch mal, das ihr ver­misst habt? Um 7 Uhr aufzuste­hen, um zur Arbeit zu gehen, die Woh­nung zu putzen, die Rech­nun­gen zu bezahlen und in über­füll­ten U‑Bahnen zu sitzen. Andere Men­schen ver­ste­hen euch nicht, eure Geschicht­en vom Trail wer­den lang­weilig für sie, sie ver­ste­hen nicht wie euch die Erfahrung auf eurem Thru-Hike verän­dert hat. Es kann sich sog­ar so anfühlen als ob sich die Welt und die anderen Men­schen aus eurem “Leben davor” kein Stück verän­dert haben, während sich in euch drin so viel verän­dert haben zu scheint. Die Erfahrung hat euch reich­er, aber vielle­icht auch ein­samer gemacht, denn ihr fühlt euch nicht mehr so ganz zuge­hörig und das Leben scheint sich ohne euch abzus­pie­len. Es mag sich nicht mehr so anfühlen als wärt ihr Teil dieses Lebens, son­dern eher Beobachter. Irgend­wie scheint eine Wand, eine tren­nende Schicht zwis­chen euch und dem “nor­malen Leben” ent­standen zu sein.

Ihr fühlt euch niedergeschla­gen. Was ist da los? Das Leben fühlt sich lang­weilig und bedeu­tungs­los an, die Zufrieden­heit, die ihr vielle­icht von vorher kan­ntet, will sich ein­fach nicht einstellen.

Während des Wan­derns habt ihr ein inten­sives Gefühl der Frei­heit, des Aben­teuers und der Gemein­schaft ver­spürt. Nach Abschluss des Trails kann der Über­gang zu einem “nor­malen” All­t­agsleben emo­tion­al schwierig sein.

Ihr habt eine Post-Trail-Depression.

Die “Post-Trail-Depres­sion” oder auch “Post-Trail-Blues” ist ein Begriff, der oft von Thru-Hik­ern ver­wen­det wird. Er beschreibt die emo­tionale Her­aus­forderung und das Gefühl der Leere, das viele Wan­der­er nach dem Abschluss eines solchen epis­chen Aben­teuers erleben. Der Über­gang von einem ein­fachen Leben auf dem Trail, bei dem die Pri­or­itäten auf Essen, Schlafen und Wan­dern liegen, zurück zu den Her­aus­forderun­gen des All­t­ags, kann schwierig sein. Es kann sich so anfühlen, als ob die Welt, in der man vorher gelebt hat, nicht mehr dieselbe ist. Während des Wan­derns entwick­elt ihr enge Beziehun­gen zu anderen Trail­ge­fährten. Der Abschluss des Trails kann ein Gefühl des Ver­lusts dieser Gemein­schaft mit sich brin­gen. Die Post-Trail-Depres­sion ähnelt in gewiss­er Weise dem Ver­lust ein­er wichti­gen Phase im Leben. Es kann Trau­rigkeit, Wehmut und eine gewisse Ori­en­tierungslosigkeit aus­lösen. Es kann einige Zeit dauern, um sich wieder in das nor­male Leben einzufind­en und sich auf neue Ziele oder Her­aus­forderun­gen auszurichten.

Goat Rocks Wilderness
Es ist eine andere Welt auf dem Trail

Verstehen, dass eine Post-Trail-Depression normal ist

Die Post-Trail-Depres­sion ist nach einem Thru-Hike oder sog­ar einem “nor­malen” Urlaub sehr ver­bre­it­et. Viele Thru-Hik­er bericht­en, dass sie sich für eine gute Weile völ­lig daneben fühlen, nach­dem sie sich wieder in ihre nor­male Rou­tine ein­gelebt haben — ihr sollt also wis­sen, dass ihr nicht allein seid! Das Gefühl der Ein­samkeit wird durch die Tat­sache ver­stärkt, dass eure Fam­i­lie und Fre­unde nur mäßig an euren Out­door-Aben­teuern inter­essiert sind. Sie ver­ste­hen nicht, was ihr auf dem Wan­der­weg durchgemacht habt — und auch nicht, was ihr jet­zt erlebt. Die “reale Welt” fühlt sich vielle­icht hoff­nungs­los mate­ri­al­is­tisch an, und ihr passt nicht mehr wirk­lich in sie hinein.

Wenn ihr trainiert, set­zt euer Kör­p­er Endor­phine frei. Fügt etwas Natur, Son­nen­licht und eine beein­druck­ende Land­schaft hinzu und euer Gehirn explodiert mit diesen Glück­shormo­nen. Es ist das Gefühl, das euch dazu bringt, eure Arme in den Him­mel zu heben, wenn ihr auf einem Berggipfel ste­ht. Der Ver­gle­ich mit der Ein­nahme von Dro­gen ist eigentlich gar nicht so weit herge­holt, man ist seit Monat­en auf ein­er kolos­salen Dosis eines natür­lichen Rausches und plöt­zlich ist alles ein­fach weg. Ich has­se es, das zu sagen, aber ein gutes Buch auf der Couch vor dem Kamin zu lesen oder sog­ar Zeit mit euren Lieb­sten zu ver­brin­gen, set­zt nicht die gle­iche Dosis frei. Kein Wun­der, dass ihr euch niedergeschla­gen fühlt, eurem Gehirn wird der moti­va­tions­fördernde Treib­stoff regel­recht entzogen!

Deshalb ist es gut zu wis­sen, dass eure Stim­mungen nicht unbe­d­ingt vom ratio­nalen Teil eures Gehirns dik­tiert wer­den. Wenn ihr euch schlecht fühlt, ist es sehr ein­fach, daraus zu schließen, dass ihr euch schlecht fühlen müsst, weil euer Leben schlecht ist. Das ist der Punkt, an dem ihr euch selb­st unter­brechen müsst. Die Entzugser­schei­n­un­gen und die leicht­en Depres­sio­nen, die ihr vielle­icht ver­spürt, sind eine Reak­tion auf eure extreme Leben­sum­stel­lung. Euer Gehirn zieht es bei weit­em vor, Berge zu besteigen, anstatt E‑Mails zu ver­schick­en. Das bedeutet nicht, dass euer Leben nun bedeu­tungs­los ist und ihr für immer unglück­lich sein werdet.

Gebt euch Zeit

Um mit der Post-Trail-Depres­sion umzuge­hen, ist es hil­fre­ich, sich bewusst zu machen, dass es eine natür­liche Reak­tion auf den Über­gang vom Trail in die All­t­agswelt ist. Es kann auch hil­fre­ich sein, sich mit anderen Wan­der­ern auszu­tauschen, die ähn­liche Erfahrun­gen gemacht haben, und Unter­stützung von Fre­un­den und Fam­i­lien­mit­gliedern zu suchen. Die Zeit heilt oft diese Art von Depres­sion, und es ist wichtig, sich selb­st die Erlaub­nis zu geben, diese Über­gangsphase zu durchleben.

Macht euch keine Sor­gen, dieses Loch wird nicht ewig anhal­ten. Egal, ob diese Über­gangsphase nun bedeutet, dass ihr nur auf den näch­sten großen Trail hinar­beit­et, oder euch tat­säch­lich wieder in eine Art “nor­males” Leben ein­find­en kön­nt. Als ich ins graue Deutsch­land zurück­gekehrt war, nach­dem ich drei Monate in Neusee­land auf dem Te Araroa gewan­dert war, fühlte ich mich beschissen. Das erste was ich getan habe als ich nach Hause kam war mich weinend im Bett zu verkriechen. Es war nun also wirk­lich vor­bei, dieses Leben in dem ich so aufge­gan­gen bin. Und die alltäglichen Verpflich­tun­gen, Sor­gen und Prob­leme dro­ht­en mich nahezu zu überfluten.

Alles, worauf man sich bei dem Gedanken an “Zuhause” freuen kön­nte, fühlte sich über­haupt nicht erfül­lend an, und ich machte mir Sor­gen, dass die Lebenslek­tio­nen, die ich auf dem Trail “gel­ernt” hat­te, an mich ver­schwen­det waren — dass ich dazu ver­dammt war, in meinem nor­malen Leben unglück­lich zu sein. Den TA zu laufen war eine große exis­ten­zielle Sache für mich und nun fehlte mir diese Sache extrem. Wie auch immer, mit der Zeit lebte ich mich allmäh­lich wieder ein. Gebt euch eine Chance all die Emo­tio­nen zu ver­ar­beit­en. Gebt euch die Erlaub­nis trau­rig sein zu dür­fen und auf eure Bedürfnisse zu hören.

Seid proaktiv — findet ein Projekt

Vielle­icht etwas wider­sprüch­lich zum vorheri­gen Ratschlag dem Ganzen Zeit zu geben, aber das bedeutet nicht nur herumzusitzen und Trüb­sal zu blasen. Langfristige Ziele kön­nen sehr anstren­gend sein und gehen oft im All­t­ag unter. Die Arbeit erscheint nicht mehr erfül­lend, der Sinn scheint euch abhan­den gekom­men zu sein. Ihr tagträumt euch zurück auf den Trail. Vielle­icht kämpft ihr sog­ar mit ein­er Reizüber­flu­tung, die ihr vorher gar nicht so kan­ntet. Plöt­zlich erscheint das nor­male Leben viel lauter, hek­tis­ch­er, über­füll­ter, anstren­gen­der als vorher. Der Einkauf im Super­markt oder das Nutzen von öffentlichem Nahverkehr zur Rush Hour kann zu ein­er echt­en Her­aus­forderung werden.

Sich jedoch der lei­den­schaftlichen Ver­fol­gung kurzfristiger Ziele zu wid­men, kann ein echter Leben­sret­ter sein.

Am lieb­sten würde ich jeden zweit­en Monat Urlaub machen und wenn ich ein­mal aus der Rou­tine gewor­fen werde, dauert es ewig, bis ich wieder in Schwung komme. Kommt euch das irgend­wie bekan­nt vor? Ich habe her­aus­ge­fun­den, dass das beste Mit­tel dage­gen eine neue Lei­den­schaft ist, vorzugsweise eine Out­door-Lei­den­schaft. Viele Wan­der­er bericht­en, dass es ihnen geholfen hat, ihre Post-Trail-Depres­sion zu über­winden, indem sie eine weit­ere Wan­derung planten. Das Set­zen von Zie­len spielt dabei eine große Rolle, denn auf einem Thru-Hike ist jed­er Schritt ein greif­bar­er Fortschritt. Wenn mein neues Pro­jekt in irgen­dein­er Weise mess­bar ist, erhöht das seinen Reiz.

Ich wusste ich wollte einen weit­eren Thru-Hike machen, ich wusste, dass der Te Araroa nicht das Ende sein würde. Es war erst der Anfang mein­er Thru-Hik­ing-Kar­riere. Ich wusste noch nicht was das näch­ste Ziel wer­den würde, aber ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit. Und zwei Jahre später war es soweit und ich ging auf meinen zweit­en großen Thru-Hike, den PCT. Und auch nach dem PCT hat­te ich wieder eine Post-Trail-Depres­sion, dies­mal wusste ich aber schon bess­er, was da auf mich zukommt, und dass mein “nor­males Leben” nur der Über­gang zum näch­sten Pro­jekt darstellt. Ich kon­nte mich bess­er darauf ein­stellen und habe mir mehr Zeit gegeben langsam wieder zurück­zufind­en. Es war auch ein­fach­er, da ich nach dem Trail immer noch im engen Kon­takt mit jeman­den war, der einen großen Teil dieses Aben­teuer mit mir bestanden hat.

Wenn eine Langstreck­en­wan­derung nicht mit eurem Lebensstil oder Bud­get vere­in­bar ist, kein Prob­lem. Es gibt viele Pro­jek­te und Aktiv­itäten, die ihr näher an eurem Zuhause durch­führen kön­nt. Eine neue Sprache zu ler­nen oder ein Instru­ment zu spie­len sind Klas­sik­er — aber wie wär’s zum Beispiel mit Klet­tern? In den meis­ten größeren Städten gibt es Klet­ter­hallen und je nach­dem wo ihr wohnt gibt es auch Spots draußen am Fels. Es ist eine sehr kör­per­liche und soziale Aktiv­ität, die einen dazu zwingt, mit seinem Kör­p­er im Ein­klang zu sein und ablenk­ende Gedanken auszublenden. Andere Dinge, die ihr aus­pro­bieren kön­ntet: Laufen — alles von 5 km bis hin zu einem (Halb-)Marathon ver­langt von euch, dass ihr euren Hin­tern hochkriegt und in eine Rou­tine kommt. Wenn ihr in der Nähe der Küste lebt, geht pad­deln oder sur­fen! Wenn ihr in der Nähe der Berge wohnt, geht berg­steigen! Und auch im Flach­land gibt es viele mögliche Wanderrouten.

Der Achensee vom Bärenkopf
Auch Tageswan­derun­gen kön­nen euch ein Stück Trail-Gefühl zurückgeben

Verbindet euch

Bleibt in Kon­takt mit euer Trail-Fam­i­ly, denn ihnen wird es höchst­wahrschein­lich genau­so gehen wie dir. Sie ver­ste­hen dich und wer­den dir nicht das Gefühl geben, dass irgend­was mit dir nicht stimmt. Dass du funk­tion­ieren musst um einen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Die Fre­und­schaften, die ihr auf dem Trail geschlossen habt, kön­nen euch auch jet­zt helfen mit diesen Her­aus­forderun­gen klar zu kom­men. Gemein­sam in Erin­nerun­gen schwel­gen, Anek­doten zum Besten geben, zusam­men Fotos anschauen — all das kann euch helfen euch weniger allein zu fühlen.

Über die sozialen Medi­en kön­nt ihr euch auch mit zukün­fti­gen Thru-Hik­ern ver­net­zen und ihnen dabei helfen ihr Aben­teuer zu pla­nen, ihnen mit Tipps zur Seite ste­hen. Ich habe gemerkt wie wun­der­bar es sich anfühlt, wenn ich über den Trail reden darf. Im All­t­ag ist das schwierig, denn die meis­ten Men­schen inter­essieren sich nicht für all die Details und Fein­heit­en, sie mögen einen sog­ar für etwas ver­rückt hal­ten und es kann einem das Gefühl geben nicht mehr dazuzuge­hören. Aber da draußen gibt es zukün­ftige Thru-Hik­er, die total glück­lich über die Erfahrun­gen von euch sein wer­den. Und es gibt euch die Gele­gen­heit­en stun­den­lang darüber reden zu dür­fen, ohne, dass es ihnen lang­weilig wird. Es ist eine Win-Win-Sit­u­a­tion für bei­de Seite. Du darf­st darüber reden und dich nüt­zlich fühlen indem du dem Aspi­ran­ten hil­f­st und der andere prof­i­tiert von deinen Erfahrun­gen für sein eigenes Aben­teuer. Und wenn ihr diesen Men­schen dann dabei fol­gt wie sie let­ztlich ihren eige­nen Weg auf dem Trail gehen, kön­nt ihr die Erin­nerun­gen wieder aufleben lassen und euch wieder als Teil von etwas Größerem fühlen. Es ist ein biss­chen so als würde man mit­wan­dern. Dies ist eine gute Art seine Zeit bis zum näch­sten größeren Ziel zu verbringen.

Wenn du in der Nähe eines Langstreck­en­trails wohnen oder zufäl­lig auf ein­er Reise in der Nähe sein soll­test, über­rasche doch die Wan­der­er mit etwas Trail Mag­ic oder biete eine Mit­fahrgele­gen­heit an. Es ist eine tolle Art, die emp­fan­gene Fre­undlichkeit zurück­zugeben, und gle­ichzeit­ig in Kon­takt mit Men­schen zu kom­men mit denen man über eine gemein­same Erfahrung sprechen kann. Egal, in welch­er Form, zurück­zugeben kann ein sehr erfül­len­des Gefühl sein.

Ich denke gerne daran mich als eine Art Alien zu sehen, das nur seinen Heimat­plan­eten find­en muss. Und die Natur und die Thru-Hik­ing Szene ist eine Art Heimat­plan­et für mich. Wo ich mich dazuge­hörig und zuhause fühle.

Trail Magic von Chipmunk
Die gefun­dene Gemein­schaft auf dem Trail ist nicht zu Ende

Der Weg geht immer weiter

Vielle­icht werdet ihr euch fest­stellen, dass eure Sicht auf das Leben etwas aus den Fügen ger­at­en ist. Dass sich Erfolg vielle­icht nicht mehr über Geld, Kar­riere und eine Fam­i­lie definiert. Es ist vol­lkom­men okay Erfolg und vielle­icht sog­ar seine Leben­sziele anders zu definieren. Macht eine Liste mit all euren Träu­men: Reisen, Wan­derun­gen, Thru-Hikes, Aktiv­itäten, die ihr schon immer mal machen woll­tet. Nehmt keine Rück­sicht darauf ob es real­is­tisch ist oder nicht. Wenn ihr Lust habt ins Weltall zu fliegen, set­zt das ruhig auf die Liste. Wer weiß was die Zukun­ft brin­gen mag. Fangt an zu träu­men bzw. träumt weit­er. Dies ist nicht das Ende der Liste, dies ist erst der Anfang.

Vergesst dabei auch nicht darauf zurück zu blick­en was ihr euch schon für Träume erfüllt habt. Wenn es mir hund­se­lend geht, hil­ft es mir manch­mal mir vor Augen zu führen was ich schon alles für Aben­teuer erlebt habe, von denen die meis­ten Men­schen nur träumen.

Nach­dem ich einige Trails auf der ganzen Welt absolviert habe, weiß ich, dass die Magie der Stadt nur vorüberge­hend ist, die Magie des Trails aber ist für immer. Selb­st ein schlechter Tag auf dem Trail fühlt sich sich bess­er an als ein durch­schnit­tlich­er Tag auf der Arbeit. Plöt­zlich würdet ihr gerne wieder in eurem kon­den­sa­tion­s­getränk­tes Zelt sitzen und Ramen essen.

Ich wan­dere so viel wie möglich, set­ze mir Ziele in näher­er Umge­bung. Jed­er Minute in der Natur bringt mir Frieden. Ich füh­le mich da draußen zuhause. Ich habe das Gefühl ich selb­st sein zu kön­nen, so sein zu dür­fen wie ich bin, denn die Natur schert sich nicht darum wie ich ausse­he und ob ich den Her­aus­forderun­gen des alltäglichen Lebens gewach­sen bin. Ich darf ein­fach sein. Selb­st eine Tageswan­derung ver­schafft mir Erle­ichterung, eine Pause von der Hek­tik des All­t­ags. Raus aus der Zivil­i­sa­tion und rauf auf einen Berg, Sonne und Wind auf der Haut spüren, ein biss­chen schwitzen, neue Erin­nerun­gen schaf­fen, am Ende des Tages müde Beine zu haben und dabei eine gewisse Zufrieden­heit zu verspüren.

Wenn ihr euch das Gefühl auf einem Thru-Hike zurück­holen möchtet, dann packt doch ein­fach euer Zelt und euer Cold-Soak-Glas in euren Ruck­sack und über­nachtet irgend­wo. Nur eine Nacht da draußen, Son­nenun­ter­gang und Son­nenauf­gang von dem Gipfel eines Berges erleben, kann mir schon helfen wieder durchzu­at­men. Über­legt euch welche Berge ihr schon immer mal besteigen woll­tet, welche Trails rund um euer Zuhause ihr schon immer mal laufen wolltet.

Am Ende des Tages geht es bei der Post-Trail-Depres­sion nicht nur darum die Erfahrung des Trails zu ver­mis­sen, son­dern auch darum, die Ver­sion von sich selb­st zu ver­mis­sen, die man beim Wan­dern war. Um den Blues zu über­winden, müsst ihr also nach anderen Din­gen suchen, die die beste Ver­sion von euch zum Vorschein bringt.

Sonnenaufgang am Gipfel von Mount Baldy
Ein Overnighter auf einem Berggipfel kann euch das Gefühl, das ihr auf einem Thru-Hike hat­tet, zurückgeben

Sucht euch Hilfe

Nur am Rande: Wenn ihr euch langfristig depres­siv fühlt, würde ich euch empfehlen, einen Ther­a­peuten aufzusuchen oder mit eurem Hausarzt zu sprechen — wenn ihr fest­stellt, dass eure Post-Trail-Depres­sion sich zu etwas Ern­sterem ausweit­et, sucht euch pro­fes­sionelle Hil­fe! Das ist beson­ders wichtig für Men­schen mit ein­er Vorgeschichte von psy­chis­chen Prob­le­men. Wenn ihr eine Vorgeschichte habt bzw. eine psy­chis­che Störung, wartet gar nicht erst darauf, dass ihr in das Loch fallt, son­dern sucht frühzeit­ig Anschluss an euren Psy­chi­ater und Therapeuten.

Men­tale Gesund­heit ist kein Tabu mehr, es ist wichtig sich damit auseinan­derzuset­zen. Ihr müsst da nicht alleine durch. Es ist viel bess­er, Unter­stützung zu bekom­men, um eure Psy­che wieder zu sta­bil­isieren, als unnötig zu lei­den, weil ihr euch nicht in der Lage seht, mit der Sit­u­a­tion fer­tig zu werden.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass die “Post-Trail-Depres­sion” eine völ­lig nor­male und ver­ständliche Reak­tion auf den Über­gang vom Thru-Hiken zurück in den All­t­ag ist. Die inten­sive Frei­heit, Aben­teuer­lust und Gemein­schaft des Trails kann schw­er zu erset­zen sein, und der Man­gel an klaren Zie­len und Her­aus­forderun­gen im nor­malen Leben kann zu ein­er Sinnkrise führen. Es ist wichtig zu erken­nen, dass diese Depres­sion vorüberge­hend ist und im Laufe der Zeit nach­lassen wird.

Um den Post-Trail-Depres­sion zu bewälti­gen, ist es hil­fre­ich, proak­tiv zu sein, sich mit anderen Wan­der­ern auszu­tauschen, langfristige Ziele zu set­zen und sich weit­er­hin mit der Natur zu verbinden. Die Erfahrun­gen und Erin­nerun­gen, die ihr auf dem Trail gesam­melt habt, kön­nen als Anker für zukün­ftige Aben­teuer und als Quelle der Inspi­ra­tion dienen.

Denkt daran, dass das Leben immer weit­erge­ht, und eure Erfahrun­gen auf dem Trail euch auf einzi­gar­tige Weise geprägt haben. Während die Post-Trail-Depres­sion her­aus­fordernd sein kann, ist sie auch eine Gele­gen­heit zur Selb­stre­flex­ion und zur Neuaus­rich­tung eur­er Leben­sziele. Wenn ihr diesen Blues mit Geduld und Entschlossen­heit durch­ste­ht, kön­nt ihr auf neue Wege und Aben­teuer hof­fen, die euer Leben bere­ich­ern und euch erfüllen wer­den. Der Trail mag vorüber sein, aber die Reise geht weiter.

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