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Rom: Eine Stadt wie ein Museum

Rom, die ewige Stadt, ist extrem reich an historischen Gebäuden und wenn man hierher reist, kommt man sich vor wie in einem großen Freiluftmuseum. Wo man auch hinblickt ragen antike Ruinen, Kirchen, Monumente und viele andere bedeutende Sehenswürdigkeiten auf.

Diokletiansthermen

Ich starte meine Erkundung Roms damit, dass ich einigermaßen ziellos Richtung Piazza della Repubblica gehe. Es ist Mittagszeit und ziemlich heiß, weshalb es in der Sonne kaum auszuhalten ist. Ich beschließe also mich möglichst schnell in ein Museum zu verkriechen und dem ersten dem ich begegne ist das Museo Nazionale Romano: Terme di Diocleziano. Es gibt zwei Museo Nazionale Romano, jeweils eine alte Therme. Die Diokletiansthermen aus dem 4. Jahrhundert waren die größten im antiken Rom und boten Platz für 3.000 Menschen.

Im Erdgeschoss finden sich die Ruinen des riesigen Bäderkomplex, außerdem zahlreiche Statuen, Vasen, Haushaltsgegenstände und Grabbeigaben aus dem 11. bis 6. Jahrhundert vor Christus. Im zweiten Stock wird die Geschichte der Besiedlung Roms erzählt.

Erste Erkundung mit Aussicht

Ich verschaffe mir am Anfang einer Städtereise immer gerne erstmal einen Überblick über die Stadt, was sowohl mit Aussichtspunkten als auch mit Free Touren super gelingt.

Ich gehe nun also die Via Nazionale hinunter bis zum Piazza Venezia auf dem sich das große weiße Vittoriano erhebt. Man sieht es fast von überall in Rom wie eine große weiße Hochzeitstorte oder auch wie eine Schreibmaschine, wie das Gebäude in Rom auch genannt wird. Benannt ist es nach dem ersten König Italiens. Der besonders weiße Marmor stammt aus dem Norden Italiens und wurde sonst nicht verwendet. Weil es aufgrund dieser Weiße besonders hervorsticht wurde es vom Volk nicht sehr geliebt und wird auch als „Schreibmaschine“ oder „Hochzeitstorte“ bezeichnet. Von hier hat man eine wundervolle Aussicht auf die Umgebung und denkt sich beim Anblick all dieser Ruinen und Kirchen, dass die Stadt ein einziges Freiluftmuseum ist. Von hier überblickt man das Forum Romanum, Foro di Augusto, Foro di Traiano, Kolosseum und sogar den Petersdom in der Ferne.

Dahinter erhebt sich der Campidoglio (Kapitolinischer Hügel) von dem man eine noch bessere Aussicht auf das Forum Romanum und das Kolosseum hat. Früher standen hier Roms wichtigste Tempel: Einer Jupiter Capitolinus und der andere Juno Moneta gewidmet. Campidoglio war das Herz der Römischen Republik. Noch heute ist der Hügel Sitz der Macht, denn die städtische Regierung befindet sich hier.

Trajansforum

Ich drehe eine Runde vorbei an den kaiserlichen Foren , die das zu klein gewordene Forum Romanum erweiterten. Das Trajansforum ist noch am besten erhalten und einige Tafeln zeigen eine Rekonstruktion des Forums. In halkreisförmiger Anordnung stehen die Trajansmärkte in dessen mehrere Stockwerke hohen Gebäuden Geschäfte untergebracht waren, fast wie ein Einkauszentrum. Darüber triumphiert ein Wachtturm, der allerdings erst aus dem 13. Jahrhundert stammt. Viel mehr ist nicht zu erkennen außer einigen Säulen der Basilica Ulpia und der großen Trajanssäule.

Überblick mit einer Rom Free Tour

Für den Abend habe ich mir einen Platz in einer Free Tour reserviert. Die hiesigen Free Touren werden leider mit Vorab Reservierung online angeboten, damit die Gruppen nicht zu groß werden. Schweißgebadet stapfe ich die Via Nazionale wieder zurück um zur Piazza della Repubblica zu gelangen, wo wir uns vor der von außen unscheinbaren Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri treffen. Sie ist in alte Gebäude der nebenstehenden Therme gebaut und steht innen im krassen Gegensatz zu ihrem Äußeren. Sie entand nach Plänen von Michelangelo, allerdings blieb von seinem Werk nur noch die Decke übrig. Wichtig für jegliche Kirchen in Rom ist es, dass Knie und Schulter bedeckt sein müssen. An heißen Tagen wie heute empfiehlt sich ein Tuch, das man sich beim Betreten einfach umwickelt um die fraglichen Körperpartien zu bedecken.

Der halbkreisförmige Piazza della Repubblica ist den alten Gebäuden, die zu den Diokletiansthermen gehörten, nachempfunden. Wir begeben uns rechts davon und landen an einer Kreuzung an der sich an jeder Ecke ein barocker Brunnen befindet. Die vier Brunnen (Quattro Fontane) symbolisieren jeweils Florenz, Rom, die Göttin Juno und Diana. Der Wolf, den man an vielen Stellen der Stadt findet, stellt die Legende von der Gründung Roms dar. Laut dieser Legende soll eine Wölfin Romolus, den Gründer Roms, und seinen Bruder Remus gesäugt haben. Die Vier Brunnen finden sich an der Kreuzung Via Quirinale/Via delle Quattro Fontane.

Die Brunnen der Stadt entstanden im Auftrag des Papstes für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Neben Brunnen gibt es auch sehr viele Kirchen in Rom. In ganz Rom gibt es mehr als 900 Kirchen. Keine andere Stadt in der Welt hat mehr Kirchen. So wird man in Rom auch in beinahe jeder Sprache einen Gottesdienst finden.

Rom wurde einst zwischen sieben Hügeln erbaut. Dazu gehört Kapitol, Palatin und Quirinal. Auf dem Quirinalhügel stehen wir jetzt, der mit 61m zu den höchsten zählt. Von hier kann man auch hervorragend den Petersdom sehen. Hier steht auch der Quirinalspalast, der Sitz des Präsidenten Italiens. Ursprünglich war der Palazzo die Sommerresidenz des Papstes. Später nahm der König den Palast ein und nach der Monarchie das Staatsoberhaupt der Republik. Frieden zwischen König und Kirche vermittelte übrigens kein geringerer als Mussolini.

Wir kommen zu dem monumentalen Trevi Brunnen, der trotz der Menschenmassen, die sich auf dem kleinen Platz davor tummeln, wirklich beeindruckend schön ist. Das Thema des Brunnens ist der Ozean. In der Mitte steht ein großer Neptun. Die zwei Pferde rechts und links unten symbolisieren die verschiedenen Zustände des Meeres – wild und ruhig – und die Männer daneben im Versuch die Pferde, also das Meer, zu zähmen. Hinter Neptun stehen zwei Frauen, die zum einen Reichtum und Heilsamkeit repräsentieren. Darüber die Erbauung des Aquädukts mit dessen Hilfe der Brunnen mit Wasser versorgt wird, einer der ältesten der Stadt. Oben vier Frauen, die jeweils für Frühling, Sommer, Herbst und Winter stehen. Ganz oben thront das Wappen des für den Bau des Brunnens verantwortlichen Papsts mit zwei Engeln und den Schlüsseln als Symbol des Vatikans.

Jeden Tag landen 1.000 – 2.000 Euro in diesem Brunnen, da es Tradition ist eine Münze hineinzuwerfen. Die Münze wird rückwärts über die Schulter in den Brunnen geworfen und soll dafür sorgen, dass man wieder nach Rom kommt. Täglich wird der Brunnen früh am Morgen ausgeleert.

Die Tour schließen wir am Piazza Venezia vor dem Monument Vittorio Emanuelle, der Schreibmaschine, ab. Der Piazza Venezia hat seinen Namen daher, dass der venezianische Botschafter hier im Palast wohnte wenn er zu Besuch beim Papst war. Später hielt Mussolini hier seine Reden. Ich gehe wieder zurück ins Hotel, wo ich auf meine Begleitung für diese Reise stoße und wir zusammen Pasta essen gehen. Spagetthi all’amatriciana, ein typisch römisches Pastagericht mit Speck, Tomaten und Pecorino.

Das Kolosseum

Den heutigen Tag starten wir gleich mit dem Kolosseum, der großen Ikone des antiken Roms und einem beeindruckenden Beispiel für einstige Größe. Hier geschah es, dass Gladiatoren und verurteile Straftäter mit Löwen, Elefanten und anderen wilden Tieren kämpften. Dies ist schon lange vergangen, die Menschenmassen sind jedoch immer noch da. Es empfiehlt sich sein Ticket für das Kolosseum, das auch Palatin und das Forum Romanum enthält, vorher im Internet zu kaufen oder aber am Schalter vom Palatin, wo es weit ruhiger zugeht. So kann man der langen Schlange am Eingang mühelos entgehen.

Kaiser Vespasian ließ das Kolosseum auf den Ruinen von Neros Palast bauen, dessen Spuren nach seinem Tod sämtlich aus Rom getilgt wurden. Umso ironischer ist es, dass das ursprüngliche Amphitheater mit dem Namen „Amphitheatrum Flavium“ nun unter dem Namen „Kolosseum“ bekannt ist, denn offenbar wurde es ab dem 8. Jahrhundert schlichtweg nach einer Kolossalstatue des Kaisers Nero benannt, die neben dem Kolosseum stand, und später in eine Statue des Sonnengottes Sol umgewandelt wurde.

Eingeweiht im Jahre 80 n. Chr. wurden große Spiele veranstaltet, die 100 Tage und Nächte andauerten und 5.000 Tieren das Leben kostete. Nur Trajan konnte das später übertrumpfen indem er 117 Tage lang 9.000 Gladiatoren und 10.000 Tiere antreten ließ. Das Kolosseum konnte 50.000 Menschen beherbergen und nur sehr reiche Adlige, allen voran der Kaiser selbst, konnte es sich leisten solche Spiele inklusive Verpflegung des Publikums und Herbeischaffung der Tiere zu veranstalten.

Das Kolosseum ist in drei Teile geteilt: Arena, Zuschauerraum und Podium. Das Podium war Senatoren, Kaisern und anderen bedeutsamen Persönlichkeiten vorbehalten. Der Zuschauerraum gliederte sich wiederrum in drei Teile, je nach Rang des Publikums. Ganz unten saßen die Soldaten, die reichen Bewohner der Stadt in der Mitte und oben das gemeine Volk. Darüber war ein großes Leinentuch gespannt, das die Zuschauer vor Sonne und Regen schützte. Die Arena selbst bestand aus einem Holzboden, der mit Sand bedeckt war, damit die Kämpfenden nicht ausrutschen konnten und das Blut aufgesaugt wurde. Falltüren führten in die Räume und Gänge darunter. Größere Tiere wurden mit einer Art Aufzug in die Arena gebracht.

Die ersten Runden fanden meist ausschließlich zwischen Tieren oder Mensch gegen Tier statt, wobei Kämpfe zwischen exotischen Tieren besonders beliebt waren. Zwischendurch gab es heitere Zwischenspiele mit Zirkusnummern, dann folgten Hinrichtungen indem die Verurteilten gegen Tiere oder einander antreten mussten bis alle tot waren. Erst dann folgten die Gladiatorenkämpfe bei denen weniger Menschen starben als gemeinhin angenommen. Die Ausbildung eines Gladiatorens war immerhin teuer.

Bei den Kämpfern handelte es sich sowohl um Sklaven, Kriegsgefangene, verurteilte Straftäter und freie Bürger, die freiwillig als Gladiatoren antraten, denn es versprach eine gute medizinische und leibliche Versorgung Gladiator zu sein während sie dafür nur ein- bis zweimal im Jahr zu kämpfen brauchten.

Ein unterlegener Gladiator konnte um Gnade bitten und die Zuschauer konnten über sein weiteres Schicksal bestimmen. Anders als viele Filme vermuten lassen, geschah dies nicht durch Daumen hoch oder runter. Die Zuschauer riefen „mitte“ oder „missum“ (Lasst ihn gehen) um ihn gehen zu lassen, wenn er sich tapfer geschlagen hat. Wenn es allerdings „iugula“ (Abstechen) mit verbundener Geste über den Hals hieß wurde der Gladiator hingerichtet.

Als Arena war das Kolosseum etwa 450 Jahre lang in Verwendung. Später wurde das Kolosseum vor allem als Steinbruch für die Bauten der Reichen und Mächtigen verwendet, was zusammen mit Erdbeben dazu beitrug, dass von der Fassade nur noch die nördliche Hälfte erhalten ist. Erst im 18. Jahrhundert wurde die langsame Zerstörung des Kolosseums beendet indem der damalige Papst den Erhalt anordnete.

Es empfiehlt sich definitiv eine Tour um all diese Details des Kolosseums und der Spiele zu erfahren. Außerdem empfehle ich einen Besuch am frühen Morgen, da es im Kolosseum sehr heiß werden kann.

Circo Massimo

Hinter dem Kolosseum befindet sich der Circo Massimo, Roms größtes Stadium. Der eigentliche Volkssport im antiken Rom waren nicht etwa die Gladiatorenkämpfe, sondern die Wagenrennen im Circo Massimo. 250.000 Menschen fanden hier Platz. Leider ist heute nicht mehr viel von der einstigen Pracht zu sehen. Es ist nur noch eine 600m lange grasige Kuhle. Gelegentlich wird der Ort für Konzerte und andere Massenveranstaltungen verwendet. Es befinden sich allerdings wohl noch Relikte unterhalb, die erst zu Tage gefördert werden sollen, wenn entsprechend viel Geld zur Konservierung vorhanden ist. Solange sind sie unter der Erde sicherer.

Travestere

Gegen Mittag begeben wir uns in das Travestere Viertel und wandeln dort durch die Straßen. Die kopfsteingepflasterten engen Straßen mit alten Fassaden, die mit Efeu umrankt werden, sind ideal zum Schlendern. Viele schöne Restaurants und Ausgehgelegenheiten finden sich hier. Dieses bezaubernde Viertel findet sich auf der gegenüberliegenden Seite vom Historischem Zentrum einmal über eine der Brücken über den Tiber.

Wir holen uns eine Pizza zum Mitnehmen, die wir auf einer Piazza verspeisen. Spätestens hier fällt mir auf, dass Rom recht arm an Sitzgelegenheiten ist. Wo sich Piazzas oder auch das Flussufer des Tibers für idyllische Sitzgelegenheiten anbieten, sucht man Bänke vergeblich. Nicht einmal an Bushaltestellen gibt es Bänke. Nachdem wir nun schon einige Kilometer in den Füßen haben, wäre uns sehr an einer solchen Sitzgelegenheit gelegen. Kurzerhand setzen wir uns auf Stufen oder die Straße, denn anders scheint es nicht zu gehen. Wobei nicht jede Treppe dazu geeignet ist sich darauf zu setzen, aber fleißige Aufpasser werden einen schon mithilfe lauter Trillerpfeifen daran erinnern.

Wir besuchen die Basilica de Santa Maria, die sich 21 antiker römischer Säulen bediente, die teilweise aus der großen Terme di Caracalla stammten. Große Mosaike schmücken die Kirche in ihrem Inneren.

Der Kampf mit Roms Infrastruktur

Nun wollen wir mal das Busnetzwerk Roms ausprobieren. Erst erschien mir das doch recht leicht, weil an sich an jeder Station Schilder mit Nummern und Routen der vorbeifahrenden Busse befinden. Jedoch gibt es weder Fahrpläne noch die Garantie, dass der angeschriebene Bus tatsächlich kommt. Auch die angegebenen Zeiten von Google Maps haben rein gar nichts mit der Realität gemein. Mit Hilfe von Google finden wir aber immerhin die richtigen Stationen und schlussendlich auch den Bus mit dessen Hilfe wir gedenken auf den Giancolo Hügel zu gelangen. Der Bus fährt zwar erst nach 20 Minuten Rumstehen in der Hitze ohne jegliche Klima-Anlage während dessen uns der Schweiß bereits nur so runterläuft, aber immerhin.

Er bringt uns wie vorgesehen auf den Giancolo, denn nach bereits 15km Fußmarsch ist uns auch mal nach der einfacheren Alternative. Ich kann allen nur bequemes Schuhwerk empfehlen, denn Städtetrips bedeuten immer eine beachtliche Strecke zu Fuß währenddessen sich eine Stadt ja auch einfach am besten erkunden lässt. Ich kann tatsächlich nur die U-Bahn als zuverlässiges und regelmäßig verkehrendes Verkehrsmittel empfehlen, deren Netz ist allerdings im Zentrum nicht besonders gut ausgebaut. Außer dem direkten Erreichen der Spanischen Treppe und dem Kolosseum gibt sie nicht allzu viel her.

Die Tram ist auch noch recht zuverlässig, fährt aber auch nur in einem Teil der Stadt. Die Tram Linie 3 fährt vom Travestere-Viertel über das Kolosseum bis in den nördlichen Teil der Stadt und dem Park Villa Borghese, was eine nette Stadtrundfahrt ergibt.

Aussicht vom Giancolo

Tatsächlich finden wir auf dem Giancolo die ersten Bänke. Sie stehen zwar nicht dort, wo man die beste Aussicht hat, aber sie existieren immerhin. Um hier her zu gelangen empfiehlt der Lonely Planet Bus Nr. 870, der aber scheinbar nur in Theorie existiert. Der Bus Nr. 115 bringt einen von der Via Paola aber ebenfalls hierher.

Wir genießen den Ausblick auf Rom und stecken unsere Füße danach in eine der zahlreichen Brunnen. Das ist eigentlich nicht erlaubt, aber sobald wir es vormachen, machen es andere Touristen nach. Es ist aber auch einfach zuviel verlangt in dieser Hitze und ohne Sitzmöglichkeiten diese verlockende Erfrischung ungenutzt zu lassen. Trotz ihrer Geschichte mit den zahlreichen großen Thermen gibt es anscheinend in ganz Rom keine Erfrischungsmöglichkeit im Sommer wie z.B. in Budapest. Sehr Schade. Liebes Rom, da hast du noch etwas nachzuholen.

Trevi Brunnen und Spanische Treppe

Wir spazieren den Berg hinunter und gehen bis zum Trevi Brunnen, wo sich wie immer zahlreiche Touristen tummeln. In diesem Gedränge ist auch höchste Vorsicht geboten um sich nicht bestehlen zu lassen. Ich erkläre meinem Begleiter Bengt den Brunnen, dann kehren wir in der Nähe zu einer Pizza ein. Der Trevibrunnen ist wirklich wunderschön, aber die Massen sind anstrengend. Alle paar Sekunden pfeift eine Trillerpfeife um irgendjemanden von irgendetwas Verbotenem abzuhalten. Ruhe sucht man hier vergeblich, vielleicht findet man sie nur sehr früh am Morgen. Wir begeben uns zur Spanischen Treppe, wo ebenfalls viele Menschen zu finden sind. Wir setzen uns ebenfalls dazu und lassen uns von den Menschenmassen berauschen. Einfach mal nur sitzen tut uns gerade gut, ungeachtet des Chaos um uns herum.

Abend mit Vino

Am U-Bahnhof besorgen wir uns eine Flasche Wein in einem Kiosk und begeben uns damit mithilfe der U-Bahn zum Kolosseum und von dort zum Campidoglio und seiner nächtlichen Aussicht über das Forum Romanum und das Kolosseum. Wir finden zwar keine Bank, aber etwas ähnlich zufriedenstellendes, genießen den Wein und die warme Nachtluft und reden lange im Angesicht der ewigen Stadt.

Palatin

Am Sonntag steht das Palatin und das Forum Romanum auf dem Plan, das zusammen mit dem Kolosseum im Ticket enthalten ist. Es ist besser diese Sehenswürdigkeiten am Morgen zu beschtigen, da es erstens noch nicht so heiß ist und zweitens nicht so viele Menschen hier unterwegs sind. Da das Ticket 24h gültig ist, ist es kein Problem am ersten Tag das Kolosseum anzusehen und am zweiten Tag den Rest.

Palatin ist der älteste bewohnte Teil der Stadt. Bereits im 10. Jahrhundert vor Christus befanden sich hier erste menschliche Siedlungen. Es geschah auch hier, dass Romulus seinen Bruder Remus tötete und Rom 753 v. Chr. gründete. Das Palatin war sozusagen der Ort von Roms High Society. Kaiser und Adlige bauten große Paläste. Der größte Teil gehört zu Kaiser Domitians Gebäuden, der ab dem 1. Jahrhundert für 300 Jahre als Kaiserpalast diente. Viele weitere Ruinen einstiger Stadthäuser, „Domus“ genannt, finden sich auf dem Gelände. Darunter auch das Haus von Romulus, wohin er und sein Bruder Remus gebracht wurden nachdem sie von einem Schäfer entdeckt wurden. Schön sind auch die Gärten wie der Orti Farnesiani.

Noch schöner ist die Aussicht vom Palatinhügel auf die Ruinen des Forum Romanum, Bänke inklusive. Im Palatin lassen sich ohne weiteres Stunden verbringen die unzähligen Ruinen und deren Geschichte zu erkunden.

 

Forum Romanum

Unterhalb vom Palatin liegt das Forum Romanum. Im antiken Rom war ein Forum das Zentrum des öffentlichen Lebens: überdachter Markt, städtisches Zentrum und religiöser Bau in einem. Auch hier wurde stark geplündert um dessen Steine und Marmor für Paläste, Kirchen und Monumente zu verwenden. Besonders beeindruckend ist die schon von weithin zu sehende Ruine der Basilica di Massenzio aus dem 3. Jahrhundert. Auch die acht Granitsäulen, die von der einstigen Größe eines der wichtigsten römischen Tempel, des Tempio di Saturno, zeugen, sind Ehrfurcht gebietend. Zu Caesars Zeiten wurde der Tempel als Schatztruhe verwendet und lagerte 13 Tonnen Gold, 114 Tonnen Silber und 30 Millionen Silbermünzen. Viele weitere Ruinen von Tempeln, Kirchen und Häusern finden sich hier.

Pantheon

Nun ist das beeindruckende Pantheon dran, ein fast 2.000 Jahre alter römischer Tempel. Später wurde er zu einer christlichen Kirche umgeweiht was ihn davor bewahrt hat wie viele andere antiken Gebäude zu verfallen. Bis zum 15. Jahrhundert hatte das Pantheon die größte Kuppel der Welt und noch heute ist es die größte unverstärkte Betonkuppel der Welt. Das Licht tritt durch das 8,7m große Loch in der Decke, das Ocolus, in die Kuppel ein und dient somit als eine große Sonnenuhr. Zur Sommersonnenwende tritt das Licht um 12 Uhr mittags genau senkrecht in das Gebäude ein. Das Pantheon war wohl allen Göttern geweiht und das Ocolus diente auch als eine symbolische Verbindung zwischen dem Tempel und den Göttern.

Auch die Chiesa del Gesù findet sich in der Nähe. Ein wunderschönes Fresko ziert die Decke der Kuppel und der Innenraum ist voller Gold und Prunk. Wir setzen uns in ein Restaurant auf dem Platz vor dem Pantheon zu einem Mittagessen und starren das Pantheon an.

Kein Glück mit den Katakomben

Am Nachmittag haben wir uns die Katakomben außerhalb der Stadt zum Besuch ausgewählt. Zwei Busse fahren hierher: Nummer 218 und 118. Wir erwischen die 218, die uns direkt vor dem Eingang zu den Katakomben von San Castillo bringt, was allerdings eine längere Fährt mit Umsteigen am Piazza di San Giovanni nach sich zieht. Die 118 ist schneller am Ziel und fährt auch die U-Bahnstationen Piramide und Colosseo an.

Kaum dort angekommen müssen wir allerdings feststellen, dass gerade eben der Strom ausgefallen ist und es kein Licht gibt. Offenbar keine alltägliche Sache. Wir vermuten, dass die schwarzen Rauchsäulen in der Ferne eine gewisse Rolle spielen. Tatsächlich ist es sehr heiß und trocken in Italien und der gesamten Mittelmeerküste, weshalb es vermehrt zu Bränden kommt. Wir schauen uns kurz um, denn hinter den Katakomben befindet sich eine der ältesten Straßen der Welt –  die Via Appia Antica, dessen erster Abschnitt aus dem Jahre 312 vor Christus stammt.

Wir sitzen noch ein wenig auf einer Bank (ja, tatsächlich!) im Schatten der Bäume in der Hoffnung, dass der Strom bald wieder funktioniert. Es ist sehr ländlich hier, mit Feldern und Pinienbäumen ringsherum. So wie man sich das ländliche Italien so vorstellt. Allerdings hoffen wir vergebens und wir begeben uns eine Weile später zur Bushaltestelle der 118 an der Via Appia Antica. Alle halbe Stunde soll hier ein Bus kommen, wann weiß aber keiner so genau. Wir warten also an der Straße bis der Bus uns zurück in die Innenstadt bringt. Ich habe echt kein Glück mit Katakomben. Schon als wir Anfang des Jahres in Paris waren, waren die berühmten Katakomben dort geschlossen.

Park Villa Borghese

Mit Hilfe von Bus und U-Bahn begeben wir uns zum Park Villa Borghese. Sehr grün ist der Park zu dieser Jahreszeit leider nicht, sondern eher staubig trocken. Auf einem künstlich angelegten See schippern ein paar Ruderboote, baden scheint aber nicht in Mode zu sein. Wir gehen durch den großen Park bis zur Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea, dem Museum für Moderne Kunst. Eigentlich wollte ich zum Museo e Galleria Borghese, einer großen Kunstgalerie. Irgendwie landen wir aber bei der anderen. Ich bin ein Experte darin die „falschen“ Museen zu besuchen. Egal, die Galerie ist klimatisiert und es finden sich auch hier Werke von Degas, Cezanne, Monet, van Gogh und sogar eines der „Fontain“ Repliken von Marcel Duchamp, einem Urinal, das zu einem Schlüsselwerk der Modernen Kunst zählt und zu einer Kontroverse über den Kunstbegriff führte, was mich positiv überrascht.

Das Abendessen nehmen wir in der kleinen Trattoria Da Lucia in einer Nebenstraße von Travestere ein, in dem wir gut und vergleichweise günstig speisen. Antipasti und Tiramisu sind fantastisch.

Der Vatikan

Der Montag ist ganz dem Vatikan vorbehalten. Bemerkenswert ist für mich dass ich mit er Vatikanstadt meiner Liste das 42. Land hinzufügen kann. Zudem ist der Vatikan auch der kleinste unabhängige Staat der Welt. Etwa 500 Menschen leben im Vatikan, wozu der aktuelle und letzte Papst gehören sowie die Schweizer Nationalgarde und deren Familien. Es gibt eigene Tankstellen, einen eigenen Supermarkt, ein eigenes Postamt, eigene Währung und eine eigene Zeitung. Bis zu 30.000 Menschen besuchen den Vatikan jeden Tag und überschwemmen das Vatikanmuseum und den Petersdom.

Mittwochs um 10 Uhr kann man den Papst höchstpersönlich bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz sehen oder auch sonntags um 12 Uhr wenn er am Fenster seiner Wohnung steht, das Angelusgebet spricht und winkt.

Tipps zum Vatikanbesuch

Es empfiehlt sich tatsächlich eine Tour durch das Vatikanmuseum und die Sixtinische Kapelle zu nehmen, da man so von hinten in den Petersdom gelangen kann ohne sich zweimal anstellen zu müssen. Außerdem hat man mit einer Tour einen schnelleren Einlass als durch das lange Warten in den endlosen Schlangen, die sich wohl vor dem Petersdom als auch vor dem Vatikanmuseum bilden. Man kann zwar sowohl Museum als auch Petersdom als bevorzugten Einlass vorher reservieren, muss aber trotzdem durch die zwei verschiedenen Eingänge und günstiger ist dies auch nicht (16 Euro für das Vatikanmuseum plus 4€ Reservierungsgebühr, 37€ für bevorzugten Eintritt in den Petersdom plus Kuppel).

Für eine Tour bezahlt man je nachdem mit wem man spricht etwa 40-50 Euro. Zusätzlich muss man für eine Besteigung der Kuppel des Petersdoms nochmal löhnen (6€ zu Fuß, 8€ mit dem Aufzug die ersten 231 Stufen abkürzen). Am Vatikanmuseum stünde man immerhin noch stundenlang im Schatten der Mauern, auf dem Petersplatz ist es jedoch unbarmherzig heiß. Beobachtungen zufolge ist aber zur Mittagszeit weniger los, wenn auch heißer.

Vatikanische Museen

Mit der Tour betreten wir das Vatikanmuseum, das wirklich einen Besuch wert ist. Man mag ein kirchliches Museum erwarten, tatsächlich ist es aber eine päpstliche Sammlung von Werken aus aller Welt und allen Zeiten. Eigentlich sind es mehrere Museen mit verschiedenen Samlungen von orientalischen Altertümern bishin zur zeitgenössischen Kunst. Die Räumlichkeiten umfassen Galerien, Kapellen, Gemächer und Museen.

Darunter die Pinakotek in der man Werke von Raphael und Leonardo da Vinci findet, Tausende von Statuen im langen Korridor des Museo Chiaramonti und die berühmte Statue „Apollo Belvedere“ im Museo Pio Clementino, die den Sonnengott Apollo darstellt. Die Galleria delle Carte Geografiche zeigt große Karten aus dem 16. Jahrhundert. Die Galleria deglie Arazzi riesige Wandteppiche. Auch ein Ägyptisches Museum findet sich, das jedoch gerade renoviert wird. Weitere Meisterwerke von Raphael und vielen anderen lassen sich im ganzen Museum finden und eigentlich sind die Räumlichkeiten an sich schon eine Augenweide.

Man könnte Stunden oder gar Tage hier verbringen und hätte noch nicht alles gesehen, weshalb ich froh bin, dass die Tour uns die Highlights beleuchtet. Da es sogut wie keine Beschriftungen gibt, ist eine Audio- oder geführte Tour ratsam.

Es ist wirklich extrem voll und man kann sich nur mühevoll durch die Massen voranschieben. Dabei ist das wohl noch nicht mal der Höhepunkt der Besuchermassen, denn jetzt im Hochsommer ist etwas weniger los als noch im Juni. Besonders eng wird es auf den Treppenstufen hinunter zur Sixtinischen Kapelle.

Sixtinische Kapelle

In der Sixtinischen Kapelle findet das Konklave zur Wahle eines neuen Papsts statt. Sie ist nur über die Vatikanischen Museen erreichbar. Die Kapelle beheimatet sie zwei der berühmtesten Kunstwerke: Michelangelos Genesis  (Schöpfungsgeschichte) an der Decke, auf der unter anderem Gott mit ausgestrecktem Finger Adam zum Leben erweckt, und Giudizo Universale (Jüngstes Gericht) an der Stirnwand. Vor einigen Jahren wurden die Fresken restauriert und hier und da sieht man noch mit Absicht unrestauriert gelassene Quadrate, die den ursprünglichen Zustand – fast schwarz – zeigen. Bei dem Bild vom Jüngsten Gericht baute Michelangelo einige ihm ganz eigenen Feinheiten ein wie sein eigenes Gesicht auf der abgezogenen Haut einer der Figuren. Einige der Figuren wurden später auch als zu nackt erachtet und mit übermalter Kleidung oder Feigenblättern versehen. Der Maler, der dies tat, musste nun fortan mit dem Spottnamen „Hosenmaler“ leben.

Auf der Kuppel des Petersdoms

Über die Sixtinische Kapelle gelangen wir zum Petersdom. Zuerst wollen wir die Kuppel besteigen, natürlich ohne Lift. Der Eingang befindet sich rechts neben dem Petersdom. Hier müssen wir glücklicherweise nicht lange warten um zu den Tickets für die Kueppel zu kommen. Die 551 Stufen klingen nach mehr als sie tatsächlich sind. Auf 117m liegt die Aussichtsplattform, mehr Höhenmeter gilt es also nicht zu überwinden.

Nach den recht flachen ersten 231 Stufen gelangen wir auf eine erste Aussichtsplattform unterhalb der Kuppel im Inneren des Petersdoms. Leider ist die Sicht durch das Drahtgitter etwas eingeschränkt, wir können aber in alle Seitenschiffe der riesigen Kirche sehen. Nun werden die Stufen immer steiler und enger und die Innenwände werden mit steigender Höhe immer schräger. Eine kurze Stelle ist statt mit einem Geländer mit einem Seil gesichert. Höhen- oder Platzangst sollte man hier nicht haben.

Oben werden wir mit einer fantastischen Aussicht belohnt: Vom großen Petersplatz über die Gärten des Vatikan bis über den Tiber. Man kann die Aussichtsplattform einmal umrunden und auf der anderen Seite wieder hinabsteigen. Auf Höhe der Basis der Kuppel betreten wir das Dach das Petersdoms. Hier müssen wir erstmal dringend eine Kleinigkeit essen und trinken, da wir nun schon einige Stunden auf den Beinen sind. Außerdem gibt’s hier endlich eine der seltenen Sitzgelegenheiten.

Petersdom

Als wir wieder unten sind, widmen wir uns schließlich dem Petersdom selbst. Dominiert wird das Innere der Kirche von einem 29m hohen Baldachin, der aus Spiralsäulen aus Bronze gefertigt ist, die aus dem Pantheon entnommen wurden. Nur der Papst persönlich darf diesen Altar betreten. Die von Michelangelo gestaltete Kuppel schwebt in 119m Höhe über uns. Auf dem Boden sind die Längen verschiedener großer Kirchen der Welt aufgezeichnet, darunter der Kölner Dom, die dennoch klein wirken im Angesicht des gigantischen Petersdoms, der längsten Kirche der Welt.

Mit diesen Eindrücken soll unser Rom-Besuch auch enden. Es gibt noch so vieles mehr in dieser wunderschönen Stadt zu erkunden, das auf vier Tage kaum möglich ist. Es wird sicherlich ein Wiedersehen geben, in der Ewigen Stadt.


TIPPS FÜR ROM

Beste Saison
Im Hochsommer ist es sehr heiß, Besucherhöhepunkte verzeichnet Rom im Mai/Juni und September/Oktober. Eine weitere Hochsaison ist rund um Ostern. Von November bis April soll am wenigsten los sein.

Flughafentransfer
Zwischen Fiumicino und Termini (Hauptbahnhof) fahren zahlreiche Shuttle-Busse für rund 6€ und auch ein Express-Zug für 14€. Zwischen Ciampino und Termini verkehren ebenfalls Shuttle-Busse.

Freetour
9:30 & 12 Uhr City Tour, 15:30 Uhr Jüdisches Ghetto & Travestere, 18 Uhr Abendtour
Nur mit Online Reservierung
Mehr zu den Free Tours>>

Restaurant Da Lucia
Vicolo del Mattonato 2, Travestere, geöffnet Dienstag bis Sonntag

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis mit dem Roma Pass
72h für 38,50€: Inklusive zweier Museen (Auswahl aus 38 Museen, darunter auch das Kolosseum) und Rabatte für viele weitere Museen und Events, inklusive öffentlichem Nahverkehr in ganz Rom.
EIn guter Deal wenn man bedenkt, dass alleine die Karte für den öffentlichen Nahverkehr für 3 Tage bereits 18€ kostet. Anstehen am Kolosseum entfällt somit auch.
48h für 28€: Siehe 72h Ticket, aber nur ein Museum inklusive
Mehr zum Roma Pass>>

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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