Sonnenaufgang am Gipfel von Mount Baldy

USA: Mount Baldy, Hausberg von Los Angeles

Posted: 15. Oktober 2023 by Annika

Los Ange­les ist nicht nur eine leb­hafte Metro­pole, son­dern bietet auch einige Out­door-Aben­teuer in ihrem Umkreis. Der Dre­itausender Mount Baldy (offiziell Mount San Anto­nio) erhebt sich majestätisch in den San Gabriel Moun­tains, der höch­ste Berg im Los Ange­les Coun­ty. Für mich ist es immer noch faszinierend ein­fach mal so ohne Gletscher­berührung einen Dre­itausender hochzuwan­dern. Mit ein wenig Glück kön­nt ihr dabei aufre­gende Tier­begeg­nun­gen erleben, zum Beispiel mit Bären und Dick­horn­schafen. Der Berg eignet sich auch her­vor­ra­gend für eine Über­nach­tung um Son­nenauf- und ‑unter­gang zu erleben. 

Von Süden gibt drei Möglichkeit­en den 3.069m hohen Berg zu besteigen. Am beliebtesten sind der Baldy Bowl Trail, der auf kürzestem Weg hin­auf führt und der Devil’s Back­bone Trail, der etwas gemütlich­er mäan­dert und sich sog­ar mith­il­fe eines Ses­sel­lifts abkürzen ließe. Hier beschrieben ist der Auf­stieg über den Baldy Bowl Trail mit Abstieg über den Devil’s Back­bone Trail. Der Teil des Devil’s Back­bone Trail direkt nach dem Gipfel ist zwar sehr schön, ab Baldy Notch ist es jedoch nur noch ein Hatsch. Der Baldy Bowl Trail bietet hinge­gen kon­tinuier­lich schöne Aus­sicht­en. Daher empfehle ich die Rund­tour um bei­de Per­spek­tiv­en genießen zu können.

Da Mount Baldy sich in unmit­tel­bar­er Nähe zur Mil­lio­nen­stadt Los Ange­les befind­et, geht es hier am Woch­enende entsprechend leb­haft zu. Ich empfehle eine Bestei­gung unter der Woche oder einen antizyk­lis­chen Auf­stieg am Abend mit Über­nach­tung am Gipfel um den Massen zu ent­ge­hen und die Schön­heit des Berges in Ruhe zu genießen. Wir erk­lim­men den Gipfel an einem Son­ntagabend, über­nacht­en am Gipfel und gehen dann am Mon­tag wieder hin­unter. Dabei begeg­nen wir nur weni­gen Men­schen und den Gipfel gehörte uns ganz alleine.

Aufstieg über den Baldy Bowl Trail

Der Baldy Bowl Trail führt uns ziem­lich direkt über die Süd­flanke hin­auf. Anfänglich fol­gen wir ein­er asphaltierten Straße und passieren dabei die 22m hohen San Anto­nio Falls, die einen kurzen Abstech­er wert sind. Der Asphalt endet hier und wir gelan­gen auf eine Forststraße oder “Fireroad” wie diese Straßen in Kali­fornien genan­nt wer­den. Dann zweigt der Baldy Bowl Trail links von der Forststraße ab und führt uns in Ser­pen­ti­nen flott hin­auf bis zur San Anto­nio Ski Hut auf 2.500m. Wer der Forststraße weit­er fol­gt gelangt auf dem lan­gen Weg hin­auf zum Devil’s Back­bone Trail.

Ein Wan­der­er kommt uns ent­ge­gen und erzählt uns, dass er nahe der Wasserquelle an der Ski­hütte einen Schwarzbären gese­hen hätte. Ich halte das erst für einen Witz, denn ich kann mir nicht vorstellen auf ein­er so viel began­genen Wan­derung wie auf den Mount Baldy auf einen Bären zu tre­f­fen, aber kurz darauf sehe ich ihn mit eige­nen Augen. Er schlen­dert völ­lig unbeein­druckt etwa 200m von uns ent­fer­nt den Trail ent­lang. Ich bin total begeis­tert, ich hat­te damit so gar nicht gerech­net und freue mich über jegliche Begeg­nung mit Wildtieren. Auf dem ganzen PCT ist mir nur ein einziger Bär begeg­net und nun läuft mir ein­er bei Los Ange­les über den Weg, ver­rückt. Glück­shormone durch­strö­men mich und geben mir Kraft für den weit­eren Auf­stieg zum Gipfel.

Wir erre­ichen die unbe­wirtschaftete Ski­hütte zu der ein kurz­er Trail nach rechts abzweigt. Die Hütte liegt etwa auf der Hälfte des Auf­stiegs. Hier find­en sich ein paar Pick­nick­bänke und es gibt einen hüb­schen Aus­blick. Kurz nach der Ski­hütte find­et sich die einzige Wasserquelle am Mount Baldy, ein plätsch­ern­der Bach namens San Anto­nio Creek. Hier erfrischen wir uns und füllen wir unsere Wasser­vor­räte auf. Wir haben das Wass­er nicht gefiltert und hat­ten keine Prob­leme. Wir lassen uns Zeit und machen eine aus­gedehnte Pause um dem Bären genug Raum zu geben seinen Weg zu gehen.

Ab der Ski­hütte wird es fel­siger, der Gelände öffnet sich und gibt den Blick hin­unter ins Tal und auf die umliegen­den Gipfel wie Cuca­mon­ga Peak gegenüber frei. Über uns ragt der Gipfel von Mount Baldy mit einem fel­si­gen Kar auf. Der Bär begeg­net uns nicht mehr, aber wir stellen auch sich­er unsere Anwe­sen­heit immer wieder mal kundzu­tun. Ein biss­chen mul­mig wird mir aber schon zumute, wenn ich über die geplante Über­nach­tung auf dem Gipfel denke — vor allem in Hin­blick auf das Aben­dessen, dessen Duft ihn vielle­icht ver­lock­en kön­nte bei uns vor­bei zu schauen. Zuvor hat­te ich Bedenken wegen der Taran­teln gehabt, was mir jet­zt ger­adezu lächer­lich vorkommt.

Nach ein­er fel­si­gen Querung durch den “Baldy Bowl”, der dem Trail seinen Namen gab, winden sich einige steilere Ser­pen­ti­nen durch den licht­en Berg­wald zu einem Sat­tel hin­auf. Hier begeg­nen wir in der Abend­däm­merung einem Reh. Ich bin noch immer fasziniert davon wie wenig scheu die Rehe in den USA sind. Sie machen sich gar nichts aus unser­er Anwe­sen­heit und stören sich nicht daran von uns beobachtet zu werden.

Nun fol­gt der anstren­gend­ste Teil vom Auf­stieg auf den Mount Baldy. Steile Ser­pen­ti­nen führen über einen schot­tri­gen Hang über die Baum­gren­ze. Die Ver­schnauf­pausen garantieren immer wieder schön­ste Aus­blicke, vor allem in der gold­e­nen Stunde des Abends. Der Ver­lauf des Trails ist nicht immer klar zu erken­nen, aber Met­allp­fos­ten weisen uns darauf ein, wo sich der offizielle Trail befind­et. Es gilt also immer nach dem näch­sten Pfos­ten Auss­chau zu hal­ten. Wir erre­ichen eine Mulde in der sich einige schöne Zelt­plätze befind­en. Jet­zt wird es etwas leichter auf den let­zten Minuten zum Gipfel, da es deut­lich weniger steil ist.

Übernachtung am Gipfel von Mount Baldy

Schließlich erre­ichen wir den 3.069m hohen Gipfel von Mount Baldy, der eher ein weites Plateau ist. Diese unbe­wach­sene Hochfläche gab Mount San Anto­nio seinen inof­fiziellen Namen von “Mount Baldy” (bald = kahl). Er bietet einen fan­tastis­chen Rund­blick über das Tal von Los Ange­les und den Ozean, Gipfel wie Cuca­mon­ga, San Jac­in­to und Süd­kali­forniens höch­sten Berg San Gor­gonio. Auf der anderen Seite des Gipfels kön­nen wir Mount Baden-Pow­ell und die Mojave-Wüste bewun­dern. Der Anblick des Free­ways am Cajon Pass erin­nert uns an den leg­endären McDonald’s am Pacif­ic Crest Trail.

Und eine weit­ere Über­raschung erwartet uns am Gipfel: Eine Herde Dick­horn­schafe (Big Horn Sheeps) hat sich eben­falls hier oben einge­fun­den. Es ist das erste Mal, dass ich diese majestätis­chen Tiere in den USA zu Gesicht bekomme. Lange haben wir nach ihnen Auss­chau gehal­ten und nun ist es endlich so weit. Der heutige Tag war ein wahrer Schatz an Wildtierbegegnungen.

Wir genießen in Ruhe den Son­nenun­ter­gang und suchen uns dann unseren Schlaf­platz. Ein paar runde Stein­mauern bieten ide­ale windgeschützte Über­nach­tungsplätze. Wir sind jedoch die einzi­gen, die heute davon Gebrauch machen. Wir kochen unser Aben­dessen mit Blick auf die funkel­nden Lichter von El Cajon.

Es ist bere­its Anfang Sep­tem­ber und die Nächte sind deut­lich käl­ter gewor­den. Die Tem­per­a­turen rutschen schnell ins Ein­stel­lige nach­dem die Sonne unterge­gan­gen ist. Wir waren jedoch erle­ichtert, dass kein Bär in der Nacht vor­beis­chaute. So sehr ich diese Tiere auch verehre, in der Nacht möchte ich ihnen lieber nicht begeg­nen. Die Nacht ist glück­licher­weise ziem­lich wind­still. Es kann dur­chaus sehr ungemütlich auf dem Gipfel wer­den, deshalb auch die Stein­wälle. Es gilt also auf jeden Fall Wet­ter und Wind zu check­en bevor ihr die Entschei­dung tre­fft hier oben über­nacht­en zu wollen.

Am näch­sten Mor­gen erlebten wir einen magis­chen Son­nenauf­gang, begleit­et von einem erneuten Besuch der Dick­horn­schafe. Es gibt kaum etwas Besseres, als den Son­nenauf- und unter­gang auf einem Berggipfel zu erleben.

Abstieg über den Devil’s Backbone Trail

Für unseren Abstieg wählen wir den Devil’s Back­bone Trail. Dieser führt uns über einen atem­ber­auben­den Grat san­ft bergab und bietet spek­takuläre Aus­blicke. Unter uns segeln die Raben an den mor­gendlichen Aufwinden am Mor­gen und wir nehmen uns Zeit sie eine Weile zu beobacht­en. Der Grat wird an eini­gen Stellen schmaler, mit tiefen Abgrün­den, es gibt jedoch kein­er­lei tech­nisch anspruchsvollen Stellen. Nur Schnee und Eis kön­nten den Trail gefährlich machen. Lei­der verunglück­en jedes Jahr im Win­ter Wan­der­er am Mount Baldy, die die Gefahren unterschätzen.

Kurz vor der Bergsta­tion Baldy Notch gibt es einen steilen Abschnitt, der die Skip­iste hin­un­ter­führt. Hier befind­et sich auch ein Restau­rant, das jedoch nur an Woch­enen­den geöffnet hat, genau wie der Ses­sel­lift mit dessen Hil­fe sich das let­zte, eher öde Stück abkürzen ließe. Von der Bergsta­tion aus fol­gt ein langer Abstieg über eine Forststraße, der nur langsam an Höhe ver­liert. Glück­licher­weise ent­deck­en wir eine inof­fizielle Abkürzung über einen steilen Schot­ter­hang, der sich ein­fach und schnell zur Tal­sta­tion hin­unter sli­den lässt.

 

Fazit

Die Bestei­gung des Mount Baldy ist zweifel­los ein unvergesslich­es Aben­teuer, das meine Erwartun­gen bei weit­em über­traf. Die atem­ber­auben­den Aus­sicht­en, die Tier­begeg­nun­gen und die Über­nach­tung auf dem Gipfel macht­en diese Wan­derung zu einem High­light meines Aufen­thalts in den USA. Wenn ihr nach einem aufre­gen­den und gle­ichzeit­ig bere­ich­ern­den Out­door-Erleb­nis sucht, kann ich euch die Bestei­gung des Mount Baldy wärm­stens empfehlen. Es ist ein Stück unberührte Wild­nis, nur eine kurze Fahrt von der Großs­tadt entfernt.


FAKTEN ZUR TOUR
Wan­derung Mount Baldy (3.069m)
Gehzeit: 2,5h Auf­stieg über Baldy Bowl Trail, 2h Abstieg über Devil’s Back­bone Trail (ohne Abkürzung eine halbe Stunde länger) oder Baldy Bowl Trail
Gesam­tanstieg: 1.100hm
Aus­gangspunkt: Manker Flat (1.870m), Achtung: Fürs Parken wird ein Cal­i­for­nia Adven­ture Pass, Nation­al Park Pass oder ein 5$-Permit von der Ranger Sta­tion benötigt
Schwierigkeit: T2 — Bergwandern

Checkt unbe­d­ingt das Wet­ter bevor ihr auf­brecht, die beste Web­site dafür ist der Moun­tain Forecast

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