Norwegen: Trolltunga — Auf der Zunge des Trolls

Posted: 26. August 2014 by Annika

Die Troll­tun­ga ist eine haarsträubende Fels­for­ma­tion die hoch über einem See in die Luft hin­aus ragt und wir pla­nen dort zu zel­ten. Der Weg ist lang, führt aber durch wun­der­schöne Hochebe­nen­land­schaft mit Wasser­fällen und Bergen.

Heute ver­lassen wir Bergen in Rich­tung Odda. Nach einem Regen­schauer am Mor­gen in Bergen wird das Wet­ter bombig. Bish­er der beste Tag! Wir fahren am Hardan­ger­fjord ent­lang und dann mit der Fähre nach Jon­dal. Von dort geht es durch zwei Tun­nel nach Odda am Sør­fjord. Hier steigen wir aus und check­en einige Infos in der Touris­ten­in­for­ma­tion. 20 Minuten später soll der Bus in den Nach­barort Tyss­dal kom­men, der Aus­gang zur Wan­derung zur Troll­tun­ga — unser Ziel des Tages.

Allerd­ings ver­passen wir diesen Bus, da er um eine Ecke anhält, die wir nicht gese­hen haben und der Bus bei der Ankun­ft eine andere Num­mer hat­te. Sehr ärg­er­lich. So hän­gen wir noch eine weit­ere Stunde in Odda am Bus­bahn­hof herum und warten auf den näch­sten Bus.

Mit Bus und Anhalter an den Startpunkt

Dies­mal wis­sen wir wo er hält und steigen rasch zu, bevor er sich wieder auf und davon macht. Immer­hin fährt dieser Bus öfter als 2x täglich. Von Tyssedal windet sich die Straße nun noch 5km bergauf bis nach Skjed­dedal, wo die etwa acht­stündi­ge Tour zur Troll­tun­ga startet. Wir fan­gen an zu laufen und streck­en beim ersten vor­beifahren­den Auto dem Dau­men aus — und haben Glück! Ein älteres Paar aus Tyssedal hält an und nimmt uns mit hin­auf. Der Weg hätte uns mit Sicher­heit min­destens zwei Stun­den gekostet, da die Straße sich bergauf windet, aber durch sehr schöne Land­schaft, geprägt durch Seen und Fel­swän­den, Wasser­fällen. Bis zum 17. August fährt auch ein Bus hoch, danach muss man allerd­ings zuse­hen wo man bleibt.

Auf dem Weg zur Trolltunga

Gegen halb sechs marschieren wir los. Der Pfad geht zuerst extrem steil hin­auf, neben den Gleisen ein­er alten Bahn ent­lang. Der Auf­stieg erfol­gt im Wald, aber trotz der schat­ten­spenden­den Bäume ist dies recht schweißtreibend. Tat­säch­lich laufen wir das erste Mal in Nor­we­gen mit kurz­er Hose und Shirt. Den härtesten Teil der ins­ge­samt 900hm bringt man jedoch nach etwa 45 Minuten hin­ter sich, eben­so wie die Baum­gren­ze. Wir kom­men auf ein Plateau mit Seen und vere­inzel­ten Häusern. Dann fol­gt ein weit­er­er Anstieg auf die andre Seite des Bergkamms.

Hier find­et sich nur noch Geröll und die üblichen Blaubeer­sträuch­er. Das Licht der unterge­hen­den Sonne ver­lei­ht der Land­schaft warme Stim­mung. Bald schon kön­nen wir den türk­is­blauen See und dessen umher aufra­gen­den Fel­swän­den sehen. Die näch­sten zwei Stun­den laufen wir bergauf und bergab, über matschige Wege und kleine sich auf dem Weg sam­mel­nde Bäche. Ab dem sech­sten Kilo­me­ter kommt uns kein­er der Tages­tourenge­her mehr ent­ge­gen und vere­inzelt ste­hen ein paar Zelte am Wegesrand.

Wir ver­suchen der Sonne hin­ter­her zu laufen, was uns jedoch knapp misslingt. Als wir an der Troll­tun­ga ankom­men, ist die Sonne bere­its weg und taucht die Zunge des Trolls in Schat­ten. Immer­hin haben wir den Ort für uns allein und kön­nen nach Herzenslust auf dem lufti­gen Felsen herum­tur­nen. Ein Stück neben der Troll­tun­ga befind­et sich der Preikestolen, eine kleinere Vari­ante des ähn­lichen Felsens gle­ichen Namens am Lyse­fjord. Kurz hin­ter dem Preikestolen find­en wir ein schönes Plätzchen für unser Zelt mit Tief­blick auf den See. Wass­er ist kein Prob­lem, auf dem Weg zur Troll­tun­ga find­en sich haufen­weise Bäche und kleine Wasser­fälle. Wir kochen das erste Mal seit dem ersten Tag auf dem Besseggen­grat draußen auf der Iso­mat­te und genießen die Aus­sicht und den Ausklang dieses schö­nen Tages.

Die Trollzunge im strahlenden Sonnenschein

Nachts hat es etwas gereg­net, aber der Tag begrüßt uns wieder mit strahlen­dem Son­nen­schein. Wir früh­stück­en draußen auf unseren Logen­plätzen und schnab­u­lieren einen Vanillepud­ding, bevor wir nochmal zur Troll­tun­ga hinüberge­hen. Die ersten Tages­be­such­er sind schon da und posieren für Fotos. Auch wir rei­hen uns für Fotos im Son­nen­licht ein. Hier kann man viel Zeit ver­brin­gen. Ein­fach schauen und Sonne tanken.

Rückweg

Gegen Mit­tag machen wir uns auf den Rück­weg. Ein Lem­ming huscht uns über den Weg. Die ersten Gege­nanstiege sind fies — zurück ist es immer unan­genehmer als auf dem Hin­weg — aber nach vier Anstiegen geht es nur noch bergab bis zu dem steilen und knie­un­fre­undlichen Pfad über die Steine bis nach Skjeggedal. Alter­na­tiv kann man die Stufen am alten Bah­n­gleis hin­un­terge­hen, was aber sich­er nicht kniefre­undlich­er ist, aber trotz­dem recht fix. Eigentlich ist das aber unter­sagt, was die meis­ten aber wenig interessiert.

Hin­unter scheinen wir nicht viel schneller als hin­auf zu sein, so sehr muss man auf seine Schritte acht­geben. Mit dem schw­eren Gepäck keine allzu leichte Auf­gabe. Mit leichtem Tagegspäck reichen bei trock­e­nen Ver­hält­nis­sen sog­ar gescheite Turn­schuhe und der Weg ist gut an einem Tag zu bewälti­gen (22km). Unten am Park­platz erspähen wir zwei Öster­re­ich­er, die wir oben an der Troll­tun­ga getrof­fen haben und nutzen die Chance auf eine Mit­fahrgele­gen­heit. Wir haben Glück, sie fahren sog­ar bis nach Odda und nehmen uns mit.

Zurück in Odda

Im Stadtzen­trum bei der Touris­ten­in­fo lassen wir uns rauswer­fen und erfreuen die nette Dame darin immer wieder mit unser­er Anwe­sen­heit. Wir wollen eine Gletscher­tour auf den nahegele­ge­nen Fol­ge­fon­na machen. Lei­der ist der Ver­anstal­ter für mor­gen bere­its aus­ge­bucht, obwohl uns die Dame gestern ver­sichert hat, dass es reiche heute zu buchen. Wir bekom­men einen Platz für Don­ner­stag, check­en noch die Busverbindun­gen nach Jon­dal auf der anderen Seite des Gletsch­ers. Hier gibt es nur eine Verbindung um 23 Uhr, die 18 Uhr Verbindung fährt fast vier Stun­den mit vier­mal Umsteigen wie die Kuh ums Dorf. Bei Odda gibt es auch einen Zugang zum Gletsch­er, aber lei­der ist der Gletsch­er bere­its zu weit abgeschmolzen und es starten hier keine Touren mehr. Von Jon­dal kamen wir ja ursprünglich her…

Wir kaufen noch ein und laufen dann hin­auf zum Camp­ing­platz. Puh, die Stei­gung und Länge des Weges geben uns den Rest. Erschöpft kom­men wir nach eta 30 Minuten am Zelt­platz an und find­en ein schönes Plätzchen direkt am See. Zuerst gibt es ein Bier zur Erhol­ung. Dann machen wir Tiefkühl “Pytt i Pan­na” (eine Art nor­wegis­che Ver­sion vom Gröstl mit Kartof­feln, Zwiebeln und Wurst), was auf dem Camp­ingkocher nur bed­ingt gelingt — eigentlich han­delt es sich am Ende mehr um Kartoffelbrei.


FAKTEN ZUR TOUR
Wan­derung auf die Troll­tun­ga (1.100m)
Gehzeit: 10–11h
Dis­tanz: 22km
Höhen­meter: 1.300 hm
Aus­gangspunkt: Skjeggedal (400m)
Schwierigkeit: T3 – anspruchsvolles Bergwandern

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