Russland/Mongolei: Mit der Transmongolischen Eisenbahn nach Ulan Bator

Posted: 19. Juli 2015 by Annika

Die Trans­mon­golis­che Eisen­bahn bringt den Reisenden von Irkut­sk bis nach Bei­jing in Chi­na. Sie ist ein Ableger der der Transsi­birischen Eisen­bahn, deren klas­sis­che Strecke von Moskau nach Wladi­wos­tok führt. Der Expresszug benötigt 22 Stun­den bis nach Ulan Bator, die Haupt­stadt der Mon­golei. Wir nehmen den Bum­melzug in 30 Stun­den bis Ulan Bator.

Wir ste­hen sehr früh auf um noch Tick­ets für den Zug um kurz vor 8 Uhr nach Ulan Bator kaufen zu kön­nen. Das stellt sich jedoch als nicht so ein­fach wie gedacht her­aus. Die Tick­etschal­ter im Bahn­hof haben zwar 24 Stun­den geöffnet, aber nicht der Schal­ter, der die Tick­ets nach Ulan Bator verkauft. Der macht erst um 8 Uhr auf, also zu spät. Nach Hin- und Her­laufen und ‑fra­gen geben wir uns geschla­gen und warten darauf, dass der Schal­ter öffnet. Dann kaufen wir Tick­ets für den Zug am Abend, der jedoch im Ver­gle­ich zum Mor­gen­zug ein Bum­melzug ist. Der Expresszug benötigt 22 Stun­den während der langsame Zug 30 Stun­den braucht. Egal, so müssen wir nicht noch eine Nacht in Irkut­sk verbringen.

Preis­lich liegen die Tick­ets alle gle­ich. Nor­maler­weise gibt es in den inner-rus­sis­chen Zügen noch eine 3. Klasse, die soge­nan­nte Platskart­ny, aber die Züge nach Ulan Bator haben nur Kupe, also 2. Klasse. Der Kauf geht erstaunlich schnell von stat­ten dank der effizien­ten Küh­le der Dame am Schal­ter. Kurze Befehle (Doku­mente! Karte! Unter­schrift!) ohne viel Floskelei helfen dabei.

So sind wir inner­halb kurz­er Zeit Besitzer unser­er Tick­ets für den Zug um 22 Uhr und haben nun noch einen Haufen Zeit. Wir geben unser schw­eres Gepäck im Bahn­hof ab um noch ein biss­chen die Stadt erkun­den zu kön­nen. Mit der Tram fahren wir erst­mal in die falsche Rich­tung, aber sie dreht recht bald um und bringt uns in die Innen­stadt. Heute ist es unglaublich heiß und ich habe mich völ­lig falsch ange­zo­gen. Ich habe eine lange Jeans und meine Wan­der­stiefel an. Ich merke schon früh, dass ich darüber hätte bess­er nach­denken sollen. Tat­säch­lich habe ich mich nur für den Weg zum Zug gek­lei­det. Wir fahren in die Innen­stadt und gehen ins erst­beste Café um zu früh­stück­en. Ich buche das Hos­tel in Ulan Bator um und arrang­iere unsere Abhol­ung vom Bahn­hof, die das Hos­tel kosten­los anbi­etet. Hugo, der Ital­ienis­ch­er Lon­don­er, hat uns das Hos­tel empfohlen.

Danach schauen wir in das Einkauf­szen­trum in der Fußgänger­zone nach Kam­eras. Denn meine Kam­era hat auf dem Track von einen Moment auf den anderen den Geist aufgegeben. Ich stelle fest, dass die Kam­eras hier deut­lich gün­stiger als in Deutsch­land sind. Allerd­ings gibt es keine Bodys zu kaufen, son­dern nur mit Kit-Objek­tiv, was ich nicht benötige.

Wir erkun­den in der som­mer­lichen Hitze noch weit­er die Stadt, immer von einem Schat­ten­fleck zum anderen. In einem Restau­rant gehen wir essen und suchen danach noch ein paar Elek­tron­ikmärk­te auf. Wir find­en auch einen Foto­laden, der einen gebraucht­en Body des Vorgänger-Mod­ells mein­er Kam­era anbi­etet. Der wird es dann schlussendlich, da es ein­fach am gün­sti­gen ist. Meine Kam­era kann sicher­lich noch repari­ert wer­den, es ist ein Prob­lem mit dem Aus­lös­er, aber ich weiß nicht für welchen Preis und wie ich sie wieder zurück bekom­men kann. Mal sehen. Vor­erst bin ich ver­sorgt. Wir sind ganz schön erschöpft von der Herum­ren­nerei in der Hitze. Wir essen erst­mal ein Eis darauf und kehren zurück in die Innen­stadt um den Aufen­thalt in Sibirien so zu been­den wie wir es ange­fan­gen haben: In der Kam­chat­ka Bar. Dies­mal jedoch mit deut­lich weniger Bier — Sie machen auch ziem­lich gute Limonade ;)

Los geht’s — Die Transmongolische Eisenbahn

Dann fahren wir mit der Tram zum Bahn­hof zurück, holen unsere Ruck­säcke ab und kaufen noch ein paar Piroschkas und Getränke und warten darauf, dass unser Zug aufgerufen wird. Wir find­en schnell unseren Wag­gon und unser Abteil, das aus vier Bet­ten beste­ht. Neben uns wird unser Abteil von Ganaa, Kevin und der 9‑Monate alten Amelie bewohnt. Kevin kommt aus Kana­da und Ganaa aus der Mon­golei. Sie fahren auf Fam­i­lienbe­such nach Ulan Bator. Kevin hat ein paar Jahre in der Mon­golei gear­beit­et und dabei Ganaa ken­nen­gel­ernt, dann sind sie gemein­sam nach Kana­da gegan­gen. Kevin backt sehr gerne Brot und ist begeis­tert von analo­gen Kameras.

Im Zug ist es unfass­bar heiß. Es gibt zwar eine Kli­ma-Anlage, die ist aber kaputt. Nach den ersten zwei Stun­den leg­en wir uns zum Schlafen, was erstaunlich gut funk­tion­iert. Küh­ler Nachtwind weht durch das Fen­ster hinein und macht das Schlafen angenehm. Selb­st Amelie ver­hält sich rel­a­tiv ruhig für ein Baby.

Zweiter Tag Transmongolische Eisenbahn

Wir wachen auf, essen ein paar Pirosch­ki zum Früh­stück und ich halte das erste Mal in meinem Leben ein Baby. Ja, tat­säch­lich, das erste Mal! Es ist ungaublich, wie schnell sie wach­sen. Nach neun Monat­en wiegt Amelie schon 12kg. Das ist sich­er gutes Train­ing beim Berg­steigen. Jede Woche lernt Amelie neue Dinge — lachen, ste­hen und wieder fall­en, Laute und das Deuten auf Dinge. Auch unser Knutschekrokodil mag sie gerne, auch wenn sie nicht ver­ste­ht, warum sie es nicht in den Mund steck­en darf.

Wir kom­men am frühen Nach­mit­tag in Naush­ki an, der let­zte rus­sis­che Ort vor der Gren­ze. Hier wer­den Passkon­trollen und Zoll auf der rus­sis­chen Seite durchge­führt sowie die Räder getauscht, denn die Mon­golis­chen Schienen haben andere Bre­it­en als die Rus­sis­chen. Das beansprucht mehrere Stun­den. Erst müssen wir den Zug für zwei Stun­den ver­lassen. Ganaa und Amelie dür­fen bleiben, zumal Amelie ger­ade erst eingeschlafen ist.

Sibirisches Hinterland

Wir erkun­den mit Kevin ein wenig die kleine Stadt, die aus nicht viel mehr als ein paar Holzhäusern mit Gärten, in denen die Ein­wohn­er ver­schiedenes anbauen, ein paar Fab­rikhallen und dem Bahn­hof beste­ht. Wir kaufen uns ein Eis und besteigen dann den kleinen Berg hin­ter der Stadt um sie überblick­en zu könen. Es ist trock­en und staubig, über­all fliegen Schmetter­linge, sprin­gen Grashüpfer, wuseln Hunde. Es gibt große, rötliche Käfer, die beim Fliegen laute Klick­geräusche von sich geben. Wir geben unsere let­zten Rubel für küh­le Getränke aus und begeben uns zurück zum Bahn­hof. Wir besteigen den Zug, zeigen zum x‑ten Mal unsere Pässe und eine Stunde später kommt die richtige Kon­trolle, die uns ausstem­pelt, sowie der Zoll, der vor allem nach ille­galen Pas­sagieren zu suchen scheint.

Dann geht’s weit­er und wir kom­men in die Mon­golei. Der erste Halt in der Mon­golei ist die Stadt Sukhbataar, wo das gle­iche Prozedere nochmal mit den Mon­golen begin­nt. Eine Rei­he mon­golis­che Grenzbeamte ste­hen am Gleis und salu­tieren als unser Zug ein­fährt. Dann gehen sie in die Wag­ons und machen die Passkon­trollen. Das geht aber deut­lich schneller als in Rus­s­land. Wir kön­nen auch kurz raus und holen uns unser erstes mon­golis­ches Eis — für nur umgerech­net 13 Cent. So lässt es sich gut leben.

Ankunft in Ulan Bator

Nach langer, heißer Zug­fahrt, kom­men wir um 6 Uhr mor­gens Ort­szeit in Ulan Bator, der Haupt­stadt der Mon­golei an. Erst am Bahn­hof wachen wir auf und pack­en unsere Sachen. Das dauert so seine Zeit und als wir endlich den Zug ver­lassen, der schon wieder los­fahren will, wartet unser Abholser­vice vom Hos­tel nicht mehr auf uns. Mit Hil­fe von Ganas Tele­fon rufen wir beim Hos­tel an und klären die Sit­u­a­tion. Sie kom­men nochmal um Leute vom 7 Uhr Zug abzu­holen und wir set­zen uns an den Bahn­hof und warten. Diverse Leute kom­men auf uns zu und wollen uns in ihre Taxis lock­en. Teil­weise sehr auf­dringlich. Schließlich find­et uns Bob­by, die Lei­t­erin des UB Guest­house, und wir fahren mit zwei jun­gen deutschen Frauen zum Hostel.

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