Gipfel von San Gorgonio

USA: San Gorgonio, der höchste Berg Südkaliforniens

Posted: 30. Oktober 2023 by Annika

San Gor­gonio ist mit 3.506m der höch­ste Berg Süd­kali­forniens. Die abwech­slungsre­iche Wan­derung über den Vivian Creek Trail ist ein­fach, erfordert jedoch Aus­dauer. Es gilt einen Höhe­nun­ter­schied von 1.600hm und eine Dis­tanz von 29km zu überwinden.

Trotz der beachtlichen Länge der Wan­derung ist der Vivian Creek Trail die kürzeste Option auf den Dre­itausender San Gor­gonio. Es ist auch möglich zu über­nacht­en und die Wan­derung somit auf zwei Tage aufzuteilen. Es gibt mehrere Camp­ing­plätze zur Auswahl: Vivian Creek (2.164m), Halfway Camp (2.469m), High Creek (2.804m) und der Gipfel (3.506m) selb­st. Sie alle erfordern ein Über­nach­tungs-Per­mit (mehr dazu in den Fak­ten zur Tour unten). Vivian Creek befind­et sich bere­its am Anfang des Trails (ca. 45 Minuten), Halfway Camp (1,5h) befind­et sich nicht wie der Name ver­muten lässt auf der Hälfte des Auf­stiegs, High Creek (2,5h) ist die beliebteste Camp­site und let­zte Wasserquelle, und die Camp­site am Gipfel (4h). Die am Gipfel ist sicher­lich die schön­ste, jedoch auch Wind und Wet­ter extrem aus­ge­set­zt und sollte daher mit genauem Blick auf das Wet­ter geplant werden.

Auf­grund der großen Höhe von San Gor­gonio gilt es auf Symp­tome der Höhenkrankheit zu acht­en, wie Kopf­schmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Um die Höhenkrankheit zu ver­mei­den gilt es langsam aufzusteigen und auch aus­re­ichende Hydrierung zu acht­en. Soll­tet ihr Symp­tome bemerken macht eine Pause und macht nur langsam weit­er, und im schlimm­sten Fall soll­tet ihr so schnell wie möglich absteigen. Mehr zum The­ma Höhenkrankheit find­et ihr in diesem Artikel.

Aufstieg über den Vivian Creek Trail

Der Vivian Creek Trail ist sehr abwech­slungsre­ich und wird trotz sein­er Länge nie lang­weilig, zeigt er doch die Vielfalt von Süd­kali­forniens Land­schaften. Den Anfang macht eine Forststraße bis der Trail sich nach links wen­det und das fel­sige aber größ­ten­teils aus­getrock­nete Fluss­bett der Mill Creek quert. Der Weg durch das Fluss­bett ist nicht ganz ein­deutig, hal­tet Auss­chau nach dem Schild ein Stück flus­saufwärts auf der anderen Seite und hal­tet darauf zu.

Nun fol­gt der steil­ste Part des gesamten Trails, der sich über Ser­pen­ti­nen hin­auf windet. Aber das Stück ist nur kurz und nicht außeror­dentlich steil, ein typ­isch kali­for­nisch gradu­eller Auf­stieg. Schw­er­er als das wird es nicht. Die größte Her­aus­forderung an dem Trail sind die Höhe und die Länge. Dies ist auch der einzige Teil des Trails an dem uns wirk­lich heiß wird. Deshalb emp­fiehlt sich ins­beson­dere im Som­mer ein früher Auf­stieg. Oben angekom­men gibt es die erste schöne Aus­sicht über die Mill Creek und die umliegende Berglandschaft.

Nun fol­gen wir dem Trail durch einen märchen­haften Wald mit riesi­gen Nadel­bäu­men und urzeitlichen Moosen und Far­nen ent­lang eines Flusses, ohne große Stei­gung. Wir sind über­rascht wie schnell die Land­schaft sich von der mit Büschen bewach­se­nen Hochwüste in diesen üppig-grü­nen Wald ver­wan­delt hat.

Nach 2,7 Meilen erre­ichen wir die Abzwei­gung zum Vivian Creek Camp, die wir rechts liegen lassen. Wir über­queren die Vivian Creek und es geht sehr gemäch­lich weit­er bergauf bis zur Abzwei­gung zum Halfway Camp, dessen Namen sehr irreführend ist, denn es befind­et sich bei weit­em nicht auf der Hälfte des Auf­stiegs. Dieser gesamte Teil des Trails ist sehr angenehm, da die Stei­gung sehr gemäch­lich ist und jede Ecke immer wieder neue schöne Aus­blicke her­vorza­ubert. Wir queren die Flanken des Berges und das Rauschen der Vivian Creek in der Tiefe begleit­et uns dabei. Ein wenig unter­halb des Trails gibt es einen Wasser­fall, der sich neben dem Trail in die Tiefe stürzt. Lei­der gibt es keinen freien Blick auf den Wasserfall.

Kurz darauf erre­ichen wir das High Creek Camp auf 2.804m, wo sich die let­zte Wasser­stelle befind­et. Wir machen hier eine Pause und füllen unsere Wasser­vor­räte an einem eiskalt-rauschen­den Bach auf. Hier find­et sich auch der erste Schnee Mitte Sep­tem­ber, denn es hat vor kurzem das erste Mal geschneit. Wir haben uns genau deswe­gen dazu entsch­ieden San Gor­gonio jet­zt zu besteigen, da wir den Gipfel mit sein­er leicht­en Überzuckerung sehen woll­ten. Die Wan­derung ist ohne­hin schon sehr abwech­slungsre­ich, aber der Schnee gibt dem Ganzen nochmal einen weit­eren land­schaftlich reizvollen Aspekt.

Von hier sind es noch 700hm zum Gipfel von San Gor­gonio. Wir haben also etwas mehr als die Hälfte vom Auf­stieg geschafft. Obwohl wir ein son­niges Plätzchen find­en hal­ten wir es nicht allzu lange aus bevor uns kalt wird. Es heißt in Bewe­gung zu bleiben an kalten Tagen wie diesem.

Vom High Creek Camp zum Gipfel

Der Trail führt uns nun in sehr lan­gen und sich unnötig in die Länge ziehen­den Ser­pen­ti­nen durch licht­en Berg­wald. Da es hier recht schat­tig ist, ist der Schnee hier teil­weise vereist und rutschig. Ich denke in dem Moment an den Abstieg und ob Grödel nicht doch rat­sam gewe­sen wären. Später sollte sich aber her­ausstellen, dass der Schnee bis zum Nach­mit­tag größ­ten­teils geschmolzen ist. Dieser Teil des Trails ist der käl­teste, ich stapfe hier in Ski­hand­schuhen und Daunen­jacke hin­auf. Da der Weg durch die unsäglich lan­gen Ser­pen­ti­nen auch alles andere als steil ist, habe ich wenig Gele­gen­heit wärmer zu wer­den. Außer­dem holen uns die Wolken immer wieder ein. Wir sind mor­gens bei Son­nen­schein ges­tartet und jedes Mal wenn wir eine kleinere Pause machen hüllen uns die Wolken ein und nehmen uns die wär­menden Sonnenstrahlen.

Schließlich gelan­gen wir zum Sat­tel von wo aus wir den Gipfel von San Gor­gonio bere­its aus­machen kön­nen. Wir sind auch hier wieder den Wolken davon ger­an­nt und erre­ichen den Sat­tel bei schön­stem Son­nen­schein um die Aus­sicht zu genießen bis die Wolken uns ein­holen. Wir fol­gen dem Grat in weit­eren Ser­pen­ti­nen durch ein kurzes ver­bran­ntes Gebi­et. Die Anstren­gung in der Höhe macht sich bei mir langsam bemerk­bar. Ich merke wie ich zunehmend lauter atme, also fange ich an langsamer als gewöhn­lich zu gehen.

Wir entschei­den uns dann eine Mit­tagspause zu machen. Viel gegessen habe ich heute noch nicht, es wird also Zeit meinen Kör­p­er mit Energie in Form von Brot mit selb­st zubere­it­eter But­ter (die sich bei der Kälte hier oben fan­tastisch hält) und Resten von Nudeln vom Vortag zu ver­sor­gen. Wir sitzen gemütlich und müm­meln vor uns hin während die Wolken uns aber­mals ein­holen und uns zum Weit­erge­hen zwingen.

Da die Tage nur noch kurz sind — Son­nenun­ter­gang ist 18:30 Uhr — haben wir unseren spätesten Gipfelzeit­punkt auf 14 Uhr fest­gelegt um noch genug Zeit zu haben im Tages­licht vom Berg zu kom­men. Wir haben für alle Fälle Stirn­lam­p­en dabei, aber mir ist es angenehmer sie nicht nutzen zu müssen.

Nun fol­gt der Gipfel­sturm. Wir lassen die Baum­gren­ze hin­ter uns und fol­gen dem Trail durch eine fel­sige Land­schaft hin­auf. Wir gehen es hier deut­lich langsamer an, um unseren Kör­pern in der Höhe nicht zu viel abzu­ver­lan­gen. Daher brauchen wir von unser­er let­zten Pause fast eine ganze Stunde für den let­zten Teil (300hm auf 2km). Der echte Gipfel von San Gor­gonio ver­steckt sich hin­ter ein­er Kuppe auf die wir die ganze Zeit zuhal­ten. Der Schnee nimmt zu und bedeckt nun Teile des Trails, es ist aber nie schwierig oder notwendig Grödel zu tragen.

Am Gipfel von San Gorgonio

Als wir diese Kuppe erre­ichen, haben wir die Höhen­meter hin­ter uns gebracht und es fol­gt nur noch eine san­fte Tra­verse zum echt­en Gipfel, der von einem großen Haufen Felsen markiert ist. Wie auf den meis­ten von Süd­kali­forniens Gipfeln gibt es auch hier schöne Schilder, die man für Fotos in die Höhe hal­ten kann. Wir befind­en uns ober­halb der Wolken, was dem ganzen Szenario seinen eige­nen Charme gibt, wir kön­nen dadurch aber nicht San Jac­in­to aus­machen. Die Wolken geben jedoch Blicke in die Mojave Wüste und nach Big Bear hin­unter frei. An klaren Tagen kön­nt ihr sog­ar den 190 Meilen ent­fer­n­ten Mount Whit­ney, den höch­sten Berg der USA außer­halb Alaskas, in der Ferne erkennen.

Abstieg

Der Abstieg erfol­gt über den Anstiegsweg und spätestens ab High Creek Camp macht sich dessen Länge bemerk­bar. Der Weg will kein Ende nehmen. Wir tauchen in die Wolken ein, die uns Wärme und Aus­sicht nehmen. Beim Abstieg tre­f­fen wir auf ein alt­bekan­ntes Gesicht: U‑Turn vom PCT kommt uns ent­ge­gen. Sie über­nachtet am High Creek Camp um mor­gen den Gipfel zu erk­lim­men. Wir sind ihr schon eine Woche zuvor beim Auf­stieg auf den Mount Baldy begeg­net. Die Welt ist klein. Wir rasen so schnell wie möglich und ohne große Pausen den Berg hin­unter und schaf­fen es genau zum Son­nenun­ter­gang im Tal zu sein, was uns einen schö­nen Blick auf den sich ver­fär­ben­den Him­mel beschert.


FAKTEN ZUR TOUR
Wan­derung San Gor­gonio (3.506m) über Vivian Creek Trail
Gehzeit: 4h Auf­stieg, 3,5h Abstieg
Gesam­tanstieg: 1.680hm
Aus­gangspunkt: Vivian Creek Trail Trail­head (1.850m) bei der Falls Pic­nic Area in For­est Falls. Fürs Parken benötigt ihr einen Cal­i­for­nia Adven­ture Pass, einen Nation­al Park Pass oder ein 5$-Tages-Permit von der Ranger Station
Schwierigkeit: T2 — Bergwandern
Per­mits: Es gibt kosten­lose Per­mits für die Tageswan­derung und auch fürs Camp­ing, das sich vor­ab online organ­isieren lässt.

Checkt unbe­d­ingt das Wet­ter bevor ihr auf­brecht, die beste Web­site dafür ist der Moun­tain Forecast

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